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Quadral Aurum Alpha

Quadral Aurum Alpha Aktiv im Test

HighEnd und Design? Quadral kann’s

Wo ist die Anlage geblieben? Da soll ich eines der neuen Quadral-Lautsprecher-Flaggschiffe testen – und dann hat das FIDELITY-Team offensichtlich vergessen, das Testequipment vorzubereiten. Leute, so kann ich nicht arbeiten!

Fotografie: Hersteller

Aber, Moment, Quadral Aurum Alpha … sagte der Chefredakteur nicht etwas von „Aktivboxen“. Da müsste ich dann im FIDELITY-Hörraum nur einen der zahlreichen Vorverstärker und noch eine passende Quelle, zum Beispiel einen CD-Player, heranschleppen und anschließen…

Muss ich nicht. Denn die beiden in sattem Klavierlackschwarz glänzenden Standschallwandler, die den Hörraum zieren, sind sich selbst genug. Anders gesagt: Sie sind, sofern man nicht den Zwang hat, eine größere Sammlung schwarzer oder silberner Tonträger in Scheibenform zum Klingen zu bringen, bereits die ganze Anlage. Eine All-in-one-Lösung, die sogar da, wo es möglich ist, die Kabel einspart. Und das so solide auf aktuellem Stand der Technik umgesetzt, dass man auch als anspruchsvoller Highender wenig bis gar nichts vermisst.

Ohne App schweigt die Quadral Aurum Alpha

Vor das durchaus bemerkenswerte Klangerlebnis haben die Entwickler allerdings erst einmal eine Lehrstunde in Sachen moderner Unterhaltungselektronik-Vernetzung und -Bedienung gesetzt. Denn erst einmal kommt aus den durchaus eleganten Standlautsprechern – die Aurum Alpha Aktiv ist ein Dreiwege-Lautsprecher mit 121 Zentimetern Höhe, 28 Zentimetern Breite und (aus gutem Grund, dazu später mehr) 51 Zentimetern Tiefe, dessen 26,5-Zentimeter-Tieftöner zur Seite abstrahlen – kein Ton. Und das, obwohl die Statuslampe auf der Rückseite der „Master“-Box in vertrauenerweckendem Grün Betriebsbereitschaft signalisiert. Da sollte es doch reichen, beide Lautsprecher ans Stromnetz anzudocken und darüber hinaus den „Master“ mit einer meisterlich guten Quelle, in diesem Fall mit dem redaktionseigenen Ayon-Röhren-CD-Player, zu verkabeln.

Aber weit gefehlt, die Quadrals bleiben zunächst stumm. Also werfe ich ganz entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten einen Blick in die Betriebsanleitung. Aha. Diese Klangskulpturen wollen per eigens dafür gemachter App über Smartphone oder Tablet angesteuert werden. Aus gutem Grund, denn in dem wie gesagt über einen halben Meter tiefen, überaus solide wirkenden Gehäuse verbergen sich nicht nur Class-D-Hochleistungsverstärker für die Speisung der Chassis (mit immerhin 700 Watt pro Kanal), deren Prunkstück ein feiner Bändchenhochtöner ist, sondern auch ein Digitaler Signal-Prozessor (DSP), der bei Quadral  „Dirac Live Raumeinmessung“ genannt wird und sein eigenes Messmikrofon mitbringt. Außerdem wurde ein kompletter Streaming-Client einschließlich Tidl-Zugang integriert. Und für die Kommunikation mit den Mitspielern, der wichtigste ist der zweite Lautsprecher, gibt es Wi-Fi, USB-A, UPnP/NAS und S/PDIF (optisch). Ein prall geschnürtes Paket mithin, das sich Quadral mit 16.000 Euro bezahlen lässt.

Quadral Aurum AlphaPralle DAC-Ausstattung

Dafür ist man auch in Sachen Software und ihrer Auflösung nicht auf den alten CD-Standard festgelegt, der DAC im Quadral Aurum Alpha Aktiv kann sich seine Musik aus dem Netzwerk beziehungsweise von einem Server holen und versteht sich auf alle wichtigen Audio-Formate wie FLAC, WAV, WMA, ALAC, PCM, MP3 und AAC. Über „Airable“ lassen sich Internet-Radiosender oder auch Podcasts, die späten Erben des Radiofeatures, in Top-Qualität in die heimische Stube beamen. Dass eine Tidal-Anbindung dabei ist, eröffnet den Zugriff auf eines der umfangreichsten Internet-Musikportale, in dem vor allem Pop- und Rockfans jederzeit fündig werden, aber auch Jazz- und Klassikfreunde, sofern die Wünsche nicht sehr speziell sind, auf ihre Kosten kommen.

