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Aurender X100L Musicserver - Der X100 ist auch als Stand-alone-Maschine betreibbar: Vier Schalter für die Basisbedienung sind vorhanden. Das hochauflösende AMOLED-Display liefert Informationen zum angeschlossenen USB-DAC und zeigt die Metadaten das aktuellen Titels – oder zeigt eines von zwei virtuellen VU-Metern.

Test Aurender X100L Musicserver

Aurender X100L – Am liebsten gut!

Der Musikserver Aurender X100L versteht sich als Wohlklangdarsteller. Überzeugende Argumente für den klangverliebten Digitalisten liefert er en bloc.

Aurender – der Name bedeutet „Musikwiedergeber“ – ist sowohl Marke als auch Entwicklungsabteilung des südkoreanischen Broadcastriesen TVLogic und voll konzentriert auf optimale Verwaltung sowie Wiedergabe digitaler Musik. Zu den Kernprodukten der Spezialisten gehören folgerichtig Musikserver der aufwendig konstruierten Art, die bereits weltweit für Aufhorchen gesorgt haben. Der X100, von dem hier die Rede sein soll, ist das jüngste Modell: Das vorzüglich verarbeitete Gerät im handlichen Schuhkarton-Format gibt es in zwei Varianten und mit dem Namenszusatz „S“ oder „L“. Die Buchstaben beziehen sich auf die Speicherkapazität. Der X100S ist mit einer 1-TB-Festplatte für die Musiksammlung ausgestattet, im Gehäuse des X100L hingegen stehen zwei 3-TB-HDDs als Musikspeicher zur Verfügung, die standardmäßigen 6 TB Speicherplatz sind auf gewaltige 12 TB erweiterbar.

Mit knapp 3900 Euro ist der X100L etwas teurer als der „kleinere“ Bruder, empfiehlt sich aber gerade dem Sammler von speicherplatzhungrigen HiRes-Dateien. Wer beim Stichwort „Festplatte“ misstrauisch wird und den Hörgenuss trübendes HDD-Rumpeln sowie RF-Einstreuungen befürchtet, darf sich sofort entspannen: Die Festplatten fungieren lediglich als Datenspeicher, zum Abspielen werden die Dateien in einen 120 Gigabyte großen SSD-Festspeicher geladen, die Festplatten hernach abgeschaltet. Das Laden geschieht stets sehr schnell, auch üppige Alben in 24-bit/352,8-kHz-Auflösung sind in Sekundenschnelle geladen und abspielbereit.

Wie von einem Musikserver mit High-End-Anspruch zu erwarten, kommt der X100 ohne Lüfter aus und ist passiv gekühlt. Die schwarzen Kühlrippen an beiden Seiten des hochwertigen, dickwandigen Aluminiumgehäuses sind allerdings nur Sekundär-Kühlwerk. Der eigentliche Kühlkörper befindet sich im Gehäuseinneren: Er ist direkt über der Hauptplatine angebracht und hilft der fleißigen CPU bei der Wahrung eines kühlen Kopfes. In puncto Stromversorgung hat der Hersteller im Vergleich zu seinen beiden deutlich teureren Topmodellen W20 und S10 durchaus deutlich abgespeckt: Ein 100-Watt-Schaltnetzteil neuester Bauart übernimmt diese Aufgabe – eine sinnvolle und kostendämmende Lösung.

Aurender X100L Musicserver - Neben dem obligatorischen LAN-Anschluss besitzt der X100 drei USB-Schnittstellen. Lediglich die USB-Audio-Buchse ist für den DAC-Anschluss gedacht, die beiden anderen dienen allein dem Datentransfer.

Wie seine teureren Anverwandten auch verfügt der X100 über keinen Digital-Analog-Wandler. So ist der Server offen für künftige Klangoptimierungen mithilfe eines externen DACs. Allerdings ist der X100 auf einen einzigen Digitalausgang beschränkt: Ein USB-2.0-Port auf der Gehäuserückseite dient zum Anschluss eines USB-DACs. S/PDIF- oder AES/EBU-Ausgänge sind nicht vorhanden. Allerdings entspricht die Audio-USB-Schnittstelle derjenigen des großen, immerhin fast 16 000 Euro teuren W20. Sie ist auf allergeringste Störanfälligkeit optimiert und dank überaus sorgfältiger Schirmung bestens vor Elektroschmutz geschützt. Laut Aurender unterdrückt diese Schaltung auch erfolgreich das berüchtigte Taktzittern, besser als Jitter bekannt. Das mag sein, spielt aber im Verbund mit einem USB-DAC immer weniger eine Rolle. Asynchrone Wandler generieren mittlerweile ihren eigenen Takt, synchronisieren sich also nicht aufs Eingangssignal, sondern reclocken es. Deswegen wäre auch ein äußerst aufwendiger und teurer Taktgenerator im X100 wenig sinnvoll. Folgerichtig konnten die Aurender-Ingenieure auf ihre „OCXO-Clock“, die in den Modellen S10 und W20 die Digitalsignale präzise taktet, verzichten und den X100-Taktgeber anonym bleiben lassen.

