John Peel – Memoiren des einflussreichsten DJs der Welt
Sein letztes Werk konnte er nicht vollenden: John Robert Parker Ravenscroft – besser bekannt unter seinem Pseudonym John Peel – verstarb am 25. Oktober 2004 im Alter von 65 Jahren überraschend an einem Herzinfarkt.
Seine Ehefrau Sheila Ravenscroft nahm sich der halbfertigen Memoiren an und brachte zu Ende, was John Peel begonnen hatte. Seine Geschichte musste erzählt werden, sprechen wir hier doch – der Untertitel ist keine Übertreibung – vom einflussreichsten DJ der Welt. Im Laufe seiner mehr als 40-jährigen Karriere katapultierte er unzählige Künstler und Bands in die Mainstream-Relevanz – etwa die Sex Pistols, Joy Division, David Bowie oder Nirvana, um nur einige zu nennen – und verhalf mitunter ganzen Genres wie Punkrock, Reggae oder Hip-Hop zu flächendeckender Verbreitung.
Ohne sich an eine feste Chronologie zu halten, wirft das Buch episodisch Schlaglichter auf das Leben und Wirken Peels, von seiner Zeit in den USA in den 1960er Jahren, während derer er die Ermordung JFKs erleben musste, über seine Tätigkeit beim Piratensender Radio London und später beim BBC Radio One bis hin zu seinen letzten Jahren. Insbesondere der Umstand, dass etwa die Hälfte des Materials von Peels Witwe aus dessen Notizen und Tagebüchern zusammengetragen und verfasst wurde, erweitert die Memoiren um einen seltenen und wertvollen zweiten Blick von außen, sodass der Leser Peel nicht nur als DJ kennenlernt, sondern ebenso als Kind, als Vater, als Ehemann – kurzum: als Mensch.
Dieses Buch lebt von den unzähligen Begegnungen, die Peel im Laufe seiner Karriere mit Musikern, Fans und Kollegen hatte, und die er mit seinem ganz speziellen Humor dem Leser lebendig vor Augen führt. Dabei zeichnet es nicht nur seine Laufbahn nach, sondern quasi nebenher auch den Abschnitt der Musikgeschichte, den er maßgeblich geprägt hat. So dürfen wir durch seinen Blick einem jungen David Bowie vor seiner Zeit als Superstar begegnen oder auch die Frustration seiner Vorgesetzten angesichts seines Musikprogramms erleben, bevor er sich damit durchsetzen und eine eigene Sendung bekommen sollte. In diesen Anekdoten zeigt sich Peel in seiner charakteristischen Eigenschaft als jemand, der stets den Mainstream scheute und geradezu obsessiv nach dem Ungewöhnlichen suchte.
John Peel – Memoiren des einflussreichsten DJs der Welt ist mehr als nur eine Autobiografie; es ist ein Zeitdokument zur Musikgeschichte der letzten fünf Jahrzehnte. Es ist ein Muss für alle Musikliebhaber, die verstehen wollen, wie Musik nicht nur durch Künstler, sondern auch durch Menschen wie John Peel geformt wird, die bereit sind, neue Klänge zu entdecken und zu fördern.
Info
John Peel – Memoiren des einflussreichsten DJs der Welt
Von John Peel und Sheila Ravenscroft, Vorwort: Wolfgang Doebeling
Aus dem Englischen von Christoph Hahn
Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, 480 Seiten