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Gryphon Commander

Gryphon Commander

Kommandant und Dirigent

Gryphon Commander

Die Vorverstärker von Gryphon waren immer schon etwas Besonderes. Mit dem spektakulären Commander schlagen die Dänen nun ein neues Kapitel auf.

Gryphon Commander

In aller Kürze:
Die Gryphon Commander ist ein Monument von einer Vorstufe. Ultimativ offen, spektakulär hochauflösend, energetisierend ohne tonale Tricks. Gebaut für die Ewigkeit.

Gryphon Commander


High End ist, wenn eine Vorstufe angekündigt wurde und wenig später eine Palette mit zwei Holzkisten auf dem Gehweg steht. Hoppla, Fehler in der Dispo, wurden Monoblöcke losgeschickt? Nein, Gryphons neues Spitzenmodell namens „Commander“ kommt zweiteilig daher. So ist es ja auch gute Tradition bei den Top-Vorverstärkern des Hauses. Gänzlich untraditionell sind diesmal allerdings die physischen Dimensionen geraten. Noch nie war ein Gryphon-Vorverstärker so … mächtig. Maße, Gewicht und Design sprechen eine klare Sprache: Der Commander ist die neue Über-Referenz der dänischen Manufaktur.

Der Ausgangspunkt bei der Entwicklung des neuen Spitzenmodells war das bisherige (und weiterhin gebaute) Modell Pandora. Es gab keinen Grund, am hier bewährten Grundaufbau etwas zu ändern: zwei gleichgroße Gehäuse für Signalverarbeitung und Netzteil, Letzteres kanalgetrennt bis hin zu den Kaltgerätebuchsen; drei Versorgungsleitungen vom Netz- zum Signalteil für rechten Kanal, linken Kanal und die digital operierende Bedienungslogik; optionale Mitversorgung des nagelneuen Referenz-Phonovorverstärkers Siren. Zwei Netzkabel sind im Lieferumfang: Gryphons hauseigene Vanta, separat erworben stünde auf dem Paar ein fünfstelliges Preisschild. Keine Kompromisse.

Gryphon Commander
Wie viel Leistung benötigt eine Vorstufe? Das Netzteil beherbergt vier Ringkerntrafos, nutzt aber nur zwei, solange es ausschließlich die Vorstufe Commander speist. Das zweite Paar kommt erst zum Einsatz, wenn der Phonoentzerrer Siren im gleichen Design ins Spiel kommt.

Schaltnetzteile sind im Gryphon-Kosmos Teufelszeug, lineare Überdimensionierung dagegen das Fundament des guten Tons. Deshalb stecken im Commander-Netzteil nicht weniger als vier Ringkerntrafos, die der komplett neu designten vollsymmetrischen Kleinsignalverarbeitung vermutlich tatsächlich „unlimited power“ bereitstellen, wie der Hersteller verspricht. Die Siebkapazität von 90 000 Mikrofarad pro Kanal beschämt so manche Endstufe. Dank des Einsatzes neuer Spannungsregler konnte der Störungslevel des Commander-Netzteils gegenüber jenem des Pandora um den Faktor 50 gesenkt werden. Das entspricht 34 Dezibel und ist in der Tat beeindruckend. Hauptmerkmale der Schaltung sind der verzerrungsarme Betriebsmodus Class A und der Verzicht auf Gegenkopplung – veritable Gryphon-DNA, bewährt seit der Gründung im Jahr 1985. Die Lautstärkeregelung ist ein elektronisches Kunstwerk für sich, mit in 85 (!) Schritten geschalteten Widerständen des walisischen Kleinherstellers Charcroft.

Was Commander und Pandora fundamental unterscheidet, ist der mechanische Aufbau. Masse, Resonanzarmut und Entkopplung mikrofoniesensibler Baugruppen, so lautete die Vorgabe für das Referenzgerät. Beide Funktionseinheiten des Commander stehen auf ins Gehäusedesign integrierten schweren Sandwichbasen. Die Werkstoffe Kerrock (ein dem bekannten Corian ähnlicher Kunststein), Bitumen und Stahl ergeben eine akustisch tote Grundplatte. Auch bei den vier fest mit der Basis verbundenen Kegelfüßen kommt ein sich selbst bedämpfender Materialmix zum Einsatz, nämlich POM, Aluminium und Stahl. Das dicke Aluminiumgehäuse ist von der Basis und von der Elektronik entkoppelt. Die Anschlüsse sitzen nicht direkt in der Rückwand, sondern in Ausschnitten auf Trägerplatten aus dem Kunststoff POM, die keinen physischen Kontakt zum Gehäuse haben.

Gryphon Commander
Gryphons Chefentwickler Tom Møller mag keine Kabelverbindungen. Im Commander sucht man sie demzufolge auch vergeblich. Møllers Schaltungen zeichnen sich durch eine Minimierung unerwünschter Kapazitäts- und Induktivitätswerte aus. So gewinnt er Auflösung und Geschwindigkeit.

