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Audio Exklusiv P8 Tube CD-Player

Test Audio Exklusiv P8 Röhren CD-Player

Audio Exklusiv P8 – Emotionsverstärker mit Marmorrüstung

„Halt, nicht wegwerfen!“
„Aber die CD ist über 30 Jahre alt, die klingt zum Davonlaufen.“
„Nicht unbedingt …“

Audio Exklusiv P8 Tube CD-Player

Manchmal macht man es ja doch: Man kramt jene Silberscheiben heraus, die man damals, als es losging mit der CD, gut fand. Jugendsünden, die vom schmalen Studentenbudget nur in homöopathischen Dosen angeschafft werden konnten. Ich entsinne mich noch sehr gut: Der erste CD-Player im Draminskischen Haushalt war ein Philips CD 150, den eine deutsche Stereozeitschrift im Herbst 1985 in die „absolute Spitzenklasse“ einstufte und den es zu Weihnachten zum Sonderpreis von knapp unter 500 Mark bei einem heute längst verblichenen Nürnberger HiFi-Händler (für Ortsansässige: Radio Adler) zu kaufen gab. Die erste CD erstand ich im Geschäft daneben, der damals gerade frisch eröffneten WOM-Filiale („World of Music“). Dort standen ganz viele LPs und Singles, aber nur ein paar CDs – kein Mensch wollte damals Prognosen abgeben, ob der neue digitale Tonträger tatsächlich die Zukunft war, wie es zumindest Herbert von Karajan als Werbebotschafter allen einzureden versuchte: „Alles andere ist Gaslicht“, schwadronierte der Maestro. Und wir wollten ihm nur zu gerne glauben.

Meine erste CD war freilich nicht Karajans bis heute legendäre Einspielung von Beethovens Neunter Sinfonie, sondern das vielversprechende Debütalbum einer jungen Sängerin, die wenig später zum Pop-Superstar aufstieg: Whitney Houston. Als sich der Silberling im CD-Player drehte, sorgte der Klang, so völlig frei von den Knacksern und dem Rauschteppich der Langspielplatte, beim HiFi-Novizen für Begeisterung. Wenn ich heute die Arista-CD, gekauft für astronomische 39 Mark, in einen modernen CD-Spieler einlege, bleibt eigentlich nur Ernüchterung. Mit dem neuen Medium umgehen konnten die wenigsten von denen, die für den Umschnitt auf CD verantwortlich waren. Was in den Jahren, die folgen sollten, einen wahren Remastering-Boom auslöste. Heute ist der Backkatalog fast ohne Ausnahme in gut bis sehr gut klingenden Digitalfassungen verfügbar, sofern das Ausgangsmaterial einigermaßen erträglich aufgenommen wurde.

Aber was ist mit den Erstausgaben? Denen, die nicht von der mysteriösen Korrosion der Reflexschicht dahingerafft oder nach Erscheinen „besserer“ Versionen verschenkt beziehungsweise anderweitig „entsorgt“ wurden? Lege ich besagtes Album, das ihren Namen als Titel trägt, in einen modernen CD-Player ein, dann fällt mir das harte, ein wenig gläserne Klangbild dieser auch in musikalischer Hinsicht leicht überproduzierten Pop-Platte auf. Dass ich sie noch habe, liegt wohl nur daran, dass sie meine allererste CD war und ich zu den Menschen zähle, die so etwas schon aus sentimentalen Gründen aufheben.

Dann steht sie halt im Regal und setzt langsam Staub an. Dachte ich. Dann kam der Audio Exklusiv P8. Und meine HiFi-Welt wandelte sich. Denn dieser bewusst geradlinig und schnörkellos aufgebaute CD-Player setzt auf Röhren, wo andere Transistoren verbauen – in der Ausgangsstufe. Also an der Stelle, an der es ohne jede Frage am wichtigsten ist. Wer nach der ultimativen Akustik-Lupe sucht, die jedes Detail mit dem virtuellen Halogenscheinwerfer bis in die letzte Verästelung ausleuchtet, sollte spätestens jetzt weiterblättern, denn dieses Bedürfnis bedient der Audio Exklusiv P8 ganz gewiss nicht. Wer aber lange Zeit völlig unangestrengt und frei von Ohren- und Seelenschmerzen Musik hören möchte, sollte dem eleganten Toplader mit der polierten Marmorfront für eine Weile beide Ohren leihen, ihn mit einem Stapel Lieblings-CDs probehören und dann entscheiden, ob er mit ihm leben kann und will.

