Auf ein intimes Stündchen mit den neuen Monos
Die neue Linn Klimax Solo 500 auf der HIGHEND 2025
Sie dachten, wir hätten die News-Meldung zur neuen Linn Klimax Solo 500 verschlafen? Gute zwei Wochen ist es her, dass die Schotten ihren zweitgrößten Kraftriegel vorgestellt und damit in Umlauf gebracht haben. Für uns war die 500er da bereits eine „alte Bekannte“. Kurz vor der HIGHEND erhielten wir einen Anruf mit der Frage, ob wir nicht Lust hätten, auf eine kleine, feine und vor allem exklusive Demonstration der neuen Monos. Bei so einem Angebot überlegt man nicht lang, man sagt einfach zu …
Atrium 4.1, Raum F121, 17 Uhr, bitte pünktlich
Am Abend des ersten Messetags fanden wir uns im Raum der Schotten ein. Im Beisein von Gilad Tiefenbrunn nebst Team konnten wir einen genaueren Blick auf die beiden wohlgeformten Quader werfen. Zwei schwarze Exemplare spielten in der für alle Besucher zugänglichen Vorführung. Was daran exklusiv sein soll? Nun, das Team von Linn hatte vor der Show S-förmige Racks anfertigen lassen. On-Top standen die Klimax Solo 500, für Blicke verborgen parkten eine Etage tiefer auch die Vorgänger, die Klimax Solo 500 im klassisch-flachen Alugehäuse.

Eigentlich sollten die Generationen in der Vorführung im A/B-Vergleich gespielt werden. Das damit einhergehende Hin- und Hergestöpsel erwiesen sich beim Probelauf jedoch als derart umständlich, dass man den Plan verwarf. Und so kamen wir ganz allein in den Genuss.
Eine Menge Solo 800 an Bord
Doch richten wir unseren Blick zunächst auf die Technik der Endstufen. Da sie wie ihre Vorgänger 500 Watt leisten könnte man die neuen Modelle auf dem Papier für einen schnöden Facelift halten (mit den ehrwürdigen Klimax-Klassikern verschwinden übrigens die letzten Relikte der alten Bauform). Mit so einer Vereinfachung könnte man aber kaum weiter daneben liegen:

Kern des Upgrades ist die Annäherung an die bombastisch-herausragenden Talente der großen Solo 800. Wie die Luxus-Endstufen stützen sich die neuen 500er auf die „Adaptive Bias Control“, die Linn erstmals mit den Aktivmodellen des Lautsprechers 360 vorstellte. Um es einfach zu halten: Die Endstufen überwachen unablässig ihren Ruhestrom und passen ihn an die Umgebungsvariablen an (aktueller Pegel, Endstufentemperatur etc.). Der Benefit liegt in vermindertem Rauschen und einer verlängerten Lebensdauer.
Die Kühlung der Klimax Solo 500
Letzteres hat auch die „Hybrid Cooling Matrix“ im Sinn, die sich durch ihr ausgeklügeltes Layout des Kamineffekts bedient und schon passiv ordentlich Frischluft durchs Gehäuse fächert. Sollte die Solo 500 dann doch ins Schwitzen geraten, schalten sich zwei aktive Kühler hinzu. Und keine Angst vor ungebetener Geräuschbelästigung: Wenn die Ventilatoren zuschalten, ist der Wiedergabepegel vermutlich gerade so hoch, dass ihr leises Surren keine Rolle spielt.

