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ODE Maison in Seoul, Korea

FIDELITY zu Gast bei … ODE Maison, Seoul

Portrait ODE Maison Seoul, Südkorea – Ein Haus für High End

ODE Maison: Wer vom eigenen Hörraum als Gipfel des Audiophilen-Daseins träumt, sollte besser nicht weiterlesen. Denn in Südkorea steht ein Hör-Gebäude. Ein Bericht aus Seoul

Fotografie: Michael Vrzal

Das Haus mit dem Namen ODE Maison befindet sich im schicken Szene-Quartier Sinsa mitten in Gangnam, dem geschäftigen Südteil der koreanischen Hauptstadt Seoul. Es bietet von außen keinen Hinweis auf das, was in ihm steckt. In dieser Umgebung könnte es sich um eine Luxus-Boutique handeln. Eine Galerie. Eine besonders diskrete Beauty-Klinik. Die drei Buchstaben ODE am Eingang helfen auch nicht weiter.

ODE Maison in Seoul, Korea

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Doch hier geht es nicht um Klamotten oder kleine Nasen. Mit ODE ist tatsächlich die feierliche Gedichtform der Ode gemeint. Als Firmennamen steht ODE für einen Vertrieb von exquisiten internationalen High-End-Marken. ODE Maison ist der Hauptsitz in Seoul, daneben gibt es noch zwei kleinere Ableger in einem Luxus-Kaufhaus in der Stadt Daegu und auf der Urlaubsinsel Cheju sowie einen kleinen, aber feinen Plattenladen.

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Ein Besuch im Hauptquartier ist nur nach Terminabsprache möglich. Beziehungen sind dabei von Vorteil. Dass der Neugierige aus dem Westen Autor bei einem deutschen High-End-Magazin ist, öffnet die Tür einen Spalt breit. Mit Deutschland unterhält ODE schließlich geschäftliche Beziehungen und hat mit Burmester und Ultrasone zwei echte Vorzeigemarken im Programm. Hilfreich ist auch die Fürsprache von Jonathan Weiss, Chef der retro-avantgardistischen US-amerikanischen Hörner- und Röhrenschmiede Oswalds Mill Audio, dessen eindrucksvolle New Yorker Räumlichkeiten schon zweimal Thema in FIDELITY waren. Denn ODE repräsentiert auch OMA. Man prüft mein Anliegen also wohlwollend. Schließlich erhalte ich ein Zeitfenster von drei Stunden für Besichtigung inklusive Hörkostproben. Meine Kamera darf ich mitbringen.

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ODE Maison ist keine klassische Vertriebszentrale. Am ehesten lässt sich das fünfgeschossige, in grauen Naturstein gehüllte Gebäude als Kombination der Konzepte Showroom und Flagship-Store mit einem Hauch von privatem Kulturclub beschreiben. Die präsentierten Marken gehören zum Feinsten, was der Markt zu bieten hat. Neben Burmester, Ultrasone und Oswalds Mill Audio sind das die Lautsprecherspezialisten Kharma (Niederlande) und Estelon (Estland), außerdem Lyngdorf aus Dänemark mitsamt der noblen Tochtermarke Steinway Lyngdorf und die kalifornische Analog- und Röhrenschmiede Triangle Arts.

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Hat man die (nur für angemeldete Besucher entriegelte) Eingangstür passiert, wähnt man sich noch in einem besonders schicken HiFi-Laden. In einer Art Sichtbeton-Rotunde werden hier die Produkte des bayerischen Kopfhörer-Spezialisten Ultrasone ausgestellt. Die noblen Hörer sind weich ausgeleuchtet und mit Schildern versehen, die jedes Produkt beschreiben und den Preis nennen. Eine so stimmige wie stimmungsvolle Präsentation.

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Doch gleich der Weg in den ersten Stock – an der Wand neben dem Empfang ist diese Etage schlicht mit „Burmester“ bezeichnet – macht klar, warum die im Internet kursierende Bezeichnung „Audio Experience Space“ für ODE Maison ziemlich genau zutrifft.
Dieses Gebäude dient einem einzigen Zweck: der bis ins allerletzte Ausstattungsdetail perfekten Präsentation von High End. Akustiker, Elektrotechniker und Innenarchitekten hatten unübersehbar Carte blanche. ODE Maison verfügt über ein eigenes Umspannwerk im Souterrain, über das das gesamte Gebäude mit sauberem Strom versorgt wird. Grundrisse und Deckenhöhen folgen idealtypischen raumakustischen Kriterien. Die Wände sind nicht einfach akustisch optimiert, nein, die notwendigen Diffusoren und Absorber wurden im Design der im jeweiligen Raum präsentierten Marken gestaltet: bei Kharma etwa vom Markenlogo inspirierte verschachtelte Trapeze aus seidig glänzendem, dunklem Massivholz, bei Burmester raumhohe Repliken der unverwechselbaren Kühlrippenform. Der Clou: Die bis hin zum scheinbar achtlos abgelegten Dupont-Feuerzeug kein Detail außer Acht lassende Inszenierung verströmt keinen Bling-Appeal. Vielmehr herrscht Gediegenheit, ja geradezu aristokratische Lässigkeit. Die Videoinstallationen von sanft abbrennenden Kerzen, die im Aufzug und in mehreren Räumen still vor sich hinflackern, und andere in den Weiten des Gebäudes dezent arrangierte Arbeiten zeitgenössischer koreanischer Künstler entschleunigen den Besucher äußerst effektiv.

