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Sequerra FM-1 von Herrn F. aus O.

FIDELITY Vintage: Der Sequerra FM-1

Versteckter Empfänger – Der Sequerra FM-1 von Herrn F. aus O.

Eine HiFi-Legende kommt selten allein: Der extrem rare Sequerra FM-1 ist hier nur der Auftakt für eine ziemlich fette Kette.

Herr F. schickte uns einen handschriftlichen Brief und Fotoabzüge zum Thema HiFi-Legenden. Dort entdeckten wir auch einen Sequerra Model FM-1, den legendären UKW-Tuner von 1973, entwickelt von HiFi-Querkopf Richard Sequerra, der bereits in den 1960ern am Marantz 10B beteiligt war. Nein, einen Sequerra haben wir noch nie live erlebt!
Also besuchen wir Herrn F., der zwar in der Stadt, aber doch fernab der belebten Straßen, halb im Grünen lebt. Nur wer eingeladen ist, wird sein gemütliches „HiFi-Häuschen“ finden. Größe, Zuschnitt und Lage seien volle Absicht, sagt der fitte Ruheständler, Jahrgang 1941. Der ehemalige Malermeister erbaute das Holzhaus im Stil eines dänischen Ferienhauses fast vollständig in Eigenleistung. Was auch für die meisten der üppig dimensionierten Lautsprecher gilt, die hier nicht nur das Wohnzimmer beschallen, sondern auch dessen offenen Zugang blockieren. Indem wir die Köpfe einziehen und seitlich unter der steilen Treppe hindurchschlüpfen, die hinauf zur „Knutschecke“ führt (gemeint ist die Schlafgalerie unterm Dach), entern wir das Wohnzimmer. Ja, Herr F. besitzt einen erfrischenden Sinn für Humor.
Der Raum wirkt wie eine Mischung aus Musikzimmer und HiFi-Showroom. Ebenfalls zu Besuch gekommen ist Herr G., der langjährige Fachhändler von Herrn F. Als ausgewiesener Beschallungs- und Tuningexperte kennt er sich auch mit Mehrkanal-Stereo bestens aus und erläutert dem mitgereisten Kollegen Strecker umgehend dessen Vorteile: Für „richtiges Stereo“ seien keineswegs nur die üblichen zwei, sondern mindestens drei Kanäle vorteilhaft, optimal seien die fünf Kanäle, die hier vorbildlich zum Einsatz kommen – selbstverständlich analog verschaltet, „viel simpler als eine digitale Lösung“ einzurichten und einer solchen auch klanglich zweifellos überlegen …

Derweil bestaune ich die in definierter Kurvatur über die gesamte Längsseite des Wohnzimmers aufgebaute Lautsprecher-Skyline. Sie basiert im Wesentlichen auf Variationen und Verfeinerungen der Electro-Voice Sentry III, einem populären Horn-Hybridkonzept aus den 1970ern. Das erste Pärchen kaufte Herr F. 1978 für 7200 Mark; vor kurzem wurde es wieder integriert, um das System auf fünf Kanäle zu erweitern.
Die beeindruckende Schallwandlerparade ist von einer Auswahl muskulöser Endstufen durchsetzt, etwa einem Pärchen Threshold S/A1 und einer Accuphase P-800, doch Herr F. hält noch etliche Schätzchen in der Hinterhand. An zentraler Stelle im eigenen Gehäuseaufsatz stapeln sich Accuphase DP-75V, Pass X2 und besagter Sequerra FM-1. Noch ist zwar keine Musik zu hören, trotzdem ist auf dem markanten Bildschirm des Empfängers schon „was los“. Die Bildröhre des eingebauten Oszillografen stellt die Signalstärken aller hereinkommenden Sende- und Störfrequenzen analog und anschaulich dar – ein Hingucker und Helferlein zugleich. Mit diesem exklusiven Feature, das schon den Marantz 10B über alle anderen Tuner seiner Ära erhob, gelingt die optimale Ausrichtung einer Rotorantenne auf den gewünschten Sender im Handumdrehen. Da ohne ordentliche Antenne selbst der allerbeste Tuner nix taugt, sorgt eine 8-Element-Rotorantenne auf dem Dach für bestmögliche Versorgung. Entsprechend gute Programm- und Sendequalität stellen heute aber nur noch ausgesuchte Kultursender zur Verfügung. Derart versorgt, so schwört Herr F., sei der Klang eines superben UKW-Tuners dann auch durch nichts mehr zu toppen. Also habe es sich auch gelohnt, alle Kondensatoren des Sequerra durch Originale aus den USA zu ersetzen.
In früheren Zeiten, als die Sendequalität im Allgemeinen höher war, hat er noch viel per Bandmaschine mitgeschnitten, im Moment wird leider nur Standardprogramm gesendet. Gleichwohl besitzt schon der „normale“ Radioklang dieser Anlage einen enorm hohen Wohlfühlfaktor, wirkt groß und mächtig und nicht die Spur scharf. Am sonoren Klangerlebnis sind wohl auch die zahlreichen Lautsprecher nicht ganz unschuldig. Die hier realisierte analoge Matrix-Verschaltung nach William B. Snow, die aus einem Stereosignal nicht nur einen unterstützenden Mono-Mittenkanal generiert, sondern die Stereobasis trickreich mit zusätzlichen Lautsprechern stabilisiert, erzeugt einen räumlichen Eindruck, der auch weit außerhalb des Sweetspots mühelos funktioniert. Zudem fügen sich auch die beiden mächtigen Subwoofer nahtlos ins Geschehen ein und erhöhen den räumlichen Eindruck. Es klingt „nach guter alter Art“ überwältigend!
Dann wird auf (SA)CD-Programm gewechselt, sodass sich der Sequerra nun mit einer markanten Nebenrolle abfinden muss. Sein Bildschirm stellt das Stereosignal des Accuphase im Takt der Musik dar. Hm, Fünfkanal-Stereosound mit Bildschirm? Das ist irgendwie schon eine sehr exotische Variante von Heimkino – extrem audiophil sozusagen!

 

UKW-Tuner
Sequerra Model 1 FM Tuner

Produktionszeitraum: 1973–2005
Besonderheiten: Oszillograf, diverse Modifikationen und Tuningstufen, u. a. als Sequerra Model No. 1 Broadcast Monitor, Day-Sequerra FM Reference, Davidson Roth FM Reference Panalyzer oder Model M1 HD Broadcast Reference

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.