Looking for the English FIDELITY Magazine? Just click here!
Accuphase DP-560

Accuphase DP-560 SACD-Player im Test

Accuphase DP-560 – Der Kompagnon

Er kam als Begleitung und geht als Freund.

Fotografie: Ingo Schulz, Hersteller

Er kam als Begleiter des Vollverstärkers Accuphase E-270. Er war ihm stets zu Diensten und lieferte ohne Tamtam einfach Musik, Musik, Musik. Er beherrschte seine Rolle des Zuspielers perfekt, überließ dem kleinen Vollverstärker die ganze Bühne, den ganzen Applaus und auch die Lorbeeren. Der Dank: eine winzige Nennung im Bericht zum E-270 und ein kleines Bild aus dem Fotostudio (siehe FIDELITY Nr. 34, Ausgabe 6/2017). Dabei hätte der Accuphase DP-560 wirklich allen Grund gehabt, sich wenigstens ein kleines bisschen, nur ab und zu in den Vordergrund zu drängeln. Das gehört sich aber nicht im Hause Accuphase. Ehre, wem Ehre gebührt – und die Hauptrolle spielte nun mal der neue kleine Vollverstärker-Bruder. Was der 270er übrigens so dermaßen gut gemacht hat, dass er nicht nur beim Kollegen Stefan Gawlick zu Hause, sondern sowohl zuvor als auch danach in der Redaktion durchgängig im Einsatz war.

Accuphase DP-560

Zwischenzeitlich ist mir der supportive Begleiter des Verstärkers, der DP-560, dann aber doch so häufig angenehm aufgefallen, dass ich mir schließlich erlaubte, ihn etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Kann der kleinste SACD-Player von Accuphase auch solistisch brillieren? Steckt hinter der unspektakulären Dienstbarkeit auch ein ebenso unspektakulärer – und dafür um so liebenswerter, weil „echter“ und voll langzeittauglicher – Klang?

Ich habe den DP-560 in verschiedenen Anlagen eingesetzt, an verschiedenen Orten. Und dabei das stattliche Gewicht des Players nicht nur schätzen gelernt: 20 Kilogramm sind nicht immer „mal eben schnell“ von A nach B gewuppt, da können die Arme auch schon mal lang werden. Doch ist der 560er dann installiert und ready to play, vermittelt er seinem Besitzer umgehend das gute Gefühl, hier etwas Schönes, Wertvolles und vor allem Gutklingendes zur Verfügung zu haben.

Die Bedienung des Players erfolgt in der Regel über die mitgelieferte schlichte Fernbedienung, die immerhin ein Metallgehäuse in der typischen Accuphase-Farbe besitzt. Bei einer auswärtigen Session jedoch hatte ich vergessen diesen Dirigentenstab mitzunehmen, und das war eigentlich ganz gut so. Denn setzt man den DP-560 ganz „klassisch“ als Digitalplayer ein, muss man zum Wechsel der Scheibe ja sowieso ans Gerät heran. Und das ist ein ziemliches Vergnügen für jeden Gernedrücker und somit auch für mich: Sämtliche Tasten am Gerät funktionieren absolut tadellos, klapperfrei, mit eindeutigem Druckpunkt, sind zudem eindeutig beschriftet … Wie bitte? Sie meinen, das sei doch wohl selbstverständlich ab einer gewissen Preisklasse? Ja, das sollte es tatsächlich sein. Doch dieses herrlich „teure“ Gefühl von Luxus und Geschmeidigkeit, wie es beispielsweise die guten Kamerahersteller draufhaben, scheint in der High-End-Audio-Szene noch immer nicht von allen Entwicklern angestrebt zu werden. Es ist bisweilen schon richtig peinlich, wie billig so manche Knöpfchenparade selbst bei superteuren Audiogeräten in der Praxis rüberkommt. Bei Accuphase nicht. Dort wird jedes Gerät während der Fertigung und vor der Freigabe immer auch haptisch geprüft, notfalls fein nachjustiert und so lange optimiert, bis alles geschmeidig funktioniert.

