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Grand Prix Audio Parabolica

Grand Prix Audio Parabolica im Test

Grand Prix Audio Parabolica – Warum nicht gleich?

Manche Dinge brauchen etwas mehr Zeit. Gute allemal. Und so musste Volker Kühn erst ein gesundes Rentenalter erreichen, um „sein“ Analoglaufwerk zu finden: den Grand Prix Audio Parabolica.

Fotografie: Ingo Schulz

Doch nicht nur Volker Kühn musste warten – mir erging es ebenso. Seit ich mich mit dem Thema HiFi beschäftige, kenne ich diesen Namen. Denn schon als Teen, der regelmäßig bei einem örtlichen Händler jobbte, begegnete mir immer wieder die Firma Audioplan. Meist jedoch als sagenhafte Schmiede perfektionierten Klanges, im Laden selbst führte man kein Audioplan. Wann immer ich aber mit viel Mühe ein Setup zusammengestellt und aufgebaut hatte – meist unter Verwendung kleiner Zweiwege-Lautsprecher –, wurde mir vom Chef beschieden, dass das zwar schon sehr schön sei, wenn ich allerdings mal eine gut angesteuerte Kontrapunkt hörte, würde ich erst merken, was wirklich gehe. Damit begann es. Während des Studiums verbrachte ich immer wieder Zeit bei einem Händler, der besagte Kontrapunkt mit Jadis-Elektronik vorführte. Wieder war ich begeistert.

Schließlich hatte ich ein audiophiles Erweckungserlebnis. Bei einem (nicht mehr aktiven) Berliner Händler hörte ich eine eben erst gekaufte Schallplatte (Tristan und Isolde, Karajan, EMI) auf einer sehr besonderen Gerätekombi: Ein stark modifizierter Thorens Reference, bestückt mit einem Clearaudio Goldfinger (an den Arm erinnere ich mich nicht mehr), spielte in eine größtmögliche Gryphon-Anlage mit vier Antileon-Mono-Endstufen. Diese trieben – was wohl? – eine Kontrapunkt an. Was ich da hörte, deklassierte meine bisherigen Hörerfahrungen und verdarb mich für viele, die noch kommen sollten. Dieses Erlebnis, wie im Knistern der Einlaufrille der Raum, in dem wir saßen, verschwand, wie sich schon in den ersten leisen Takten das Orchester in epischer Größe ausbreitete und so gar nicht in das kleine Vorführzimmer passen konnte, wie dann die Kontrabässe ihre lange und weite Pizzicato-Linie formten und ich alles über sie erfuhr, als säße ich vor ihnen in einer Probe. All das hat mich verdorben und den Namen Kühn wiederum in meinem audiophilen Wertesystem verfestigt.

Einstiegsdroge: Kontrapunkt!

Als ich dann irgendwann mit dem Schreiben begann, kam ich glücklicherweise einmal mit der Kontrapunkt IV zusammen, leider aber nicht mit weiteren Geräten der Firma. Und außerdem gingen zu dem Zeitpunkt Gründer Volker Kühn und Sohn Thomas bereits getrennte Wege. Volker Kühn war jetzt Black Forest Audio, und zu dieser Firma hatte ich gar keinen Kontakt. Auch auf den diversen Messen sollte es nicht sein: Entweder war er beschäftigt oder gerade nicht am Stand. Also hakte ich das Thema für mich ab, wobei es mich schon wurmte, denn Volker Kühn war für mich nicht nur irgendein Hersteller oder Vertrieb teurer HiFi-Komponenten, sondern in Deutschland einer der maßgeblichen Wegbereiter des High-End-Gedankens, eine für mich enorm prägende Gestalt.

 

Jetzt also ist es endlich so weit – ich fahre nach Malsch, um das Laufwerk für diesen Bericht abzuholen. Volker Kühn geht es aber wie schon in den letzten 35 Jahren meiner bewussten Wahrnehmung nicht um ein einzelnes Gerät, sondern wieder einmal um ein ausgefeiltes, auf den Punkt spielendes Setup. Also bekomme ich nicht nur ein Laufwerk, sondern werde außerdem mit Tonarm (Viv Laboratory Rigid Float HA), System (Fuuga), Übertrager (Kondo), passenden Kabeln (ebenfalls Kondo) und einer Plattentellerauflage (Black Forest Audio) versorgt. Nach zwei Stunden gemeinsamen Hörens und Plauderns wird dann der Kofferraum voll beladen und ich fahre nach Hause, um in bekannter Umgebung zu erfahren, was dieser seltsame Plattenspieler, der vieles so anders als viele andere macht, denn musikalisch zu bewegen vermag.

