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Melco HA-N1A

Test: Netzwerkstreamer Melco HA-N1A

Netzwerkstreamer Melco HA-N1A – Hier werden Sie geholfen

Musik aus dem Netzwerk könnte so schön sein, wenn der ganze Computerkram drumherum nicht wäre. Melco hat die passende Lösung – auch für IT-Allergiker.

Sie kennen das Dilemma? Einerseits ist Streaming, also Musik von einem digitalen Speicher aus über das Heimnetzwerk jederzeit an passende Wiedergabegeräte zu senden, eine ziemlich tolle Sache. Übersichtlicher und schneller als auf einem guten Medienserver haben Sie sonst kaum Zugriff auf Ihre Musiksammlung, und bequemer von Track zu Track oder von Album zu Album zu wechseln ist ebenfalls schwer vorstellbar. Andererseits ist es gerade von einem HiFi-Freund ein bisschen viel verlangt, wenn man dafür seine in liebevoller Arbeit optimierte Anlage ausgerechnet mit Hochfrequenzmüll schleuderndem PC-Zubehör verschandeln soll.
Genau das dachte sich auch Makoto Maki, leidenschaftlicher HiFi-Fan sowie Gründer der Maki Electronic Laboratory Company, kurz Melco. Vor gut 40 Jahren machte Melco anlässlich einiger Plattenspieler mit supermassiven Tellern von sich reden, verlagerte dann das Geschäft zunehmend in die vom PC-Boom beflügelte Computerperipherie – und ist heute unter dem Namen Buffalo einer der größten Hersteller und Anbieter von IT-Netzwerkzubehör. Makoto Maki aber ist immer noch HiFi-Fan – und weiß um die Ängste und Sorgen der audiophilen Kundschaft. Vor einigen Jahren versuchte sich Buffalo in Kooperation mit Pioneer bereits an einer speziellen Serverlösung, die neben HiRes-PCM-Daten auch das zeitweise sehr gehypte DSD-Format über das Netzwerkkabel an entsprechend fähige Player schicken konnte. Allerdings war Buffalos Linkstation 420 optisch wie technisch nicht mehr als eine weitere externe Netzwerk-Festplatte mit einer etwas besser programmierten Serversoftware. Mit dem alten Markennamen Melco aber sollen nun auch ganz besonders kritische HiFi-Freunde den Spaß am Streaming (wieder-)finden.

