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Excalibur Black

Test MC-Tonabnehmer Excalibur Black

MC-Tonabnehmer Excalibur Black – Analoge Wunderwaffe

Kein preisgünstiges MC-System anbieten zu können war dem TAD Audiovertrieb schon lange ein Dorn im Auge. Die für Rega-Arme maßgeschneiderte Excalibur-Reihe schafft nun Abhilfe.

Im Zuge des Vinylbooms werden immer wieder Neueinsteiger mit dem für analoge Plattenspieler typischen Problem konfrontiert, dass man hin und wieder einen Tonabnehmer wechseln und justieren muss. Von jeher fein raus sind Kunden von Rega, deren Tonabnehmer ab dem Elys mit einer speziellen, wenngleich zur klassischen Halbzollnorm kompatiblen Dreipunktbefestigung ausgestattet werden. In den Genuss dieses Vorzugs kommt man freilich nur mit Tonarmen des britischen Herstellers: Tonarmkäbelchen nach einem eindeutigen Farbschema anschließen, drei Schrauben anziehen, die die Stellung des Abtasters exakt definieren, ausbalancieren, Auflagekraft und Antiskating nach Anleitung einstellen, und schon kann man Musik hören. Weitaus kniffliger ist es, dann mittels Schablone den Tonabnehmer korrekt in variablen Langlöchern auszurichten. Weist das Tonabnehmergehäuse keine Gewinde für die mitunter verflixt kleinen Schräubchen auf und muss man mit einer ebenfalls winzigen Mutter kontern, können sensible Naturen schon mal nervös werden bei der Justage – vor allem, wenn es sich um eine kostspielige Preziose handelt. Wer ein gutes bezahlbares Moving-Coil-System sucht und aus welchen Gründen auch immer keinen Rega-Tonabnehmer in Betracht zieht, trifft auf eine schmerzliche Lücke im Angebot – eine Lücke, die die Excalibur-Familie nun schließt.

Excalibur Black

Den Anstoß für die MC-Tonabnehmerlinie des japanischen Herstellers Excel lieferte der deutsche Rega-Vertrieb TAD Audio mit seiner Idee von MC-Systemen speziell für die Verwendung in Rega-Tonarmen. Dank ihrer Gehäuseform lassen sich die drei Excalibur-Modelle Green, Blue und Black in Rega-Armen sehr leicht justieren. Sie unterscheiden sich im verwendeten Diamanten (Green und Blue: elliptisch; Black: Shibata), in der Ausgangsspannung (das Green ist ein High-Output-MC und kann am MM-Eingang betrieben werden) und natürlich im Preis. Mir stand mit dem Black die höchstwertige Version und mit dem TecnoArm von Michell glücklicherweise ein passender Tonarm zur Verfügung, um die konstruktiven Vorzüge des Excalibur Black auszuloten. Der TecnoArm ist nämlich ein stark modifizierter Rega RB202, dessen Modifikationen aber nicht die Form der Headshell betreffen. Und genau auf die kommt es bei der Justage an. Das Excalibur wird einfach an der Vorderseite der Headshell ausgerichtet, deren – nennen wir es mal so – „halbes Achteck“ sich in der Form des Systemgehäuses wiederfindet. Zwei Schrauben durch die Langlöcher des Arms, vorsichtig (!) anziehen, und schon sind Einbau und Justage abgeschlossen. Selbstverständlich habe ich es mit der Rega-Schablone überprüft: Es passt exakt. Falls man dennoch Bedenken haben sollte, hilft die wirklich klasse gemachte deutschsprachige Bedienungsanleitung weiter, die ein besonderes Lob verdient.

Auch sonst benimmt sich das Excalibur Black allürenlos. Die Ausgangsspannung von 0,5 mV sollte für einen anständigen MC-Phonovorverstärker genauso wenig ein Problem darstellen wie die empfohlene Abschlussimpedanz von größer 300 Ohm. Auch die früher für Moving-Coil-Systeme standardisierten 100 Ohm würgen die Klangqualität nicht ernsthaft ab. Die angegebene Nadelnachgiebigkeit von 10 µm/mN bezieht sich auf die von japanischen Herstellern bevorzugte Angabe bei einer Frequenz von 100 Hertz. Der vergleichbare Wert bezogen auf die aussagekräftigeren 10 Hertz dürfte circa bei 15 µm/mN liegen. Mit anderen Worten: Das Excalibur ist in Kombination mit seinem geringen Eigengewicht von gut fünf Gramm auf die Verwendung in mittelschweren bis schweren Tonarmen ausgelegt. Bei einer Auflagekraft von 20 mN und entsprechender Antiskating-Einstellung am Michell Tecno schafft es im Abtasttest 60 µm. Das ist zwar nicht gerade weltrekordverdächtig, geht aber völlig in Ordnung. Keine Überraschung ist, dass es natürlich auch klanglich zum Rega – Verzeihung – Michell passt. Aber wie verhält es sich mit ganz anderen Armen? Ich habe es spaßeshalber in den leichten SME Series III, einen Tonarmklassiker aus den siebziger Jahren, eingebaut. Zu meiner eigenen Überraschung gab es überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: Hier tastete es sogar 70 µm problemlos ab und klang ebenfalls sehr ansprechend. Die alte Analogtechnik ist eben immer wieder für eine Überraschung gut.