Masse speichert

Im Musikzimmer schließlich auf einem leichten Tisch gelagert (Kühn: „Bitte nicht zu viel Masse darunter, das speichert nur!“) steht nun eine in der Tat skurrile Equipment-Kombination, die anscheinend mit jeder audiophilen Binsenweisheit brechen will, um besser zum Ziel zu kommen. Alvin Lloyd, der Gründer von Grand Prix Audio und Entwickler des Parabolica, ist ein mit allen Wassern gewaschener Techniker, war allerdings nicht von Anfang an im Audiobereich tätig. In den Jahren vor Grand Prix Audio entwickelte er Rennwagen für die amerikanische IndyCar Racing League, die dortige Königsklasse des PS-Zirkus. Leidenschaftlicher Musikhörer war er schon immer, nach einigen Jahren im Renngeschäft packte ihn der Ehrgeiz, das erlernte Wissen und die gesammelte Erfahrung einmal bei Analoglaufwerken auszuprobieren. Es folgte die übliche Geschichte mit Experimenten und Prototypen und einem Weg, der immer komplizierter wurde, da bei einem System, das auf den Punkt kommen sollte, keine der zugekauften Lösungen ausreichte, jedes Standardbauteil die Leistung des kompletten Laufwerks limitierte.

Das Ergebnis dieser Bemühungen ist ein Plattenspieler, der erst einmal viel zu klein daherkommt, um wirklich highendig sein zu können. Scheinbar. Obschon seine Struktur mit einem mit Kohlefaser ummantelten Aluminiumskelett die Idee des Leichtbaus verfolgt, bringt der Dreher letztlich solide zwölfeinhalb Kilogramm auf die Waage. Zudem handelt es sich nicht um eines der üblichen per Riemen oder String angetriebenen Laufwerke, sondern um einen waschechten Direkttriebler, eine Spezies, die seit den achtziger Jahren an Glanz verlor. Meiner Meinung nach aber nur, weil es viel leichter ist, einen kleinen Motor in eine Dose zu packen und einen Gummiriemen um den Teller zu legen. Sprich: gäbe es nur den Direktantrieb, hätten wir viel weniger Plattenspielerhersteller.

Grand Prix Audio liebt Informationen

Alvin Lloyd treibt auch dieses Prinzip auf die Spitze, indem er mehrere fein gerasterte Bahnen mit Markierungen an der Tellerunterseite anbringt, die der Motorsteuerung 298 320 Informationen liefern – pro Umdrehung. Denn eine noch so gute Regelung könne ohne ausreichende Informationsdichte nicht schnell genug reagieren und letztlich nur dann regeln, wenn sich ein Fehler schon fast etabliert habe. Diesen gleichsam im Entstehen zu erkennen, sei sein erklärtes Ziel gewesen. Derart gut informiert, kann die Steuerelektronik den bürstenlosen Gleichstrommotor bestens an die Kandare nehmen und einen Gleichlauf erreichen, der beeindruckt: gerade einmal 0,02 % nach IEC60098B, was letztlich bedeutet, dass jede übliche Messplatte mehr Toleranzen aufweist und man sie misst, nicht aber den Plattenspieler.

Auf einer aus POM gedrehten Basis steht nebenan ein Viv-Laboratory-Tonarm, der sich auch nicht um das schert, was „man“ so macht: Kröpfung ist für andere da, das System hängt ganz gerade unter dem Arm. Dies aber nur am Rande, da es eigentlich um den Dreher geht. Mehr Informationen zum Arm finden Sie in der Ausgabe 5/2017 unseres Magazins.

