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Weiss DSP 502 Digitaler Signalprozessor und Netzwerkrenderer

Weiss DSP502 Audioprozessor und Renderer

Erweiterung der Möglichkeiten

Weiss DSP502 – Erweiterung der Möglichkeiten

Die Schweizer Produktqualität ist sprichwörtlich. Das gilt auch für Daniel Weiss und seine hochwertigen Studio- sowie HiFi-Maschinen. Dass der Schweizer einen Grammy in Form des „Lifetime Achievement Awards“ bekommen hat, unterstreicht das nachdrücklich. Für FIDELITY hat sich der Weiss DSP502 zum Test angemeldet. Ein Renderer und digitaler Audiosignalprozessor, der ganz bewusst ins Klanggeschehen eingreift, um auch das letzte Quäntchen Qualität aus der Musik und vor allem der heimischen Anlage herauszukitzeln.

Weiss DSP 502 Digitaler Signalprozessor und Netzwerkrenderer

In Aller Kürze

Der Signalprozessor von Weiss ist ein Spezialist, der Kennern der Materie einen Mehrwert bietet. Klanglich erweitert der DSP502die Bühne in Breite und Tiefe, ohne die Abmischung zu verfärben. Studiotechnik eben.

Weiss DSP 502 Navigator


Reine digitale Audiosignalprozessoren sind eher rar in unserem Metier, trotzdem können sie vor allem für anspruchsvollere Hörer enorm viel Sinn machen. Hinausgehend über das Abspielen digitaler Musik als Renderer aus dem Netz und von einem Netzwerkspeicher kann der DSP502 auch per Kabel zugeführte digitale Daten verarbeiten. Alles, was ich schreibe, gilt übrigens ebenso für den Weiss DSP501, er ist technisch identisch, sitzt nur in einem kleineren Gehäuse. Konkret bietet er einen Abtastratenwandler mit frei wählbarer Samplingfrequenz, der dem anzuschließenden D/A-Wandler das Upsampling abnimmt. Die Konvertierung übernimmt ein flinker Sharc-DSP. Für die Verwaltung aller anderen Funktionen ist ein sparsamer Mikrocomputer von ARM zuständig.

Der Sharc-Prozessor von Analog Devices für die Umsetzung der aufwändigen Signalberechnungen

Ein parametrischer Fünfband-Entzerrer hilft dabei, vorhandene Raummoden zu unterdrücken. Da man die Filterqualität wählen kann, sind auch schmalbandige Anpassungen möglich, die keine färbenden Auswirkungen auf das eigentliche Musiksignal haben sollten. Ein weiterer Equalizer – Weiss nennt ihn den „Creative Equalizer“ – ist wie eine klassische Klangregelung zu verstehen, um einzelnen Aufnahmen minderer Qualität ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Der eingebaute „De-Esser“ basiert auf Weiss’ Pro-Audio Gerät DS1-MK3 und arbeitet weitgehend automatisch. Es gibt kaum ein Studio, das nicht mindestens einen solchen De-Esser auf der Gesangsspur einsetzt. Beim Hören fertig produzierter Musik spielt dieser Prozessor freilich keine Rolle mehr.

Die weiteren Funktionen des Weiss DSP502 möchte ich im Vergleich zum bisher Gesagten eher Komfortschaltungen nennen. So kann der Schweizer die Lautstärke aller Eingangssignale angleichen („Constant Volume“). Das ist extrem hilfreich, wenn Ihre Anlage bei einem geselligen Treffen im Hintergrund mal für eine gleichmäßig laute Atmosphäre sorgen soll.

Weiss DSP 502 Digitaler Signalprozessor und Netzwerkrenderer
Bei geöffneter Gehäuseabdeckung fällt sofort das üppige Netzteil ins Auge.

Bei der „Vinyl Emulation“ war ich zunächst skeptisch. Aber auch hier macht Weiss mehr als nur ein einfaches Gimmick. Der Prozessor wendet die Kennlinie des DMM-CD-Masterings von Stockfisch Records an, um charakteristische Klangeigenschaften der Vinylwiedergabe auf die von digitalen Quellen zu übertragen. Alles sehr subtil und keinesfalls effekthaschend, versteht sich. Eine weitere großartige Idee finde ich das „Crosstalk Cancelling“ (XTC). Die inzwischen immer häufiger anzutreffenden binauralen Mischungen, die bezüglich des Übersprechens zwischen den Kanälen auf die Kopfhörerwiedergabe optimiert worden sind, können mit dem DSP502 in gleicher Erlebnisqualität über Lautsprecher abgehört werden. Zu guter Letzt kann der Prozessor eine lautstärkeabhängige Frequenzanpassung durchführen – landläufig als Loudness-Schaltung bekannt – und die Musik speziell für die Wiedergabe auf einem Kopfhörer entzerren.