Das gilt natürlich auch für die Schublade des Players, die aus stranggepresstem Aluminium gefertigt wird, mit leisem Surren herausfährt und die gewünschte Scheibe mit einem überaus sanften „fffft-klick“ ins Innenleben begleitet. Das darf neben der guten alten CD auch gern eine SACD sein. Sehr gern sogar. Denn Accuphase gehört zu den wenigen tapferen Herstellern, die der notorisch unterschätzten (und ebenso notorisch kleingeredeten) Super-Audio-CD treu die Stange halten. Apropos Stange: Besagter Schubladenmechanismus ist tatsächlich stangengeführt und bietet uns die Gelegenheit, das Innenleben des Players ein wenig genauer zu betrachten, bevor wir uns ausführlich der Musik widmen. Was angesichts der Performance des DP-560 besonders leicht fällt, aber ich greife vor.

Accuphase DP-560

Das Innenleben eines Accuphase-Gerätes – wie wird es dort wohl aussehen? Aufgeräumt natürlich. Tadellos. Eigentlich preußisch, wenn es nicht durch und durch japanisch wäre. Vier Kammern unterteilen den DP-560 zwischen seinen beiden hochglanzlackierten Aluseiten. Nicht nur der Trafo linkerhand ist gekapselt, auch das zentrale Laufwerk wird von einer mächtigen fünfschichtigen Brückenkonstruktion komplett abgedeckt. Daher sind zum Beispiel auch die Stangen nicht zu sehen. Oder der schwere, in der Bodenplatte verankerte und durch vier kleine Viskosedämpfer entkoppelte Traversmechanismus. Was alles zusammen der gezielten Verbesserung der Laufruhe dient, vor allem aber der Abtastsicherheit. Darüber hinaus waren die Ingenieure aber auch bestrebt, den systemimmanenten Wind- und Schwinggeräuschen durch die Rotation der Scheibe beim Abtastvorgang den Garaus zu machen.

Die vorbildlich leise Transporteinheit des DP-560 fügt sich perfekt ins Bild mit all den anderen Highlights, die praktisch nie auf den ersten Blick zu sehen sind. Etwa die Accuphase-typische D/A-Wandler-Architektur namens MDS+, bei der mehrere DACs – im konkreten Fall ein Quartett des „Hyperstream-Chips“ ES9018S von ESS Technology – parallel angesteuert werden und deren summiertes Ausgangssignal erheblich geringere Fehler aufweist als sonst üblich. Oder die vorbildlich lineare „Direct-Balanced-Filter“-Schaltung, die Aliasing-Störkomponenten im Hochfrequenzbereich zuverlässig entfernt und – wenn schon, denn schon – für die symmetrische und die unsymmetrische Ausgangsstufe separat ausgeführt ist.

Accuphase DP-560

Womit wir auf der Rückseite angekommen sind. Hier befinden sich sämtliche Anschlüsse der Maschine. Neben den analogen XLR- und Cinch-Ausgängen nimmt der DP-560 auch auf digitaler Ebene Kontakt auf, einerseits um den eingebauten DAC für weitere Zuspieler nutzen zu können, andererseits um das Laufwerk mit externen DACs zu verbandeln. Hierbei fällt insbesondere der hauseigene „HS-Link“ auf, der auch höhere Datenraten getrennt nach Daten- und Taktsignalen übertragen kann. Das habe ich mangels geeignetem separatem DAC nicht ausprobiert, stattdessen lieber den integrierten DAC des Players mit anderen Zuspielern beglückt.

Kollege Hans von Draminski kann gewiss ein lustig Lied davon singen: Einfach mal schnell das MacBook Pro mit einem guten USB-Kabel von CAD oder AudioQuest an den USB-Eingang gehängt – und schon erstrahlen die abwegigen Playlists des Autoren in schönster Pracht über die jeweilige Anlage. Der Kollege kann seither von klanglichen Überraschungen berichten, die keineswegs immer von beiden Beteiligten uneingeschränkt begrüßt wurden. (Düstere Filmkompositionen von Benjamin Wallfisch, Jóhann Jóhansson, Ulrich Reuter oder Hans Zimmer sind bisweilen schon sehr starker Tobak.)

Dabei war es doch der besorgte Hans von Draminski, der mich freundlicherweise mit einer größeren Anzahl SACDs aus seinem beeindruckenden Fundus versorgte. Denn wenn ich schon mal einen echten SACD-Player zur Verfügung habe, dann möchte ich doch das volle Potenzial des vorgeblich superioren Formats ausschöpfen (so gut die Performance einer erstklassig produzierten CD ja auch sein mag).