Ein weiterer Clou: Aller aufgefahrenen High-End-Maschinerie zum Trotz bleibt die Technik unsichtbar. ODE Maison will kein Pilgerort für Geeks sein. Hier geht es um Sich-Einrichten mit High End – Wohnen mit edlen und edelsten Musikmöbeln, nicht mehr und nicht weniger. Alle Anlagen sind digital an ein ausgefeiltes Multiroom-System angeschlossen. Ein kurzer Fingertipp auf den Tablett-Computer, und sie erwachen zum Leben. So zählen nur noch der Klang und die Optik. Das ist doch eigentlich auch mal ganz schön.

ODE Maison in Seoul, Korea

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In der Burmester-Etage repräsentieren insgesamt fünf Anlagen des Berliner Vollsortimenters die Bandbreite seines Angebots. Auf einem großen Bildschirm rührt ein Image-Video mit Bildern des 2015 viel zu früh verstorbenen Dieter Burmester am Gemüt. Ich lasse die einladenden Sitzgelegenheiten links liegen und bewege mich zielstrebig in Richtung einer zu einem weiteren Raum führenden Tür. Dort steht das große Besteck: das volle Programm der Burmester Reference Line, ergänzt vom legendären modularen Vorverstärker 808 in seiner aktuell gültigen Inkarnation. Ob ich reinhören möchte? Etwas von Elvis Presley vielleicht? Ich bejahe im Vertrauen auf den Segen des kompetenten E-Gitarristen und Rock’n’Rollers Burmester. Das Resultat ist umwerfend. Ich erlebe die Definition von High End: ein perfekt losgelöstes, plastisch dreidimensionales, Gänsehaut erzeugend präsentes Klangbild. Der Song ist „Fever“ – und genauso kommt er rüber. Chapeau, besser geht’s nicht.

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Überall im Haus ist das Sound-Niveau beeindruckend hoch. Bei Kharma klingt es voll und warm, ein schöner umhüllender Groß-Highend-Sound. Das oberste Stockwerk, das eigentlich Steinway Lyngdorf gewidmet ist, wird temporär von Oswalds Mill Audio okkupiert. Die spektakulären Kreationen von Jonathan Weiss haben hier einen schweren Stand gegen die Terrasse mit Blick auf den Seouler Stadtberg Namsan. Aber keine Ablenkung bitte, das hier dürfte weltweit der einzige Ort außerhalb von Weiss’ Brooklyner Loft sein, an dem man die mit konischen Hörnern bestückten übermannsgroßen Standlautsprecher AC1 und das eher einer Skulptur als einem Schallwandler gleichende gusseiserne Klangobjekt Ironic live erleben kann. Die AC1 kann hier ihr Potenzial leider nicht ausspielen. Die Ironic dagegen verströmt mit bruchloser Homogenität und fantastischen Stimmenregistern pure Klangmagie. Ich will gar nicht mehr weg.

Bildergalerie mit 27 Bildern

Das große Finale findet im Keller statt. Hier warten drei Attraktionen: das Beste und Größte aus dem Hause Steinway Lyngdorf, und zwar sowohl als Stereoanlage als auch in Gestalt eines Konzertflügels; eine zu entspanntem Gespräch und Kaffeegenuss einladende Bar (den Weinvorrat in einer kleinen Kammer konnte ich unterwegs nicht übersehen); und das vermutlich luxuriöseste Privatkino aller Zeiten. Für den guten Ton in dem zwölf Sitzplätze bietenden Raum sorgt ein Dolby-Atmos-System aus dem Hause Steinway Lyngdorf. Dessen Leistungsfähigkeit führt man mir gerne anhand eines kurzen Trailers mit dem passenden Titel „Amaze“ vor. Das macht Spaß. Was mich allerdings noch mehr beeindruckt und was die Philosophie von ODE Maison ziemlich gut illustriert, sind die Sitzgelegenheiten im Kinosaal: ausnahmslos mit schwarzem Leder bezogene Eames Lounge Chairs mit passenden Fußhockern. Das ikonische Sitzmöbel überhaupt. Als Solitär ein Blickfang in jedem Raum. Hier: im Dutzend. Unfassbar.

ODE Maison in Seoul, Korea

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Mein Besuch wird pünktlich nach Ablauf von drei Stunden beendet. Umbauarbeiten stehen an, heißt es, eine Veranstaltung will vorbereitet werden. Gerne wäre ich noch geblieben und hätte vor allem mehr erfahren über die Hintergründe von ODE. Der Sohn des Besitzers soll der mit dem Mega-Hit „Gangnam Style“ berühmt gewordene Sänger Psy sein. Könnte man nicht mal Hallo sagen … nein …? Egal, dieser Nachmittag war schon Abenteuer genug. Ich trete in die Gassen von Sinsa – und werde auf Deutsch mit schwäbischem Akzent angesprochen. Von einem in Stuttgart ausgebildeten Koreaner, dessen Geschäft mit deutschen Designklassikern sich gleich nebenan befindet. Oh Seoul, Stadt der Wunder!

 

www.ode-audio.com

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.