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Dynaudio Contour 30 Standlautsprecher

Test Dynaudio Contour 30 Standlautsprecher

Dynaudio Contour 30 – Alles neu in Dänemark

Contour steht für Tradition. Seit bald 30 Jahren baut Dynaudio unter diesem Namen handwerklich erstklassige Lautsprecher. Jetzt ist die dritte Generation da.

Dynaudio Contour 30 StandlautsprecherAnfang der 1990er Jahre, als sich mein Interesse an HiFi und High End von zart knospender Neugier zu massiver Obsession wandelte, eroberten Lautsprecher von Dynaudio sehr schnell einen Spitzenplatz auf meiner imaginären Liste der unerreichbaren Audio-Träume. Großen Anteil an der Faszination hatte eine kluge Werbekampagne. Statt mit High-End-Lingo und technischen Daten um sich zu feuern, stellte man die Kunstfertigkeit dänischer Schreiner in den Vordergrund. Statt eines Allerweltsslogans hieß es: „Dänen lügen nicht.“ Passend dazu gab es eine witzig getextete Broschüre, das „Buch der Wahrheit“. Das war sympathisch und blieb hängen. Außerdem stimmte es ja: Dynaudio-Lautsprecher wie die kompakte Contour 1.3 oder die Standbox Contour 1.8 waren feine Musikmöbel. Klassisch kantig, aber mit harmonischen Proportionen, tollen Holzoberflächen, irgendwie freundlich und auch für Nicht-Audiophile zugänglich.
Ein Vierteljahrhundert später steht die dritte Contour-Generation in den Startlöchern. Und sie ist rund! Das ist ein echtes Novum, denn dem schon lange währenden Trend zu gebogenen Gehäuseflanken hatte man sich in Skanderborg bislang nicht angeschlossen. Dänen sind eben nicht nur ehrlich, sondern auch stur.
Der Facelift der neuen Contour-Serie (neben der Standbox Contour 30 gibt es noch eine Kompaktbox sowie eine größere Dreiwege-Säule) ist durchaus radikal ausgefallen: Nicht nur sind die Seitenwände gebogen, auch die vertikalen Gehäusekanten wurden stark verrundet. Weil sich zudem das Gehäuse nach hinten verjüngt, lässt sich der resultierende Grundriss am ehesten als Kreuzung zwischen Trapez und Ellipse beschreiben. Das Ziel, stehenden Wellen im Gehäuseinneren und akustischen Beugungseffekten an der Schallwand den Garaus zu machen, dürfte damit jedenfalls vollumfänglich erreicht worden sein.
Damit trotz des schlanken Fußes die Standfestigkeit der mit 117 Zentimeter doch recht hohen Contour gewährleistet bleibt, stecken die unumgänglichen Schraubspikes in vier kleinen Aluminiumauslegern, die unter den unteren Gehäuseecken herauslugen. Die Spikejustage erfolgt via Inbusschlüssel bequem von oben. Bei eingefahrenen Spikes senken sich die Boxen automatisch auf fußbodenschonende Gummiringe ab. Sehr clever!
Dynaudio Contour 30 StandlautsprecherIn der 26 Millimeter dicken Front der Contour 30 sitzt die eigentliche Schallwand: eine dem Schwung der MDF-Front folgende, halb in diese versenkt montierte, 14 Millimeter dicke Aluminiumplatte. Das Grundprinzip solch einer steifen, besonders bedämpften Chassis-Montageplatte ist schon mit der vorigen Contour-Generation eingeführt worden. Neu ist jetzt die komplex dreidimensional modellierte Formgebung, die als Zusatznutzen ein verbessertes Rundstrahlverhalten bewirkt.
Rundungen hin, Alufront her – die wahren Stars sind, wie schon immer bei Dynaudio, die hauseigenen Chassis. Nie werde ich die heilige Ehrfurcht vergessen, die mich einst angesichts des Hinweises „maximale Belastbarkeit: 1000 Watt“ auf einem Hochtöner der Dänen packte. Das sollte die Esotar2-Kalotte in der Contour 30 auch packen. Moment mal: Dynaudios Top-Hochtöner? Der gleiche, der sich in den Baureihen Confidence, Evidence und Consequence findet? Das ist neu. Ja, sagen die Dänen, aber sie hätten ja schließlich keine Wahl gehabt. Kein anderer der hauseigenen Tweeter hätte mit den Qualitäten des neuen, hier erstmals eingesetzten Tiefmitteltöners mithalten können.
Dabei scheint das Chassis mit der prosaischen Bezeichnung 18W55 auf den ersten Blick ein alter Bekannter zu sein. Die schwarze, 18 Zentimeter durchmessende Membran besteht wie gewohnt aus dem hauseigenen MSP (Magnesiumsilikat-Polymer, ein mit Mineralpulver angereicherter Kunststoff). Sie tritt hier in einer besonders dünnen Ausführung mit über den Radius variierender Dicke auf. Auch alle anderen sichtbaren Komponenten wirken zunächst vertraut – bis man die technischen Daten liest. Von einem um 70 Prozent verlängerten Maximalhub ist da etwa die Rede. Entsprechend ist die Wickelhöhe der Schwingspule um ein Viertel gewachsen. Auch die Zentrierspinne musste den gestiegenen Anforderungen angepasst, sprich mittels einer neuen Geometrie stabilisiert werden. Schließlich haben die Dänen die Ventilierung des Schwingsystems optimiert; wobei die typischen Dynaudio-Gusskörbe mit ihren dünnen Streben dem rückwärtig abgestrahlten Schall immer schon besonders wenig Luftwiderstand und Reflexionsflächen geboten haben.

