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Epos ES14N

Epos ES14N

Tradition neu gedacht

Epos ES14N

FinkTeams Neuinterpretation der legendären EPOS 14 ist ein Powerpaket in Sachen Dynamik und ein Vorzeige­lautsprecher in Sachen Klangtreue.

Epos ES14N

In aller Kürze:
Das Team um Karl-Heinz Fink hat ganze Arbeit geleistet: Selten hat ein Kompaktlautsprecher unbändige Energie, Klangtreue und Musikgenuss so einstimmig miteinander verbunden wie die Epos ES14N.

Epos ES14N


Um das Jahr 2020 herum ergab sich für Karl-Heinz Fink die per­spektivische Gelegenheit, die Epos-Linie von Michael Creek zu akquirieren. Er sah darin die Möglichkeit, eine eigenständige Marke namens „Epos made by FinkTeam“ in einem Preisspektrum unterhalb jener der Modelle Borg und Kim zu etablieren. Die Hauptfrage, die ihn dabei bewegte, war, wie die Balance zwischen Tradition und Innovation zu wahren sei, beziehungsweise ob man überhaupt eine Balance wahren sollte? Epos – und insbesondere die Epos 14 – hatte schließlich nach wie vor viele Anhänger, die den Ideen Robin Marshalls folgten.

Epos ES14N
Die kompakte (aber alles andere als kleine) ES14N macht sich die unvergleichliche Präzision und Dynamik von zwei Wegen zu Nutze. Der verzwickte Name steht übrigens für „Epos Speaker 14 Neo“ oder „New“ – je nachdem, was Sie bevorzugen.

Die Marke war 1983 von Robin Marshall gegründet worden und dieser hatte versucht, die Dinge anders anzugehen als auf die traditionelle britische Art und Weise, die durch die berühmten BBC-geprägten Konstruktionen etabliert war. Marshall entschied sich für die Verwendung einer selten genutzten Metallkalotte für den Hochtöner und eines Tiefmitteltöners mit der weit verbreiteten hochdämpfenden Polypropylen-Membran. Doch das Besondere war seine Entscheidung, auf eine herkömmliche Frequenzweiche zu verzichten. Lediglich vor dem Hochtöner wurde ein Kondensator als Filter und ein Widerstand zur Anpassung der Lautstärke eingefügt. In unserem Gespräch erzählte Karl-Heinz Fink, dass er nicht wirklich begeistert davon war, Regeln zu folgen, die in den 1980er Jahren gegolten hatten. Durch Zufall entdeckte er aber ein altes Interview mit Robin Marshall, in dem dieser sich keineswegs als konservativer Traditionalist zeigte. Offensichtlich war der Interviewer darauf aus, von Marshall die Bestätigung zu erhalten, dass alles, was er getan hatte, magisch gewesen sei. Überraschenderweise lautete Robin Marshalls Antwort jedoch anders: Er erklärte deutlich, dass die Lautsprecher auf der Grundlage des Wissens und der Ideen entwickelt worden waren, die damals vorhanden waren und diese aber keineswegs in Stein gemeißelt seien. Dies schien der Weg zu sein, ohne „Verrat“ am ehemaligen Markenkern die Grenzen zu erweitern und nicht einfach die Vergangenheit zu kopieren.

Epos ES14N
Der Tweeter setzt auf eine Aluminium-Keramik-Kalotte und fällt mit 28 mm etwas größer aus als die Norm. Der flache Treiber sitzt in einem eigenen Volumen, das man eigentlich kaum so nennen darf: Außer dem Treiber selbst passt in die kleine Schale nicht mehr viel hinein.

Mehr Innovation als Tradition

Wer mit dem Klang der ursprünglichen Epos-Lautsprecher ebenso vertraut ist wie mit den aktuellen Produkten Karl-Heinz Finks, der wird schnell feststellen, dass die Epos ES14N made by FinkTeam von ihrer grundsätzlichen Abstimmung näher an einer Kim oder Borg liegt als am englischen Original. Und das ist auch gut so! Hier folge ich ganz und gar der Fink’schen Entwicklungsphilosophie: Warum sollte man einen Sound und ein damit verbundenes Klangniveau wiederbeleben, das in seiner Zeit durchaus Maßstäbe bildete, aber 2023 doch technisch und auch klanglich längst überholt ist. Und dennoch sind unter technischen Gesichtspunkten einige Konstruktionsideen geblieben, die man bei FinkTeam dann doch nicht über Bord werfen wollte. Da ist neben der Metallkalotte im Hochtöner und der Polypropylen-Membran des Tiefmitteltöners vor allem die von den Abmessungen her so typische Zwittergröße – zu groß, um die Epos kompakt auf ein Regal zu stellen, zu klein, um sie als Standbox zu platzieren, weshalb das alte wie das neue Modell zwingend auf Stands gehört. Das Gehäuse selbst hat mehr oder weniger das gleiche Volumen wie das der ursprünglichen ES 14. Das ist keine große Überraschung, denn das Gehäusevolumen ist das Ergebnis der Treiberkonfiguration und der definierten Bandbreite des Lautsprechers.

