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Alice Sara Ott & Franesco Tristano – Scandale
Alice Sara Ott & Franesco Tristano – Scandale CD, Deutsche Grammophon

Classidelity: Alice Sara Ott & Franesco Tristano – Scandale

Classidelity: Alice Sara Ott & Franesco Tristano – Scandale

Alice Sara Ott & Franesco Tristano – Scandale
Alice Sara Ott & Franesco Tristano – Scandale
CD, Deutsche Grammophon

Schon vom CD-Cover schreit es dem Hörer „Skandal“ entgegegen. Dazu zwei schöne junge Menschen, die mit laszivem Blick und halbnackter Schulter wohl den Titel der CD unterstreichen sollen, aber in ihrer Weichzeichnung doch nur softpornöse Altherrenträume bedienen. Klassik-Cover gehen dieser Tage mitunter seltsame Wege, um sich bei einem breiteren Publikum anzubiedern. Was aber hat es nun mit dem Skandal auf sich, den das Cover so anpreist? Tristanos eigene Komposition schlingert zwischen Steve Reich und Keith Jarrett umher, um dann mit einen Puls-Beat an Housemusik anzudocken. Das klingt nett, aber tönt in keiner Weise skandalös. Diesen Anspruch löst aber Stravinskys Sacre umso müheloser ein. Faszinierend, wie auch heute noch sich das Revolutionäre der Musik bemerkbar macht und den Skandal der Uraufführung erahnen lässt. Dies gelingt der Fassung für zwei Klaviere stärker als der Orchesterfassung, mildert hier keine Orchestrierung das gnadenlos Perkussive der Musik. Ott und Tristano „missbrauchen“ aufs Wunderbarste das Klavier als Schlaginstrument. Hier stellt sich die polyrhythmische Energie des Werks unmittelbar und direkt ein. Da hätte es kaum noch der Abrundung durch Ravels La Valse bedurft. Dennoch ist es musikhistorisch eine sinnvolle Kombination, Ravels „Todeswalzer“ mit in das Programm zu nehmen. So wird erkennbar, dass es die stilisierten Tanzkompositionen sind, die das bürgerliche Publikum der frühen Moderne in ihrem Selbstverständnis angriffen. Insofern kann das Album sowohl in editorischer als auch in interpretatorischer Hinsicht überzeugen.

 

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