dCS Rossini Apex Player
Auf den ersten Blick sieht der dCS Rossini Apex Player wie ein ausladender CD-Spieler aus. Er ist mehr als das. Viel mehr!
In aller Kürze:
Der dCS Rossini Apex Player ist eine perfekte All-in-one-Lösung für all jene, die auf höchstem Niveau Musik digital genießen wollen und es zugleich kompakt bevorzugen.
Es war ein Gespräch zwischen dem Kollegen Roland Schmenner und mir. Es ging unter anderem um die Frage: Wer braucht ein Gerät wie den Rossini? Es war Roland, der anmerkte, dass in vielen Ländern die Preise selbst für moderat große Wohnungen in die Millionen gehen. Das hat zur Folge, dass potenzielle Kunden zwar wohlhabend sind, aber nicht zwangsläufig den Platz haben, um einen Vorverstärker (vielleicht noch mit ausgelagertem Netzteil), einen CD-Spieler und Netzwerkplayer (womöglich noch mit separatem D/A-Wandler und externer Master-Clock), zwei Mono-Endstufen sowie ein Paar große Lautsprecher adäquat aufzustellen. Lebensraum ist nicht nur in Deutschland kostbar geworden.

Das hat offenbar auch der Oxford-Absolvent Mike Story, der Gründer der seit 1987 in Cambridge ansässigen Firma Data Conversion Systems Limited, erkannt. dCS bot ursprünglich Beratungstätigkeiten zum Thema Signalumwandlungen für Luft- und Raumfahrtunternehmen an. Inspiriert durch Kontakte zur Musiker- und Produzenten-Szene nutzte er sein Wissen, um hochwertige und hochauflösende Digital-Analog-Wandler zu entwickeln. Damit erwarb sich Story einen so guten Ruf, dass selbst die anspruchsvolle BBC auf den Ingenieur aufmerksam wurde und seine Geräte bei Aufnahmen verwendete. Die waren auch bei Privatpersonen gefragt, und so kam es, dass sich dCS auf die Herstellung hoch- und höchstwertiger Serien von Digitalequipment für den anspruchsvollen Musikliebhaber konzentrierte.
Der Rossini Apex Player gehört der zweitobersten Gerätefamilie von dCS an. Neben dem Player gibt es auch noch einen D/A-Wandler, ein SACD/CD-Laufwerk sowie eine Master-Clock, die den Namen des italienischen Komponisten tragen. Der „Player“ ist nicht nur ein schnöder CD-Spieler – tatsächlich handelt es sich um ein Universalgerät, das CD-Laufwerk, D/A-Wandler, Master-Clock, Netzwerkstreamer, Vorverstärker und – berücksichtigt man Internetradio – sogar einen „Tuner“ beinhaltet. Diese Vielseitigkeit verhindert eine vollständige Beschreibung aller Funktionen, da sie den Rahmen unseres Artikels bei weitem sprengen würde. Das ist keine Ausrede! Die englischsprachige Bedienungsanleitung umfasst sage und schreibe 55 Seiten.

Der dCS Rossini Apex Player ist eine recht ausladende Komponente und verlangt nach einer Stellfläche von knapp 50 mal 50 Zentimetern. Die muss stabil genug sein, um das mehr als 17 Kilogramm schwere Gerät tragen zu können. Ein Teil des Gewichts geht auf das sehr solide, aus Aluminium bestehende Gehäuse zurück. Dessen geschwungene Frontplatte verleiht dem Rossini trotz seiner Größe eine elegante Erscheinung. Unterstrichen wird diese durch ein vergleichsweise dezentes Farbdisplay auf der linken Seite, das über die wesentlichen Betriebszustände und Funktionen Auskunft gibt. In der Mitte platziert ist die Schublade für das CD-Laufwerk vom Typ JPL 2800, das vom österreichischen Hersteller SUOS-Hifi zugeliefert wird. Das Laufwerk fällt durch seine gute Verarbeitung sowie durch seine Nebengeräuscharmut sehr positiv auf. Auch wenn man direkt neben dem Rossini steht, hört man nicht das leiseste Sirren einer sich mit 300 bis 500 Umdrehungen pro Minute rotierenden CD. Auf der rechten Seite befinden sich sieben Taster und ein Drehknopf für die wichtigsten Funktionen des Players. Die ungewöhnlich große und schwere Fernbedienung kann inklusive des hier ebenfalls vorhandenen drehbaren Lautstärkereglers schon deutlich mehr Funktionen steuern. Ich wage aber zu behaupten, dass man den Rossini hauptsächlich über die recht intuitiv zu bedienende MOSAIC-App steuern wird. Die bietet ungleich mehr Möglichkeiten, den Player zu lenken und zu konfigurieren. Sie ist selbstverständlich für Android- und Apple-Geräte verfügbar.

