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Clearaudio Concept Signature

Clearaudio Concept Signature

Der Nachfolger

Clearaudio Concept Signature

Er trägt einen bekannten Namen. Und wirkt äußerlich vertraut. Aber der Eindruck täuscht. Denn unter der Zarge aus geöltem Holz ist bei Clearaudios Mittelklasse-Dreher „Concept“ fast kein Stein auf dem anderen geblieben. Worauf der dezente Zusatz „Signature“ auf dem Typenschild einen beredten Hinweis gibt: Hier steht eine der heißesten Neuerscheinungen auf dem Plattenspieler-Sektor.

Clearaudio Concept Signature

In aller Kürze:
Der Clearaudio Concept Signature sieht aus wie sein Vorgänger, zieht aber in allen Belangen an ihm vorbei. Saubere Aufstellung dankt die Maschine ebenso wie eine Aufwertung der Stromversorgung.

Clearaudio Concept Signature


Ein Clearaudio Concept – den kennt man seit einer gefühlten Ewigkeit. Na gut, der „Profiler“-Tonarm mit seiner markanten Glocke über den Lagern, die der Resonanzdämmung dienen soll, ist neu. Und auch der Taster als Geschwindigkeits-Wahlschalter ist sichtbar neu. Aber für das bisschen Modellpflege gleich einen neuen Test ansetzen? Immerhin ist der neue Concept als „Plug-and-Play“-Gerät konzipiert. Der im Zuge der sehr simplen Aufbauarbeiten notwendige Blick auf die Antriebseinheit löst bei mir dann das erste Hochziehen der rechten Augenbraue aus: Diese nachgerade winzige Motoreinheit, die bei Abheben des soliden, aber nicht übermäßig schweren Plattentellers aus dem bei Clearaudio üblichen POM-Material zum Vorschein kommt, ist völlig neu. Und auch die S-förmige Kurve, die der Gummi-Antriebsriemen auf dem Weg von der Antriebswelle zum Subteller vollführt – das geschliffene Gummiteil wird an einer weiteren Welle vorbeigeführt und versetzt diese in Rotation – kannte ich beim Concept so noch nicht.

Clearaudio Concept Signature

Ein guter Grund, zum Telefon zu greifen und den Hersteller zu kontaktieren. Produktspezialist Stefan Kmuch erteilt bereitwillig Auskunft: Die Antriebseinheit ist neu. Ein vergleichsweise kleiner, aber hochpräziser Elektromotor hängt in einem Kranz von O-Ringen, um schädliche Vibrationen und Trittschall fernzuhalten. Besagte zweite Welle, die der Gummiriemen auf dem Weg zum Subteller passiert, wird von Kmuch „Tachometer“ genannt. Eine winzige Platine komplettiert den neuen Aufbau, von dem sich die Entwickler eine im Vergleich zum Ur-Concept-Modell deutlich präzisere Gleichlaufregelung versprechen. So viel sei vorweggenommen: Der neue Ansatz funktioniert, der Clearaudio Concept Signature ist uneingeschränkt klaviermusiktauglich, was selbst teurere Dreher oft vor Probleme stellt.

Im Zuge der Umgestaltung musste auch der alte Einstellknopf für die Geschwindigkeit „dran glauben“ und wurde durch einen Taster nebst digitaler Umdrehungszahl-Anzeige ersetzt. Dreht man an dem Taster, wird eine feine Rasterung spürbar, die bei meinem Testgerät freilich ohne Funktion bleibt. In der Endausbaustufe, die in naher Zukunft lieferbar sein wird, soll der Clearaudio Concept Signature mit einem eingebauten Phonoverstärker ausgerüstet werden, den man einfach an einen freien Hochpegeleingang anschließt. Und dessen Output mit dem Multifunktionssteller geregelt wird – für den puristischen Direktanschluss an eine Endstufe etwa.

Clearaudio Concept Signature
Auch wenn sich unter der Haube einiges getan hat, wirkt der Clearaudio Concept Signature äußerlich vertraut. Am auffälligsten ist der Encoder statt eines konventionellen Drehschalters. In der hier getesteten passiven Version wirkt dieser wie eine bloße Spielerei, doch soll es den Concept künftig auch mit einem integrierten Phono-Pre geben, der den elektronischen Regler auch als Pegelsteller nutzt. Die Phonoplatine soll sich im Übrigen auch nachrüsten lassen.

