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Atlas Cable-Vorführung bei TAD in Aschau

Atlas Cables – Vorführung bei TAD in Aschau

Greifbare Unterschiede

Atlas Cables – Greifbare Unterschiede

22 Grad und wolkenloser Sonnenschein: die perfekten Bedingungen, um aus der Stadt hinaus ins beschauliche Aschau zu fahren – und anschließend in einem Souterrain gefühlte 67-mal hintereinander die ersten zwei Minuten von Norah Jones’ „Don’t Know Why“ von ihrem Debutalbum Come Away With Me zu hören.

Atlas Cable-Vorführung bei TAD in Aschau
Martin McCue, über die Besonderheiten von Atlas Cables-Strippen dozierend

Selbstverständlich sind wir dienstlich unterwegs, Zeit zu ausgedehnten Sightseeing-Eskapaden bleibt also nicht – dennoch lassen wir es uns nicht nehmen, auf dem Hinweg einen kurzen Zwischenstopp einzulegen und das Alpenpanorama samt Schloss Hohenaschau einzusaugen, bevor es an die Arbeit geht.

Beschweren können wir uns freilich nicht – auch das charmante Bauernhaus, das dem TAD-Vertrieb als Hauptquartier dient, kann problemlos als angenehmer Szenenwechsel durchgehen. PR-Mann Michael Wiesler empfängt uns direkt am Parkplatz und geleitet uns direkt in die Küche, wo wir uns zunächst einmal mit Geschäftsführerin Paula Knorn und dem eigentlichen Star der heutigen Show auf einen Kaffee hinsetzen: Martin McCue hat den Weg aus Schottland auf sich genommen, um uns eine ausführliche Einführung in die Welt von Atlas Cables zu geben. Um diesen Namen ist es hierzulande in den letzten Jahren eher still gewesen und ich gebe gern zu, dass ich mich freue, dass sich das demnächst ändern soll: Die schottischen Strippen sind als hochwertige Vernunft-Verbinder bekannt, die mehr als ordentliche Klangqualität zu sehr handhabbaren Preisen liefern.

Atlas Cable-Vorführung bei TAD in Aschau
Bei der Menge an verfügbarem Anschauungsmaterial blieben keine Fragen offen.

Ebenso bodenständig wie die Preisgestaltung ist die technische Herangehensweise: Bei Atlas Cables werden keine metaphysischen Wundertechnologien bemüht; es gibt schlichtweg mehr oder weniger aufwendige Arten, ein Kabel herzustellen, und nach diesem Aufwand richtet sich die Preisgestaltung. McCue macht die technische Gestaltung dabei nicht nur intellektuell, sondern auch physisch greifbar, indem er uns aus seinem prall gefüllten Köfferchen eine beidseitig angesägte Kabelprobe um die andere reicht, damit wir den Innenaufbau nach Lust und Laune studieren können.

Es gibt viel zu erzählen – nicht weniger als sieben Kabelserien hat der Hersteller im Programm, die sich jeweils dadurch definieren, welche Lösung an welcher Stelle zum Einsatz kommt. Das alles jeweils multipliziert mit den Kategorien NF-, Lautsprecher- und Netzkabel. Pädagogisch geschickt teilt McCue seine Vorführung in mundgerechte Häppchen ein, nach jeder Erzähletappe können wir an einem Setup aus einem Paar Fyne Audio F502 SP, Rega Elicit Mk5 Vollverstärker und Rega Saturn Mk3 CD-Player und Eingangs erwähntem Stück das Erklärte klanglich nachvollziehen. In der Tat konnten wir den Unterschied klar hören: Mit jedem Strippenwechsel war etwas mehr Ruhe im Klangbild, die einzelnen Akteure setzten sich stabiler an ihre Positionen, auch wirkte Norah Jones’ Stimme etwas organischer.

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Auf die Suche nach Kabelklang geht man am besten mit einer kompetenten Anlage. Erstaunlich: An der Rega-Fyne-Kombo ließen sich Unterschiede selbst dann noch klar ausmachen, wenn die Kabelpreise diejenigen der Komponenten deutlich überstiegen.

