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Marantz CD 60

Marantz CD 60

Genuss ohne Kopfzerbrechen

Marantz CD 60

Marantz beweist mit dem CD 60, dass CD-Player längst nicht ausgestorben sind und klanglich immer noch Hervorragendes leisten können.

Marantz CD 60

In aller Kürze:
Marantz tritt mit dem CD 60 den Beweis an, dass CD-Player auch 2023 noch eine Rolle in klanglicher und technischer Hinsicht spielen. Der CD 60 ist ein Garant für unkomplizierten Musikgenuss in höchster Qualität.

Marantz CD 60


Sollte man in einem High-End-Magazin überhaupt noch über CD-Player berichten? Und dann noch über ein Gerät, das für weniger als eintausend Euro zu bekommen ist? Haben wir nicht längst dieses Bild im Kopf: Der ernsthafte audiophile Nerd beschäftigt sich mit Streamern und DACs, philosophiert über Samplingraten, versucht mit immer weiter ausgefeilten Clock-Konstruktionen auch dem letzten Quäntchen Jitter auf die Spur zu kommen und benötigt als Krönung des Ganzen auch noch einen speziellen auf Musikwiedergabe gezüchteten Switch und das dementsprechende „musikalische“ LAN-Kabel dazu.

Und dann kommt Marantz mit einer dieser rechteckigen Kisten um die Ecke und negiert all das schöne und aufwendige Digitalspielzeug! Ist das nicht abgrundtiefes „Back to the 90ies“? Sicher, vom technischen Stand digitaler Möglichkeiten mag ein Produkt wie der CD 60 ein Anachronismus sein, doch wer eine fünfstellige Zahl an CDs sein Eigen nennt, wer Exotisches hört, das sich noch nicht auf Streaming-Plattformen vorgewagt hat, wer einfach nur ohne Kopfzerbrechen möglichst unkompliziert seiner Musik lauschen möchte und wer vor allem weiß, dass das Wohl der perfekten Musikreproduktion am Beginn bei der Aufnahme und nicht am Ende bei der Wiedergabekette liegt, der bugsiert den CD 60 hoffnungsvoll mit einem breiten Lächeln in das heimische Rack.

Marantz CD 60
One size fits all: Der 60er dient als CD-Zuspieler für alle aktuellen Premium-Serien von Marantz. Es wird also keinen CD 30 oder CD 40 geben. Mit seiner Optik passt er übrigens auch zum AV-Prozessor AV 10.

Patentierte Technik

Das Einlesen der CD geschieht recht fix, das Öffnen und Schließen der Lade braucht ein wenig Zeit, was aber dankenswerterweise die Mechanik schont. Überhaupt erhält Marantz ein großes Lob von mir, da man konservativ am klassischen Schubladenbetrieb festhält und nicht auf ein stylisch-modernes Slot-in-Laufwerk zurückgreift – schon oft genug habe ich erlebt, wie sich ein solches als wahrer „CD-Fresser“ erwiesen hat. Auch ansonsten präsentiert sich der CD 60 mit stimmiger Haptik und überzeugender Verarbeitungsqualität. Wie in allen Verstärkern und CD-Playern von Marantz arbeiten im CD 60 die patentierten „Hyper Dynamic Amplifier Modules“ (HDAM). Es handelt sich hier um ein hauseigenes Platinendesign, bei dem diskrete Schaltkreise anstelle von Standard-ICs eingesetzt werden.

Die Module bestehen aus in diskreter SMD-Technik aufgebrachten Komponenten mit kurzen, gespiegelten L/R-Signalwegen. Der Vorteil ist hierbei, dass die betreffenden Bauteile herkömmliche IC-Operationsverstärker in Bezug auf Anstiegsgeschwindigkeit und Reduzierung des Geräuschpegels übertreffen sollen. Im Laufe der Jahre hat Marantz unterschiedliche Modultypen entworfen, sodass wir beim CD 60 die aktuelle Entwicklungsstufe der Module vorfinden.

