Thixar Silent Feet 60
Das Erwecken von Aufmerksamkeit mittels reißerischer Überschrift nennt sich neudeutsch „Clickbait“. Wussten Sie vermutlich schon – sind aber trotzdem hängen geblieben.
Klar, jeder steht auf Füße(n). Die einen mitten im Leben, mal auf Pumps, mal in Gummistiefeln. Oder man steckt sie in Sneaker. Manche haut’s auch gelegentlich von diesen. So wie mich vor knapp drei Wochen. Eigentlich bin ich im Musikzimmer ziemlich zufrieden, größere Optimierungsmaßnahmen sind nicht mehr geplant. Das Rack steht stabil wie ein Fels, die Geräte auf passenden Böden aus Granit oder Schichtholz. Wozu also neue Gerätefüße? Ist doch alles supi hier. Oder nicht?
Rein optisch geben sich die Thixar Silent Feet 60 nicht direkt pompös. Anstelle exotischer Hölzer oder seltener Metalle setzt der Hersteller auf Aluminium, das entweder poliert oder matt veredelt wird. Auf den ersten Blick hat man so etwas schon mal gesehen. Was das Auge nicht bemerkt, fällt auf, sobald man die Füße belastet. Die beiden Hälften scheinen definiert aufeinander zu schwimmen und geben auf Druck ein wenig nach. Lediglich im Millimeterbereich, doch diese paar Millimeter Federweg machen einen deutlichen Unterschied. Die Silent Feet bestehen aus zwei Hälften, zwischen denen ein Gelkissen eingebettet wurde. Stoßabsorption durch eine Gel-Einlage? Moment mal, woher kommt mir das bekannt vor? Die Antwort ist quietschblau, kommt aus Japan und steckt an meinen Füßen. Bereits seit den Neunzigern verwendet Asics Gel-Pads zur Dämpfung in Laufschuhen. Seitdem haben die Treter aus Asien Kultstatus unter Sportfreaks weltweit.

Inwieweit auch Dirk Rüdell, Inhaber und Entwickler in Personalunion, dem Laufsport verfallen ist, ließ sich nicht zweifelsfrei verifizieren. Was die Eigenschaften verschiedener Materialien angeht, gilt der Tüftler allerdings als Experte. In seinem früheren Leben befasste sich Rüdell als diplomierter Laborchemiker mit den Eigenschaften der unterschiedlichsten Werkstoffe und deren Interaktion untereinander.
Bedauerlicherweise infizierte „Mr. Thixar“ sich bereits in jungen Jahren mit dem Virus audiophilis. Die Heilungschancen waren sehr gering, selbst die orale Injektion von schweren Metallen (Iron Maiden) steigerte sein Wohlbefinden nur kurzzeitig. So führte eins zum anderen. Leidenschaft wurde mit der eigenen Berufung gekreuzt, es wurde geforscht und entwickelt, verworfen und gehört. Und Heilung gefunden. Schon die Wirkung der ersten Prototypen auf seine Anlage war so überzeugend, dass er weiter mit den positiven Eigenschaften dämpfenden Gels auf seismisch empfindsame Audiokomponenten experimentierte. Mittlerweile umfasst das Thixar-Portfolio von kompletten Racks über belastbare Basen für schwergewichtiges Gerät, von Gerätefüßen in zwei Gewichtsklassen bis zu Schwingungsdämpfern, die durch Auflegen Schwingungen des Gehäusedeckels definiert absorbieren, ein breites Sortiment für Feintuning des eigenen Audiogeräts.
