HIGH END 2025, Teil 1: Elektronik
„Die letzte HIGH END in München“, raunt es allenthalben, doch von einem trüben Abgesang kann keine Rede sein – ganz im Gegenteil: Gerade die Elektronikhersteller haben nochmal kräftig in die Hände gespuckt, um diesen Epochenwechsel mit einem Feuerwerk an Neuheiten und teils überraschenden technologischen Entwicklungen zu feiern.
Neue Ideen drehen sich dabei vielfach darum, wie sich eine HiFi-Kette genau aufzuteilen hat: Seit Streaming unseren Musikkonsum dominiert, finden integrierte DACs durch die Bank sowohl in Quellen als auch in Verstärkern Eingang, während sich zugleich separate Wandler unvermindert in der HiFi-Landschaft breit machen – dadurch haben viele zwei, wenn nicht drei DACs in der Kette, von denen die meisten brach liegen.
Eine Redundanz, die niemand braucht, dachte man sich bei Advance Paris und lässt dem Nutzer bei seiner neu vorgestellten und oberhalb der bekannten Classic-Geräte angesiedelten Novo-Serie deshalb die Wahl: Von Haus aus machen die Vollverstärker der neuen Nobel-Linie nur das, was auf der Packung steht, wobei ein Slot an der Rückseite die Option der Aufrüstung um ein Streamingmodul eröffnet. Das ist an sich nichts Bahnbrechendes, darf meiner bescheidenen Meinung nach aber gerne in größerem Umfang Schule machen. Einen kleinen Trick hat das Zusatzmodul allerdings noch auf Lager: Das Gehäuse kann nicht nur im zugehörigen Verstärker verschwinden, sondern lässt sich ebenso autark als Stand-alone-Gerät an Komponenten jeder beliebigen Marke verwenden.



Getrieben wird der neu aufkommende Bedarf an Verstärkern, die wirklich nur verstärken, von der Vielseitigkeit aktueller Quellen wie etwa des neuen Auralic Aquila X3, der sich von Haus aus als Streamer und Media Server versteht, sich aber gleichwohl um ein analoges Ausgangsmodul und sogar eine Phonovorstufe erweitern lässt, die das Nadelsignal in die digitale Domäne überführt. Endgültig zu alleskönnenden Musikhub wird die High-End-Komponente durch das CD-Laufwerk, das der Hersteller sowohl zum Rippen als auch zur Wiedergabe empfiehlt.


Wie gewohnt gedeihen die Philosophien der Integration und der Einzelkomponenten munter nebeneinanderher: Meitnerlabs etwa präsentierte ein brandneues CD-Laufwerk als letztes Glied einer durchweg mit Spezialisten bevölkerten Kette vor. Neuvorstellungen von CD-Playern mögen Anno Domini 2025 verwundern, doch offenbar werden vor allem in Asien die Rufe nach Silberscheiben wieder lauter. Elegant löst Meitner die Einbindung des Players ins System: Das Gerät besitzt keine Tasten, sondern wird per Kommunikationsleitung direkt über den DAC gesteuert.


Quelle hin oder her, über die mächtigen EMM-Endstufen verstärkt und die Eggleston Works Lautsprecher in Schalldruck umgesetzt, lieferte das System eine so straff kontrollierte und zugleich organisch-musikalische Performance, dass regungslos im Sessel sitzen keine Option war.




Nach wie vor groß im Kommen sind natürlich Streaming-Receiver als Convenience-orientierter Gegenpol zur feierlichen Viele-Kisten-Lösung: T+A beispielsweise nutzte in seiner Vorführung den neuen Symphonia Streamingvollverstärker als Antrieb für die ebenfalls noch ziemlich junge Talis S 330. Für gut 20 000 Euro stand damit ein schlankes, wohnzimmertaugliches System im Raum, das mit einer absolut geschliffenen klanglichen Vorstellung glänzte.


Bei der Audio Group Denmark hat der Kunde die Wahl: Teaserten die Dänen letztes Jahr noch mit leeren Gehäusen die kommende 88er-Serie an, konnte man sie heuer sehen, anfassen und hören: In einem der drei Hörräume spielte eine volle Kette an dem neuen Kompaktlautsprecher C1 und begeisterte mit der von den nordischen Klangtüftlern gewohnten, ungemein transparenten und agilen Spielart. Wer sich mit einem halben Dutzend Einzelkomponenten nicht anfreunden mag, für den steht mit dem U-588 ein Streaming-Receiver als One-Box-System zur Verfügung.


Verstärkerseitig war im Übrigen auch dieses Jahr das gesamte Alphabet vertreten, wobei Innovationen – vielleicht unerwartet – eben keineswegs nur in Schaltverstärkern zu finden waren: Canor etwa stellte seinen neuen Virtus A3 Streaming-Vollverstärker vor, der markentypisch mit Röhren im Eingang und Transistoren für die Endverstärkung arbeitet.

Klassische Prinzipien also, allerdings mit frischen Ideen umgesetzt: Die schlanke Linie des Verstärkers wird durch ein von Gaming-PCs inspiriertes, auf Heatpipes beruhendes Kühlsystem möglich, das mittels extrem langsam drehender Lüfter einen überaus effektiven Luftdurchsatz erzielt.
Die Menge an echten Neuheiten auf der HIGH END 2025 hat mich ehrlich überrascht, ebenso wie die Vielfalt an Technologien und Konzepten auch dieses Jahr wieder erfreulich breit ausfiel. Wien wird nächstes Jahr große Fußstapfen auszufüllen haben – wir sind gespannt.