Epos ES14N
Der Korb des Basstreibers besteht zur Vermeidung magnetischer Effekte vollständig aus Kunststoff. Das Chassis sitzt in einem eigenen gedämmten Gehäusevolumen. Im Bild (und auch mit bloßem Auge) nicht zu erkennen ist, dass die Membran im Spritzgussverfahren hergestellt wird und eine „variable Dicke“ aufweist. Die Versteifung ist also schon inklusive …

Die Form des Gehäuses ist jedoch anders. Die vordere Schallwand ist nach hinten geneigt, um den Tieftöner und den Hochtöner zeitlich aufeinander abzustimmen und die stehende Welle zwischen Vorder- und Rückseite zu unterstützen. Die Öffnung des Reflexsystems befindet sich auf der Rückseite des Gehäuses, und die gesamte Form der Öffnung wurde so gewählt, dass Luftströmungsgeräusche minimiert werden. Hier hat man sich bei FinkTeam an der Konstruktion der Modelle Borg und Kim orientiert und das Reflexsystem mehr oder weniger von dort importiert. Die Frontplatte ist ein zusätzliches Teil, das auf das Hauptgehäuse geklebt und geschraubt wird. Sie ist mit einer 45-Grad-Abschrägung versehen, um den Beugungseffekt im Bereich von zwei bis drei Kilohertz zu kontrollieren. Die Polklemmen sind Vier-Millimeter-Bananenbuchsen, die auf einer Metallplatte montiert sind. Diese Bananenbuchsen verwenden intern sehr wenig Metall, um den besten Klang zu garantieren – das ist eine der schönen Ideen des ursprünglichen Designs und besser als die Verwendung von sehr teuren „High-End“-Klemmen mit wenig Metall, aber einem hohen Preisschild. Wie immer bei Karl-Heinz Fink und seinem Team zählt auch hier das Ergebnis und weniger die äußere Aura.

Epos ES14N
… apropos Versteifung: Man beachte die ungewöhnlich hohe Schallwandstärke von etwa viereinhalb Zentimetern sowie die aufwändige Innenverstrebung.

Musik und nur Musik

Klanglich ist die Epos sofort ganz groß da. Da erinnert weder in der Abbildungsgröße noch in der Dynamik etwas daran, dass wir es hier ja offiziell mit einer „Kompaktbox“ zu tun haben. In meinem Hörraum mit seinen knapp 30 Quadratmetern Grundfläche kann ich zumindest keinen Unterschied zu den ausgewachsenen Standlautsprechern feststellen, die hier in letzter Zeit aufspielten. Nun ist die Epos aber vom Volumen und ihrer Gesamtkonstruktion her auch alles andere als ein schmales Lifestyleprodukt. Da füllen die vier Mannen des New World Saxophone Quartet um Oliver Lake und David Murray großformatig die Bühne, da rödelt das Baritonsaxofon mächtig im Basskeller, um anschließend Sopran- und Altsaxofon in kristalline Höhen klettern zu lassen. Die Epos wirft diesen zwischen experimentellen Klangfetzen und kitschigen Hollywood-Sequenzen changierenden Liveauftritt derartig lässig in den Raum, dass sofort ein Hauch von Clubatmosphäre spürbar wird. Das Besondere ist aber, dass die Musiker dabei dem Hörer nicht direkt ins Gesicht springen. Im Gegenteil – es hat zunächst den Anschein, als träten die vier Saxofonisten einen Schritt nach hinten, um sich dort aber umso freier und gelöster zu bewegen und bei Bedarf auch dynamisch nach vorne zu preschen. Ich gebe zu, dass ich diese Klangästhetik zunächst etwas ungewöhnlich, wenn auch sehr stimmig fand. Die meisten Lautsprecher, die ich mit einem dynamischen Live­klang verbinde, spielen sehr nach vorne heraus, treten auf den Hörer zu, wodurch längere Hörsessions auch anstrengend werden können. Ganz anders bei der Epos, da hier Lebendigkeit und Langhörtauglichkeit kein Widerspruch sind.

Epos ES14N
Diese kleinen Stöpsel scheinen in Mode zu kommen: Epos liefert seine Nummer 14 mit vergoldeten Bananen-Terminals aus. Für Gabelschuhe oder Litzen liegen kleine Steckadapter bei.