Ansonsten beschränken sich die Arbeiten an dem Plug-and-Play-Plattenspieler darauf, den Gummiriemen um „Tachometer“ und Subteller zu schlingen und das Gegengewicht des „Profiler“-Tonarms aufzuschrauben. Zur Einstellung der Auflagekraft kann man die mitgelieferte, erstaunlich präzise funktionierende „Wippe“ benutzen oder so wie ich eine elektronische Tonarmwaage einsetzen, um die Auflagekraft Mikrogramm-genau für das fertig eingebaute und hinsichtlich VTA und anderer Parameter bereits sorgsam eingestellte Clearaudio-MM-System „Wood V2“ zu justieren. Das kann im neuen Concept Signature seine Stärken ausspielen: Dieser Moving-Magnet-Tonabnehmer reicht in Sachen Feinzeichnung schon an Moving-Coil-Systeme heran, gefällt mit warmem Timbre und einem sauber konturierten Bassbereich. Der Gegentest mit einem hochwertigen MC wie dem (am Concept zugegeben vielleicht etwas überdimensionierten) Jubilee aus dem Clearaudio-Portfolio offenbart deutlich die Unterschiede in Raumabbildung und Detailwiedergabe – was für die Plattenspieler-Neuentwicklung spricht.

Wie der Clearaudio Concept Signature sich in meiner heimischen Anlage geschlagen hat? Die Staubschicht auf meinem SACD-Player liefert wohl den deutlichsten Hinweis. Nach dem nur eine Viertelstunde kurzen Aufbau ging der Clearaudio Concept Signature in den Dauereinsatz und wurde mit einer großen Menge alter LPs plus einiger spannender Neuerscheinungen „gefüttert“.

Clearaudio Concept Signature
Eine der wichtigsten Neuerungen ist der neue Antrieb, der über eine per Chip gesteuerte Geschwindigkeitsregulierung verfügt.
Clearaudio Concept Signature
Hier sehen Sie die Umlenkrolle, die die Geschwindigkeit erfasst und nebenher für eine erhöhte Auflagefläche des geschliffenen Riemens sorgt.

So drehten sich beispielsweise die nagelneuen Hackney Diamonds der unverwüstlichen Rolling Stones auf dem Plattenteller. Druckvoller, treibender, fett arrangierter Blues und Rock, der angesichts des fortgeschrittenen Alters der Akteure so etwas wie das finale Opus darstellen dürfte. Eine Scheibe, die allerdings beim besten Willen nicht altersweise klingt, sondern mit einem großen Aufgebot illustrer Gaststars zu einem angenehm geradlinigen, fast fröhlichen Rock-Album geworden ist. Dass Mick Jagger und Co. auf ihre alten Tage die Segnungen moderner Aufnahmetechnik für sich entdeckt haben, ist ein angenehmer Nebeneffekt. Und der pure Spaßfaktor lässt mich schnell vergessen, dass ich eigentlich den in dezentem hellen Zebrano vor mir stehenden Plattenspieler aus dem Erlanger Meilwald testen wollte.

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Noch größer wird der Lustgewinn, als ich Bedřich Smetanas Mein Vaterland mit Rafael Kubelik am Dirigentenpult auflege. Unter dem Reihentitel „The Original Source“ hat die Deutsche Grammophon ein paar Aufnahme-Großtaten der 1970er Jahre wiederveröffentlicht. Grundlage der nur auf Vinyl erscheinenden Neuauflagen waren nicht etwa die altbekannten Stereobänder, sondern seinerzeit „zweckfrei“ parallel mitgeschnittene Quadro-Aufnahmen, die mit viel Umsicht und Liebe zum Detail auf beinahe knisterfreies 180-Gramm-Vinyl gepresst wurden. Der Clearaudio Concept Signature macht einen nachgerade riesigen Raum auf, schiebt in den unteren Lagen mit beinahe königlicher Souveränität an. Alle Zweifel, mit der kostspieligen Doppel-LP womöglich auf einen clever inszenierten Medien-Hype – auf der Vinylwelle surfen nicht wenige Scharlatane mit nicht immer gut klingenden Produktionen auf schwarzen Scheiben – hereingefallen zu sein, werden pulverisiert.

Bildergalerie
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Auch und gerade weil der Clearaudio Concept Signature eben nicht ein „Me too“-Aufsteiger-Plattendreher für die Generation X ist, die eine Portion angesagtes Vinyl genießen will, ehe sie sich wieder MP3 und Streamingdiensten zuwendet. Sondern eine durchaus ernst zu nehmende Musikmaschine, die ihren größeren Konzernbrüdern erstaunlich nahe kommt. Als ich das ausreichende, aber nicht sehr kräftige Netzteil gegen die externe Profi-Stromversorgung austausche, die ich bei den großen Clearaudios schätzen gelernt habe, legt der Concept Signature hörbar zu, baut seine großvolumigen Klanggebäude auf ein nochmals stabileres, „schwärzeres“ Fundament und separiert Stimmen klarer von der Instrumentalbegleitung, wofür mir unter anderem Efrat Alonys vokalakrobatisches neues Jazzalbum Händel Fast Forward dient: Die intelligent experimentelle Arbeit einer Ausnahmekünstlerin, deren Stimme mir der Clearaudio Concept Signature in holografischer Dreidimensionalität in den Hörraum projiziert.