Wo wir von Traditionen reden: Dynaudio-Frequenzweichen erkannte man seit Urzeiten an den breiten Überlappungsbereichen der einzelnen Wege („Filter 1. Ordnung“, also Abschwächung um nur 6 dB pro Oktave) und an der Impedanzlinearisierung. Auch da betreten die aktuellen Contour-Lautsprecher Neuland. Zunächst einmal addieren die beiden Tiefmitteltöner der vermeintlichen Zweiwege-Box Contour 30 ihre Membranflächen nur im Bassbereich. Oberhalb von 300 Hertz blendet sich der untere aus und überlässt die mittleren Frequenzen bis 2200 Hertz seinem Kollegen. Die Zweieinhalbwege-Frequenzweiche grenzt die Arbeitsbereiche der Chassis mittels 12-dB-Filtern steilflankiger voneinander ab als bislang üblich. Im Detail spricht man bei Dynaudio in diesem Zusammenhang dann von unterschiedlichen Flankensteilheiten und Filterkurven im Hoch- und Tieftonbereich. Entwicklungsziel sei ein phasenkohärentes – auch bekannt als „zeitrichtiges“ – Verhalten aller Chassis gewesen.
Die angeschlossenen Verstärker werden nicht mehr so gefordert wie einst zu Zeiten der ersten Contour-Generation. Trotz ihres nominell unspektakulären Wirkungsgrads von 87 dB/W/m wirkt die Contour 30 sogar erfreulich lebendig. Sie bildet mit meinen Naim-Amps auf Anhieb ein grundmusikalisches Gespann und versteht sich ebenso blendend mit dem betörenden Class-A-Vollverstärker Sugden IA-4.
Ja, diese Contour 30 ist eindeutig mehr Re- als Evolution. Technisch, aber auch ästhetisch ist beim Versionssprung so viel passiert, dass doch eigentlich locker ein neuer Familienname drin gewesen wäre. Zum Beispiel … „Élégance“?
Der Klang ist nach wie vor unverkennbar Dynaudio. Ich habe die dänischen Lautsprecher immer schon dafür gemocht, dass sie durch die Bank plastisch, deutlich und körperhaft klangen, und dass sie das ohne Fummeleien am Frequenzgang erreichten. Die Dynaudios, mit denen ich vertraut bin – die hochgezüchteten Zweiwege-Monitore Special One und Crafft, auch die Confidence 2 der ersten Generation – eint allesamt ein eleganter Sinn fürs Detail und für die hauchfeine Klangfarbschattierung. Sie goutieren die Qualität der angeschlossenen Elektronik und scheinen immer noch besser, größer und leichtfüßiger aufspielen zu können, wo man schon die Spitze der Fahnenstange vermutet hätte.
Dem in zeitgemäßes Eiche-Weiß-Furnier gehüllten Pärchen Contour 30 setze ich zuerst klassisches Instrumentarium vor. Bei Klaviermusik schwingen und singen die Töne, dass es die pure Freude ist. Die schlanken Säulen verniedlichen die zu allerlei dynamischen Schandtaten fähige 600-Kilo-Holz-und-Gusseisen-Physis eines modernen Konzertflügels nicht. Im Vordergrund steht aber trotzdem die Melodik und das Sirren und Strahlen der Obertöne. „So klingt ein Klavier!“, würde meine Mutter, die Klavierlehrerin, sagen.
Dynaudio Contour 30 StandlautsprecherNoch kritischer sind Streichinstrumente. Deren Klang wird ja gerne allerlei Seidig- und Samtigkeit angedichtet. Einspruch! Wenn dem harzig-kratzigen Strich von Pferdehaar auf metallumwickelter Saite eben diese Rauheit, dieser einmalige Geräuschanteil fehlt, dann hat sich da jemand in Easy-Listening-Territorium verfahren. Die Contours bestätigen hier zuverlässig meine Erwartung und präsentieren sich als Meister der Homogenität. Sie balancieren den komplexen Ton einer Violine perfekt aus, geben ihm lediglich einen winzigen, sehr verführerischen Hauch Süße mit auf den Weg. Die famose Esotar2-Kalotte ist perfekt ins Geschehen eingebunden. Das erleichtert dem schwelgenden Hörer das tonale „Abschmecken“ ungemein, denn an den entspannt agierenden Dynaudios zeigen Quellengeräte und Verkabelung glasklar ihren Charakter. So wird die Feinabstimmung der Anlage ein Fest und artet nicht in eine deprimierende Fehlerjagd mit ungeeigneten Mitteln aus.
Die Contour 30, die über zwei bassreflexunterstützte 18er-Konusse und ein ansehnliches Volumen verfügt, ist im Tiefton eine Schau. Das Album Akokan des Pianisten Roberto Fonseca kannte ich bislang als feine, relaxte Latin-Jazz-Platte mit melancholischem Einschlag. Jetzt weiß ich auch, dass da einige überraschende Basstrommel-Impulse lauern. „Tap“ macht es da urplötzlich leise, aber erdstoßmäßig, und wieder: „tap“, und es hebt einen jedes Mal kurz aus dem Sessel. Man traut ja den ranken, schlanken Säulen schon irgendwie zu, in Tiefbassgefilden zu wildern. Ihr tatsächlicher subsonischer Einsatz puncht dann aber doch ganz schön in die Magengrube. Laut Hersteller liegt der −3-dB-Punkt bei 32 Hertz. Übliche Wohnraumakustik hilft noch einige Hertz nach. Was lernen wir daraus? Erstens, dass die nach unten erweiterte Bandbreite das Fundament für den herrlich opulenten, rein gar nichts vermissen lassenden Gesamtklang bereitstellt; und zweitens, dass die Contour 30 nach Räumen mit angemessenem Luftvolumen verlangt, in denen sie sich ohne raumakustische Einschränkungen nach Spiellust und -laune entfalten kann.
Wie schnell man sich an Neues gewöhnt! Nach wenigen Tagen ist mir die anfangs fast schon zu stylisch daherkommende Dänin doch glatt ans Herz gewachsen. Und ich bin mir gar nicht mehr sicher, ob ich sie mir im Falle eines Falles nicht in exakt dieser topmodischen, ganz fein rosa schimmernden Eiche-weiß-lasiert-Ausführung bestellen würde.
Aber die neuesten Dynaudios sind eben nicht nur schön anzusehen. Sie lösen auch die Versprechen der Technik-Abteilung ein. Ihr Klang formt sich locker-luftig zu einem plastisch dreidimensionalen Stereobild. Der Sound ist frei von Schärfen, starkfarbig, verbindlich. Die Boxen laden zum konzentrierten Abtauchen in die Lieblingsmusik ebenso ein wie zum entspannten Lusthören. Und nie, niemals nerven sie.
Klingt ganz nach Freunden fürs Leben.

