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Air Studios London

Air Studios, London

Tonstudios der Welt

Air Studios, London

Der Profi-Musiker Stefan Gawlick ist weltweit unterwegs. Nicht nur in Konzertsälen, sondern auch in Tonstudios. Grund genug, den Blick dieser Serie der Saalvorstellungen etwas zu weiten und auch mal etwas Studioluft zu schnuppern.

Heute wird es einfach, wir kümmern uns um einen ikonischen Klang, den wirklich jeder schon einmal gehört hat. Mehr noch, dieser Klang hat die akustische Wahrnehmung einer ganzen Generation Kinogänger entscheidend mitgeprägt. Denn viele der aktuellen Hans-Zimmer-Scores und andere Filmmusiken wurden genau hier zum klanglichen Leben erweckt: Die Neuverfilmung von Dune, Hunger Games, Mission Impossible, einige Folgen von James Bond und Harry Potter – sie alle wurden in der legendären Lyndhurst Hall der Air Studios produziert. „Air“ ist – um das nebenbei zu klären – kein Name, der für einen besonders luftigen und freien Klang werben soll, sondern steht ganz schlicht für „Associated Independent Recordings“. Gegründet wurde dieses Studio 1970 in erster Linie von Sir George Martin, mit dabei waren die nicht minder berühmten Kollegen Ron Richards, John Burgess und Peter Sullivan. Sie kannten sich von ihrer Arbeit bei der EMI, wo sie klassische Produktionen betreuten, allerdings auch für berühmte Pop Acts, wie beispielsweise die Beatles zuständig waren.

Air Studios London

Nach einigen Räumen in Central London und auch einmal einer Dependance in der Karibik (jetzt bin ich als Tonmeister so richtig neidisch, ein Koffer voller U47 hin oder her) fand man Ende der 80er Jahre die 1884 errichtete Lyndhurst Hall (s. Foto), ruhig und dennoch zentral gelegen, die sogleich gekauft und umgebaut wurde. Im Dezember 1992 fand die feierliche Eröffnung statt, und seitdem hat London neben den Abbey Road Studios eine zweite Luxusadresse, wenn es um feinsten Filmsound geht.

Im 300 Quadratmeter großen Saal findet ein auch für kapitale Partituren gerüstetes Orchester Platz, aber auch für kleinere Gruppen – und jetzt wird es wirklich spannend – lässt sich diese Halle optimal nutzen. Denn das direkt über dem Ensemble angebrachte sechseckige Klangsegel (Kantenlänge fünf Meter) lässt sich zwischen zwei und elf Metern frei in der Höhe einstellen und damit die Saalakustik nicht nur fein, sondern grundsätzlich justieren. Wenn es dann immer noch für eine kleine Gruppe zu hallig klingt, gibt es noch drei weitere, deutlich kleinere Studios, die auf diese Besetzungen bestens zugeschnitten sind.

Die Mikrofonschränke sind mit allem gefüllt, was ein Premiumstudio über knapp 60 Jahre so anhäuft, in der Regie zeigt sich die deutliche Ausrichtung auf Pop und Film: Anstatt eines sehr cleanen SSL-Pults, das für klassische Produktionen bevorzugt wird, residiert hier unter anderem ein 98-kanaliges Neve 8R. Allein dafür sind übrigens gute 1 000 000 Euro zu bezahlen.

Einen generellen Klang kann man natürlich bei vier unterschiedlichen Räumen, von denen einer auch noch in höchstem Maße flexibel ist, kaum ausmachen. Allerdings hört man nicht nur den Raum, sondern auch die Klangvorstellung der Tonmeister, was sich auch in der Wahl des Materials niederschlägt. Alle Aufnahmen aus den Air Studios kommen überaus geschlossen daher, verfügen über enorm farbige Mitten und ordentlich Punch im Grundton. Mit einem sorgsam gestalteten Airband wird dann das Gegengewicht geschaffen. Achten Sie beim nächsten Film darauf, Sie werden es hören.

Musiktipps – Aufnahmen mit raumtypischem Klang:

Die genannten Filme, aber auch The Tortured Poets Department von Taylor Swift (2024), Alben von Coldplay, Max Richter, Ludovico Einaudi, Björk, Vince Mendoza, Nick Cave u. v. a. m.

www.airstudios.com

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.