Auf der Rückseite befinden sich alle gängigen Anschlüsse für die aktuell verbreiteten externen Digitalquellen. Besonders hervorzuheben sind die zwei AES/EBU-Eingänge, die auch im Dual-Mode verwendet werden können. Die Wordclock-Ein- und Ausgänge erlauben es dem Rossini Apex, den Datentakt externen Digitalgeräten als „Master“ vorzugeben oder von diesen als „Slave“ zu empfangen. Es können PCM-Daten bis zu 24 Bit und 384 Kilosamples pro Sekunde (384 Kilohertz) Auflösung sowie Daten als direkter Datenstrom bis hin zum DSD128-Standard im dualen AES/EBU-Modus verarbeitet werden. Selbstverständlich decodiert der dCS alle gängigen Datenformate inklusive MQA-Dateien, ist vorbereitet für Roon und kompatibel mit Apple AirPlay. Da erübrigt sich fast der Hinweis, dass er auf Streamingdienste wie Tidal, Spotify, Deezer und Qobuz als Musiklieferanten zugreifen kann.
Die analogen Ausgänge sind sowohl unsymmetrisch nach RCA-Norm (Cinch) als auch symmetrisch als XLR-Buchsen ausgeführt. Die geringe Ausgangsimpedanz von drei Ohm ermöglicht auch die Verwendung langer Signalkabel. Darüber kann man den Rossini entweder mit einem Vorverstärker oder aber direkt mit Endstufen verbinden. Der Ausgangspegel ist in beiden Fällen anpassbar. Überhaupt kann man den Rossini in vielen Details konfigurieren. Dazu gehören die Displaydarstellung, die Quellennamen oder auch die Wahl von bis zu sechs verschiedenen Einstellungen der digitalen Filter. Kurz gesagt: Man kann diesen Player in vielerlei Hinsicht nach seinen Wünschen personalisieren.

Vermissen könnte man einen WiFi-Empfänger sowie einen Analogeingang. Wer einen analogen Plattenspieler anschließen möchte, ist auf einen externen Phonovorverstärker angewiesen, der das analoge Signal vom Tonabnehmer digitalisiert und als Datenstrom an den dCS liefert. Ein bekanntes Beispiel dafür wäre der Linn LP12 Klimax, der mit einem MC-Vorverstärker, dem Urika II, ausgestattet ist. Da es mir nicht möglich war, ein Kabel von meinem Router zum Rossini zu verlegen, habe ich mich mit einem Nano-Router von TP-Link beholfen, der sich mit meiner Fritz!Box über WLAN verbindet und das Signal an den LAN-Anschluss des Players weiterleitet. So konnte ich nicht nur die MOSAIC-App auf meinem Android-Smartphone zur Steuerung des dCS Rossini verwenden, sondern auch Musikstreams hören. Klangliche Einbußen im Vergleich zur Wiedergabe einer CD oder von hochauflösenden Dateien, die ich über eine ebenfalls angeschlossene SSD-Festplatte gehört habe, konnte ich nicht feststellen. Ein Großteil der Klangqualität ist sicherlich dem für dCS typischen Ring-DAC geschuldet. Im Rossini kommt, wie auch in der höherwertigen Vivaldi-Serie, die derzeit leistungsstärkste Version „Apex“ zum Einsatz. Das lateinische Wort „apex“ bedeutet „Spitze“ oder „Gipfel“ und ist keine Übertreibung. Schon der originale Ring-DAC hat sich bereits seit vielen Jahren einen geradezu legendären Ruf erarbeitet, und die Apex-Version legt da sprichwörtlich noch eine Schippe drauf. Ich habe den dCS Rossini Apex Player symmetrisch direkt mit den Aktivlautsprechern Neumann KH 310 A verbunden und ihn so in unverfälschter Form gehört. Um einige Beispiele zu nennen: Anette Askvik trägt Liberty (PCM, 24 bit/48 kHz) so nuancenreich und einfühlsam vor, wie ich es bis jetzt noch nicht bei mir zu Hause vernommen habe. Auffallend ist, dass der Rossini die Norwegerin aber nicht plakativ darstellt, was auf Dauer ermüdend sein könnte. Die Reproduktion wirkt immer so natürlich wie ungekünstelt und genau deshalb mitreißend. Seine dynamischen Fähigkeiten stellte der Rossini mit einer Aufnahme von „Hopak“, einem Tanz aus Tschaikowskys Oper Mazeppa (Reference Recordings, PCM, 26 bit/176,4 kHz) beeindruckend unter Beweis. Die Raumdarstellung ist geradezu riesig, dabei feinzeichnend und detailliert. Das Erstaunliche ist, dass dieser Player nicht ins Überanalytische verfällt, sondern sich immer dem musikalischen Zusammenhang verpflichtet zeigt. Die Details werden nicht um ihrer selbst willen präsentiert, sondern fügen sich harmonisch in ein Gesamtbild ein. Das kann man übrigens auch als Indiz für die herausragenden Fähigkeiten des Rossini-Vorverstärkerabteils gelten lassen. Es ist kaum vorstellbar, dass die Verwendung eines externen Vorverstärkers noch klangliche Verbesserungen ermöglicht.