Und siehe, höre, staune: Mühelos schafft es selbst der „kleinste“ SACD-Player von Accuphase, die markanten Unterschiede der Super-Audio-CD gegenüber der CD herauszuarbeiten. Wobei von „arbeiten“ in diesem Zusammenhang kaum die Rede sein kann. Denn der DP-560 pflügt sich so locker und beschwingt auch durch schwierigstes Musikprogramm, dass es überhaupt kein Problem für mich ist, dauerhaft am Ball zu bleiben. Und wenn es sich dabei dann noch um eine SACD handelt: umso besser. Denn dann klingt die unerwartete Verführung noch ein ganzes Stück genauer, feiner und – jawohl – analoger.

Accuphase DP-560

Doch auch mit ganz normalen CDs wickelt mich der Accuphase mehrfach um den Finger, ohne dass ich’s wirklich merke. Dieser präzise, feinsinnige, entschlackt nachdrückliche Digitalschlingel! Langzeittauglichkeit lautet hier das entscheidende Stichwort. Das hatte ich zuvor schon wohlwollend bemerkt, als ich die Fernbedienung vergessen hatte: Die Neigung zum Titelsprung ist mit dem Accuphase verschwindend gering. Ein sehr gutes Zeichen, sagt es mir doch, dass der Player die gehörte Musik spannend genug darstellt, um mich tief in sie eintauchen zu lassen. Das gelingt sogar auf Anhieb mit mediokren Aufnahmen, die vom Accuphase überraschend farbstark und allürenlos, also ehrlich dargestellt werden. Aber eben auch derart genau und glaubhaft austariert, dass durch den Player offenbar nichts von der Energie der gespeicherten Musik verlorengeht.

Diese beachtliche Fähigkeit zur geschlossenen Auflösung bzw. zur hochauflösenden Geschlossenheit kommt natürlich erst recht mit erstklassigen Produktionen zur Geltung. So schaffe ich es bei allen drei SACD-Samplern mit dem Titel Special Sound Selection, die in den Jahren 2007, 2011 und 2014 von Accuphase selbst herausgegeben wurden, sämtliche Tracks einfach durchzuhören – und durchweg zu genießen, obwohl keineswegs alles „meine Musik“ ist, die darauf in hervorragender Qualität zu erleben ist. Und bei allen drei Samplern passiert mir dann beim jeweils letzten Track das Gleiche: Ich erschrecke beinahe zu Tode, weil ein Amerikaner unvermittelt von links in den Raum hineinruft: “Left channel, left channel!” Vor lauter guter Musik und noch besseren Aufnahmen habe ich völlig vergessen, dass der letzte Track eine Art Kurzanleitung zum korrekten Anschluss der Lautsprecher ist. Tja, Brockmann, nicht so sehr begeistern lassen – das hilft.

Accuphase DP-560

Prinzipbedingt ist akustisch eingespielte Musik der Stoff, aus dem die SACD-Träume sind. Ein Traum ist auch der Auftritt, den der kleinste SACD-Player im Accuphase-Portfolio hier hinlegt. Der mittlere Komplettplayer (der kleinere DP-430 ist nicht für SACDs ausgelegt, der größere DP-720 ist noch aufwendiger, noch schwerer und eine ganze Stange Dezibel teurer) lässt mich wie beiläufig notieren, er spiele „beschwingt, leichtfüßig, hervorragend durchleuchtend, raummächtig, ehrlich, perfekt balanciert, eher analytisch als euphonisch“. Solche handschriftlichen, dank Mehrfachnennung auch entzifferbaren Vermerke finde ich nach dem Musikhören auf meinem Notizblock, der üblicherweise im Dunkeln neben mir auf dem Sofa liegt. Kurzum: Der DP-560 ist kein Effektheischer, sondern ein ehrlicher, zudem bestens motivierter Geselle. Er bietet einen erstaunlich fließenden Vortrag, der vor allem mit SACD-Futter, aber auch mit Hochbit-Files via DAC schon verdächtig nahe an Top-Analog heranrückt, auch musikalisch. So würden es wohl beinharte Analogfans ausdrücken.

Ich selbst sollte nun allerdings mal ernsthaft über einen eigenen SACD-Spieler nachdenken. Muss denn erst Accuphase daherkommen, um mir dieses Format nachdrücklich schmackhaft zu machen? Nach all den Jahren? Scheint fast so.