Marantz CD 60
Abgespeckt: Man sollte nicht vergessen, dass es eine Alternative zum CD 60 gibt. Sein großer Bruder SACD 30n bringt CD, SACD und Streaming in die Premium-Ketten des Herstellers. Allerdings kostet er auch mehr als das Dreifache. Für ein Gerät der “dreistelligen” Preisklasse ist der CD 60 grandios aufgebaut und verarbeitet.

Ein Fest für Kopfhörer

Dass Marantz beim CD 60 preislich in einem ungewohnt freundlichen Rahmen bleibt, liegt auch daran, dass der Hersteller bei einigen Äußerlichkeiten absichtlich nicht ganz in die Vollen gegangen ist. So hat sich Marantz nur auf die CD-Wiedergabe konzentriert und bewusst auf SACD verzichtet. Nicht verzichten müssen wir hingegen auf einen Kopfhörereingang! Schon lange ist es bei Marantz Tradition, die CD-Player mit einem ordentlichen Kopfhörerverstärker auszustatten, bei dem selbstredend die hauseigenen HDAM-Module Verwendung finden. So auch beim CD 60, der hier mehr als ein nur passables Klangresultat vorlegt. Sicher, ein ausgewachsener Kopfhörerverstärker kann trotz der wählbaren Ausgangsleistung des CD 60 gerade bei schwer zu treibenden Schallmützen einen größeren Dynamikumfang und eine stimmigere Räumlichkeit produzieren, bei meinem Focal Celeste mit seinen 35 Ohm bin ich aber klanglich ausgesprochen angetan, auch mein Studiokopfhörer DT-1770 Pro von Beyerdynamic konnte trotz seiner 250 Ohm grundsolide betrieben werden.

Mit lockerem Swing erklingt Harry Belafontes „Cottonfield Blues“ ebenso geschmeidig wie Bernsteins Orchestersuite der West Side Story in der interpretatorischen und klanglichen Referenzaufnahme mit Michael Tilson Thomas am Pult. Wer nur hin und wieder zum Kopfhörer greift, findet hier einen wirklich zuverlässigen Spielpartner. Ach, ja – über einen USB-Anschluss an der Front, der das Abspielen von Files bis 24/192 und DSD512 ermöglicht, verfügt der CD 60 auch noch; ein Feature, das klanglich ohne Abstriche gefällt, in der Bedienung jedoch etwas hakelig ist. Aber wer ernsthaft Files abspielen will, wird dies ohnehin nicht über eine Ersatzfunktion am CD-Player tun. Und für Fledermausohren gibt es noch zwei wählbare Digitalfilter. Wenn das keine satte Ausstattung ist.

Nur die Musik zählt

Marantz CD 60

Bei Lautsprechertests kennt man ja die Floskel, dass diese angeblich bisweilen gänzlich hinter der Musik verschwinden. Dieses Bild kommt mir unweigerlich in den Sinn, nachdem ich die ersten Tracks des neuen Albums von Belle & Sebastian gehört habe. Es stellt sich schlichtweg nicht die Frage, welches Gerät denn da spielt. Auch nicht, welche Abtastrate vorliegt, ob Filter zum Einsatz kommen, welche Chips Verwendung finden, welche Clock wie taktet, ob Jitter-Artefakte vorhanden sind oder worüber man sonst noch so unter Audiophilen bei der digitalen Musikwiedergabe diskutieren könnte. Wozu auch? Die Musik ist einfach da, alles passt zusammen, die gesamte Wiedergabe ist von größter Selbstverständlichkeit gekennzeichnet. Raum, Timing, Klangfarbe, Dynamik, Auflösung – nichts passiert hier auf Kosten eines anderen Wiedergabeaspekts.