Dirac-Raumentzerrung inklusive

Das Sahnestück ist dennoch die digitale Einmessung des Lautsprecherpärchens auf seinen jeweiligen Aufstellungsort. Bekanntlich ist so gut wie jeder (konventionelle) Schallwandler in der Regel nur so gut wie der Raum, in dem er spielen soll. Hat man es erst einmal geschafft, die App der Quadral Aurum Alpha Aktiv erfolgreich auf dem eigenen Smartphone (okay) oder Tablet (deutlich komfortabler) zum Laufen zu bringen – angeboten werden übrigens Varianten für iPhone und Android, ich als hartnäckiger Nutzer von Windows 10 mobile auf dem Smartphone bleibe außen vor – , dann ist auch der Einmessvorgang kein Hexenwerk mehr.

Auf der virtuellen Hörcouch zeigt mir die App an, wo sie das Messmikrofon platziert haben möchte. Auf „Start“ rauscht ein Tonsweep von der niedrigsten bis zur höchsten Frequenz durch den Raum, bei dem übrigens auch klar wird, wie unfassbar tief diese vergleichsweise kleinen Standlautsprecher in den Frequenzkeller hinunter kommen. Das wiederholt man weitere sieben Mal. Sofern man zuvor auch die Lautstärke nach Wunsch des „Dirac“-Rechners gepegelt hat, dann meldet die App irgendwann den erfolgreichen Vollzug der Raumeinmessung. Und danach geht tatsächlich ein leuchtendes audiophiles Gestirn auf.

Mögen die Verfechter konventionellen Lautsprecherdesigns an dieser Stelle auch die Nase rümpfen: Fakt ist, dass die Quadral Aurum Alpha Aktiv sehr groß, sehr erwachsen, sehr souverän und dadurch auch lässig klingt. Und eigentlich in einer anderen Klasse spielt. Dass daran der Ururenkel der in den 1970er Jahren geliebten, später völlig verpönten Equalizer die Hauptschuld hat, dass mit viel Mikroprozessorleistung zurecht gebogen wird, was möglicherweise in der Grundkonfiguration noch nicht hundertprozentig korrekt war, so all dieser Stelle nicht weiter interessieren. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass das Quadral-Sahnestück auch ohne digitale Einmessung schon ein Schallwandler ist, mit dem es sich gut leben lässt, der aber gleichwohl mit „Dirac“-Nachhilfe zu ganz großer Form aufläuft.

Auch analog kann die Aktive

Quadral Aurum AlphaDass ich zu den bekennenden Fahnenträgern des Analogen in der FIDELITY-Redaktion zähle, ist dazu übrigens kein Widerspruch. An den Line-Eingang der Quadral Aurum Alpha Aktiv lässt sich jederzeit auch ein hochwertiger Phono-Verstärker mit daran hängendem Plattenspieler anschließen. Die sehr bewusst auf hohe Auflösung getrimmte Quadral zeigt mir selbst die Unterschiede zwischen Tonabnehmern und Tonarmen so glasklar wie im Testlabor, die ungleich größeren Differenzen von Laufwerken umso deutlicher.

Dennoch ist dies Dreingabe. Nachdem ich die etwas verschachtelte Menüstruktur der Quadral-App endlich gemeistert habe, entwickle ich nämlich wachsende Freude daran, mich durch das reichhaltige Tidal-Angebot oder die nicht minder umfangreiche und mit einigen superseltenen Schmankerln aufwartende Bibliothek zu klicken, die auf dem Server der FIDELITY schlummert. Sofern die ursprüngliche Aufnahme nicht von unverbesserlichen Garagensound-Fans eingespielt wurde, ist die Quadral Aurum Alpha Aktiv ein wunderbares Medium für äußerst ausgedehnte Hörabende, die gerne auch zu Entdeckungsreisen werden dürfen und dann ganz woanders als geplant enden.

