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Rega Planar P3 Plattenspieler

Rega Planar 3 und Rega Elys 2 im Test

Rega Planar 3 (2016) und Rega Elys 2 – Der schon wieder!

Wenn Rega seinen „3er“ überarbeitet, dann sollte man sehr genau hinsehen. Schließlich waren alle seine Vorgänger maßstabsetzend.

Fotografie: Ingo Schulz

Es ist nicht ganz einfach, über die aktuelle Inkarnation des Rega Planar 3 zu berichten, ohne Gefahr zu laufen, durch Wiederholungen zu langweilen. Schließlich lässt sich seine Ahnenreihe bis in die frühen 1970er Jahren zum Rega Planet zurückverfolgen (nicht zu verwechseln mit dem ersten CD-Player von Rega aus den 1990er Jahren), der einen in Japan gefertigten Tonarm namens R200, aber keinen Glasteller hatte. Im Laufe der Jahrzehnte wurde das zugrundeliegende Konzept immer wieder verfeinert. Dementsprechend oft wurde über die jeweils aktuelle Inkarnation des Plattenspielers auch berichtet. Damit gehört er zu den wenigen echten Legenden der High Fidelity, und wirklich jeder ernsthaft HiFi-Interessierte kennt ihn zumindest vom Namen her.

Rega Planar P3 Plattenspieler

Innovative Evolution

Für mich ist der Rega Planar 3 (2016) trotzdem sehr spannend. Zum einen, weil ich vor vielen, vielen Jahren selbst einen besaß. Zum anderen ist es durchaus interessant, über das Geheimnis seines Erfolgs zu spekulieren. Sicherlich hat die coole Optik der zumeist in schlichtem Schwarz gehaltenen Laufwerke mit dem charakteristischen Glasteller dazu beigetragen. Wichtiger ist aber, dass die in ihm realisierten konstruktiven Ideen eben nicht nur genial einfach, sondern vor allem einfach genial waren. Viele Mitbewerber haben einige der Ideen – nennen wir es mal freundlich – übernommen, waren aber nicht immer erfolgreich damit. Ein Rega Planar war eben stets mehr als ein Brett mit Motor, Plattenteller und Tonarm. Und weil das Ergebnis mehr als die Summe aller Einzelteile ist (was nicht jeder Mitbewerber erkannt hat), punktete der alte Planar mit für seine Preisklasse unüblich guten Klangeigenschaften.

Freilich ruhte sich Rega niemals auf seinen Lorbeeren aus. Denn der originale Planar 3 war niemals „der beste Plattenspieler der Welt“. Auch sein Status als König der Budgetklasse wurde ihm mitunter von Mitbewerbern streitig gemacht. Im Laufe der Jahre nahm man bei Rega nahezu jedes einzelne Bauteil kritisch unter die Lupe und ersetzte es durch ein noch besseres. Die Konsequenz dieses langsamen, evolutionären Prozesses ist, dass der Planar 3, wie ich ihn selbst auch jahrelang betrieben habe, und sein derzeitiger Erbe kaum noch ein Bauteil gemeinsam haben.

Rega Planar P3 Plattenspieler

Viele Optionen

Beim aktuellen Planar 3 (2016) besteht das Chassis aus einer Holzplatte, die entweder in Hochglanzschwarz oder -weiß ausgeführt und mit Acryl laminiert ist. Das sieht nicht nur gediegen aus, es soll auch für mehr Stabilität und Resonanzarmut sorgen. Dem gleichen Zweck dient die etwas seltsam anmutende, mit kreisförmigen Aussparungen versehene silberfarbene Verstrebung, die die Tonarmbasis mit dem Tellerlager verbindet. Nach wie vor steht der Planar 3 auf – allerdings neu entwickelten – Gummifüßen, die ihn verblüffend gut vom Untergrund entkoppeln. Dennoch lehrt die Erfahrung, dass der Rega enorm von der optional erhältlichen Wandbefestigung „Wall“ profitiert.

Den Antrieb übernimmt ein 24-Volt-Motor, der entweder mit einem einfachen mitgelieferten Steckernetzteil oder durch das separat erhältliche externe Netzteil TT PSU-R angesteuert werden kann. Letzteres sorgt nicht nur für eine verbesserte Stromversorgung, sondern erlaubt auch, zwischen den Geschwindigkeiten 33 und 45 U/min per Knopfdruck hin und her zu schalten. Wer den Planar ohne TT PSU-R betreibt, muss den Plattenteller abnehmen und den Gummiriemen auf die entsprechende Antriebsrille des Metallpulleys legen. Für den Anschluss des TT PSU-R gibt es eine vierpolige Buchse am Motorgehäuse, das sich unterhalb der Zarge befindet.