Die beiden genannten Aufnahmen sind natürlich aufwendig produzierte Beispiele. Wie sieht es aber mit der Wiedergabe des scheinbar altmodischen CD-Standards (PCM, 16 bit/44,1 kHz) aus? Dazu mal ein ungewöhnliches Hörbeispiel. Auf der CD Manger – Musik wie von einem anderen Stern findet sich ein Ausschnitt des Hörspiels Der Himmel deckt alles mit Stille zu, der eine unerfreuliche Familienszene zum Inhalt hat. Über den dCS entsteht der unmittelbare Eindruck, als Gast am Wohnzimmertisch einer armen Familie zu sitzen und die bedrückende Stimmung sozusagen „vor Ort“ mitzuerleben. Ebenfalls hervorzuheben ist die Wiedergabe von Internetradio. Mein Lieblingssender WDR 3 wird mit immerhin 256 Kilobit pro Sekunde gestreamt. Der dCS macht auch hier eine so gute Figur, dass ich bei Live-Übertragungen klassischer Werke kein Bedürfnis verspüre, auf hochauflösende Medien oder CD umzuschalten. Er holt offenbar stets das Beste aus den digitalen Daten heraus – selbst dann, wenn sie datenreduziert angeliefert werden. Respekt! Braucht es wirklich mehr als einen dCS Rossini Apex Player? Ich glaube nicht. Man schließt diesen Player einfach idealerweise an qualitativ hochwertige Aktivlautsprecher an und genießt fortan CDs, Files und Streams auf allerhöchstem Niveau.
Info
Netzwerk-CD-Player dCS Rossini Apex Player
Funktionsprinzip: Streamer und CD-Spieler
Besonderheiten: integrierter Vorverstärker zum Anschluss von Endverstärkern oder aktiven Lautsprechern
Digitale Eingänge: Ethernet-Netzwerk (RJ45), USB 2.0 (Typ B), USB On-The-Go (Typ A), 2 x nach AES/EBU-Norm (XLR), 3 x nach S/PDIF-Norm (Toslink (optisch)/RCA/BNC)
Masterclock-Anschlüsse: 2 x Eingang (BNC), 1 x Ausgang (BNC)
Analoge Ausgänge: RCA (unsymmetrisch), XLR (symmetrisch)
Ausführungen: Silber, Schwarz
Maße (B/H/T): 44/15/44 cm
Gewicht: 17,4 kg
Garantiezeit: 5 Jahre
Preis: 36 500 €
Kontakt
Audio Reference
Alsterkrugchaussee 435
22335 Hamburg
Telefon +49 40 53320359
info@audio-reference.de
Mitspieler
Plattenspieler: Technics SL-1200MK2
Laufwerk: Linn Sondek LP12 (Majik)
Tonarme: Linn Ittok LV II/2, SME 3009-R
Headshells: Audio-Technica AT-LH15, Audio-Technica AT-MS8, Technics, Yamamoto HS-1A
Tonabnehmer: Denon DL-103, Linn Adikt, Linn K9, Ortofon Concorde R, Ortofon Jubilee, Ortofon MC 30 MK II (Special), Technics EPC 271 C-ES
Phonovorverstärker: Lehmannaudio Decade
Netzwerktuner: Onkyo NS-6170
Vorverstärker: Bryston BP-25 MC, Linn Wakonda
Vollverstärker: Naim NAIT 2
Endverstärker: Linn LK100
Kopfhörer: Sony MDR-1 RNC
Lautsprecher: Linn Kann II, Naim Credo
Aktivlautsprecher: Neumann KH 310 A
Kabel: diverse von Sommer Cable