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Luxman L-505uX MkII Vollverstärker

Luxman L-505uXII Vollverstärker im Test

Luxman L-505uXII – Neuer Klassiker

Er hat das Zeug zur modernen Legende: Der neue Luxman L-505uXII erscheint im klassischen Gewand und erweist alter Tugend die Ehre – der gekonnten Verschmelzung von Präzision und Lebendigkeit.

Fotografie: Ingo Schulz

Der Traum von einem Verstärker ist im Grunde genommen schnell beschrieben: groß, wuchtig, schwer – so muss er sein. In einer Zeit, in der technische Gerätschaften hauptsächlich effizient und smart sowie möglichst hosentaschentauglich sein sollen, mag ein solcher Traum nicht mehr allseits anschlussfähig sein. Doch im Traum ist bekanntlich alles möglich. Und so dürften sich Generationen kleiner Jungsnasen an den Schaufensterscheiben des HiFi-Fachhandels plattgedrückt haben vor den dahinter thronenden Luxman-Kisten, die sich vornehmlich gut betuchte Zahnärzte leisten konnten. Der Traum bekam in den achtziger Jahren Risse, als die seit 1925 existierende japanische Firma – groß geworden im Zuge der Verbreitung des Rundfunks – ein nicht unübliches Schicksal erlitt: den Verkauf und anschließenden Niedergang. Ein erneuter Besitzerwechsel, diesmal in Richtung der International Audio Group, sorgte für das unverhoffte Revival im laufenden Jahrzehnt. Nun erscheint der 505-Vollverstärker in einer runderneuten Mark-II-Version: Er ist groß, wuchtig und schwer – ein Traum von einem Verstärker.

Etwas anstrengen muss man sich also schon, um den Luxman L-505uX Mark II – so sein vollständiger Name – in das vierte Geschoss einer großstädtischen Mietwohnung zu praktizieren. Die rund 23 Kilogramm sind aber eigentlich perfekt bemessen: Man schafft es gerade noch so alleine, merkt, dass man etwas getan hat, und braucht eben doch keine Spedition und drei ausgewachsene Klaviertransporteure. Einen Ehrenplatz im Rack sollte man schon im Vorfeld planen: Der Luxman ist relativ hoch und hat einen warmen Atem; im Betrieb wird er zwar nicht heiß, bekommt aber Temperatur. Da sollte für ausreichend frische Luft drumherum gesorgt sein.

Luxman L-505uX MkII Vollverstärker

Einmal an Ort und Stelle, erweist sich der Luxman als recht anspruchslos. Für Zuspieler stehen an der Geräterückseite neben einem Phono-Terminal (sowohl für MM- als auch MC-Systeme) vier unsymmetrische Cinch-Eingänge und ein symmetrischer XLR-Eingang zur Verfügung. Dass es sich um ein traditionsreiches Modell handelt, wird augenfällig angesichts der Record-Buchsen – man bekommt förmlich Lust, das alte Kassettendeck anzuschließen oder das Tonbandgerät vom Dachboden zu holen … Schallwandler lassen sich zwei Paar anschließen und entweder simultan oder wahlweise beschicken. Der Anschluss mit Kabelschuh oder Litze ist leicht zu bewerkstelligen, Bananenstecker hingegen erfordern die Herausnahme der Schutzzapfen aus Kunststoff, dazu braucht es etwas Fingerspitzengefühl. Im Bedarfsfall lässt sich das Vorverstärkersignal für weitere oder alternative Endverstärker abzapfen. Das Layout der Anschlüsse ist logisch, angenehm übersichtlich und – von einem Phasenumschalter für den symmetrischen Eingang abgesehen – vollkommen überraschungsfrei.