Der Audio Exklusiv P8 ist ein Charmeur, der ganz bewusst auf das letzte Quäntchen Höhenglanz, auf die finale Konturschärfung verzichtet, weil es ihm viel wichtiger ist, ein homogenes, in sich absolut plausibles Gesamtbild zu entwerfen. Das funktioniert unter anderem mit großsinfonischer Klassik ganz ausgezeichnet. Die Mozartsinfonien mit den Berliner Philharmonikern unter Karl Böhm, aufgenommen in den 1960er Jahren für die Deutsche Grammophon, wiederveröffentlicht auf dem audiophilen Label Esoteric, atmen die ganze Frische jener diskografischen Großtat, mit der sich Böhm seinerzeit endgültig seinen Ehrenplatz in der Ruhmeshalle der ganz großen Dirigenten des 20. Jahrhunderts sicherte. Kennt man den Aufnahmeort – die Berliner Christuskirche, in der übrigens Karajan in der gleichen Zeit mit demselben Orchester alle Beethovensinfonien aufnahm –, dann erkennt man ihn über den Audio Exklusiv P8 problemlos wieder, weil der Player in bester analoger Plattenspieler-Manier eine breite und tiefe Bühne zu bauen versteht, in der jede Instrumentengruppe ihren festen Platz hat und in der sich die Proportionen auch dann nicht verschieben, wenn man den Lautstärkeregler des Verstärkers weiter nach rechts dreht.

Ja, klar, auf den Einwand habe ich gewartet: Natürlich stellt es im Jahre 2016 keine übermäßige Kunst dar, in der preislichen Oberklasse einen räumlich und tonal ausgewogen klingenden CD-Player, der mit sehr guten Aufnahmen für wohlige Klangbäder gut ist, auf die Schwingungsabsorber-Füße zu stellen.

Nein, seine wahre Klasse demonstriert der Audio Exklusiv P8 dann, wenn nach Abheben des schweren Deckels und des erstaunlich leichtgewichtigen Magnetpucks auf den stabilen Dorn des grundsoliden Laufwerks ein Silberling positioniert wird, der nicht nach highendigen Klangvorstellungen produziert wurde oder aus einer Zeit – siehe oben – stammt, in der die Möglichkeiten des Mediums noch längst nicht ausgelotet waren. Whitney Houstons Debütalbum Whitney Houston kommt per Audio Exklusiv P8 so erträglich über die Lautsprecher, dass nach nur wenigen Sekunden all jene Gefühle wieder hochkommen, die ich damals beim Aufbruch in das digitale Hörzeitalter empfand. Eine Portion Staunen, dazu der Eindruck, Musik von Konserve noch nie so störungsfrei vermittelt bekommen zu haben.

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Gut 32 Jahre nach diesem Initialerlebnis sind zwar quasi „nichtphysische“ Darreichungsformen von Musik per mehr oder weniger hoch aufgelöster Digitaldatei auf dem rasanten Vormarsch, am Wert einer gut bestückten Tonträgersammlung ändert dies gleichwohl wenig. Umso besser, wenn das Abspielgerät dann dank seiner Klangcharakteristik in der Lage ist, auch mit suboptimaler „Software“ umzugehen.

Der Kopf meint dazu, dass die Röhren-Ausgangsstufe des Audio Exklusiv P8 für dieses Zauberkunststück eventuell die Höhen behutsam softet und Bässe seelenstreichelnd verrundet … und dem Bauch ist das ganz recht. Dennoch verfärbt dieser Player, der dank digitaler Eingänge und USB-Anschluss auch für andere Digitalquellen und den Computer seinen Wandlertrakt zur Verfügung stellt, ganz gewiss nicht. Er setzt nur andere als die in mehr als drei Jahrzehnten vom Gehör in Sachen Digital „erlernten“ Schwerpunkte.

