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KEF LS 50

Test: KEF LS 50

KEF LS 50 – Die im Dunkeln funkeln!

Von den drei schönen Schwestern ist die KEF LS 50 mit Abstand kleinste und günstigste. Dennoch sollte man das Prinzesschen keinesfalls unterschätzen!

Alle, die sich für kompakte Lautsprecher interessieren, kennen die LS 50 von KEF natürlich längst. Ihre Premiere feierte sie zum 50. Jubiläum der Firmengründung, und das ist nun schon ein paar Monate her. Seither hat sie Preise und Auszeichnungen eingesammelt wie andere Leute Treuepunkte an der Supermarktkasse. Zu Recht, wie ich finde. Die kleine Fünfziger erreichte schon zum Zeitpunkt ihrer Präsentation den Status eines zukünftigen Klassikers. Und der Erstkontakt mit der LS 50 löst normalerweise einen spontanen Haben-wollen-Reflex aus. Warum es aber nicht sofort mit uns beiden geklappt hat, ist mir zwischenzeitlich leider nicht klarer geworden. Doch nun ist alles gut: Seit einiger Zeit wohnt sie bei mir, die kleine KEF. Das „KEFchen“. Und zwar meist auf meinem Schreibtisch, unmittelbar neben dem iMac. Dort kann sie aufmüpfige oder aufstrebende Verstärker(chen) ordentlich ärgern. Wenn aber alles „passt“, dann erfreut sie mich auch dort mit dem besten bezahlbaren Nahfeld-Sound, den ich kenne.

In aller Freundschaft

Hoppla, habe ich tatsächlich „Sound“ gesagt? Das meine ich natürlich nicht despektierlich, sondern positiv. Denn mit einer „Soundmaschine“, wie sie bei preisgünstigen Lautsprechern immer noch häufig vorkommt, hat die LS 50 überhaupt nichts zu tun. Sie ist vielmehr ein gekonnt ausbalancierter und – selbst unter relativ schlechten Bedingungen nahe dem Bildschirm – überraschend frei und klar aufspielender Schallwandler. Das wiederum mag zunächst ein wenig nüchtern klingen, ist aber im Alltag, insbesondere in einem Nahfeld-Verhältnis die Grundvoraussetzung, um langfristig miteinander Freundschaft zu schließen. Was die LS 50 und ich definitiv gemacht haben. Wir sind Freunde geworden. Dabei beherrscht die Kleine aber nicht nur das Nah-feld. Sie kann zum Beispiel auch ziemlich überzeugend so tun, als sei sie längst erwachsen. Immer wieder schmuggle ich sie daher als vermeintliches Schnuckelchen in „richtige“ Anlagen ein. Und ich meine: richtige Anlagen. Sie spielt dann mit großen, teuren und muskulösen Verstärkern, dass es eine Freude ist. Dabei neckt sie die großen Jungs gerne  und entlockt ihnen bisweilen ein paar Wahrheiten, die sie eigentlich gar nicht preisgeben wollten …

Von wegen Schnuckelchen

Nicht umsonst segelt die LS 50 bei KEF in der noblen „Flagship“-Serie. Nur drei Modelle sind derzeit als Flaggschiffe unterwegs, und die LS 50 spielt in diesem exklusiven Trio die Rolle der kleinen schwarzen Prinzessin. Sie wirkt ja sooo süß neben der schicken Blade und der überirdischen Muon, ihren beiden viel größeren und noch viel teureren Schwestern … Doch auch das flaggende Nesthäkchen hat es faustdick hinter den Membranen, sie gehört nachweislich zur Familie. Der 13-cm-Koaxialtreiber beispielsweise ist ein gradliniger Ableger aus der Blade, konzeptuell zwinkert sie der BBC-Legende LS3/5a zu: kompakt und zugleich „gnadenlos“ genug, um auch im engen Übertragungswagen oder direkt vor/auf dem Mischpult hervorragende Abhördienste zu leisten.