Nun könnte man einwerfen, dass es sich beim CD 60 womöglich um einen langweiligen Zeitgenossen ohne Eigenschaften handelt, fallen doch keinerlei Aspekte heraus, ist offensichtlich kein spezifisches Charaktermerkmal zu benennen. Dieser Denkansatz geht freilich von der Prämisse aus, dass High End immer eines besonderen Distinktionsmerkmals bedürfe, um Eigenständigkeit und Individualität unter Beweis zu stellen. Beim jüngsten Marantz-Spross könnte man dagegen besser von einem Zeitgenossen mit allen Eigenschaften sprechen, der es aber nicht nötig hat, diese einzeln vorzuführen, sondern sich in der perfekten Balance all seiner Qualitäten weiß.

Lassen Sie uns hierzu ein wenig in Mussorgskys Bilder einer Ausstellung in der ungewöhnlichen und weithin unbekannten Instrumentierung Vladimir Ashkenazys hineinhören. Ihr fehlt das Flirrende und vordergründig Virtuose der berühmten Ravel-Version. Ashkenazy instrumentiert erdiger in den Klangfarben, burschikoser bei der Rhythmik und trifft damit die widerborstigen Element Mussorgskys vermutlich besser als Ravels Fin-de-Siècle-Parfüm.

Marantz CD 60

Die ungewöhnlichen und wahrhaftig unerhörten Klangfarben der Akkordinstrumentierung weiß der CD 60 mit stimmiger Farbpalette darzustellen, die grummelnden Bässe in den Bildern „Gnomus“ und „Bydlo“ zeigen, dass der Marantz bei aller klanglichen Balance keine Probleme hat, sich auch in ganz tiefen Frequenzkellern zu tummeln. Und wenn die Streicher dann doch mal wie bei Ravel flirren und sirren, besticht der Player durch eine glockenklare Hochtonpräsenz. Nie aber schummelt sich eine der genannten Wiedergabequalitäten im Laufe der Aufnahme an die Pole-Position, sondern diese treten immer nur dann in Erscheinung, wenn sie von der Aufnahme abgerufen werden. So soll das sein.

Eigenständige Qualität

Der CD 60 ist mehr als nur ein Ergänzungsgerät für die aktuellen HiFi-Baureihen des Herstellers – getreu dem Motto „One size fits all“ passt er optisch zur 40er- und zur 30er-Familie. Er ist ein gänzlich eigenständiger klassischer CD-Player, der sich auch blendend mit Verstärkern aus anderem Hause versteht und in seiner unkomplizierten und klanglich ausbalancierten Spielweise sicher für die Renaissance einer vermeintlich ausgestorbenen Gerätekategorie stehen kann. Und so stellen wir fest: Die CD und mit ihr der CD-Player leben noch. Und das ist auch gut so!

Marantz CD 60

Info

CD-Player Marantz CD 60

Konzept: klassischer CD-Spieler
Ausgang analog: 1 x Cinch
Ausgang digital: S/PDIF (optisch/koaxial)
Eingang digital: USB A
Kopfhöreranschluss: 1 x Klinke (6,3 mm)
Abspielbare Medien/Formate: CD, CD-R/RW, MP3, WMA
Frequenzgang (−3 dB): 2 Hz bis 50 kHz (DSD via USB), 2 Hz bis > 20 kHz (CD-Audio)
Leistungsaufnahme Standby: 0,3 W
Maße (B/H/T): 44/13/40 cm
Gewicht: 7,5 kg
Garantiezeit: 2 Jahre (5 Jahre nach Registrierung)
Preis: um 850 €

Kontakt

Marantz Deutschland

D&M Germany GmbH
An der Kleinbahn 18
41334 Nettetal
info@marantz.de

www.marantz.de

Mitspieler

Laufwerke: Thorens TD 126 MK III, Technics SL-1210 MK2
Tonarm: Koshin GST 801
Tonabnehmer: Sumiko Blackbird, Ortofon Concord Century
Phonovorverstärker: Innovative Audio Ultimate 2b, Thel Phono M
CD-Player: Naim CD 5i
Streamer: Naim CD5XS
Vollverstärker: Naim SuperNait
Lautsprecher: Gamut Phi 7
Kopfhörer: Beyerdynamic DT 1770 Pro
Zubehör: Wireworld, Sommer, Creaktiv

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.