Dieser Plattenspieler, der das Tor in highendige Klangsphären dank seines Plug-and-Play-Konzepts im Handumdrehen aufstößt, ganz ohne langwierige Justage-Arbeiten, ohne den Schweiß, der einst für die adäquate Aufstellung eines hochwertigen Plattenlaufwerks vergossen werden musste – er hat nur ein Problem: Er ist zu gut. Für rund 2500 Euro Komplettpreis kommt er Maschinen im Clearaudio-Portfolio sehr nahe, die ein Mehrfaches kosten.

Clearaudio Concept Signature

Mein Clearaudio Innovation Basic, der mir in diesem Fall als Kontrastfolie dient, kann sich vom neuen Concept Signature nur mit etwas mehr Raum, etwas mehr Durchzeichnung, etwas mehr Nachdruck und Übersicht in komplexen Musikpassagen distanzieren. Ob man gewillt ist, dafür das Zwei- oder Dreifache des Preises der neuen Mittelklasse auf den Tisch des Hauses zu legen, ist keine leichte Entscheidung.

Mittelfristig werden die Abstände allerdings wieder hergestellt: Laut Stefan Kmuch sollen die neuen Antriebe, die neuen, cleveren Regelkonzepte sukzessive auch in die höheren Klassen bei Clearaudio einziehen und das komplette Programm auf ein neues Level heben. Spannende Aussichten für Analogfans, denen der Zugang zu höchsten Klangweihen noch nie so leicht gemacht wurde.

Clearaudio Concept Signature

Info

Plattenspieler Clearaudio Concept Signature

Konzept: Brettspieler für analoge Schallplatten, vorgerüstet und justiert mit Tonarm Profiler und MM-Tonabnehmer Clearaudio Wood V2
Drehzahlbereich: 331/3 und 45 U/min
Besonderheiten: resonanzoptimierte Chassiskonstruktion, Laufwerkskörper aus mitteldichter Holzfaser (Silber/Schwarz) oder unter Hochdruck verdichteten Massivholzschichten (Wood/Dark Wood), höhenverstellbare Laufwerksfüße
Antrieb: entkoppelter, laufruhiger 12-V-Gleichstrommotor; gegenläufige Aufhängung des Motors mithilfe von O-Ringen; Geschwindigkeitsüberwachung „TSC“ (Tacho Speed Control): automatische Kompensation von Reibungs- und Temperaturänderungen auf Tellerlager und Riemen
Lager: polierte und gehärtete Stahlachse in einer Bronzebuchse, läuft auf einem Teflonspiegel
Plattenteller: 30-mm-Plattenteller aus technischen Kunststoffen (POM) mit hoher Dichte, CNC-präzisionsgedrehter Aluminium-Subteller
Gleichlauf­schwankungen (bewertet): weniger als ±0,05 %
Leistungsaufnahme (max./Leerlauf/Standby): 3,6/1,92/0,74 W
Gewicht: ca. 7,5 kg (einschließlich Tonarm Profiler und MM-Tonabnehmer Clearaudio Wood V2)
Maße (B/T/H): 42/35/13 cm (mit Tonarm)
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: ab 2500 € (inkl. Concept Tonarm und Concept MM-Abtaster; Wood-Variante 2750 €), Testversion um 4500 € (Signature Wood inkl. Profiler Tonarm und Maestro V2-Abtaster)

Kontakt

Clearaudio

Spardorfer Straße 150
91054 Erlangen
Telefon +49 9131 40300100

www.clearaudio.de

Mitspieler

Netzwerkplayer/DAC: Esoteric N-01XD
CD-Player: Mark Levinson No. 390S
SACD-Player: Pioneer PD-D6-J
Plattenspieler: Clearaudio Innovation Compact, Artkustik Seismograph
Tonabnehmer: Clearaudio Da Vinci und Jubilee MC, Denon DL-103R
Phonoverstärker: Clearaudio Balance V2
Vorverstärker: Mark Levinson No. 38S, Trigon Snowwhite
Vollverstärker: Unison Simply Italy
Endverstärker: Mark Levinson No. 27
Lautsprecher: Infinity Kappa 7.2 Series II, Audio Note AX One/II und AX Two/II
Kabel: u. a. von Sommer Cable, in-akustik, Audio Quest und Morrow Audio

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.