Zu Ende gedacht

Das Betriebssystem des Servers basiert auf Linux und ist für die Verarbeitung von Audio-Dateien optimiert. Der X100 verarbeitet alle gängigen Formate einschließlich DSD 64 und DSD 128. Die Maximalauflösung richtet sich nach der Befähigung des angeschlossenen USB-DACs. So wäre theoretisch auch die Wiedergabe von Quellmaterial mit einer Abtastrate von 384 kHz möglich.

Hardwareseitig verwendet der Hersteller keine Massenware aus den Rechnerzubehör-Lagerhallen. Stattdessen sind die Platinen, ganz dem hohen Eigenanspruch entsprechend, sämtlich von TVLogic entwickelt und auch hergestellt. Neben der beschriebenen USB-2.0-Audioschnittstelle finden sich noch zwei weitere USB-Eingänge auf der Gehäuserückseite. Sie sind ausschließlich dem Datentransfer via USB-Stick oder USB-CD-ROM-Laufwerk gewidmet.

Obwohl die Entwickler bewusst auf ein integriertes CD-Laufwerk verzichteten, ist der X100 in der Lage, CDs zu rippen. Metadaten zieht der Server, genauer seine Software, dann aus dem Internet. Die Qualität des CD-Rippings sei, so Aurender, auf dem Niveau von „Exact Audio Copy“. Das Kopieren von Dateien über USB-Datenträger/-laufwerke geschieht am besten mittels der Aurender-App – dazu gleich ausführlich. Neben der unerlässlichen Ethernet/LAN-Buchse findet sich auf der Rückseite ansonsten nur noch der Netzschalter. Auf der Vorderseite gibt es neben dem hochauflösenden und dimmbaren AMOLED-Display einige weitere Bedienelemente: Der blau beleuchtete Hauptschalter für das Hoch- und Runterfahren des Servers befindet sich linksseitig auf der Gehäusefront, rechtsseitig gibt es vier Schalter zur Basisbedienung, vorzugsweise für den unvernetzten Stand-alone-Betrieb. Dafür muss aber mindestens mittels Aurender-App eine Playlist angelegt sein – andernfalls läuft buchstäblich nichts.

Die Bedienung eines Aurender-Servers erfolgt über die kostenlose Aurender-App fürs iPad (eine Android-Version steht derzeit noch aus). Die App ist erforderlich, um den nackten Aurender über das lokale Netzwerk mittels Drag & Drop mit Dateien zu füttern, denn über die Zugriffsdaten „Benutzername“ und „Passwort“ informiert nur die App. Grundsätzlich bietet die App sehr guten Bedienkomfort und ist auch ohne Anleitung schnell durchschaubar. Hin und wieder ist schon mal ein Neustart der Anwendung oder auch des Aurenders erforderlich, beispielsweise nach dem Übertragen von großen Dateien via USB. Der Transfer geschieht zwar beeindruckend schnell – ein 12 Gigabyte großes Album ist in weniger als acht Minuten auf der Aurender-Festplatte –, die nachfolgende Neusortierung des Datei-Bestandes benötigt indes deutlich länger. Unser Proband in der „L“-Ausführung ist bereits prallvoll mit Musik eingetroffen, weshalb Scannen und Neuordnung der Dateien selbstverständlich ein Weilchen braucht.

 

Das Aufstöbern von Musik mit der App ist dank wohldurchdachter Suchalgorithmen sehr kurzweilig. Die Anzeige von Metadaten der Titel ist übersichtlich, vorhandene Albumcover lassen sich auf Fingertip auch in Groß bewundern. Das temporäre Abspielen einzelner Titel oder gesamter Alben ist kinderleicht, ebenso das Anlegen von Playlisten – essenziell für den Stand-alone-Betrieb. Da die App lediglich die Metadaten speichert, bleibt die Anwendung auch bei größeren Bibliotheken schlank, sodass selbst kleinere iPads längerfristig als Hostrechner verwendbar sind.

Möchten Sie den Aurender auch zum Abspielen von Dateien, die auf einem NAS-Speicher lagern, einsetzen? Das ist dank des ebenfalls kostenlosen „Aurender Musik Managers“ besonders angenehm: Mit der AMM-Software, die es für Mac und PC gibt, scannen Sie Ihren NAS-Speicher, die Metadaten werden ohne Umstände aufs iPad übertragen. So macht EDV tatsächlich Spaß, denn damit bleibt Zeit für das Wesentliche: das Musikhören.