Die Front des Commander dominiert ein dreieckiges Modul. Das ist die neue Formensprache aus der Feder von Gryphon-Gründer und Hausdesigner Flemming Rasmussen, ein vertrauter Anblick seit meiner Zeit mit dem Vollverstärker Diablo 333. Hier verbirgt sich hinter einer Glasscheibe ein berührungsempfindliches TFT-Display und ein Bedienkonzept, das technisch State of the Art und ergonomisch vorbildlich ist. Der Commander ist komplett Software-gesteuert. Keine Funktion gibt Rätsel auf, das Umbenennen der zahlreichen Eingänge ist ebenso intuitiv umgesetzt wie z. B. das Festlegen eines Startpegels beim Einschalten der Vorstufe oder die Anpassung der Empfindlichkeit einzelner Inputs. Ein Näherungssensor lässt das Display zwischen einer exzellent ablesbaren Info-Anzeige von Pegel und Eingang und einer „Arbeitsanzeige“ mit allen zugänglichen Optionen umspringen. So macht Kommandieren Spaß.

Ausstattungsseitig bietet der große Preamplifier alles, was man von einer rein analogen Hochpegelvorstufe erwartet. Sechs Eingänge stehen zur Verfügung, vier davon XLR-symmetrisch. Es gibt eine Tape-Schleife und einen schaltbaren Fixpegel-AV-Eingang. Pre-Outs sind doppelt XLR-symmetrisch und einfach in Cinch-Ausführung vorhanden. Selbstverständlich kann der Commander via Green-Bias-Verbinder den Ruhestromlevel von Gryphon-Endstufen fernsteuern.

Gryphon Commander
Die übersichtliche, dennoch mehr als ausreichende Anzahl von analogen Ein- und Ausgängen lässt die dahinterliegende Komplexität nicht erahnen. Der Gryphon Commander ist eine überragend fein und präzise konfigurierbare Hochpegel-Verwaltungseinheit.

Ein Kommandant braucht Platz. Der Vorverstärker ist kein Gerät für enge Regale und kleine Räume. Dass dieser fulminant designte Vorverstärker allein schon wegen der Greifreliefs auf den Oberseiten beider Funktionseinheiten ausschließlich auf, niemals in das Rack gehört, versteht sich von selbst. Er bringt aber auch eine klangliche Dominanz ins Spiel, die eine vertraut geglaubte Anlage mit einem Schlag auf links zu drehen vermag. Ganz so, wie wenn ein Weltklassedirigent den Probenraum eines soliden Sinfonieorchesters betritt. Er hebt die Arme zum Auftakt, und aus den Instrumenten bricht ein Energiestrahl, der sofort den Wunsch weckt, man säße jetzt in der Philharmonie, im Musikverein, im Concertgebouw, damit diese Fülle und dieser Reichtum an Farben und Nuancen ungebremst ihre emotionale Wirkung entfalten können.

Meine Frau, begeisterte Mithörerin seit 27 Jahren, brachte es mit wenigen Worten auf den Punkt: „Power ohne Ende. Sautrockener Bass. Wir brauchen größere Lautsprecher.“ Es wäre leicht, hier anzuknüpfen mit Schilderungen der asozialen Livepegel, mit denen ich wochenlang meine Nachbarn beschallte. Aber das ginge am Wesen des Commander vorbei. Ja, diese Vorstufe injiziert auf kaum vorstellbare Weise Energie in jeden Ton und jedes Schallereignis, das sie Endstufen zuführt. Man will das Biest loslassen und die absolute Souveränität und Nonchalance genießen, mit der der Gryphon auch noch die komplexeste, heftigste Mucke zwischen die Boxen stellt und sagt: Hab Spaß! Aber eben diese Fähigkeiten machen feinsinnige Musik umso betörender. Zum Beispiel Miles Davis, Kind Of Blue. Die legendäre Platte spielt jetzt den Trumpf ihrer grandiosen Aufnahmequalität voll aus. Der Bass wie dahingetupft, die Trompete sanft glühend. Jedes Detail des Schlagzeugspiels ist ein Mikroereignis, alles hat Bedeutung, fällt aber nie auseinander. Der Gryphon Commander ist hundertprozentig ein Musikant, kein Sezierer.

Gryphon Commander
Die Qualität aller beigepackten Kabel ist über jeden Zweifel erhaben. Mit diesen verschraubbaren Steckern ist lebenslange Kontaktsicherheit garantiert.

Was kann so eine Super-Vorstufe, und wo versagen selbst die magischen Kräfte des Commander? Die Magie reicht, wie nicht anders zu erwarten, bis zur Endstufe. Der Vollverstärker Diablo 333 ermöglichte mir da einen tieferen Zugang zum Gryphon-Klangkosmos. So hochauflösend, dynamisch, farbenreich meine Rowland-Monoblöcke sind, so konnten sie doch nicht der perfekt in einem Gehäuse integrierten dänischen Vor-/Endstufenelektronik das Wasser reichen.