Der Rundriemen wirkt wie eh und je auf einen Kunststoffsubteller, der dem Vernehmen nach deutlich steifer als frühere Exemplare sein soll. Auffällig sind zwölf Erhebungen, auf denen der zwölf Millimeter starke, polierte Glasteller aufliegt. Geblieben ist die Auflage aus Filz, die die Platte vor Vibrationen aus dem Untergrund schützen soll. Zu begrüßen ist auch, dass die Staubschutzhaube mittlerweile transparent gehalten ist. So kann man den wunderschönen Teller während des Abspielens beobachten. Wie ein Lichtleiterkabel fängt er das Licht der Umgebung ein und lenkt es zu den Kanten. Es wirkt fast so, als wäre der Teller von innen mit einer türkisfarbenen Lampe beleuchtet.

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Vorbild für andere

Einen großen Anteil am anhaltenden Erfolg des ursprünglichen Planar 3 hatte natürlich auch der Tonarm RB300, der bei seinem Erscheinen nicht nur diverse Industriepreise erhielt, sondern vor allem auch immer schon so gut war, dass man ihm bedenkenlos um ein Vielfaches teurere Tonabnehmer anvertrauen konnte. Genau deshalb kam (und kommt!) er auch als „Einsteigerarm“ auf kostspieligen „Superlaufwerken“ zum Einsatz.

Auch vor dem Tonarm machte die für Rega typische Evolution nicht halt. Aus dem RB300 wurde der RB301, dann der RB303 (weiterhin separat erhältlich für 680 Euro) und schließlich der aktuelle RB330, der laut Vertrieb leider nicht einzeln zu erwerben sein soll. Er sieht zwar auf den ersten Blick wie seine Vorgänger aus, aber es wurden laut Rega einige entscheidende Punkte (unter anderem am Lagergehäuse, den Lagern und dem eigentlichen Tonarmrohr) geändert. Und tatsächlich wirkt er besser verarbeitet, die Lager machen einen leichtgängigeren, aber natürlich spielfreien Eindruck, und er besitzt wieder eine skalierte Antiskating-Einheit.

Die Höhenverstellung ist weiterhin etwas umständlich, da man optional erhältliche Unterlegscheiben einsetzen muss. Dazu löst man den Tonarm in seiner Dreipunktbefestigung und schiebt die sogenannten Spacer zwischen Tonarmsockel und Basis. Auch die Verkabelung wurde optimiert. Das erfreulich lange Kabel ist vorbildlich flexibel und mit vorzüglichen Steckern von Neutrik ausgestattet. Als typischer Vertreter mittelschwerer Tonarme kommt er mit gefühlt neunzig Prozent aller Tonabnehmer zurecht. Wenn das System der Wahl allerdings mehr als zehn Gramm wiegt, muss man auf das ebenfalls optional erhältliche schwerere Gegengewicht aus Wolfram zurückgreifen.

Rega Planar P3 Plattenspieler

Unterschätztes Kleinod

Der Rega Planar 3 (2016) kam im Paket mit dem hauseigenen Moving-Magnet-System Elys 2. Das ursprüngliche Elys hatte einen violetten Systemkörper mit der Rega-eigenen Dreipunktbefestigung und – das kann man nicht leugnen – konnte nie den Kultstatus der Laufwerke und Tonarme erreichen. Ich konnte die Gründe für den bisher eher mäßigen Erfolg dieses Tonabnehmers nie ganz nachvollziehen; mir gefielen das Elys und seine Tonabnehmergeschwister immer sehr gut. Das höherwertige, quietschgelbe Rega Exact halte ich sogar für einen echten Geheimtipp. Ich vermute, dass das nun hellblaue Elys 2 einige seiner Gene geerbt hat. Denn wenn mein Gedächtnis mich nicht im Stich lässt, klingt es deutlich lebendiger und breitbandiger als sein Vorgänger. Was genau geändert wurde, war leider nicht in Erfahrung zu bringen – überhaupt fallen die technischen Informationen von Rega recht dürftig aus. Das Elys 2 besitzt eine nackte elliptische Nadel, die nicht austauschbar ist. Mit ca. 7 mV (bei 5 cm/s) hat es eine auch für ein MM große Ausgangsspannung und passt – wen wundert’s – perfekt zu mittelschweren (10–15 g effektive Masse) Tonarmen, die keineswegs zwangsläufig aus dem Hause Rega stammen müssen. Auch der von mir gemessene Abtastwert ist bei einer Auflagekraft von 17,5 mN mit 70 µm völlig in Ordnung. Während meiner Experimente mit der Phonostufe Musical Fidelity MX-VYNL (FIDELITY Nr. 27, Ausgabe 4/2016) stellten sich als Eingangskapazität 50 pF (Picofarad) als ideal heraus. Aber auch an meiner Bryston BP-25MC mit ihren 200 pF machte es eine gute Figur. Kauft man das Elys 2 einzeln, kostet es 250 Euro; bei Erwerb im Paket mit dem Rega Planar 3 schlagen dagegen nur 150 Euro Aufpreis zu Buche.

