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Bowers & Wilkins Rhythm’n’Blues Festival 2017

Bowers & Wilkins Rhythm’n’Blues Festival 2017

Bowers & Wilkins Rhythm’n’Blues Festival 2017

Eine Tonne gute Musik – das 15. B&W Rhythm‘n‘Blues-Festival in Halle/Westfalen

Ein stürmisches Wochenende. Menschen, die zu Bulimie neigen, sind gut beraten, daheim zu bleiben, um nicht fortgeweht zu werden. Dass das FIDELITY-Team dennoch dem Ruf des Blues nach Halle in Westfalen folgt, hat nicht nur mit der bei B&W schon obligatorischen Wohlfühl-Atmosphäre des Festivals zu tun, nicht nur mit dem „krummen“ Jubiläum, das es zu feiern gilt – 15 Jahre sind nichtsdestotrotz viel in dieser schnelllebigen Zeit –, sondern vor allem mit dem Line up, das höchstkarätigen Blues für Feinschmecker verspricht.

Bowers & Wilkins Rhythm’n’Blues Festival 2017Und obwohl der Sturm dafür sorgt, dass der Trip von Ismaning nach Halle dank außerplanmäßiger Autobahnstaus deutlich länger als geplant dauert und deshalb die erste Band von den Bluesbrüdern der FIDELITY ungehört verklingt, reicht der Rest des von Werner Schulze-Edel gewohnt launig moderierten Programms locker für ein Dauergrinsen der hartnäckigen Sorte, das noch lange nach der Rückkehr nicht weichen will.

Denn was wie jedes Jahr in der Gerry-Weber-Halle in Halle geboten wird, liest sich wie ein Who is Who der nationalen und internationalen Bluesszene und ist insofern typisch für ein Festival, das seit jeher auf Klasse statt Masse setzt. Und damit durchaus Ähnlichkeit mit dem Portfolio des highendigen Lautsprecher-Herstellers hat, der hinter diesem entspannten Bluesfest steht.

Ein Traditionalist alter Prägung ist Andy Fairweather Low. Der flinkfingerige walisische Gitarrist und Sänger war unter anderem mit Dave Edmunds, Gerry Rafferty, Richard Thompson, Roy Wood und The Who unterwegs und zählt zu den festen Sidekicks von Eric Clapton und Roger Waters, wenn die Legenden auf Tour gehen. Seine eigene Musik pendelt zwischen urbritischem Rootsblues und sanftem Bluesrock, er bringt aber auch Schlager, die sich auf jeder Ü50-Party bestens machen würden, ohne Peinlichkeit über die Rampe.

Ihm folgt in Halle ein Urgestein des White Blues, dessen stets trauriger Gesichtsausdruck leicht darüber hinweg täuschen kann, dass hier ein ganz Großer der Bluesgitarre in die Saiten greift: Walter Trout, von schwerer Krankheit genesen, spielt die Halle trotz ihrer eher mäßigen Akustik so konsequent, gnadenlos und brillant in Grund und Boden, dass man glatt vergisst, in sein Steakbrötchen zu beißen. Wer sich je fragte, ob sich ein Weißer überhaupt anmaßen darf, die Musik des schwarzen Amerika zu spielen, bekommt von Trout eine eindeutige und überaus kontinental gefärbte Antwort. Wer es so fulminant krachen lassen kann, spielt den Blues nicht nur, er definiert ihn ein Stück weit.

Fröhliches Epigonentum dominiert bei der Blues Company: Die Osnabrücker Band wird nach 20 Jahren immer noch von ihrem Gründer Todor „Toscho“ Todorovic an Gitarre und Gesangsmikro geprägt. Der bedankt sich bei den Fans dafür, dass er und seine Mitmusiker von einer Musik, die unter den Begriff „Spartenprogramm“ fällt, vergleichsweise gut leben können. Ein Spartenprogramm freilich, das inzwischen wieder steigende Fanzahlen ausweist. Die Halle in Halle ist – wie jedes Jahr beim Bowers & Wilkins Rhythm’n’Blues Festival – rappelvoll, das Publikum bunt gemischt. Der Blues scheint lebendiger denn je. Wer mag, darf mal raten, was auf der Heimfahrt über sturmgepeitschte Autobahnen im Autoradio läuft. Nein, nicht Helene Fischer …

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