Der Diablo platzierte die Musik in einem bis dato nie erlebten Maß holografisch entmaterialisiert und federleicht im Raum. Bei meinen gut 20 Jahre alten US-Endstufen reichte es unter Commander-Kontrolle immerhin für allergrößte Bewunderung. Wie sie etwa bei „Humeurs“ von einem Sampler des Labels Sketch Music die unterschiedlichen Schlagzeugbecken mit schier endloser Farbvielfalt schillern ließen, so zart und fein, ins Nichts des pechschwarzen Hintergrunds ausschwingend, den die Vorstufe aufspannte. Oder die umwerfende Offenheit des Gesangs von Fritz Wunderlich und des Flügels unter den Händen von Hubert Giesen bei Schumanns Dichterliebe, vielleicht die natürlichste Aufnahme von Stimme und Klavier, die ich kenne. Für die ultimative Freiheit und Tiefe der Abbildung, wie ich sie mit dem Diablo kennengelernt habe, bräuchte es aber eine Gryphon-Endstufe. Ich habe mich sehr zurückgehalten und den Vertrieb nicht nach einer Leihgabe des logischen Partners des Commander gefragt, der 202 Kilogramm schweren Über-Endstufe Apex. Aber so in die Richtung sollten die Gedanken schon gehen, wenn der Commander auf der Liste steht. Gryphon mit Gryphon – in Sachen Verstärkung der Schlüssel zum Nirwana. Es gibt da ja zum Beispiel auch die verführerische Stereoendstufe Essence, mit gut einem Zehntel des Preises der Apex eine wesentlich, nun ja, günstigere Art, hausintern Leistung zu generieren.

Bildergalerie
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Hat der Gryphon Commander meine Erwartungen erfüllt? Nach der Romanze mit dem Diablo 333 vergangenes Jahr, der besten Verstärkerelektronik, die je in meinem Raum stand, hat mich der dänische Über-Pre viel gelehrt. Die Vorstufe ist die dominante Komponente der Anlage. Hier passiert Realismus, hier ist das entscheidende Nadelöhr für die Quellensignale, von hier aus werden die Endstufen dominiert und dirigiert. Der Commander, er könnte auch Conductor heißen.

Also nochmal: Habe ich die Engel singen gehört? Ja – ich habe mit jeder Quelle Musik in einer Detail- und Ausdrucksfülle erlebt, die der Reproduktion Leben, Realismus, eine echte berührende Kraft verlieh. Das geschah ohne technischen Beigeschmack, tonal makellos ausgewogen, mit mitreißender innerer Energie, und gleichzeitig doch sanft und natürlich. Gryphons Commander ist ein Monument der Musikalität. Unbedingt, unbedingt anhören!

Gryphon Commander

Info

Vorverstärker Gryphon Commander

Konzept: analoge vollsymmetrische Hochpegelvorstufe mit separater Stromversorgung
Eingänge: 2 x Line-In unsymmetrisch (Cinch), 4 x Line-In symmetrisch (XLR)
Ausgänge analog: 1 x Tape-Out (Cinch), 1 x Pre-Out unsymmetrisch (Cinch), 2 x Pre-Out symmetrisch (XLR)
Besonderheiten: IR-Fernbedienung aus Aluminium, 2 x Netzkabel Gryphon Vanta im Lieferumfang, umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten per Touchscreen, Triggeranschlüsse, Steuerleitung für Green Bias
Ausführung: Aluminium schwarz
Maße (B/H/T): 48/24/46 cm, Netzteil 48/24/44 cm
Gewicht: 31 kg, Netzteil 38 kg
Garantiezeit: 3 Jahre nach Registrierung
Preis: um 70 000 €

Kontakt

Auditorium

Feidikstraße 93
59065 Hamm
Telefon +49 2381 93390
info@gryphon-audio.de

www.gryphon-audio.de

Mitspieler

Plattenspieler: bauer audio dps 3
Tonarm: bauer audio Tonarm
Tonabnehmer: Lyra Kleos
Phonovorverstärker: Hagerman Trumpet Wood
MC-Übertrager: Consolidated Audio Silver/Nano
CD-Player: Electrocompaniet EMC 1 UP
Musikserver: Innuos Zenith Mk III
D/A-Wandler: Aqua La Voce S3
Switch: LHY SW-8
Vorverstärker: Silvercore linestage two
Endverstärker: Rowland Model 12
Netzaufbereitung: AudioQuest Niagara 3000
Lautsprecher: Ayon Seagull/c
Kabel: Fadel Art, Phonosophie, AudioQuest, Solidcore Silber
Zubehör: Rack Creaktiv Trend

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.