Weiss DSP 502 Digitaler Signalprozessor und Netzwerkrenderer
Wenig Zutaten für viel Geld? Bei einem Digitalprozessor wie dem DSP 502 geht es vor allem um die Software. Um deren Verwaltung kümmert sich ein eigener Mikrocomputer, der auf der kleinen grünen Platine verbaut ist. Für die Umsetzung der aufwändigen Signalberechnungen ist ein Sharc-DSP von Analog Devices zuständig.

Bevor ich zu den Geräteanschlüssen komme, will ich zunächst einmal Musik hören. Da der DSP502 kein Streamer, sondern ein Renderer ist, muss ihm das Signal über eine externe App zugeführt werden. Das geht zum Beispiel mit Roon, aber auch mit Apps wie mconnect, die für diesen Test zum Einsatz kommt. Hierbei verwaltet die App die Datenströme und verknüpft eine Quelle (NAS-Speicher etc. oder Webstreamingdienste) mit einem Wiedergabegerät, das dann nur noch die seriellen Musikdaten verarbeiten muss. Das klingt kompliziert, hat aber einen entscheidenden Vorteil: Der DSP502 ist nicht abhängig von Softwarelizenzen oder Updates! Der Weiss DSP502 ist selbst kein Wandler, sondern stellt seine bearbeiteten Musikdaten an verschiedenen Digitalausgängen für nachgeschaltete DACs zur Verfügung.

Weiss DSP 502 Digitaler Signalprozessor und Netzwerkrenderer
Mit AES, 2 x S/PDIF, 2 x USB und LAN bietet er allerdings reichlich Eingänge. Hinaus geht’s über zwei alternative Digitalabgriffe. Richtig erkannt: ein D/A-Wandler ist nicht an Bord.

Ich starte mit dem aktuellen Sting-Album The Bridge via Qobuz-Stream. Der Weiss arbeitet jetzt als UPnP-Renderer und wird durch die mconnect-App mit Musik beliefert. Die Platte wird vom Webdienst in 24/48 gestreamt. Ich entscheide mich über das leicht verständliche Webinterface des Weiss fürs Upsampling auf 192 Kilohertz. „Rushing Water“ ist klanglich wie musikalisch eines der stärksten Stücke des Briten seit vielen Jahren. Das Schlagzeug ist druckvoll, die Becken strahlen, ohne harsch zu klingen. Sting selbst klingt frisch, und seine Stimme sitzt sauber in der Stereomitte. Die Gitarren weben einen Police-artigen Teppich. Das ist naturgemäß schon ähnlich dem, wie ich es ansonsten auch über meinen Luxman-Wandler gewohnt bin, der ja als DAC in der Kette bleibt. Der Weiss DSP502 übernimmt lediglich die Aufbereitung der digitalen Daten, in diesem Falle das Upsampling. Wie äußern sich die Unterschiede? Tatsächlich öffnet sich das Klangbild ein wenig nach rechts und links, und die Stimme wird besser separiert. Die Bühne rückt ein Stück weiter in die Tiefe und ich meine, mehr Details hören zu können. Gleichzeitig ertönt der Stream fokussierter und gebündelter, was mit einem Quäntchen mehr Druck einhergeht. Dieser Effekt erinnert mich an den Unterschied zwischen CD- und HiRes-Aufnahmen. Besonders gut ist das bei den umgekehrt abgespielten Gitarrenakkorden im überraschend modern arrangierten Stück „Loving You“ zu hören, die mit deutlich mehr Tiefe und filigranerer Textur ans Ohr kommen. Hier hat der Weiss klar die Nase vorn gegenüber dem unbearbeiteten Stream.

Weiss DSP 502 Digitaler Signalprozessor und Netzwerkrenderer
Neben einem guten Webinterface und dem kleinen Touchscreen gibt es sogar eine klassische Fernbedienung.

Nach diesen ersten Eindrücken möchte ich die schlimmsten Raummoden mit Hilfe des Weiss lokalisieren und eliminieren. Der klar beschriebene Vorgang in der (bislang ausschließlich) englischsprachigen Bedienungsanleitung hilft mir dabei: Auf der Homepage des Herstellers gibt es einen Sinus-Sweep, mit dem man sich die schlimmsten „Problemzonen“ ganz einfach erhören kann. Ich entdecke dabei vier kleinere Raummoden im Bereich zwischen 80 und 170 Hertz. Ich gehe das Thema mit schmalen Kerbfiltern im Room-EQ des DSP502 an. Ohne das Signal in seinem Grundklang merklich zu verändern, nimmt der Entzerrer die raumanregenden Frequenzen ein wenig zurück. Ich kann alle Änderungen während des laufenden Betriebes hören und so die beste Einstellung für mich finden. Hier ein wenig breiter absenken, dort nicht ganz so stark. Passt! Anschließend vergleiche ich zwischen ein- und ausgeschaltetem Room-EQ, selbstverständlich ebenfalls im laufenden Betrieb. Ich höre den Unterschied. Mit Samthandschuhen und gleichzeitig effektiv greift der EQ in das Frequenzgeschehen ein. Das ist vor allem für problematische Räume ein probates und gut klingendes Mittel. Selbst der unter Puristen verpönte lautstärkeabhängige Equalizer, kurz Loudness, klingt jederzeit sauber und niemals färbend. Wenn Sie die Musik der Empfindlichkeit Ihres Gehörs vor allem bei geringen Lautstärken anpassen wollen, ist das aus meiner Sicht legitim. Im Weiss DSP502 sind insgesamt 10 Frequenzgangvariationen passend zur Abhörlautstärke hinterlegt. Diese basieren auf den von Fletcher und Munson in den 1930ern zusammengetragenen „psychoakustischen Kurven gleicher Lautstärke“.