Konkret fußt die Designphilosophie von Atlas Cables auf einer grundlegenden Analyse der Faktoren, die Kabelklang beeinflussen. Hier machen die Schotten fünf relevante Bereiche aus: Die Leiterqualität (Material, Durchmesser), das Dielektrikum, die Schirmung, den Stecker und schließlich den Aufbau des Kabels. Wie zu erwarten, kommt dabei der Leiterwahl die größte Bedeutung zu – hier nutzt Atlas bereits bei den bezahlbaren Serien sauerstofffreies Kupfer (OFC; Oxygen Free Copper). Das Lieblingsmaterial der Entwickler ist jedoch langkristallines Kupfer, das im „Ohno Contiuous Cast“ (OCC)-Verfahren hergestellt wird. Bei dem Prozess werden die einzelnen Litzen langsam durch die Matrize gezogen, sodass das Material langsam und gleichmäßig abkühlen kann, wodurch es zu einem durchgehenden Einkristall erstarrt – und wo keine Übergänge zwischen einzelnen Kristallen sind, da können sich auch keine Einschlüsse festsetzen, die die Leiterqualität beeinflussen könnten.

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Insgesamt etwa ein Dutzend solcher Muster durften wir in Augenschein nehmen. Beim linken Kabel gut zu erkennen ist die geschäumte Struktur des PTFE-Dielektrikums.

Dieser Herstellungsprozess ist aufgrund seiner zeitintensiven Natur natürlich sehr kostspielig und daher nur den höherrangigen Kabelserien ab der Ailsa-Linie aufwärts vorbehalten. Die einzelnen OFC- und OCC-basierten Serien staffeln sich untereinander wiederum neben dem Leiterdurchmesser vor allem nach der Güte des Isolationsmaterials: Während bei den günstigeren Varianten Polyethylen zum Einsatz kommt, spendiert Atlas den teureren Serien PTFE, ein Material, das sich durch seine geschäumte Beschaffenheit als Dielektrikum näherungsweise wie Luft verhält.

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Die additiv gefertigte, käsereibenförmige Innenhülle eines RCA-Steckers sorgt für geringe Masse und möglichst viel Luft um die Signalführenden Teile des Verbinders.

Dass auch der Steckertyp einen Einfluss auf die Signalqualität hat, leuchtet ein, wenn man bedenkt, dass genau hier der Kontakt zwischen den einzelnen Komponenten hergestellt wird. Bei den Hyper- und Ailsa-Serien hat man hier die Wahl zwischen dem „gewöhnlichen“ Achromatic-Stecker aus Kunststoff und einer Aluminiumvariante namens Grun – hier staunen wir nicht schlecht, als wir die Stöpsel zum Befühlen in die Hände bekommen und feststellen, dass die Metallstecker tatsächlich deutlich leichter sind. Tatsächlich verfolgt Atlas hier das Konzept der Massearmut, damit das Signal um den Leiter herum nach Möglichkeit nichts „sieht“, wovon es beeinflusst werden könnte. Als Isolationsmaterial kommt daher Teflon zum Einsatz – wobei hier allerdings schon an einer Nachfolgelösung gefeilt wird: Eine additiv gefertigte Isolationshülle mit Ausparungen im Ziegelsteinmuster reduziert die Masse und bedingt, dass über einen großen Teil der Leiterfläche tatsächlich Luft das Dielektrikum bildet.

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Der Clou an diesem aufwendigeren Steckertyp ist allerdings das Erdungssystem, dessen an der Schirmung ansetzende Verbindung Potenziale nicht über die Komponenten ableitet, sondern über ein dediziertes Kabel direkt an einen Erdungszapfen am Netzverteiler schickt – eine clevere Abkürzung, die weite Teile des Signalwegs vor massebedingten Störeinflüssen schützt.

Als wir anmerken, dass dieser letzte Kniff für unser Ohr den wohl größten Klanggewinn bringt, gibt uns McCue ganz frech Unrecht und erklärt, dass der Sprung vielmehr dadurch zustande käme, dass nun die gesamte Verkabelung durchgängig von Atlas Cables stamme, jeder Verbindung also nun dasselbe Designkonzept zugrunde liege. Wir haben uns nach dem Hörmarathon jedenfalls mit Wiesler zusammengesetzt und mal einen vollständigen Kabelsatz geordert, um McCues These auf die Probe zu stellen – über den Befund werden wir zu gegebener Zeit berichten.

Atlas Cable-Vorführung bei TAD in Aschau
Von links: Stephan Bauer, Nicolas Prata, Paula Knorn, Michael Wiesler, Martin McCue.

www.tad-audiovertrieb.de

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