Zum Beispiel mit der Melco HA-N1A, der „High Resolution Digital Musical Library“. Funktional gesehen ist sie ein NAS, also ein im Netzwerk auffindbarer Speicher mit eigenem Betriebssystem und eigener Serverintelligenz, der alle Musikdaten hortet, verwaltet und auf Anfrage an die Player schickt. Allerdings hat die Melco mit ihren üblichen Kollegen aus dem Elektronik-Markt nicht viel gemeinsam. Das silberne Schmuckstück im 43-Zentimeter-Gardemaß steht lüfter- und lautlos mit nobler Aluminiumfront und auf entkoppelnden Eichenfüßen vom japanischen Akustik-Spezialisten Taoc direkt im HiFi-Rack statt verschämt in der Computerecke. Die Musiksammlung darf sich auf vier Terabyte fassende, weich aufgehängte Festplatten ausbreiten. Ein Netzteil mit Noise-Filter und ein eigener Stromkreislauf für die Ethernet-Schnittstellen sollen die sensiblen Audiodaten vor möglichen Störattacken schützen. Selbst die normalerweise stetig vor sich hin blinkenden Status-LEDs lassen sich zur Störgeräuschreduzierung ausschalten. Dazu gesellen sich hochwertige Pulse Transformer von TDK, und eine präzise, jitterarme Clock kümmert sich um die exakte Taktung aller ein- und ausgehenden Datenpakete.
Sie ahnen schon, die N1A ist mehr als ein hübsches Festplattengehäuse. Der ganze Aufwand soll sie zur klangoptimierten Brücke zwischen Streamingplayer und Heimnetzwerk adeln. Mit ihren zwei Netzwerk-Ports schafft sie einerseits die Verbindung zu Router oder Switch und bedient auf der anderen Seite den Netzwerkplayer direkt mit den angeforderten Daten, umgeht so quasi die ganze störquellenverseuchte IT-Peripherie. Ein hocheffizienter Switch vergibt bei Bedarf sogar eine eigene Adresse (DHCP) innerhalb des Heimnetzwerkes und entkoppelt den Musikplayer komplett vom eventuell zu emsigen Treiben. Dieser Modus bedeutet allerdings das Aus für eine Bedienung des Players über Smartphone-Apps (die unbedingt eine im Netzwerk auffindbare Kommunikationsadresse brauchen).
Sogar die Server-Software ist konsequent auf audiophile Performance gezüchtet. Wo handelsübliche NAS mit Multidatei-Fähigkeiten oder integrierten Druckerservern werben, fokussiert die Melco auf das Wesentliche: Speichern und Sortieren von Musikdaten. Umständliche Einstellungen oder gar einen Computer für die Installation braucht es nicht, das Setup ist innerhalb kürzester Zeit über das vierzeilige Display erledigt. 15 Sekunden nach dem Drücken des Startknopfes steht die N1A dann auch schon parat. Der verwendete Mediaserver, eine modifizierte Twonky-Version, zeigt sich von einer benutzerfreundlichen Seite und bietet viele Sortiermerkmale, die Nutzer großer Bibliotheken zu schätzen wissen; beispielsweise „zuletzt hinzugefügt“ oder die Jahresübersicht der Alben, die man bei anderen Netzwerkfestplatten umständlich selber konfigurieren muss. Fans hochauflösender Formate dürfen sich auch über die Unterstützung von Hochbit-PCM und DSD128 freuen, die fähigen Netzwerkplayern per UPnP zur Verfügung gestellt werden. Den Weg auf den Speicher finden die Musikdateien entweder per USB (von einer externen Festplatte) oder über eine SMB-Freigabe vom Computer aus. Die Sicherung der kostbaren Fracht geht am einfachsten per USB auf eine externe Festplatte. Der optionale RAID-Betrieb ersetzt nämlich nicht – wie leider allzu oft geglaubt wird – die Sicherung auf einem externen Datenträger, er stellt durch die Spiegelung lediglich sicher, dass der Betrieb bei Ausfall einer Platte nicht völlig zusammenbricht.
Jetzt aber ans Eingemachte, zum Test, ob die Melco HA-N1A ihre vielversprechenden Talente auch umsetzen kann. Klingt es wirklich besser, wenn sie als audiophiler Netzvermittler den Streamingplayer bedient? Jener, im Test ein Linn Sneaky DSM, holt sich die Datenkost für den Vergleich abwechselnd direkt von der N1A oder über einen Netgear Gigabit Switch sowie Router von einer etwas betagteren, aber sehr zuverlässigen ReadyNAS Duo, deren Inhalt zuvor auf die Festplatten der Melco kopiert wurde (was bei einem Terabyte immerhin fast 24 Stunden dauerte). Die Datensätze sind also identisch, nur der Weg zum Player nicht.

