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Statni Opera Prag

Státní Opera Prag

Hörsäle der Welt

Státní Opera Prag

Der Profi-Musiker Stefan Gawlick ist weltweit unterwegs und kennt fast jeden großen Konzertsaal. In dieser Serie berichtet er über Akustik und andere Eigenarten berühmter Häuser – im Auditorium und auf der Bühne.

Heute mal ein ganz anderes Haus, kein Studio, kein von vielen Aufnahmen her bekannter Saal, sondern ein Opernhaus. Noch dazu eines, in dem bis jetzt nicht wirklich aufgenommen wurde. Warum es dennoch in dieser Reihe erscheint? Weil wir alles keine Kellerkinder sind, gerne mal eine Reise unternehmen und dann etwas erleben wollen. Zum Beispiel in die Oper gehen. Und dann bitte in diese. Denn Karl Böhm, Gustav Mahler, Otto Klemperer, Erich Kleiber, Richard Strauss, George Szell und viele andere irrten bestimmt nicht, wenn sie von diesem Theater schwärmten und so oft wie möglich wiederkamen.

Statni Opera Prag

Im Stil der Neorenaissance und des Neorokoko (ja, eine wilde, aber durchaus ansprechende Mischung) erbaut und im Jahre 1888 als Deutsches Nationaltheater eröffnet, erlebte dieses Haus in den kommenden 100 Jahren eine sehr wechselhafte und nicht immer schöne Geschichte. Blinder Nationalismus auf beiden Seiten stürzte dieses schöne Theater immer wieder in sinnlose politische Zerwürfnisse, oft genug wurde der Bau selbst zum Politikum, was eigentlich sehr absurd ist.

Nach vielen Neu- und Umbauten, die samt und sonders Verschlimmbesserungen übelster Sorte waren, wurde in den Jahren 2017 bis 2020 (ja, liebe Stadt Köln, das geht sogar!) diese schöne Oper im Zuge einer Generalsanierung in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt.

Herausgekommen ist eines der drei oder vier schönsten Opernhäuser der Welt, ein Theater wie hingeträumt anstatt erbaut, eine Oase der Ruhe und Schönheit in dieser Welt.

Allein schon in den Aufgängen und auf den Freitreppen könnte man Zeit verbringen, wenn nicht die Aufführung locken wurde. Im Saal wurde mit viel Liebe und Augenmaß renoviert, die alten Auszierungen sind historischen Fotos nachgebaut, der verschwenderische Einsatz von Schlagmetall und Stuck demonstriert heitere Opulenz. Gleichzeitig wurde die Saalkapazität auf 1041 Plätze herabgesetzt, damit bequemere Sessel und kniefreundlichere Reihenabstände Platz fanden. Dezent hielt hier auch moderne Technik Einzug, und so verfügt jeder Sitzplatz über einen eigenen Monitor, dem man in mehreren Sprachen Informationen zur Aufführung inklusive einer Inhaltsangabe des Werkes entnehmen kann. Die Akustik ist auf allen Plätzen faszinierend gut, lediglich die Randplätze des Parketts favorisieren ein wenig zu sehr die tiefen Frequenzen, weshalb es dort bei entsprechenden Stücken schon mal ordentlich rumpeln kann.

Da man auch auf allen Plätzen gut sieht, was wirklich nicht in jedem Opernhaus der Fall ist, kann man sich ohne große Sorge Tickets besorgen.

Dass die Kantine nett ist, die Garderoben weitläufig und die Wege weit sind, sei noch am Rande erwähnt. Wichtiger für Sie ist allerdings, dass man in kaum einer Stadt so gut essen und trinken kann wie in Prag. Meiden Sie nach der Oper allerdings den Weg in Richtung Zentrum über den Wenzelsplatz. Lieber einmal um die Oper herumgehen und den Stadtring überqueren, um sich dann in ein nicht minder schönes und historisches Stadtviertel voller erstklassiger Bars und Restaurants zu stürzen. Allerdings mit normaleren Preisen, kaum Touristen und Speisekarten auf Tschechisch.

www.narodni-divadlo.cz

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.