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Lindemann

Lindemann Limetree Network im Test

Lindemann Limetree Network ist ein Schatzkästlein

Der handtellergroße Netzwerkspieler Network aus der Lindemann Limetree-Serie soll das highendige Streamen erschwinglich und so einfach wie nie machen. Öffnen wir also das Schatzkästlein und hören wir ganz tief hinein.

Fotografie: Harald Wittig

Norbert Lindemann, seines Zeichens Mitgeschäftsführer und Chefdenker von Lindemann audio liebt seinen Beruf: „Wenn Sie mich fragen, warum ich ständig neue Geräte entwickle, kann ich nur antworten: Weil es uns immer noch Spaß macht. Ich habe so viel über die Jahre gelernt und umgesetzt. Das ist und bleibt das Größte.“ So ist die neue Limetree-Serie, die 2018 mit drei putzigen Gerätchen für szeneweites Aufhorchen sorgte, auch ein Dankeschön an die Lindemann-Kunden, die mit dem Unternehmen seit 1993 mithören und mitgehen. Genau, die Limetree-Geräte kamen zum 25-jährigen Unternehmens-Jubiläum heraus, umfassen einen Phono- und einen Kopfhörerverstärker, folgerichtig „Phono“ und „Headphone“ genannt, sowie die beiden Digitalen Lindenbäumchen „Bridge“, eine „Streaming Bridge“ ohne eigenen DAC, und den technologisch ausgewachsenen Netzwerkspieler „Network“.

Der stellt sich auch unserer Augen- und Ohrenscheinnahme und macht schon aufgrund seines vergleichsweise günstigen Preises neugierig: Für rund 900 Euro ist das gerade mal handtellergroße, in Deutschland entwickelte und gefertigte Kästlein zu haben. Nun denn, dann wollen wir mal sehen, was in dem Kästlein steckt.

Entmystifizierte schöne Streaming-Welt

Als Netzwerkspieler jüngster Generation bietet der Network aktuelle Streaming-Technik in bestmöglicher Form, also breitbandig und sehr schnell. Dank eines großen internen Speichers soll das Strömen über die LAN-Leitung oder alternativ WLAN besonders schlackenlos und entspannt ablaufen. In puncto Funknetzwerk verheißt der Hersteller auch gleich „hervorragendes WLAN“, was unsererseits entsprechende Erwartungen weckt. Aber, gemach, alles zu seiner Zeit. Der Network empfängt digitale Daten also über das kabelgebundene oder übers drahtlose Netzwerk, alternativ lassen sich Musikdateien aber auch über die rückseitige USB-Schnittstelle abrufen. Allerdings benötigt der Anwender zwingend die Lindemann App zur Anwahl der Betriebsart. Die Bedienung am Network selbst ist, durchaus typisch für derartige Geräte, nicht vorgesehen. Doch dank der gut programmierten Steuer-App ist das auch für Neueinsteiger in die mystische Welt der Nullen und Einsen diese gerade kein Mysterium mehr – dazu später mehr.

Befassen wir uns zuvor noch mit dem technischen Innenleben. Anders als sein Geschwister, der Streamer Bridge, verfügt Network über einen leistungsfähigen DAC und gibt folgerichtig an den beiden RCA-Ausgängen analoge Signale an nachgeschaltete Geräte weiter. Einmal mehr vertraut Lindemann auf Wandler aus dem Hause AKM. Zum Einsatz kommen zwei AK4452, die im Monomode arbeiten und eigentlich für portable Geräte entwickelt wurden. Norbert Lindemann betont aber, dass diese DACs, welche PCM bis 768 kHZ-Abtastrate und 11,2 MHZ DSD klaglos akzeptieren und übersetzen, vorbildlich verzerrungsarm seien und vor allem klanglich sehr positiv überrascht hätten.

Apropos DSD: Dass Lindemann zu den überzeugten Fürsprechern des Re-Sampling in DSD gehört – wir denken an den provokanten Slogan: „DSD ist das neue Analog“ – ist den FIDELITIY-Lesern bekannt (siehe den Test des Musicbook 15 DSD in Ausgabe 31/2017). Da ist es nur konsequent, dass auch im Schatzkästlein kein geringerer als der AK4137-SRC werkelt: Der generiert einen DSD-Stream auf Wunsch mit 32Bit-Präzision und einer schier unfassbaren Dynamik von 180 dB und lüpft das Winzgerät auf ein Niveau mit den teueren Musicbooks. Klare Sache: Kompromisse geht Lindemann auch bei seinen Einsteiger-Geräten nicht ein.

Wie es sich für ein Digital-Gerät gehört ist auch das Thema Taktzittern, also „Jitter“, keines. Denn eine ultrapräzise MEMS Femto Clock erledigt die Nachsynchronisation aller Musikdateien und sorgt für Jitter-Freiheit – der Hörer darf sich auf Offenheit, räumliche Präzision und besondere Klarheit bei impulshaften Schallereignissen freuen. Dass auch ausgangsseitig alles im Ganz-Grünen bleibt, hat das Entwicklerteam mit den OPA1622, zwei der zurecht angesagtesten „High Power“-Bausteine verwendet. Denn die klängen laut Norbert Lindemann „super“ und seien kraftvoll genug um Kopfhörer bis 16 Ohm anzutreiben. Richtig: Das Netzwerkerchen verfügt über einen Kopfhörerausgang im 3.5mm-Miniklinkenformat, sodass introvertierte Hörsitzungen ohne Peripherie-Gerät möglich sind.