Die Front hingegen dürfte so manchen Blick auf sich ziehen. Denn wie sein Vorgänger besticht auch die überarbeitete Variante des Luxman L-505uX durch eine herausragende Optik. Ins Auge stechen sofort die beiden mittig angebrachten VU-Meter, die sanft bläulich schimmern. Wozu man die braucht? Im Grunde gar nicht, schließlich will man in der Mehrzahl der Fälle Musik einfach nur hören und sie nicht aussteuern. Und doch: Es entsteht auf jeden Fall eine gewisse Atmosphäre, wenn sich die Zeiger sanft im Takt wiegen. Wem die nicht behagt, der kann die VU-Meter auch einfach abschalten. Der Zeiger verbleibt dann in Nullstellung und die Beleuchtung entfällt. Direkt darunter befinden sich in angemessenen Abständen zueinander fünf orange Leuchtindikatoren zur Anzeige von Betriebsmodi, zum Beispiel für die eingeschaltete Loudness-Funktion oder die Umgehung der Klangregelung. Lage und Bedeutung sind recht einprägsam, sodass man auch aus der Entfernung ablesen kann, was gerade Sache ist.

Luxman L-505uX MkII Vollverstärker

Zwischen dem großen Quellenwahlregler links außen und dem Pegelsteller rechterhand fallen die Potis der Klangregelung ins Auge. Mit der Debatte, ob solcherlei unter highendigen Gesichtspunkten überhaupt erlaubt sei, lassen sich traute Runden am Stammtisch in Windeseile sprengen, denn dann werden die Argumente mitunter emotional. Daher nur so viel: In einigen Hörsituationen erwies sich die Anpassung von Höhen und Bässen mittels der Klangregelung als richtige Maßnahme, wobei weite Teile des Tests unter Umgehung der Klangregelung („Line straight“) erfolgten. Lediglich für die Loudness-Funktion, die sich über die Fernbedienung aktivieren lässt, fand sich im Testhaushalt kein geeignetes Hörmaterial. Ferner steht zur Einstellung der Balance ein Drehregler zur Verfügung, MM und MC lässt sich mit einem gleich aussehenden Drehschalter umstellen, ebenso lässt sich die „Rec out“-Funktion ein- und ausschalten sowie der Betrieb der Schallwandler (A oder B oder beides oder aus) festlegen. Ein Drucktaster für den „Separate“-Betrieb, in dem der Luxman als Endverstärker fungiert und das Vorverstärkersignal extern via „Main in“ bezieht, ein Monitor-Taster und ein Taster zur Umgehung der Klangregelung komplettieren zusammen mit dem Kopfhörerausgang die Ausstattung des Frontpanels.

Im Inneren des Class-AB-Verstärkers befindet sich eine Mischung aus Bewährtem und Neuem. Besonders stolz ist man auf eine spezielle Gegenkopplung, die unter der Bezeichnung „ODNF“ firmiert und nunmehr in der Version 4.0 implementiert wurde. Das Buchstabenkürzel steht für „Only Distortion Negative Feedback“ und bedeutet, dass ausschließlich verzerrte Audioanteile zurückgeführt werden. Die neue Schaltung soll Verzerrungen wesentlich schneller und genauer erkennen und im Ergebnis mehr Bandbreite und ein verbessertes Signal-Rausch-Verhältnis liefern. Ferner hat man der Vorverstärkereinheit eine neue diskrete Pufferschaltung in der Ausgangsstufe spendiert, wie man sie ähnlich bereits in der ungleich teureren Luxman-Vorstufe C-900u findet.

Luxman L-505uX MkII Vollverstärker

Zur Lautstärkeregelung ließe sich noch eine ganze Menge erzählen. Unglücklicherweise interessiert sich die Nachbarschaft weniger für Elektrotechnik denn für einen ausgiebigen Nachtschlaf. Der Hinweis auf den „Luxman Electronically Controlled Ultimate Attenuator“, der über einen analogen Regelprozess in die Vorstufe eingreift und eine präzise und verfälschungsarme Pegel- und Balanceeinstellung ermöglicht, vermochte an der beherzt vorgetragenen Forderung „Leiser, bitte!“ nichts zu ändern. Immerhin ist auch das Herunterdrehen des Reglers ein haptisches Erlebnis, dreht es sich doch angenehm souverän und insgesamt mit dem Gefühl, dass man beim Luxman an nichts gespart hat.

Übrigens gilt dies auch für die Fernbedienung, die einem den Eindruck von Hochwertigkeit vermittelt, nicht nur amtlich aussieht, sondern auch so gestaltet ist, dass sich alle Funktionen nach kurzer Eingewöhnungszeit blind bedienen lassen, sodass man nicht immer zur Handytaschenlampe greifen muss, wenn man mal die Klangregelung zuschalten oder die Quelle wechseln möchte. Das ist durchaus bemerkenswert, denn auch in höheren Preisregionen scheint eine sinnvoll ausgestattete Fernbedienung beileibe keine Selbstverständlichkeit zu sein.