Zum eingangs erwähnten Facelift sollte ich anmerken, dass uns die klare, monolithisch-moderne Formgebung der neuen Monos unglaublich gut gefällt. Und es fühlt sich beinahe blasphemisch an, so etwas zu sagen. Das Design der Vorgänger war schließlich derart ikonisch und etabliert, dass wohl niemand um eine Änderung gebeten hätte. Doch die war unvermeidlich – ohne die merklich höhere Bauform hätte die optimierte Kühlung keinen Platz gehabt.
Und dann war da noch der Preis
Der Listenpreis der Linn Klimax Solo 500 ist mit einem Stückpreis von 27.960€ garantiert kein Schnapper. Doch sollte man bedenken, dass es sich a) um die eingedampfte Technologie der kolossalen 100.000€-Geschwister handelt und damit b) um das Feinste, was die Schotten momentan anzubieten haben. Außerdem c) blies uns die Demonstration beinahe um …
Zeit, die Solo 500 zu hören
Es war es ein ziemlich steiniger Weg, mich über Jahre darauf zu konditionieren, einen Kehricht auf Messevorführungen zu geben. OK, einverstanden, sie sind in Ordnung, wenn man sich einen ersten groben (!) Eindruck vom Klang einer Neuheit machen will. Oder um die Funktionsweise eines neuartigen Features zu verstehen. Die zahllosen Unwägbarkeiten erlauben aber keinen tieferen Einblick in die Materie – und da machen der unbekannte Hörraum, suboptimaler Strom oder die bisweilen “gewöhnungsbedürftige” Anordnung der Sitzplätz gerade mal den Anfang.

Andererseits öffnet der bewusst kritische Umgang mit Messe-Hörsituationen Tür und Tor für echte Begeisterungsschübe: Wenn eine Komponente/Anlage im Trockenbau-Labyrinth des M.O.C. zu überzeugen weiß, dann schafft sie das in jeder Umgebung – in einem soliden Hörraum kann’s ja nur noch besser werden.
Die Solo 500 in bester Gesellschaft
Davon, dass uns die Linn-Kombi nicht verschrecken würde, waren wir schon vorher ausgegangen. Immerhin hatten wir mit einem Klimax Selekt DSM (Vorverstärker/Streamer) und den Klimax 360 (natürlich die passiven) ein mehr als potentes Frontend vor uns. Schon mit ihren ersten Klängen zauberte uns die unverbesserlich musikalische Anlage ein Lächeln ins Gesicht. Die Musik löste sich hervorragend von den Boxen und flutete den Hörraum. Wollte man nun unbedingt ein Haar in der Suppe finden, so wäre es das allenfalls die eine oder andere Feinheit im Bass gewesen. Wie gesagt: Umgeben von drei Trockenbauwänden und einer durchgehenden Glasfront im Rücken der Kette sollte man gnädig urteilen.
Nach einigen ausgewählten Tracks – wir hörten eine Abfolge von Folk, Klassik und Elektrokost – erfolgte der Wechsel zu den Messeneuheiten. Wie wir erst jetzt erfuhren, hatten wir bislang den “Oldies” gelauscht. Nach einer rund drei- bis vierminütigen Umbaupause wiederholte sich der Parcours – und uns stand augenblicklich der Mund offen. Tatsächlich hätten wir kaum für möglich gehalten, wie deutlich sich der Effekt in einer Messeumgebung zeigen kann.
Als hätten die Linn-Mitarbeiter die Lautsprecher entfernt erstrahlte die Musik nun mitten im Hörraum. Geradezu unbegreiflich gelöst, fokussiert und präsent. Die “Handvoll technischer Optimierungen”, die uns kurz darauf erläutert wurden, scheinen sich in der Klimax Solo 500 zu einem “größer als die Summe seiner Teile” zu multiplizieren: Gemeinsam mit ihren Luxus-Geschwistern offerieren sie ein Klangerlebnis, in dem man sich im wahrsten Sinn des Wortes verlieren kann.
Linns Antithese
Für mich stellt sich nach diesem ersten, wenngleich eindrucksvollen Eindruck einmal mehr die Frage, wie die Schotten diese “Antithese” zur weiten Teilen der restlichen Highend-Branche nur immer wieder hinbekommen. Wie die gesamte Elektronik der Schotten sind die Klimax Solo 500 hochintegriert. Statt hochkarätiger Elkos sprechen wir über Standard-Mikrokomponenten, die in Bestückungsautomaten auf Platinen verankert werden. Hinzu kommen solide geschirmte Schaltnetzteile, die Class-D-Technologie bestromen. Kurzum: Nüchterne Technik, die mit analytischer Planung, Know-how und Gespür für Details pure Magie erzeugt …