Musikalischer Glücksfall

Aber nicht nur der günstige Paketpreis sollte den Interessenten davon überzeugen, sich bei einem geplanten Erwerb des Rega Planar 3 (2016) für das Elys als Erstausstattung zu entscheiden. Die Kombination spielt nämlich derart stimmig, dass ich aus dem Staunen nicht herauskam. Das soll ein nicht ganz 1000 Euro teurer Schallplattenspieler sein?

Gut, man muss dem Elys 2 etwas Eingewöhnungszeit geben. Anfangs spielt es etwas grobkörnig im Hochton und etwas ungelenk im Bassbereich. Aber nach spätestens 20 Platten stellt sich eine geradezu bemerkenswert ausgeglichene Klangbalance ein, die einen gewissen Hauch Wärme nicht verleugnen kann. Vor allem sind meine früheren Kritikpunkte, die ich bei meinem ehemaligen Rega Planar 3 zu entdecken meinte, praktisch nicht mehr existent. Jener war beileibe nicht so breitbandig, räumlich differenziert und vor allem auch nicht so lebendig wie sein über 25 Jahre jüngerer Nachfolger. Diese Eigenschaften ermöglichen es ihm, selbst großorchestrale Schlachtrösser wie Respighis Pini di Roma (Chicago Symphony Orchestra, Reiner, Living Stereo, LSC-2436) glaubhaft wiederzugeben. Freilich nicht ohne der Musik einen eigenen, sehr sympathischen Stempel aufzudrücken. Eine ganz zarte Anhebung bei der Wiedergabe der Mitten kombiniert mit einer leichten rhythmischen Betonung sind dem Musikgenuss ganz gewiss nicht abträglich. Im Gegenteil: Es gibt genügend neutrale Arbeitstiere, die zwar formal alles richtig zu machen scheinen, aber irgendwie geht mit ihnen der Spaß am Musikhören verloren. Und genau das passiert mit dem aktuellen Rega Planar 3 nicht. Leider geht mir jetzt der Platz für weitere Musikbeispiele aus. Der Planar 3 brachte mir unter anderem die Vorzüge der Musik von Yello wieder nahe. Oder die neue LP von Chi Ayado. Oder …

Die aktuelle Ausgabe dieses Klassikers ist nach wie vor nicht nur der Maßstab setzende König der Budgetklasse, er macht mit seiner in jeder Hinsicht überzeugenden Klangqualität auch weit teureren Mitbewerbern das Leben schwer. Sehr schwer sogar!

Wir meinen

Moderner, nein: zeitloser und auf klangliche Höchstleistung getrimmter Plattenspieler; reichlich Understatement im Lieferumfang.

 

Rega Planar P3 Plattenspieler Navigator

 

Plattenspieler Rega Planar 3 (2016)

Funktionsprinzip: Riemenantrieb
Geschwindigkeiten: 33 und 45 U/min
Besonderheiten: inklusive Tonarm Rega RB330, Glasteller und Staubschutzhaube
Optionen: separates Netzteil TT PSU-R (380 €), Wandhalterung „Wall“ (200 €), diverse Distanzstücke zur Höhenverstellung des Tonarms (Preis auf Anfrage)
Maße (B/H/T): 45/12/36 cm
Gewicht: 6 kg
Garantiezeit: 10 Jahre (auf Lager und Tonarm), 3 Jahre auf Elektronik
Preis: 800 €
Paketpreis mit Elys 2: 950 €

 

Tonabnehmer Rega Elys 2

Funktionsprinzip: Moving Magnet (MM)
Besonderheiten: Dreipunktbefestigung nach Rega, Nadel nicht austauschbar
Nadelschliff: elliptisch
Nadelträger: Aluminium
Gewicht: 6 g
Empfohlene Auflagekraft: 17,5 mN
Ausgangsspannung: 6,8–7,2 mV
Preis: 250 €

 

TAD Audio Vertriebs GmbH
Rosenheimer Straße 33
83220 Aschau
Telefon 08052 9573273

 

www.tad-audiovertrieb.de

 

Rega Planar P3 Plattenspieler

Mitspieler

Plattenspieler: SME Model 10, SME Model 15, Technics SL-1210 Mk2
Tonarme: SME M2-9R, SME Model 309 SPD, SME Series V, Technics EPA-120
Tonabnehmer: Audio Technica AT-20SLa, EMT JSD 6, Goldring G-2200, Ortofon Quintet Black
CD-Player: Bryston BCD-1, NAD 5420
Netzwerkplayer: Muvid IR 815
Vorverstärker: Bryston BP-25MC
Endstufe: Bryston 3B SST
Kopfhörer: Sony MDR-1 RNC
Lautsprecher: Spendor SP100R2

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.