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Das tut nicht nur, aber auch und gerade Sängerinnen gut. Die Sopranistin Emma Bell, als Barockexpertin auf vibratolose Kantilenen, diamantpräzise Apoggiaturen und fein ziselierte Arabesken abonniert, bekommt vom Audio Exklusiv P8 gerade so viel „mehr“ Volumen mit, dass ihre bei Linn Records erschienene Anthologie mit bekannten Opernarien aus der Feder Georg Friedrich Händels musiktheatralisches Feuer und dramatische Wucht bekommt. Eine in der Usher Hall der schottischen Hauptstadt Edinburgh hochaufgelöst in Bits und Bytes gebannte Sammlung, die sich über den P8 wie eine gut gemachte Zusammenstellung von Liveaufnahmen gibt.
Und hey, die beeindruckend schwere Musikmaschine mit der noblen Marmorfront und den schweren, auf Hochglanz polierten Metallschaltern (beides gibt es auch in diversen anderen Ausführungen) kann tatsächlich auch rocken, auch wenn das nicht unbedingt ihre Stammdomäne ist. Das 1992er Debütalbum von Rage Against The Machine (RATM) ist knallharter Stoff. Den der Audio Exklusiv P8 mit Fußwipp- und Fingerschnipp-Garantie in den Verstärker drückt. Mögen andere im Basskeller noch einen Hauch druckvoller und konturierter agieren – der P8 gleicht das mit satten Farben und gut deckendem Pinselstrich aus. Ein Feingeist, der weiß, dass er kein Bodybuilder ist, dies aber intelligent zu kaschieren versteht. Eine wichtige Zutat des RATM-Konzeptes sind die Kontraste: hier aggressives Crossover-Rock/Rap-Shouting, da lyrisch anmutende Instrumentalsoli. Mit dem P8 bekommt der Bass Körper, die Stimme des Leadsängers Struktur.

Galerie mit 24 Bildern
Eine endgültige Partymaschine will der Audio Exklusiv P8 dennoch nicht sein, wohler fühlt er sich, wenn man ihn beispielsweise mit bekömmlicher, lecker produzierter Italopop-Kost wie Zuccheros autobiografischem Album Chocabeck von 2010 füttert. Dieses entspannte, hymnische, pastasatte und wundervoll subjektive Panorama der Emilia Romagna macht über den P8 richtig Laune und vertreibt trübe Gedanken zuverlässig und schnell.
Rasch noch im Fundus vergangener Dezennien gewühlt. Und tatsächlich meine CD Nummer zwei gefunden: Invisible Touch von Genesis (Virgin). Längst steht auch die vor wenigen Jahren erschienene Reissue-Box mit SACD und DVD (für die zugehörigen Videos) im Regal. Dagegen sollte die 1986 auf den Markt gekommene CD eigentlich keinen Stich machen. Dem Audio Exklusiv P8 gelingt aber der Zaubertrick: Die Uraltscheibe beamt den Hörer zurück in die Achtziger, in die Irrsinnsepoche zwischen Kaltem Krieg und Mauerfall, als Ronald Reagan und Michail Gorbatschow den Ton angaben und die Welt vor dem Abgrund retteten. Der Audio Exklusiv P8 fungiert bereitwillig als Zeitmaschine. Und das macht diesen digitalen Individualisten grundsympathisch. Keiner für alle, aber einer für ziemlich viele.

Audio Exklusiv P8 Tube CD-Player Navigator

 

CD-Player mit Röhrenausgangsstufe
Audio Exklusiv P8
Ausgänge: analog unsymmetrisch (Cinch), digital S/PDIF (koaxial)
Eingänge digital: USB (bis 24/192), S/PDIF (koaxial)
Besonderheiten: Toplader, Röhren-Ausgangsstufe mit 2 x ECC802S, 2 x 12AU7, Netzphasenkontrolle, Mute-Schalter, Systemfernbedienung, Display dimmbar
Ausführungen: Frontblenden in diversen Granit-, Marmor- und Schiefer-Sorten lieferbar, Bedienelemente in hochglänzendem Gold, Silber, Kupfer, Schwarzchrom oder Mattschwarz, Beschriftung in Gold, Silber, Kupfer oder Schwarz
Maße (B/H/T): 48/13,5/46 cm
Gewicht: 18,5 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: ab 5800 €

 

www.audioexklusiv.de

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