Deshalb spielten bei dem Test in Ismaning, der viel länger als geplant ausfiel, meine vorsorglich mitgebrachten CDs schnell nur noch die zweite Geige. Daran, dass sowohl die Breite als auch die Tiefe des virtuellen Raums über die Quadral Aurum Alpha Aktiv erfreulich groß und vor allem plausibel ausfallen, gewöhnt man sich nämlich ganz schnell. Auch die Räumlichkeit vermerkt man auf dem Hör-Protokoll mit einem dicken Ausrufezeichen – um die dann mit der Zusatzbemerkung „nur für erheblich höheren finanziellen Aufwand zu verbessern“ ad acta zu legen.

Himmlische Bässe und ein Low-End vom Feinsten bei Quadral

Quadral Aurum AlphaViel spannender geraten die Versuche, die Pegelfestigkeit dieser Aktivlautsprecher auszuloten: Ehe die Endstufen ins Clipping geraten, sind die Ohren selbst der hartgesottensten Clubgänger schon längst abgefallen. Angenehm, dass die Quadral Aurum Alpha Aktiv keine musikalischen Präferenzen kennt. Die massiven Klangballungen von Gustav Mahlers späten Symphonien sortiert sie ebenso akribisch, wie sie die Schlagzeug-Soli auf Phil Collins‘ unverwüstlichem Hitalbum „No Jacket Required“ superplastisch und lebensecht vor dem Hörer in den Raum knallt. Klassische Soprane haben ganz viel Präsenz und noch mehr Valeurs, Choraufnahmen verraten mir nicht nur, dass die Herren Tenöre schon wieder leicht erkältet und deshalb so indisponiert waren, dass auch ein Taktstock-Profi wie John Eliot Gardiner es bei seiner Deutung der Bach-Matthäus-Passion nicht vollkommen ausbügeln konnte, sondern auch, wo sie in der Kirche Aufstellung genommen hatten.

Mit der App hadere ich zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr. Stattdessen lasse ich mich von der intelligenten Weltmusik berieseln, die auf dem aktuellen Album „Dionysus“ der Kult-Combo „Dead Can Dance“ im Mittelpunkt steht. Oder lausche Beyoncé, die mir „Pray You Catch Me“ ins Ohr haucht, herzerweichend lieblich, und mir so im Vorübergehen mitteilt, dass die Quadral Aurum Alpha Aktiv auch leise wunderbar tönen kann, dass das Bad in einer sanften Soulstimme und fetten Streicherarrangements auch mit Mietwohnungs-tauglichen Pegeln funktioniert.

Was will man mehr?

Nein, ich will an dieser Stelle niemandem seine sorgsam zusammengestellte Hi-End-Kette madig machen, nicht die Meriten von bestens aufeinander abgestimmten Quellen, Verstärkern und Schallwandlern klein reden. Wer aber sowieso auf der Suche nach etwas Puristischem, sinnvoll Kompaktem, mit hohem WAF (Wife Acceptance Factor) Gesegnetem ist, das nach einer auch von technisch kaum beschlagenen Musikfans problemlos zu meisternden Einmess-Prozedur auffallend gut klingt, der sollte der Quadral Aurum Alpha Aktiv oder ihrer kleineren Schwester Gamma (12.000 Euro) eine Chance geben. Beide gibt es in Pianolack schwarz oder weiß, beide sind eine echte Empfehlung wert. Darum ist an dieser Stelle auch genug geschrieben. Selber hören macht deutlich mehr Spaß.

Quadral Aurum Alpha Aktiv

Funktionsprinzip: Aktiver Dreiwege-Standlautsprecher Class-D-Endstufen mit 700 Watt eingebaut
Abmessungen (B/H/T): 121/28/51 cm
Bestückung: Hochtöner Quadral Qusense 90mm; Mitteltöner 2 x 180 mm Durchmesser Quadral Altima; Tieftöner 2 x 265 mm Durchmesser Quadral Altima
Gewicht: 71,0 kg
Besonderheiten: High Resolution Streaming, Tidal integriert, liest auch hochaufgelöste Dateiformate, diverse drahtgebundene und drahtlose Eingänge von Line bis WLAN; Dirac Live Raumeinmessung inklusive Messmikrofon, Fernsteuerung über App für Android und iPhone, 4 Jahre Garantie
Preis: 16.000 Euro (Alpha Aktiv), 12.000 Euro (Gamma Aktiv)

Kontakt

Quadral GmbH & Co. KG
Am Herrenhäuser Bahnhof 26-28
30419 Hannover

Telefon: +49 (0) 511 79040
E-Mail: info@quadral.com

www.quadral.com

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