Wer sich darauf einlässt, wird früher oder später bemerken, dass sie darüber hinaus noch viel mehr zu bieten hat. Bevor eine LS 50 jedoch überhaupt anfängt zu „singen“, muss ein Verstärker nicht nur Kraft und Anmut beweisen, sondern ihr Besitzer auch Geduld. Denn frisch aus dem Karton geschlüpft gibt sich Miss Fifty überaus zurückhaltend, wirkt klanglich einigermaßen hüftsteif, dynamisch eher unwillig, mitunter gar ein wenig zickig. Die Lösung, kaum überraschend: Man gönne ihr einfach ein paar hundert Stunden Einspielzeit. Danach ist die LS 50 dann ganz bei sich selbst, bereit für jede Menge Arbeit, Spaß und Verblüffungen. Apropos: Auf der diesjährigen HighEnd (2013) „missbrauchte“ KEFs Markenbotschafter Johan Coorg die LS 50 als Mini-Beschallungsanlage für eine riesige Suite. Angesteuert von einem ultrakräftigen Arcam-Amp verblüffte sie die Besucher mit großen Klängen. Einzig betont basskräftige Musik und entsprechende Pegel brachte den bedauernswerten Koaxialtreiber an seine physikalischen Grenzen. Aber irgendwann ist halt immer Schluss mit lustig: Ein Fünfzöller ist kein Fünfzehnzöller, und die unbegrenzte Belastbarkeit ist auch noch nicht erfunden. Um die Kirche im Dorf zu lassen: Wir reden hier von einem durchaus professionellen Arbeitsgerät, das für ganz bestimmte, anspruchsvolle Dinge optimiert wurde und innerhalb klar definierter Grenzen – die so eng nun wirklich nicht sind – ebenso klaglos wie grandios funktioniert. Alles, was darüber hinausgeht, ist entweder grober Unfug oder ein Missverständnis. Oder benutzen Sie etwa die feine Nagelschere zum Rasenmähen?

James Watt und die Folgen

KEF empfiehlt für die LS 50 Verstärker mit einer Leistung zwischen 25 und 100 Watt. Nachdem sich nun ungefähr zwei Dutzend Amps mit der anspruchsvollen Britin vergnügen durften, stehen für mich zwei Dinge fest: 1.) Rock ’n’ Roll ist mit der LS 50 kein Lifestyle, sondern auch „nur“ Musik! 2.) Orientieren Sie sich am oberen Ende der Leistungsangabe, auch deutlich dreistellige Werte sind okay. Und: Ein guter Transistor „geht“ mit der KEF besser als eine gute Röhre. (Es sei denn, sie haben gerade die OTL-Monos von EternalArts griffbereit … nein? Das ist der Overkill – aber ein schöner!). Wer es etwas schlanker abgestimmt – und auch ein bisschen preisgünstiger – mag, schaue sich beispielsweise die Amp Box DS Monos von Pro-Ject näher an. Ansonsten darf sich gern jeder preisgünstige Muskelprinz an der LS 50 beweisen; komischerweise fallen mir bevorzugt Briten ein, von Arcam, Creek und Exposure über Musical Fidelity und NAD bis Naim und Rega. Nur: Ärgern Sie sich nicht, wenn Prinzesschen beim, ääh, „Vorspiel“ kein Blatt vor den Mund nimmt. Klare Aussprache ist eine Tugend der Besten.
Selbstverständlich gehört auch zum besten Ton, dass die KEF LS 50 wackelfrei und möglichst auf Ohrhöhe steht. Gleichwohl strahlt sie derart gleichmäßig ab, dass auch kleinere, sagen wir: „Sachzwänge“ (siehe Bild links) ihrem feinen, freien und superb integra-tiven Klang keinen irreparablen Schaden zufügen. Und noch ein Tipp: Gegen das leichte Übergewicht der konvexen massiven Schallwand hilft eine sanfte Neigung himmelwärts. Es gibt übrigens auch für den klanglichen Gesamteindruck der LS 50 keinen besseren Ausdruck! Und wenn dann auch noch ihre Membranen im Dunkeln funkeln … n

KEF LS 50
2-Wege-Koaxiallautsprecher, Bassreflex

Wirkungsgrad: 85 dB/1 W/1 m
Nennimpedanz: 8 Ω (Minimum 3,2 Ω)
Bestückung: belüfteter 25-mm-Hochtöner, 130-mm-Tiefmitteltöner mit Magnesium-Aluminium-Legierung
Empfohlene Verstärkerleistung: 25 – 100 W
Besonderheiten: Uni-Q-Koaxialtreiber, keine Abdeckung, konvexe Schallwand
Ausführung: Front Matt-, Gehäuse Hochglanzschwarz
Maße (B/H/T): 20/30,2/28 cm
Gewicht: 7,2 kg
Garantiezeit: 5 Jahre

GP Acoustics Europe
Kruppstraße 82 – 100, 45145 Essen
Telefon 0201 170390

www.kef.com

 

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