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...und dann war da noch... Taylorpalooza

TAYLORPALOOZA

TAYLORPALOOZA

Mein Computer sprach mit mir: „Lieber Taylor-Swift-Fan“, sagte er.

Das war schon nicht ganz richtig. Korrekt hätte es lauten sollen: „Lieber Vater eines Taylor-Swift-Fans“, aber so weit ist die sonst allgegenwärtige „Künstliche Intelligenz“ zum Glück noch nicht. Ich saß also digital verkleidet als Taylor-Swift-Fan vor dem Laptop und beobachtete einen breiten grauen Streifen am unteren Bildrand, der sich von links langsam blau verfärbte wie ein Corona-Selbsttest. „Aktuell bist du im Warteraum“, verkündete der Computer. „Bitte hab noch etwas Geduld, es geht gleich weiter.“

Es ging dann sogar schnell, und es geht noch immer weiter. Vier Tickets erstand ich für ein Konzert von Taylor Swift im Sommer 2024, für meine Tochter und ihre Freundin sowie deren Vater und mich. Die einzig verfügbaren Karten lagen in der Kategorie „Front of Stage“. Was das bedeutet, lernte ich beim Bezahlen: „Normalpreis 239,50“ stand dort, natürlich mal vier, am Ende wurden 1009,96 Euro verlangt. Wobei das Wort „Normalpreis“ in Kombination mit den Zahlen dahinter für mich eine semantische Unverschämtheit darstellt. Aber wer bin ich denn? Nur ein Vater, der auf die Frage, ob man denn nicht zum Taylor-Swift-Konzert gehen könne, unüberlegt geantwortet hatte: Klar, mein Schatz. „Front of Stage“, das ist zudem das Habitat der Ultra-Swifties. Jener Fans, die ganz nah dran sind und das, wie man auf Youtube lernt, durchgehend beim dreieinhalb Stunden dauernden Konzert feiern.

Nun, ich habe genug Zeit, mich darauf vorzubereiten. Die Tochter hat schon angekündigt, mich am großen Tag zum Swiftie umzugestalten. Mit Sonnenblumen-Sonnenbrille zum Beispiel, mit für die Fangemeinde typischen Glasperlen-Freundschaftsbändern am Unterarm und vermutlich der grünen Sommerhose meiner Frau. Damit es für sie nicht peinlich wird. Denn ein normal angezogener Vater im Meer der frech-fidelen Swifties, das geht sowas von gar nicht.

Seitdem bin ich Teil der globalen „Taylorpalooza“. „Palooza“ beschreibt eine Megaparty, ein Jahrhundertevent: ein Konzert von Taylor Swift. 146 Auftritte wird die amerikanische Sängerin bis Ende November 2024 auf ihrer „Eras“-Tour geben – bei Konzert Nr. 119 sind dann wir dabei. Swift bricht jede Menge Rekorde: Sie wird mit geschätzten 1,4 Milliarden Dollar Umsatz durch den Ticketverkauf Elton Johns jüngste Rekord-Abschiedstournee in den Schatten stellen. Durch die Tour werden ihre Plattenverkäufe noch einmal gesteigert: Taylor Swift hat, da ich dies hier schreibe, 10 Alben gleichzeitig in den US-Billboard-Charts und als erste lebende Künstlerin vier Songtitel in den Top 10. Das war zuletzt dem Trompeter und Bandleader Herp Alpert 1966 gelungen.

Übrigens, bevor hier die ersten Leserbriefe von verunsicherten Mathematiklehrern eintrudeln: Natürlich ergibt viermal 239,50 Euro nicht 1009,96 Euro. Die Differenz entfällt auf die Ticketversicherung, die mit 51,96 Euro mehr kostet als die meisten Konzerte, die ich sonst in meinem Leben besucht habe.

...und dann war da noch... Taylorpalooza

PS: Unnützes Wissen, Teil 33:

Sogar die New York Times kriegt in Sachen Swift bereits Schnappatmung. So berichtete die Zeitung von einem Swiftie-Selfie mit einer Fast Food speisenden Taylor Swift auf einem Instagram-Kanal, dessen Beschreibung lautete: „Taylor Swift was eating a piece of chicken with ketchup and seemingly ranch!“ Man sah auf dem Bild einen Pappteller mit frittiertem Huhn sowie einer Portion Ketchup und einem weißen Klecks, vermutlich – seemingly – Ranch-Dressing. Am nächsten Tag verkündete Ketchup-Gigant Heinz, man werde eine Sonderedition auf den Markt bringen mit Namen „Ketchup And Seemingly Ranch“. Und die US-Restaurantkette Buffalo Wild Wings benannte sofort ihre Dips um in „Possibly Blue Cheese“, „Might Be Asian Zing“ und „I Think This Is Buffalo“.

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.