Womöglich ist dies auch der Grund, warum mir Yellos „The Expert“ so außergewöhnlich gut gefallen hat. Knackig-präzise der Bass, raumfüllend das synthetische Soundkonzept Boris Blanks, sonor und dennoch unverfärbt die Stimme Dieter Meiers, so groovte sich der Track durch den Raum, blieb dabei aber immer wohnzimmertauglich. Die Epos ES14N machte zu keinem Zeitpunkt den Versuch, eine PA-Anlage imitieren zu wollen, was in den heimischen vier Wänden schnell zum akustischen Overkill werden kann. Nein, bei FinkTeam weiß man sehr genau, wie die akustischen Möglichkeiten eines Lautsprechers entsprechend den akustischen Bedingungen eines Wohnzimmers gesetzt werden müssen, gemäß dem Motto Karl-Heinz Finks, Lautsprecher sind zum Musikhören da, nicht um Frequenzgänge wiederzugeben. Geradewegs neu habe ich die phänomenale Aufnahme Oriental Landscapes der Schlagzeugerin Evelyn Glennie gehört, auf der sie Schlagzeugkonzerte asiatischer Komponisten spielt. Lässt ein Lautsprecher nicht genug Luft zwischen den Stimmen und ist er nicht in der Lage, ähnlich klingende Instrumente klar voneinander zu trennen, dann hakt man den Percussionpart dieser Aufnahme schnell mit „irgendwas mit Fell“ oder „irgendwas mit Holz“ ab. Hier aber vernimmt man trotz Glennies irrwitzigem Spiel eine riesige Farbpalette klanglicher Abstufungen, die einen tief in den musikalischen Strudel dieser ungewöhnlichen Kompositionen ziehen.

Epos ES14N

Mut, der belohnt wird

Vielleicht liegt es daran, dass meine ersten ernstzunehmenden Lautsprecher ein Paar Mission 782 waren, ebenfalls leicht überdimensionierte „Kompakte“, die auf einen kräftigen Stand gehörten, dass ich nach wie vor einen Narren an diesem zweiteiligen Lautsprecherkonzept gefressen habe. Insofern bin ich vielleicht ein wenig voreingenommen in die zweiwöchige Hörsession mit FinkTeams Retroüberarbeitung gegangen – dass aber dieses mir aus den 90er Jahren geläufige Konzept so hochmodern, so auf dem technischen und klanglichen Standard des Jahres 2023 abgestimmt klingen kann, das war dann doch mehr als eine überraschende Erfahrung. Andererseits weiß man natürlich auch, wenn Karl-Heinz Fink und sein Team ihr Können ins Spiel bringen, dann ist es immer ein Lautsprecher ganz aus dem Hier und Jetzt. Auch wenn Sie dieser Lautsprecherkonstruktion skeptisch gegenüberstehen, entweder weil Ihnen zu viel oder zu wenig Epos im Konzept steckt, vergessen Sie Ihre Vorurteile und Bedenken, vergessen Sie vielleicht auch einfach den Namen Epos und die damit verbundenen Mythen. Hören Sie sich beim Händler des Vertrauens einfach mal die neue Epos ES14N an, die das Know-how aus dem Hause FinkTeam zu einem überschaubaren Preis bietet. Sie werden es nicht bereuen!

Epos ES14N

Info

Lautsprecher Epos ES14N

Konzept: 2-Wege-Kompaktlautsprecher mit optionalen Ständern
Frequenzbereich: 40 Hz bis 23 kHz (−6 dB), 33 Hz bis 25 kHz (−10 dB)
Impedanz: > 6 Ω
Empfindlichkeit (2,823 V/1 m): 87 dB
Verzerrungen (THD@1 W): 0,2 %
Übergangsfrequenz: 2700 Hz
Basstreiber: High Power 7“, Schwingspulendurchmesser 35 mm, Hybrid-Ferrit- und Neodym-Magnet, spritzgegossener Konus mit variabler Dicke und Glimmerfüllung, Gummisicke mit geringer Hystereseeinfassung
Hochtöner: 28-mm-Hochtöner mit Aluminium/Keramik-Verbundkalotte ohne Ferrofluid
Ausführungen: Nussbaum, Weiß seidenmatt, Schwarz seidenmatt
Maße (B/H/T): 25/49/39 cm (ohne Fuß), Fußhöhe: 52 cm
Gewicht: 16 kg (ohne Fuß)
Garantiezeit: 5 Jahre
Paarpreis: um 4000 € ohne, um 4600 € mit Fuß

Kontakt

IDC Klaassen International Distribution & Consulting oHG

Am Brambusch 22
44536 Lünen
Telefon +49 231 9860285
idc@idc-klaassen.com

www.idc-klaassen.com

Mitspieler

Laufwerke: Thorens TD 126 MK III, Technics SL-1210 MK2
Tonarm: Koshin GST 801
Tonabnehmer: Sumiko Blackbird, Ortofon Concord Century
Phonovorverstärker: Innovative Audio Ultimate 2b, Thel Phono M
CD-Player: Naim CD 5i
Streamer: Naim CD5XS
Vollverstärker: Naim SuperNait
Lautsprecher: Gamut Phi 7
Kopfhörer: Beyerdynamic DT 1770 Pro
Zubehör: Wireworld, Sommer, Creaktiv

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.