Ein F12 zum Genießen

Musikhören mit dem X100 entpuppt sich schnell und dauerhaft als eine feine Sache. Allein das sanfte Ausblenden des aktuellen Titels beim Betätigen der Pause-Taste ist ein Hochgenuss, ganz gleich ob der Server angeleint im Netzwerk oder autark digitale Audiodateien an den DAC ausgibt. Sofern Playlisten angelegt sind, ergibt sich im Verbund mit einem guten DAC und Aktivlautsprechern ein mobiles, extrem hochwertiges Wiedergabesystem. Der volle und wahre Komfort ist selbstverständlich nur bei LAN-Integration und der Steuerung via iPad-App erlebbar. Ein dickes Sonderlob für die Flexibilität des Aurenders gibt es gleichwohl.

„Ich weiß, was Sie jetzt denken!“, spricht Privatdetektiv Thomas Magnum und erinnert sich, dass ein Laptop auch den kleinen Aurender in puncto Flexibilität locker in die Tasche steckt. Mit einer exzellenten Player-Software wie Audirvana und einem Top-Wandler, beispielsweise dem Violectric V850, kostet die Laptop-Lösung weniger als der wandlerlose X100, zur Optimierung wäre sogar noch ein Spitzen-Interface wie das Mutec MC-3+USB im Budget. „Aber“, fährt Magnum fort, „wenn der Mehrpreis auch Mehrklang bedeutet?“

Aurender X100L Musicserver

Für den investigativen Hörvergleich bringt der Aurender im Stand-alone-Betrieb (mit Mutec MC-3+USB/Mytec Stereo192-DSD DAC oder Violectric V850/Geithain RL-906) John Coltranes legendäre Aufnahme Giant Steps in 24-bit/192-kHz-Auflösung zu Gehör. Dasselbe Stück mit identischen Wandler-Monitor-Kombinationen spielen danach MacBook Pro und Audirvana. Über die gewohnte Laptop-Anlage klingt’s schon gut: dynamisch, schön räumlich und fein aufgelöst – eigentlich ist alles im leuchtend Grünen … Bis der Aurender ran darf. Der X100 toppt die gute Darbietung noch und erweist sich tatsächlich als Wohlklangdarsteller: Allein der kleine Slap vom Kontrabass bei der Themenvorstellung erklingt zum Greifen plastisch und deutlich analoger, sprich weicher und glaubwürdiger. Davon profitiert auch Coltranes fulminantes, ultravirtuoses Solo, das in dieser Wiedergabequalität noch ein bisschen mehr den Atem raubt. Da wird der Hörtest ganz automatisch zur stundenlangen Hörerlebnisfahrt durch persönliche Lieblingsalben. So wirkt beispielsweise auch Keith Jarretts Steinway-Lyrizismus auf dem wunderbaren Trio-Album Standards Vol. 1 oder Stevie Ray Vaughans glasklare Gitarre im Instrumentaltrack „Lenny“ filigraner und dreidimensionaler, schlicht wohlklingender. Bildlich gesprochen: Aus HD wird ULTRA HD; automobilistisch wird aus einem Supersportwagen ein Hypersportwagen. Privatermittler Magnum fasst zusammen: „Es ist, als würde ich statt meines Ferrari 308 den F12 steuern!“ Und das würde selbst Higgins und seine „Jungs“ schwer beeindrucken. Übersetzt für die beinharten Audiophilen unter uns: Der Aurender X100 bietet tatsächlich reinen und komfortablen „Mehrklang“, also Wohlklang.

Aurender X100L Musicserver Navigator

Musikserver
Aurender X100L

Funktionsprinzip: Musikserver mit NAS-Funktion
Anschlüsse: 1 x Ethernet/Netzwerk, 2 x USB (nur Datentransfer), 1 x Audio USB 2.0
Musikdatenspeicher: SSD, 1 bis max. 4 TB (nachrüstbar)
Kompatible Formate: alle gängigen, u. a. WAV, FLAC, AIFF, ALAC, APE, DSD (DIFF/DSF, DSD 64 und 128) alle Formate, max. Auflösung ist USB-DAC abhängig, mindestens 24 bit/192 kHz
Besonderheiten: eigene Platinen und Audio-USB-Schnittstelle, kostenlose Bedien-App für iPad, „Aurender Musik Manager“ für Mac und PC
Ausführungen: Aluminium, silber
Abmessungen (B/H/T): 21,5/8,5/35,5 cm
Gewicht: 8 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: 3900 €

 

Audio Components
Harderweg 1
22549 Hamburg
Telefon 040/401130380,

 

www.audio-components.de

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