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Diapason Firmenreportage

Firmenreportage: FIDELITY zu Besuch bei Diapason

Streicheleinheiten im Doppelpack – FIDELITY zu Besuch bei Diapason

Das Beste, was einem Baum passieren kann!

Um Holz richtig lieb zu haben‚ muss man nicht unbedingt Bäume umarmen. Manchmal reicht schon ein Lautsprecherpaar‚ um tiefste Verehrung für den feinen Naturstoff auszudrücken.

Loris ist Handwerker. Das sagt er selbst über sich. Wenn er denn überhaupt mal spricht. Aber Loris Coppiello ist nicht irgendein Handwerker. Seine Werkstatt liegt in der norditalienischen Region Vicenza, die schon so viele begnadete Handwerker, Instrumentenbauer und Künstler hervorgebracht hat. Und Loris Coppiello ist schlicht und ergreifend „der Allerbeste, ein begnadeter Schreiner, ein wahrer Holzkünstler“ – sagt Alessandro Schiavi. Der sollte es wissen. Denn Alessandro Schiavi baut seine kompromisslosen Lautsprecher der Marke Diapason, Sie ahnen es, mit Vollholzgehäusen aus Loris’ Werkstatt. Und das auch nicht erst seit gestern, sondern bereits seit einem Vier­teljahrhundert, seit einer ganzen Generation.

Extremschreiner Loris Coppiello mag, wie alle begnadeten Handwerker, nicht gerne fotografiert werden. Er mag auch nicht gerne reden. Viel lieber lässt er seine Handwerkskunst für sich sprechen. Oder seinen Geschäftspartner. Also übernimmt jetzt Alessandro „Alex“ Schiavi, ohnehin einer der freundlichsten und zugänglichsten Menschen, die ich in den letzten Jahren kennengelernt habe, die Führung durch Loris’ Werkstatt. Sie dauert nicht allzu lange. Die blitzsaubere Werkstatt ist ja auch nicht allzu groß. Aber völlig ausreichend, um alle Verarbeitungsschritte von der Lagerung des ausgesuchten Rohholzes bis zum absolut makellosen Gehäusepaar unter einem Dach zu realisie­ren. In aller Ruhe und in jener Perfektion, wie es sich für eine Manufaktur mit höchstem Anspruch gehört. Auch die zahlreichen, an verschiedenen Stellen sorgfältig gestapelten oder aufgereihten Vollholz-Objekte sprechen Bände.

Warum aber ist diese High-End-Tischlerei im Örtchen Sarcedo von außen absolut nicht als solche erkennbar? Nun, weil Loris Coppiello es schlicht nicht nötig hat, nach außen hin zu „scheinen“. Er fertigt praktisch exklusiv für Diapason, also für Alex Schiavi. Nur knapp zehn Prozent seiner Kapazitäten wendet er für die ebenfalls höchst stilvoll gefertigten Holzapplikationen der Röhrenverstärker-Manufaktur Mastersound auf. Für Diapason (er)schaffen Loris und eine Handvoll Mitarbeiter pro Jahr rund 800 Gehäuse, also 400 Paare – eine beachtliche Menge, wenn man bedenkt, mit welch ergebener Akribie hier gearbeitet wird.

Es fällt auf, wie oft Alex und Loris quasi nebenbei über alle nur greifbaren Holzflächen streichen, halbfertige Werkstücke in die Hand nehmen, sie kritisch und geradezu väterlich begutachten. Ständig scheinen sie ihr gemeinsames Ziel zu überprüfen: Perfektion und Hingabe bis ins allerkleinste Detail der Holzverarbeitung, nein: bis in die allerkleinste Faser des Werkstoffes Holz hinein. Ein ganz entscheidender Unterschied zum brachenüblichen (fließbandtauglichen) MDF-Gezirkel.

Tatsächlich liegt in dem tiefen Grundverständnis für das lebendige Material Holz eines der Geheimnisse, um auch langfristig von dessen speziellen Eigenheiten – und Vorteilen natürlich – zu profitieren.

Wirklich gute Gehäuse aus Vollholz sind nur mit einem enormen Aufwand zu realisieren. Holz „arbeitet“ über eine sehr lange Zeit, muss zwischen jedem weiteren Verarbeitungsschritt sorgfältig getrocknet werden, damit es später nicht „weiterarbeitet“ und alle Mühen zunichte macht. Sehr wichtig dabei sind nicht nur die streng ausgewählten Hölzer – Loris und Alex bevorzugen 15 Jahre lang gelagertes Calanetto- Walnussholz aus nachhaltigen US-Beständen, die vor der Verarbeitung hier nochmals zwei Jahre ruhen –, sondern auch spezielle, über lange Jahre geduldig weiterentwickelte Verarbeitungsmethoden. Viele davon sind in keinem Lehrbuch zu finden, basieren vielmehr auf langjähriger Erfahrung und persönlich weitergegebener alter Handwerkstradition, aber auch selbst perfektionierter Kunstfertigkeit. Jedes Gehäuse der Modelle Adamantes und Astera etwa fügt sich aus 33 Massivholzteilen zusammen und umfasst jeweils 22 (!) Flächen – und alles immer paarweise, versteht sich. Im Wissen, dass es das perfekte, also resonanzfreie Gehäuse prinzipbedingt nicht geben kann, bemüht sich Alex bei seinen Diapason-Lautsprechern seit dem ersten Modell von 1985, auftretende Resonanzen möglichst so geschickt zu „verteilen“, dass das Gehäuse praktisch unhörbar wird und sich nicht einmischt in den Klang, nicht gegen die Chassis arbeitet. Dazu hat sich der am Konservatorium ausgebildete Pianist und Studiotechniker auch ein paar Tricks bei renommierten Instrumentenbauern abgeschaut, wie er freimütig zugibt, und sie auf seine Monitore zugeschnitten.