Klar umrissene Konturen

Zuerst lege ich besagte Tristan-LP auf. Was ich höre, schreibt die HiFi-Geschichte zwar nicht neu (wie denn auch), zeigt aber, was mit akribischer Verfeinerung noch möglich ist. Die schon erwähnten Pizzicati in den Kontrabässen beispielsweise habe ich bisher nicht so klar umrissen, unmittelbar und gleichzeitig entspannt gehört. Ein Vergleich mit einem anderen erstklassigen Spieler zeigt, dass es tatsächlich das Laufwerk und nicht die Anlage ist. Hier scheint der rigide Direktantrieb zu zeigen, was in diesem Antriebsprinzip wirklich steckt. Gehört habe ich diesen Punch schon bei anderen guten Vertretern dieser Bauart, allerdings dann meist ohne diese Leichtigkeit, mit der der Grand Prix Parabolica alle Töne auf die Reise schickt. Die Idee von direkter Kraftübermittlung zusammen mit feinstmöglicher Regelung scheint in der Tat die Meriten guter Direkttriebler und erstklassiger Riemenläufer miteinander zu verschmelzen. Kompliment.

Grand Prix Audio Parabolica

Ein schnelles Surfen durch die Jazz-, Pop-, und Soul-Regale zeigt, dass dieses Setup in Sachen Timing nichts anbrennen lässt und so ziemlich jedem mir bekannten Dreher mit einer neuen Benchmark vor der Nase herumwedelt.

Strichrichtung inklusive

Schwieriger wird es für Analoglaufwerke meines Erachtens, wenn sie Streichquartette sauber darstellen sollen. Denn in dieser auf die absolute Essenz verdichteten Gattung können minimale Impulse zu Erdbeben werden. Da der dynamische und tonale Umfang durchaus begrenzt ist, die Instrumente zudem sehr ähnlich klingen, steigert sich die Konzentration des Hörers enorm, man „kriecht“ fast in die Musik herein, da das Gehirn nicht von schnellen, leicht satt machenden Effekten gebremst wird. In dieser Welt angekommen, kann man die Änderung der Strichrichtung hören, bevor sie tatsächlich passiert: der Spieler verändert kurz vor dem „Umkehren“ minimal den Druck auf die Saite – so sehr er sich auch bemüht, das zu verbergen. Wenn diese Feinheiten zutage treten, macht ein Laufwerk ziemlich viel richtig, denn die allermeisten Plattenspieler verbergen eine solche Information. Hier kommt zum Tragen, was ich „Mikrotiming“ nennen möchte: Um diese minimale, noch unter einer Intonationsschwäche angesiedelte Veränderung hörbar zu machen, darf sich das Laufwerk nun wirklich gar nicht mehr in die bitte absolut konstante Drehzahl einmischen. Weder bockig regeln noch im weichen Antriebsriemen ersticken lassen – nur perfekt gehaltene Drehzahl kann diese Feinheiten ermöglichen.

Einige schnelle Versuche mit anderen Tonabnehmern bringen hier und da Verbesserungen, in anderen Aspekten Verschlechterungen, es bleiben also letztlich nur Veränderungen. Denn diese Kombi spielt im Ganzen so geschlossen und richtig, dass es wirklich schwerfällt, etwas wirklich Besseres auf die Beine zu stellen. Auf die Schnelle ist es meines Erachtens nach unmöglich. Das tut der grandiosen Leistung des Grand Prix Audio Parabolica keinen Abbruch, zeigt aber, dass Volker Kühn seinen Ruf in der Deutschen High-End-Landschaft völlig zu Recht genießt. Denn das viele Wissen, die gesammelte Erfahrung und ein klares Ziel vor Augen (beziehungsweise den Ohren) nützt nicht nur, wenn man ein Laufwerk baut, sondern offenbar auch, wenn es darum geht, diesen erstklassigen Dreher bestmöglich in Szene zu setzen.

Wir meinen

Der Parabolica ist ein faszinierendes Laufwerk, das sich optisch nur einen kleine, akustisch gar keinen Fußabdruck genehmigt. Hut ab!Grand Prix Audio Parabolica

Laufwerk Grand Prix Audio Parabolica

Funktionsprinzip: Direktantrieb, bürstenloser Gleichstrommotor, hydrodynamisches Lager
Aufbau: Chassis aus Aluminium und Carbon, Teller aus Aluminium
Drehzahlen: 33 und 45 U/min
Maße: Durchmesser 33 cm, Höhe 13 cm
Gewicht: 12,5 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: 19 900 €

Kontakt

Black Forest Audio
Volker Kühn
Rosenstraße 50
76316 Malsch
Telefon +49 72466330

 

www.blackforestaudio.com

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.