Luxman L-505uX MkII Vollverstärker

Herbeigerufen wurde der freundliche Nachbar durch das Schluchzen von Andrew Eldritch auf First And Last And Always – ausgewählt einerseits als „guilty pleasure“, andererseits als Beispiel für ein wirklich nicht besonders hochwertig aufgenommenes Album, aus dem sich mittels Höhen- oder Bassregelung noch etwas herausholen lassen könnte. Im Zusammenhang mit den Neat Momentum 4i als Schallwandler kann das durchaus sinnvoll sein. Denn deren Stärken liegen im Hochton, jedoch überzeichnen sie bisweilen und haben einen ziemlich engen Sweetspot. Üblicherweise verschafft man sich Abhilfe, indem man sie leicht nach außen winkelt. Diese Art der physikalischen Klangregelung ist aber natürlich ausgesprochen unpraktisch, ein Drehregler, mit dem sich die Höhen leicht herausdrehen lassen, ist da durchaus willkommen. Natürlich wird durch Zuschaltung der Klangregelung der Luxman L-505uXII nicht unbedingt schneller, was sich im Falle der Sisters Of Mercy aber allenfalls bei den aus weißem Rauschen mit einem Attack ohne jegliche Einschwingzeit bestehenden Snare-Schlägen des legendären „Dr. Avalanche“-Drumcomputers zeigt.

Wenn es um Leistung geht, dann ist der Luxman kein Kind von Traurigkeit. Etwas Vorsicht ist also geboten, wenn man die Synthetikdrums gegen richtige austauscht – und zwar die von Charly Antolini auf dessen Werk Knock Out, das deswegen so heißt, weil die Direktschnittaufnahme von 1979 bestens dazu geeignet ist, die Schallwandler zu ruinieren. Hier zeigt der Luxman seinen Sinn für das Projizieren einer großen Bühne, nuancenreiche räumliche Anordnung der Instrumente und unbändige Kraft.

Auch in unübersichtlicheren musikalischen Situationen lässt sich der Luxman bei aller Lebendigkeit nicht beirren. Große klassische Orchester stellt er plastisch in den Raum und ordnet beispielsweise die Flucht vor der Kadenz in der c-Moll-Ouvertüre von Haydns Schöpfung in der Einspielung der Berliner Philharmoniker unter James Levine bis in die feinsten Nuancen und Dynamikentwicklungen – traumhaft.

Derlei Exzellenz – das soll schlussendlich nicht verschwiegen werden – hat natürlich ihren Preis, wenngleich einen durchaus reellen: Mit 4500 Euro liegt die Mark-II-Weiterentwicklung des Luxman L-505uX leicht über dem Preis des Vorgängers, man befindet sich also im Bereich einer ernsthaften Investition und zugleich am unteren Ende der preislichen Luxman-Skala. Dafür bekommt man aber ein Gerät, das ein langjähriger musikalischer Weggefährte sein wird, in absolut jeder musikalischen Situation vollends überzeugt und auch bei weiter wachsenden Ansprüchen das Herzstück der Wiedergabekette bleiben wird. Und von sowas hat man doch früher schon geträumt, oder?

Luxman L-505uX MkII Vollverstärker Navigator

 

Vollverstärker
Luxman L-505uXII

Funktionsprinzip: Class-A/B-Vollverstärker
Leistung (8/4 Ω): 2 x 100 W/2 x 150 W
Eingänge: 4 x unsymmetrisch (Cinch), Record in (Cinch), Phono MM/MC (Cinch), Main in (Cinch), symmetrisch (XLR)
Ausgänge: Pre-out (Cinch), Record out (Cinch), Kopfhörer (6,35-mm-Klinke)
Besonderheiten: Klangregelung, Loudness, Fernbedienung
Ausführung: silber
Maße (B/H/T): 44/18/45 cm
Gewicht: 22,5 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: 4500 €

 

www.iad-audio.com

www.luxman.co.jp

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