Loris, Jahrgang 1956 und damit rund zehn Jahre älter als Alex, steuert das Know-how des perfektionistischen Praktikers bei. Er hat von seinem Schwiegervater nicht nur die auf Vollholzmöbel spezialisierte Schreinerwerkstatt, sondern auch das profunde Wissen um Material und Verarbeitung übernommen. Spannend ist übrigens zu beobachten, wie selbst kurze Dialoge zwischen Alex und Loris sich in Nullkommanix um Faserverläufe im Holz, unterschiedliche Dichten oder hauchdünne, aber effektive Versteifungsmatten und deren Positionierung im Gehäuse drehen. Experten unter sich. Kein Wunder, dass hier in Loris’ Werkstatt die wohl aufwendigsten Lautsprechergehäuse entstehen, die für Geld und gute Worte zu haben sind.

Es wird Zeit, zum eigentlichen Firmensitz von Diapason aufzubrechen, nach Brescia. Eine Fahrt von etwa anderthalb Stunden. Wir cruisen am malerischen Vicenza, dann am Südzipfel des Gardasees vorbei, mitten durch einen prosperierenden Teil Norditaliens, der großteils aus dem Bilderbuch zu stammen scheint. Selbst das Wetter wirkt heute wie gemalt. Da kann die Industriestadt Brescia nicht ganz mithalten. Und auch nicht der Eingang zu den Produktionsstätten: ein vergitterter Kellerzugang in einem mehrstöckigen Wohnkomplex, der so uninteressant wirkt wie zuvor die Fassade der Schreinerei.

Doch im Inneren der Keller-Räumlichkeiten wird es rasch wieder spannend. Wir treffen auf Chiara Galinotti, Finanzchefin und Marketing-Managerin des Unternehmens und Ehefrau von Alex Schiavi. Der vielbeschäftigte Diapason-Chef ist froh, von seiner Liebsten auch geschäftlich substanzielle Unterstützung zu erhalten. Es gibt stets mehr als reichlich zu tun, die Auftragsbücher sind prallvoll, die Manufaktur läuft – im übertragenen Sinne – auf Hochtouren. Zum Glück ist auch hier alles wohlgeordnet, von den paarweise zur Bestückung vorbereiteten Gehäusen bis zu den ausgesuchten Komponenten, die zum großen Teil aus der näheren Umgebung, wenigstens aber aus Europa kommen: Elkos aus Turin, speziell angefertigte Spulen aus Brescia, Anschlussterminals aus Deutschland, maßgeschneiderte Treiber aus Dänemark und Norwegen. Weiter hinten tauchen noch ein paar Modelle auf, die ich noch nie gesehen habe – und die definitiv nicht aus Loris Coppiellos Werkstatt stammen. Sie sind ein Hinweis auf noch ganz andere Aktivitäten von Alex Schiavi. So hat er im Auftrag einer Möbelfirma Lautsprechereinschübe für ein Schranksystem entwickelt, aber auch eine aktive TV-Soundbar. Ja, so etwas zwischendurch ist durchaus mal eine willkommene Abwechslung, sagt Alex, sein Herz schlägt jedoch in allererster Linie für audiophile Stereo-Lautsprecher. Mit Vollholzgehäuse. Weiter hinten in der Produktionszeile wartet allerdings auch ein lackiertes Pärchen Astera auf seine Bestückung. Nun, erklärt der pragmatische Chef, wenn ein Kunde seine Diapasons einmal nicht im typischen Holzkleid haben möchte, dann realisiere man auch spezielle Farbwünsche. Die Gehäuse erhalten dann eine Beschichtung mit Fiberglas und eine mehrlagige Hochglanzlackierung nach Wunsch – nicht bei Diapason selbst, sondern in jenem Spezialbetrieb, der im Hauptgeschäft für die Lackierung der berühmten Riva-Boote zuständig ist.

Zum Abschluss dieses ohnehin schon eindrucksvollen und ereignisreichen Tages schauen wir noch auf einen Sprung hinüber ins Ladengeschäft von Alessandro Schiavi und Chiara Galinotti. Es heißt „Sound Center“, genau wie die Produktionsstätte der Lautsprecher, sieht im Gegensatz dazu aber schon von außen attraktiv aus. Im hellen, großen und schicken Showroom des Ladens stehen Elektronik und Schallwandler etlicher renommierter Marken zur Verfügung. Alles kann in drei angrenzenden Hörräumen unter fairen Bedingungen gehört und natürlich auch erworben werden. Selbstverständlich bietet der Shop für Alex geradezu ideale Möglichkeiten, um die eigenen Lautsprecher immer wieder im Vergleich mit internationaler Konkurrenz zu hören. Wie er das bloß alles unter einen Hut bekommt! Alex Schiavi ist ja, wie schon gesagt, offenbar ein vielbeschäftigter Mann. Neben Diapason und dem doppelten „Sound Center“ leitet er als Vizepräsident eine ziemlich erfolgreiche HiFi-Einkaufsgenossenschaft, er fährt gerne „Ultrabike“ (1000 km nonstop mit dem Mountainbike), spielt Klavier und liebt die Natur. Nur Bäume umarmt er nicht. Er verwandelt sie lieber in Lautsprecher. Zusammen mit Loris, dem stillen Extremschreiner.

Viele weitere Bilder zu dieser Diapason-Story finden Sie hier unter „Reportagen“.

 

www.diapason-italia.com

www.friends-of-audio.de

 

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