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Entotem Plato

Test Entotem Plato Musikserver

Entotem Plato – Smart Home, endlich auch zu Hause

Smarte Thermostaten und clevere Kühlschränke sind ja ganz nett. Aber dieser Zauberkasten aus England erleichtert und verschönt das Leben wirklich: Während Sie einfach nur Musik hören, digitalisiert er fleißig Ihre Plattensammlung.

Ach ja, Smart Home, die mittlerweile schon zwanzigjährige kapitale Sau, die immer wieder bei jeder größeren Technikmesse durchs Dorf getrieben wird. Was soll uns das vernetzte Leben nicht alles erleichtern: Kühlschränke bestellen die Milch im Internet (natürlich fettreduziert, wenn das Fitness-Armband wieder bedenklich wenig Schritte gezählt hat), Fernseher wissen besser als wir, was wir sehen wollen, und die Heizung kann ich jetzt auch vom Smartphone aus steuern. Toll und supi! Aber ein zentrales Problem der Musik liebenden Menschheit wird einfach ignoriert – die elegante und sinnvolle Verschmelzung von analog und digital, von Schall- und Festplatte.

Aber halt, da gibt es jetzt was Neues aus England. Ganz ohne „smart“ im Namen, dafür umso intelligenter in der Umsetzung: den Plato von Entotem. Ein Musikserver, der dank MM/MC-Phonovorstufe den Plattenspieler nicht nur als analogen Zuspieler willkommen heißt, sondern die Informationen der schwarzen Scheiben während des Abspielens auch direkt in ihr binäres Äquivalent übersetzt und auf den eigenen Festplatten speichert. Das extrem Smarte dabei: Es funktioniert in der Praxis tatsächlich genauso einfach, wie es klingt.
Schallplatte auflegen, abspielen, lauschen und hinterher verblüfft die richtig benannten und sogar mit dem richtigen Cover-Bild hinterlegten Stücke im Speicher des Plato wiederfinden. Das Geheimnis liegt in der selbst entwickelten Mustererkennung und dem Online-Abgleich mit der Gracenote-Datenbank. Jeder digitalisierte Track wird in Sekundenschnelle analysiert und mit den passenden Meta-Informationen über Interpret, Album, Titelname, Laufzeit und Genre abgespeichert. Das klappte im Praxischeck mit neun von zehn Platten hervorragend und mühelos, wobei die zehnte auch als kleiner Exot durchgehen könnte (Alasdair Roberts and Friends: A Wonder Working Stone). Pausen zwischen den Tracks werden spielend erkannt, auch bei durchgehend lückenlos abgemischten Aufnahmen findet der Plato gezielt Anfang und Ende jedes Stückes. Und keine Panik, wenn die Nadel eine Weile in der Endrille hängt: Zumindest der Plato schaltet nach drei Minuten ohne Musiksignal die Aufnahme ab. Der Plattenbesitzer muss eigentlich nur noch auf eines achten: vor der Aufnahme den Phonoeingang bezüglich Eingangsempfindlichkeit, -kapazität und -widerstand richtig konfigurieren, um Clipping zu verhindern. Und die bevorzugte Abtastrate festlegen, auf Wunsch gerne auch als HiRes-Aufnahme mit bis zu 24 Bit und 192 Kilohertz.
Das vor fast drei Jahren gegründete englische Start-up Entotem hatte sich zum Ziel gesetzt, dem Musikliebhaber die ultimative Unterhaltungszentrale ins Wohnzimmer zu stellen, um das sich die Familie scharen sollte wie um den namensgebenden Stammesmittelpunkt, den Totempfahl. Schließlich besteht die Gründungsmannschaft selbst aus Musikfans, darunter sogar gestandene Musiker inklusive Plattenvertrag. Jedenfalls wissen die charmanten Briten genau, was ein wirklich smarter Musik-Entertainer alles können muss. Neben der Aufnahme analoger Audiosignale (wenn’s sein muss bis zum Kassettendeck) dürfen auch digitale Zuspieler ran, und natürlich gehört Netzwerkstreaming – sowohl als Client als auch als Server – zum Repertoire. Der Plato serviert Musik von NAS-Platten und USB-Sticks, und ebenso gibt er die auf seinen zwei Terabyte fassenden Festplatten gespeicherten Stücke freimütig an andere Netzwerkplayer heraus. Für das angesagte, aber ganz und gar nicht HiRes-taugliche Sonos-System rechnet der Engländer sogar alle Audioauflösungen über 48 Kilohertz und 16 Bit herunter – andernfalls würden die Sonos-Spieler schlicht die Wiedergabe verweigern. Auch HD-Videos kann der Entotem Plato abspielen – nicht nur auf dem zwar brillanten, aber gerade mal Smartphone-großen eigenen Touchscreen, sondern via HDMI-Verbindung auch auf dem Familien-TV im Wohnzimmer.