Für den Anfang wurden mir zwei Satz Silent Feet 60 überlassen (die Sechzig gibt hier die maximale Belastbarkeit pro Vierer-Satz an), um einfach mal damit zu experimentieren. Versuch eins: Belastungsprobe. Statt sechzig Kilo auf vier zu verteilen, einfach einen knapp achtzig Kilo schweren Autor auf einen einzelnen Fuß stellen und abwarten, was passiert. Nicht viel, ehrlich gesagt. Die Dinger halten was aus. Also ab damit unter die Lautsprecher. Mit den recht breiten Kegelfüßen meiner Hecos kommen die Silent Feet ebenso gut klar wie mit den recht spitzen Spikes unter den Audio Physic. Das kleine gefaste Loch in der Oberseite sorgt für sicheren Halt bei der Verwendung von Spikes oder Ähnlichem. Für den Fall, dass die Silent Feet dauerhaft mit dem Gerät verbunden werden sollen, wurde gleich noch ein Gewinde hineingeschnitten, um bombenfesten Halt zu gewähren. Allerdings bin ich mit dem Einsatz unter den Lautsprechern ganz happy; zweieinhalb Zentimeter Bauhöhe verändern den Klang bei kurzem Hörabstand massiv. Doch hier steht noch genug Equipment herum, mit dem man experimentieren könnte.
Knapp ein halber Doppelzentner italienischer Lebensfreude steht hier ebenso aktuell im Weg wie im Mittelpunkt meiner Tagesgestaltung. Also die Rivieras auf gesunde Füße gewuchtet, dies kurz knackend bedauert und Cures Desintegration auf den Teller gelegt. Was folgt, ist andächtiges Schweigen – bei mir, nicht bei den Lieblingsheizkörpern aus Bella Italia. Mit denen erwärme ich die Raumluft schon seit ein paar Wochen, und wir verstehen uns formidabel. Die Rivieras danken ihr neues Schuhwerk, agieren nochmals relaxter, und es kommt so etwas wie Frieden in die ganze Sache.
Die positive Wirkung fällt so deutlich aus, dass ich den Satz nun auch unter dem Plattenspieler ausprobieren muss. Der besteht aus Alu, etwas Holz und einer Prise Carbon. Zur Steigerung des Handicaps befindet sich das Reflexrohr einer meiner Lautsprecher gefährlich nah an der Wandhalterung, auf der mein Dreher ruht. Erst läuft er auf allen Vieren, nach kurzem Check nur noch auf drei Füßen, einer vorn auf Höhe des Tellerlagers, zwei hinten. Ob ich dunklen Mächten huldige (Black Sabbath/laut) oder meiner klassischen Seite (Mendelssohn/ganz leise) fröne, es ist dem Plattendreher wumpe. Dank der Wandlung in schwingende thermische Energie und deren Absorption gewinnt die Abtastung in ihren Paradedisziplinen Tempo und Antritt merklich hinzu. Meine durchaus vorhandene Skepsis ist verflogen. Bisherige Experimente mit Gerätefüßen haben dem Dreher immer etwas Elan geraubt. Hier eher das Gegenteil. Tempo durch Dämpfung? Ich glaube, bei Thixar stehen doch Laufschuhe im Flur. Gut so, beim Sport kommen einem immer die besten Ideen.
Info
Gerätefüße Thixar Silent Feet 60
Konzept: zweiteilige Aluminiumdämpfer mit zwischengelagertem Gelkissen
Maximale Belastbarkeit: 60 kg
Ausführung: Schwarz, Silber matt, Silber poliert
Durchmesser: 50 mm
Höhe: 23 mm
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: ab 455 €
Kontakt
ATR – Audio Trade
Villa Belvedere
Wallufer Straße 2
65343 Eltville am Rhein
Telefon +49 208 882660
info@audiotra.de
Mitspieler
Plattenspieler: Acoustic Solid Vintage, Technics SL-1710 MK2, Technics SL-1210 MK2
Tonarm: Acoustic Solid WTB 213
Tonabnehmer: Clearaudio Charisma V2, Ortofon Quintet Bronze, Ortofon Nightclub
Phonovorverstärker: Acoustic Solid Phonovorverstärker
CD-Player: Marantz CD 17 Mk II
Vorverstärker: Riviera Audio Laboratories APL-1
Vollverstärker: Einstein The Tune, NAD C 320
D/A-Wandler: Audiolab M-DAC Mini
Endverstärker: Riviera Audio Laboratories AFS-32, Lehmannaudio Black Cube Stamp
Lautsprecher: Heco BellaDonna, Audio Physic Seemon
Kabel: German Highend, AudioQuest, IsoTek, Vovox
Zubehör: Steinmusic