App-Applaus für Lindemann

Als Streamer bietet Network die Möglichkeit, Online-Dienste wie Tidal, Qoboz, Deezer, Spotify und top aktuell auch HighResAudio direkt via App anzusprechen und – sofern ein Account vorhanden ist – Digital-Musik nach Herzenslust in bestmöglicher Klangqualität genießen. Außerdem spielt das Kistchen ohne Weiteres Internet-Radio oder Podcasts und ist schließlich auch „Roon“-Ready, mithin voll auf der digitalen HiFi-Höhe.
Selbstverständlich funktioniert das Lindenbäumchen auch via UPnP oder DLNA als Spieler im lokalen Netzwerk. Die Verbindung lässt sich via Kabel oder – im Falle von WLAN – mittels WPS auf einfachste Weise und gänzlich ohne die App herstellen. Alles weitere, mal abgesehen von dem DSD-Mode, der ebenfalls über den multifunktionalen Kippschalter auf der Front aktiviert wird, bedarf der App. Die gibt es für iOS und Android, ist bilingual – deutsch und englisch – und besticht durch ihren klaren Aufbau und die selbsterklärende Benutzerführung. Es ist dieser App anzumerken, dass in ihr zwei Jahre Entwicklungsarbeit stecken, wie Norbert Lindemann erklärt. Dass die App “ständig angepasst und erweitert wird“, sollte eigentlich die Regel sein.

Lindemann

Angesichts diverser Blindgänger, die sich in den virtuellen Geschäften breitmachen ist das keine Selbstverständlichkeit und verdient ein anerkennendes Nicken. Praktisch: Die App informiert stets, was zuletzt gespielt wurde. Gerade bei exotischen Radiostationen – für Menschen im WDR-Sendegebiet ist alles jenseits der Mainlinie exotisch – eine praktische Wiederauffindhilfe. Die benutzerdefinierte Anpassung ist kein Problem und so einfach, dass sich Erläuterungen erübrigen. Deswegen: Daumen hoch für die App, welche im Verbund mit dem Network, den Streaming-Spaß garantiert.

Wohlfühlhören unter dem Lindenbäumchen

Spaß ist auch eines der Hauptwörter im Umgang mit dem niedlichen Lindenbäumchen. Denn das Kästchen wandert im Laufe des Praxistest durch meine vernetzten Räumlichkeiten,darf mal in der Hörlounge, mal im Heimstudio sein Strömungswerk verrichten – und kann gar nicht anders als Freude machen. Via UPnP spielt Network in seiner Eigenschaft als Netzwerkspieler vom Audiodata MusikServer MS II die derzeitigen Favoriten als da wären Sgt. Pepper´s Lonely Hearts Club Band, Trilogy von Gitarrenvirtuose Yngwie Malmsteen und Chris Isaaks Wicked Game in 24Bit/96kHz-Auflösung. Allein „A Day In the Life“, das Meisterwerk des Prog-Pop schlechthin, serviert das Kästlein in aller Monumentalität, dass ich gegen die Freudentränen ankämpfen muss.

Nein, das kleine Kistchen macht es besser als der Violectric V800 DAC, welcher sonst mit dem MS II kooperiert. Es ist auch mindestes auf Ohrhöhe mit der Mutec MC-3+USB/Mytek Digital Stereo192-DSD DAC-Referenzkombi: Denn die Präzision bei der Transientenwiedergabe und exzellente Raumdarstellung des Network hat die Qualität von Studio-Geräten. Auch der Kopfhörerverstärker darf sich hören lassen, sticht den durchaus fähigen des Mytek aus und besteht gegen den überragenden Violectric HPA V200 immerhin einige Runden. Die Drei-Akkord-Pop-Pretiose „Wicked Game“ klingt als PCM super – diese Lead-Gitarre ist einfach ein Traum – im DSD-Mode tönt es dann aber doch ein Quäntchen offener und im Hochtonbereich detaillierter, sodass der 2018 zu früh verstorbene Gitarrist James Calvin Wilsey als Klangfetischist, der er war, diese Wiedergabe-Option womöglich auch bevorzugt hätte.

Als Streamer für HighResAudio arbeitet der Network dann auch weiter im DSD-Mode und ich genieße die Gesamt-Remixe der essentiellen Yes-Alben von Steve Wilson. Jetzt weiß ich, was das sperrige Tales From Topographic Oceans werden sollte und bin froh, dass Digital-Musik dank guten Equipments wie dem Limetree Network von Lindemann inzwischen ganz weit vorne ist.

Die Daten des Lindemann Limetree

Funktionsprinzip: Netzwerkspieler/Streamer
Digitale Schnittstellen: LAN, WLAN, USB für Datenspeicher
Ausgänge analog: 2 x unsymmetrisch RCA; 1 x 3,5mm Stereo Kopfhörer
Ausgänge digital: keine
Maximale Auflösung: PCM bis maximal 352.8/384 kHz (WLAN: 192kHz), DSD 64, 128, 256 (WLAN: DSD 128)
Wandler-/Re-Sampler-Chips: 2 x AK4452/AK4137
Formate: Alle gängigen Formate, DSD kompatibel
Lieferumfang: Netzteil, Anschlusskabel
Maße (B/H/T): 107/40/107 mm
Gewicht: 300 g
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: € 895

Kontakt

Lindemann Audiotechnik
Am Anger 4
82237 Wörthsee
Telefon +49 8153 9533390

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