Weiss DSP 502 Digitaler Signalprozessor und Netzwerkrenderer
Der 502 versteht sich in echtem Understatement und hüllt sich in verführerische Schlichtheit.

Oscar Peterson hilft mir bei der Bewertung des Crosstalk Cancellings. Das Stück „Body And Soul“ liegt in einer binauralen Mischung vor (Unmistakeable – Zenph Re-Performance via Qobuz). Was über meinen Shure-Kopfhörer SRH-1540 mit toller Räumlichkeit erklingt, fällt ohne Korrektur ein wenig unmotiviert aus den Klitsch Heresy IV Lautsprechern. Ich aktiviere nun die DSP-Funktion im Weiss, stelle den Abstand zwischen den Lautsprechern und zum Hörplatz ein, und schon klingt diese für Kopfhörer optimierte Mischung lebhaft, offen und mit geschärfter Räumlichkeit. Oscar Petersons Klavierspiel ist schnell, akzentuiert und dennoch gefühlvoll, wie der Titel schon sagt. Vergessen Sie die XTC genannte Option bitte nicht zu deaktivieren, wenn Sie wieder einer normalen Stereoabmischung lauschen, ansonsten klingt es doch ein wenig seltsam. Unter der Haube arbeitet der Schweizer Digitaljongleur ähnlich wie beim Noise Cancelling eines Kopfhörers und „rechnet“ durch Phasendrehung die Anteile des Übersprechens der binauralen Kopfhöreraufnahme wieder heraus.

Bildergalerie
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Alles, was der Weiss DSP 502 anbietet, ist eine nachvollziehbare Veränderung, ohne das Signal zu verfärben oder zu verbiegen. Wenn ich das Optimum aus meinen digitalen Aufnahmen herausholen möchte, gibt es für den Weiss DSP502 kaum eine Konkurrenz. Und durch die einfache Weboberfläche oder die Bedienung über das berührungsempfindliche Display habe ich subjektiv irgendwie auch das Gefühl, eine analoge Konsole mit hochwertigen Kanalzügen zu bedienen.

Upsampling und Oszillatoren
Internes Upsampling in einem Wandler ist aus Kostengründen oft kompromissbehaftet und Teil des Wandlerchips. Beim Weiss wird dieser Vorgang hingegen mit hoher Präzision und je einem Quarzoszillator für die Vielfachen von 44,1 oder 48 Kilohertz durchgeführt. Allein dieser Prozess kann im Vergleich zur Standardkonvertierung schon den Klang der digitalen Wiedergabekette aufwerten. Die Abtastratenwandlung übernimmt ein Sharc-DSP. Natürlich wandelt der DSP502 nicht pauschal auf die höchstmögliche Samplingfrequenz, sondern ich kann selbst auswählen, ob ich beispielsweise eine CD-Aufnahme mit einem Vielfachen der 44,1 kHz (einfache Rechenoperation) abspielen oder aber auf maximal 192 kHz, also einem Vielfachen von 48 kHz (hier können Rundungsfehler auftreten, wenn das Original in 44,1 kHz vorliegt) upsampeln möchte.

Info

Digitaler Signalprozessor und Netzwerkrenderer Weiss DSP502
Konzept: Signalprozessor auf Sharc-DSP-Basis mit Digitalausgang und digitaler Lautstärkeregelung, Netzwerkrenderer (UPnP/DLNA) (Signalbearbeitung via PCM, DSD-Signale werden vor der Bearbeitung in PCM umgewandelt)
Eingänge: digital XLR (AES/EBU), koaxial und optisch (S/PDIF), USB-B-Buchse für externe Rechner, Netzwerkanschluss
Ausgänge: je 2 wählbare Ausgänge digital XLR (AES/EBU) und koaxial (S/PDIF)
Formate: 44,1 kHz bis 192 kHz PCM über S/PDIF und AES/EBU, via LAN bis 384 kHz (PCM) sowie DSD128 bei maximal 32 bit Wortbreite
Zubehör: Stromkabel, Fernbedienung
Ausführung: Stahl und Aluminiumfront (10 mm) in Schwarz oder Silber, berührungsempfindliches Display
Maße (B/H/T): 45/7/30 cm (DSP502); 19/7/30 cm (DSP501)
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 7500 €

Kontakt

WOD Audio
Westendstraße 1a
61130 Nidderau
Telefon +49 6187 900077

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