Interpret: The Vaccines
Albumtitel: English Graffiti
Label: Sony
Format/VÖ: CD, CD Deluxe, Vinyl, Vinyl Deluxe / 22.05.2015
Hype-Bands kommen und gehen, insbesondere auf der Insel. Überleben wird, wer das hat, was The Vaccines von Anfang an hatten – unwiderstehliche Melodien, klasse Songwriting, die richtige Attitüde, kurz: das gewisse Etwas. Dass sie sich nicht formelhaft wiederholen, sondern weiterentwickeln würden, unterstrichen die Londoner bereits mit ihrem zweiten Album Come Of Age. Ihr vom Rock ’n’ Roll der Fünfziger, dem Popappeal der Ramones, Seventies-UK-Punk und dem hallenden Psychedelic-Rock von The Jesus And Mary Chain beeinflusster Indierock war hier bereits erwachsener geworden, das Songwriting ausformulierter. English Graffiti markiert nun den erhofften Richtungswechsel weg von dem Anspruch, Zeitloses zu schreiben, hin zur Geisteshaltung des Pop, der sich im Hier und Jetzt verortet, sich etwas traut, ein momentanes Lebensgefühl widerspiegelt, das in zehn Jahren keine Gültigkeit mehr haben muss. Mit English Graffiti sind die Vaccines über sich hinausgewachsen. Fast ganz verschwunden sind die knarzenden „1, 2, 3, 4“-Haudrauf-Songs, stattdessen gibt es ausladende Hymnen mit Synth-Akzenten und New-Wave-Touch („Dream Lover“) und mit dem Daft-Punk-Kate-Bush-Hybriden „Minimal Affection“ den Übersong, den die Strokes nach ihrem Debüt einfach nicht mehr hingekriegt haben. Der Tiefgang der Ballade „Maybe I Could Hold You“ mag endgültig als Reifezeugnis gelten, mit dem die Band beweist, dass sie die nächsthöhere Stufe ihrer Persönlichkeitsentwicklung erklommen hat. Wir werden weiter mit ihr wachsen.