Eigentlich schließt die Übertragung über das Internet-Protokoll durch stetige Redundanz und Verifizierung aus, dass sich Daten in irgendeiner Weise verändern können. Entweder sind sie vollständig oder die Übertragung setzt ganz aus, sobald die Datenpakete nicht mehr schadensfrei ankommen und der Speicher des Musikplayers leer läuft. Wenn also ein Player die identischen Datensätze über das identische Kabel von zwei unterschiedlichen Datenservern bezieht, sollte dies theoretisch keine klanglichen Auswirkungen haben. Allerdings könnten indirekte Einflüsse, wie beispielsweise Hochfrequenzballast auf dem Übertragungsweg, dann eben doch eine Rolle spielen. Zumindest würde dies erklären, warum die von der Melco gestreamten Tracks tatsächlich stabiler und präsenter wirken als jene über NAS, Router und Switch.
Nehmen wir einmal Mark Knopflers wunderbar altmodisches „Laughs And Jokes And Drinks And Smokes“ aus dem Album Tracker in der 96-Kilohertz-Variante von Highresaudio.com. Von der Melco-NAS höre ich den Besen deutlicher auf dem Schlagzeug kratzen, hat die Fiedel mehr Substanz, und die Musiker haben alle einen festen Platz im Raum. Von der ReadyNAS gestreamt klingt es auch gut, aber irgendwie schieben sich die hohen Töne übertrieben vor, wirken Musikinstrumente verwaschener, und es fällt mir ein wenig schwerer, den ganzen Musikraum so spielend leicht wie zuvor zu erfassen.
Ein ähnliches Empfinden beim melancholischen Singer-Songwriter-Folk von King Creosote: „Something To Believe“ aus dem Album From Scotland With Love, diesmal im herkömmlichen 1-Flac-Format (16/44). Kenny Andersons unverwechselbare Stimme hat von der Melco aus gestreamt mehr Ruhe und Stabilität und scheint über die ReadyNAS etwas Deutlichkeit und Timing einzubüßen. Freilich sind das nicht die Unterschiede, wie man sie vom Wechsel des Players selbst erwarten könnte, schließlich übernimmt die gesamte Digital/Analog-Wandlung stets der formidable Linn Sneaky. Es ist eher ein Scharfstellen, ein leichtes Drehen an der akustischen Blende, um nicht auf ein paar Details zu fokussieren, sondern ein Bild konturenscharf bis zu den Rändern aufzunehmen. Deutlicher wird die Klangqualität der Melco-NAS, nutzt man ein weiteres Feature: Sie kann auch als Streamingplayer dienen, der via USB einen entsprechend fähigen Digitalwandler füttert. Im Netzwerk zu finden ist sie dann mit einem Namenskürzel aus eigener Bezeichnung und D/A-Wandler (beispielsweise NA1:Sennheiser USB) und kann über jede Open-Home-kompatible App wie etwa Linn Kinsky gesteuert werden (eine eigene App hat Melco zusätzlich in der Pipeline). Open-Home ist übrigens eine Art Funktionsbibliothek der Linn-DS-Player, die der schottische Hersteller kostenlos auch anderen Entwicklern zur Verfügung stellt, um den eher rudimentären Funktionsumfang des DNLA-Standards zu erweitern. Die NA1 ist also kein halbherzig programmierter Verlegenheits-Player, sondern beherrscht all die Fähigkeiten, die Musikstreaming wirklich zum Genuss machen: Sie spielt Tracks eines gezielt unterbrechungsfrei gemasterten Albums (wie Klassik- oder Live-Alben) ohne hässliche Zwangs- und Pufferpausen ab, lässt sich mit individuell erstellten Playlisten füttern und folgt ihnen sogar, wenn die App dazu gar nicht mehr aktiv ist. Gepaart mit einem Sennheiser HDVD 800 zeichnet sie die einzelnen Klang- und Effektteppiche bei Owen Palletts grandiosem Album In Conflict betörend scharf und fein strukturiert, schmettert sie die Bassdrum in Sylvan Essos „Hey Mami“ (vom Album Sylvan Esso) punktgenau und knochentrocken, ohne dabei den zweistimmigen Gesang in den Hintergrund zu drängen.
Jedem audiophilen Streaming-Fan sei deswegen die Melco wärmstens ans Herz gelegt. Sie ist der perfekte Serverpartner für jede High-End-Anlage. Und falls Sie einen feinen USB-tauglichen Digitalwandler Ihr Eigen nennen, sparen Sie sich sogar den Netzwerkplayer. Damit ist nun wirklich jedem geholfen.

 

Netzwerkstreamer
Melco HA-NA1A

Speichergröße: 2 x 2 Terabyte HDD, wahlweise als RAID 0
Anschlüsse: 3 x USB 3.0, 1 x USB 2.0, 2 x Gigabit-Ethernet
Besonderheiten: Ethernetanschluss zur direkten Anbindung eines Netzwerkplayers, eigener DHCP-Server, USB-3.0-Ausgang für D/A-Wandler, OLED-Gerätedisplay
Ausführung: Silber mit Aluminiumfront
Maße (B/H/T): 43/7/35 cm
Gewicht: 7 kg
Garantiezeit: 2 Jahre

 

www.g8friends.de

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