Dynaudio Contour 30 Standlautsprecher Navigator

Lautsprecher
Dynaudio Contour 30

Funktionsprinzip: 2,5-Wege-Standlautsprecher, Bassreflex
Wirkungsgrad: (2,83 V/1 m): 87 dB
Nennimpedanz : 4 Ω (impedanzlinearisiert)
Bestückung: 2 x 18-cm-Tiefmitteltöner, 1 x 28-mm-Kalottenhochtöner mit Seidenmembran
Ausführungen: Eiche weiß, Eiche grau, Lack schwarz, Lack weiß, Rosenholz, Walnuss
Maße (B/H/T): 21,5/117/36 cm
Gewicht: 35 kg
Garantiezeit: 8 Jahre (bei Registrierung)
Paarpreis: 7000 €

 

Dynaudio Germany GmbH
Ohepark 2
21224 Rosengarten
Telefon 04108 4180 0

www.dynaudio.com

 

Mitspieler:
Plattenspieler: Bauer Audio dps 3
Tonarm: Bauer Audio Tonarm
Tonabnehmer: Lyra Kleos
Phonovorverstärker: Bauer Audio Phono
CD-Player: Electrocompaniet EMC 1 UP
D/A-Wandler: Mytek Brooklyn
Vorverstärker: Naim Audio NAC 202/NAPSC
Endverstärker: Naim Audio NAP 200
Vollverstärker: Sugden IA-4
Kabel: Naim, Fadel, Chord
Stromversorgung: Music Line Powerigel
Zubehör: Bauer Audio Rack, Granitplatten

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.