Excalibur Black

Beim Aussortieren meiner Plattensammlung sind mir unter anderem zwei Alben in die Hände gefallen, die ich erfolgreich verdrängt hatte. Einerseits die Filmmusik zu Der Name der Rose und andererseits Stanley Clarke von 1974. Die düstere, beklemmende Atmosphäre des Films wird schon in den „Main Titles“ vorweggenommen und vom Excalibur Black vollumfänglich transportiert. Das macht es so gut, dass sich die Frage aufdrängt: Braucht man wirklich mehr? Die Kombination aus elektronischen treibenden Bässen, diversen Schlaginstrumenten und einer Countertenor-Stimme erzeugt eine fast schon als gruselig zu bezeichnende Stimmung, die genau so vom Komponisten James Horner beabsichtigt wurde. Weniger effekthascherisch, aber nichtsdestotrotz ebenso beeindruckend wird das zweite Studioalbum des Ausnahme-Bassisten Stanley Clarke präsentiert. An und für sich ist Jazz oder auch Fusion nicht so unbedingt meine Musik, aber das Excalibur sorgt für so viel Drive und Akkuratesse sowie – gerade bei diesem Album enorm wichtig – Basspräzision, dass es leichtfällt, sich auf neue musikalische Erfahrungen einzulassen. Der Bass kommt dabei federnd-leichtfüßig und keineswegs übertrieben voluminös-erdrückend. Das ist insofern erstaunlich, als sich das Excalibur Black tonal weitgehend auf der neutralen Seite bewegt und nur eine kleine Spur euphonischen Schönklang hinzufügt. Aber genau diese Eigenart ist es, die das Excalibur für das Langzeithören so angenehm macht.

Dem Bass schließt sich ein offener Mitteltonbereich an, der ansatzlos von niemals nervenden und trotzdem detailreichen Höhen gekrönt wird. Eine solche musikalische Geschlossenheit findet man bei MC-Tonabnehmern nicht so häufig. Insbesondere, wenn neben musikalischer Homogenität auch noch Spielfreude gefragt ist. Genau das aber zeichnet das Excalibur Black aus, und deshalb hat es sich eine dicke Empfehlung redlich verdient – keineswegs nur für Besitzer von Rega-Tonarmen.

Excalibur Black Navigator

 

Tonabnehmer Excalibur Black
Funktionsprinzip: Low-Output-MC-Tonabnehmer
Ausgangsspannung: 0,5 mV
Frequenzbereich: 15–35 000 Hz
Innenimpedanz: 30 Ω
Abschlussimpedanz: > 300 Ω
Nadelnachgiebigkeit: 10 µm/mN (100 Hz)
Besonderheiten: Gehäuse mit Gewindebohrungen, leichte Justage in Rega-Tonarmen
Gewicht: 5,2 g
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: 700 €

 

www.tad-audiovertrieb.de

 

Mitspieler:
Plattenspieler: Input Audio Transformer, SME Model 10, Technics SL-1210 MkII,
Tonarme: Michell Tecno, SME Series III, SME Series V
Tonabnehmer: AEC C91 Black (Cartridge Man modifiziert), Audio Technica AT-20SLa, Audio Technica AT-OC9/III, EMT JSD 6, Goldring G-2200, Ortofon Quintet Black
Phonovorverstärker: Musical Fidelity MX-VNYL
Netzwerkplayer/Tuner: Onkyo NS-6170
CD-Player: Bryston BCD-1
Vorverstärker: Bryston BPS-25MC
Kopfhörer: Sony MDR-1 RNC
Aktivlautsprecher: Neumann KH 310 A
Kabel: SME, Sommer

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.