So kann mich sogar der von mir meist verschmähte Bob Dylan mit dem 2001er Album Love And Theft auf SACD (UDSACD 2164, über Sieveking Sound) echt begeistern. Oder ist es doch der Player? Der kraftvolle, zweifellos mächtig prozessierte Sound des Albums? Der Accuphase legt hier scheinbar mühelos alles offen, was mich an diesem Album fasziniert: der grausame „Gesang“ des Meisters, die auf rumpelig getrimmte, aber wunderbar tighte Band, die zusammengeschrabbelte, lässige Gitarrenarbeit, das verzweifelte Mastering kurz vor dem Nervenzusammenbruch – ja, so darf Rock’n’Roll sein, meine Damen und Herren von der Hochkultur! Ach so, ja, den Literatur-Nobelpreis des Herrn haben wir alle schon wieder vergessen, der tut hier nichts weiter zur Sache. Was ich Ihnen allerdings persönlich krumm nehme, Mr. Zimmerman, sind die ständigen Fade-outs bei fast allen Tracks. Titel auszublenden war schon immer, ist und bleibt uncool. Punkt.

Keine Sorge, liebe LeserInnen – wenn ich beginne, mit virtuell anwesenden Künstlern zu sprechen, ist alles bestens. Dann hat eine HiFi-Komponente geschafft, was nur die besten können: mich vollends hineinziehen in die Musik, alle Technik vergessen machen. Danke, Accuphase, für den DP-560. Eine Traummaschine.

Accuphase DP-560 Navigator
SACD/CD-Player
Accuphase DP-560

Ausgänge analog: je 1 x symmetrisch (XLR), unsymmetrisch (Cinch)
Ausgänge digital: koaxial, optisch, HS-Link (nur in Verbindung mit speziellen Accuphase-Modellen)
Eingänge digital: koaxial, optisch, USB 2.0, HS-Link (nur in Verbindung mit speziellen Accuphase-Modellen)
Abspielbare Disc-Formate: 2-Kanal-Super-Audio-CD (SACD), CD, DVD (DSF-Dateiformat auf DSD-Disc), Daten-Disc (WAV, FLAC, DSF, DSDIFF)
Abtastfrequenzen DAC: koaxial/optisch max. 24 bit/96 kHz (2-Kanal-PCM); USB max. 32 bit/384 kHz (2-Kanal-PCM) bzw. max. 11,2896 MHz (2-Kanal-DSD, nur ASIO); HS-Link max. 32 bit/384 kHz (2-Kanal-PCM) bzw. max. 5,6448 Mhz (2-Kanal-DSD)
Besonderheiten: ultraschwerer, schwebend gelagerter „Traverse Mechanism“, vierfach paralleler „MDS+“-Wandler, „Direct Balanced Filter“, analoger Ausgangspegel digital regelbar (−80 dB – 0 dB), Display mit Anzeige von Abtastfrequenz und Quantisierungsbits; HS-Link für getrennte Übertragung von Daten- und Taktsignal an spezielle Accuphase-Modelle
Ausführung: Front Aluminium „champagner“, Deckel Aluminium schwarz, Seitenwangen Aluminium hochglanzschwarz lackiert
Größe (B/H/T): 46,5/15,1/40 cm
Gewicht: 19 kg
Garantiezeit: 3 Jahre
Preis: 10450 €

 

www.accuphase.com
www.pia-hifi.de

 

Accuphase DP-560

 

Mitspieler:
Plattenspieler: Audio Note TT-2, Clearaudio Innovation, EnVogue Astra, TechDAS Air Force III
Tonarm: Clearaudio TT-2 und Universal, Einstein The Tonearm, Nottingham Analogue AnnaArm 12″
Tonabnehmer: Clearaudio DaVinci, Einstein The Pick-up, EMT JSD S75
Phonoentzerrer: Clearaudio Absolute Phono, Einstein The Turntable’s Choice, Synthesis Roma 79DC
Vorverstärker: Audia Flight FLS-1, Einstein The Preamp, Gato Audio PRD-35, Primare Pre60, Shindo Monbrison
Endverstärker: Audia Flight FLS-4, Audio Note P2SE, Einstein The Silver Bullet OTL, Gato Audio PWR-222, Musical Fidelity M8 500s, Primare A60
Vollverstärker: Accuphase E-270, Hegel H360
Lautsprecher: Bowers & Wilkins 702 S2, Einstein The Pure, KEF LS50, Live Act Audio LAS 312, MartinLogan Expression ESL 13A, Piega Coax 711, Stereofone Dura, Wilson Audio Yvette
Kabel und Netzaufbereitung: Audio Note, AudioQuest, HMS, in-akustik, IsoTek, Vovox, Wire World
Zubehör: Harmonix Million, HMS, Solidsteel, Subbase Audio

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.