Der Touchscreen gibt in erster Linie Aufschluss über Zustand und Inhalt des Plato. Bedienen kann man ihn darüber mit schlanken Fingern zwar, muss man aber nicht. Es gibt eine passende App für Android- und seit einiger Zeit auch für iOS-Geräte. Die iOS-Variante ist sehr gut umgesetzt, die Android-Version als genaue Kopie des auf dem Gerät verwendeten Programms noch einen Tick besser, weil sie ein exaktes Feedback gibt. Wer sich den Plato als Familienunterhaltungscenter ins Wohnzimmer stellen will, hätte in einem günstigen Tablet auf Android-Basis die ideale Fernbedienung dafür. Zwar integriert der Server direkt keine Streaming-Dienste wie Tidal oder Spotify, allerdings lässt sich auf seinem Android-Betriebssystem die jeweils passende App installieren – und so über kleine Umwege auch Musik aus der Cloud einrichten.
Die musikbegeisterten Väter des Plato gaben ihm die wichtige Fähigkeit mit, auch über das Netzwerk zu erkennen, ob ein Album lückenlos gespielt werden sollte. Das erfordert immer Eigenleistung des Players, weil er schon beim Spielen des einen Tracks vorab den nächsten abfragen und buffern muss. Tut er dies nicht, gibt es hässliche Zwangspausen mitten im Livekonzert oder Konzeptalbum. Auch HiRes-Aufnahmen bis 24/192-Auflösung werden anstandslos abgespielt. Wenn es auf sehr hohem Niveau etwas zu meckern gibt, dann über die etwas spartanische Sortierfunktion ausschließlich nach Album, Künstler und Genre. Gerade bei großen Musiksammlungen wären noch ein paar weitere Filtereinstellungen oder – noch besser – eine dynamische Sortierfunktion mit Kriterien wie „Erscheinungsjahr“ oder „zuletzt hinzugefügt“ sehr hilfreich. Sollte in England bei Entotem also gerade ein Entwickler noch etwas Zeit haben, die Musikfans würden es ihm danken!

Den Plato gibt es in zwei Varianten: als All-in-one-Paket inklusive Endstufe für rund 6000 Euro und ohne integrierten Verstärker für 4800 Euro. Letztere spielt sich nun also an einer Naim-Anlage ein. Die analoge Kost wird ihm von einem Linn Sondek LP12 gereicht, wechselweise bestückt mit dem elektromagnetischen Tonabnehmer Linn K18 II sowie für den Vergleich einem MC-System Benz Glider SL. Mit beiden Systemen kommt der Plato gut und selbst mit den leiseren MC-Signalen erstaunlich rauschfrei zurecht. Tatsächlich müsste man schon einen deutlich hochwertigeren externen Phonoverstärker andocken, um die Grenzen der internen Plato-Phonostufe auszuloten. An der Funktion würde sich damit nichts ändern, der Plato digitalisiert die Vinylkost dann über einen der Line-Eingänge.
Mit Musik von der Festplatte tut sich der Musikserver auch nicht schwer, im Gegenteil. Dass hier Musikfans am Werke waren, merkt man vom ersten Takt an. Kräftig, aber nicht schwammig im Bass, schön konturiert und akzentuiert bei Stimmen, exakt richtig ausgeleuchtet in den Höhen. Laura Mvula darf mit dem Plato zeigen, wie vielfältig im Ausdruck, wie filigran und gleichzeitig kraftvoll ihre Stimme ist, während das Metropol Orkest sie in seiner ganzen Pracht und Dynamik begleitet. Nein, der Plato ist kein autistischer Pedant, der sich in der weitschweifigen Darstellung des Vibratos einer Geigensaite verliert. Er ist ein Musiker, swingt und rockt für sein Leben gern, ist eher saftig und dynamisch denn zart, liebt das Spiel mit Lautstärken und Klangkörpern. Ich kenne auch die Version mit Verstärker, der ebenfalls geschmeidig und mit Verve zur Sache geht – und nun weiß ich, dass nicht unbedingt nur die rund 60 Watt pro Kanal liefernden Endstufen für den Power-Sound verantwortlich sind. „Klangstark“ ist in diesem Falle endlich mal keine leere Worthülse. Wenn Smart Home nur immer so einfach und hilfreich wäre!

entotem-plato-navigator

 

Musikserver Entotem Plato
Eingänge analog: 3 x Line, 1 x Phono/Aux (MM/MC)
Ausgänge analog: 1 x Pre-Out
Eingänge digital: 4 x USB, 1 x USB-Mini, 1 x RJ45 (LAN), 2 x S/PDIF (koaxial, optisch)
Ausgänge digital: 2 x Toslink, 1 x HDMI
Musikspeicher: 3 TB HDD
DAC: Wolfson WM8741 (24 bit/192 kHz)
A/D-Wandler: Texas Instruments PCM 4722 (24 bit/192 kHz)
Steuerungssoftware: Plato by Entotem für iOS/Android
Unterstützte Dateiformate: AAC, MP3, APE, WAV, ALAC, FLAC
Unterstützte Videoformate: MOV, MPEG2, MPEG4, H263, H264
Unterstützte Samplingrate: PCM, bis 24 bit/192 kHz
Phono: 100 Ω/200 Ω/47 KΩ, 100 pF oder 200 pF; Verstärkungsfaktoren: 53–68 dB (MC), 30–46dB (MM)
Maße (B/H/T): 37/13/30 cm
Gewicht: 9 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: 4800 €

 

Robert Ross audiophile Produkte GmbH, Alemannenstraße 23, 85095 Denkendorf, Telefon 08466 905030

 

www.entotem.de

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