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Mytek Brooklyn Bridge II

Mytek Brooklyn Bridge II

Kompaktanlage

Mytek Brooklyn Bridge II

Die echte Brooklyn Bridge steht in New York, ist rund 1834 Meter lang und hat einen klaren Verwendungszweck: Mit ihrer Hilfe kann man den East River überqueren. Bei der Brooklyn Bridge II von Mytek Audio liegt der Fall etwas komplizierter: Sie kommt aus New York, misst die halbe Standardbreite und hat zunächst einmal den Zweck, dass man mit ihr Musik hören kann. Allerdings kann man dies in einer Vielfalt an möglichen Anwendungen tun, wie sie in dieser Ballung dann doch recht einmalig ist.

Mytek Brooklyn Bridge II

In aller Kürze:
Kann alles, vor allem guten Klang: Der Mytek Brooklyn Bridge II beherbergt einen echten Roon-Core, eignet sich aber für nahezu alle Anwendungen – und hat sogar eine Phonostufe.

Mytek Brooklyn Bridge II


Zugegeben: Multitalente und Allroundgeräte sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Der Brooklyn Bridge II versammelt aber so viele Funktionalitäten, dass es die üblichen Gerätekategorien geradezu sprengt. Denn man kann ihn als Streamer verwenden oder als DAC. Er kann als Vorverstärker dienen, hat eine MM-Phonostufe und treibt einen Kopfhörer an (mit einem Adapter auch symmetrisch). Und: Er ist nicht nur einfach „Roon-ready“, sondern ein Roon-Server – und zwar, wie der Vertrieb nicht ohne Stolz behauptet, der „einzige echte Roon-Core“.

Neben einigen Änderungen im Detail und einem neuen Ringkerntrafo, der den Prozessor und den DAC über getrennte Wicklungen versorgt, ist dies auch der augenfälligste Entwicklungssprung, den der aktuelle Brooklyn Bridge II im Vergleich zur vor einigen Jahren erschienenen Vorgängerversion aufweist, die entsprechend noch als reichhaltig ausgestatteter Streaming-DAC durchging. Zum standesgemäßen Betrieb ist also ein Roon-Abonnement erforderlich. Wer sein Gerät registriert, erhält immerhin eine Jahreslizenz kostenlos dazu. Natürlich kann man einen Roon-Server auch anderweitig betreiben, etwa auf einem PC oder einer NAS. Doch die Software auf einer dezidierten Hardware zu betreiben hat zweifellos Vorteile: Man spart Wege ein, was nicht nur praktisch ist, sondern auch klanglich Vorteile bieten kann. Auch zeigt sich im Test, dass der Brooklyn Bridge gefühlt absolut latenzfrei arbeitet: Das Wechseln eines Musikstücks etwa erfolgt komplett verzugslos. Auch das Zusammenspiel zwischen Gerät und Roon-App funktioniert exakt so, wie man es erwartet – was beklagenswerterweise keine Selbstverständlichkeit ist. Und wer Roon nutzt, wird dafür einen guten Grund haben – zum Beispiel eine sehr große digitale Musikbibliothek, mehrere Räume, in denen gleichzeitig unterschiedliche Musik abgespielt werden soll, oder das Bedürfnis, seine physisch daheim gespeicherte Musik ins Auto zu übertragen. Ein Brooklyn Bridge II dürfte dann die technisch sauberste Lösung sein, die Datenströme (PCM bis 32 bit/384 kHz, DSD256 oder DXD und MQA) zu organisieren.

Mytek Brooklyn Bridge II
Nicht verwirren lassen: Die Brooklyn Bridge II ist ein Streaming-DAC und keine Bridge – er ist halt einfach nach einem Bauwerk benannt, das die Überquerung des East River ermöglicht.

An einem Softwareupdate für UPnP wurde zu Redaktionsschluss noch gearbeitet, beim Vertrieb Audio Trade geht man aber von einem baldigen Release aus. Auch Freunde von Spotify, Tidal Connect und Apple AirPlay sollen von den Entwicklern bedacht werden.

Was der Brooklyn Bridge II alles kann, sieht man ihm auf den ersten Blick nicht an: Er ist halt sehr klein, wenngleich nicht unscheinbar: Das Design des Frontpanels ist ein wirklicher Hingucker, auch das hintergrundbeleuchtete Mytek-Logo, das Bootvorgang oder Betriebsbereitschaft signalisiert, wirkt ausgesprochen stylisch. Auf der Oberseite sind kleine Bohrungen zu entdecken, die ebenfalls um ein Logo angebracht sind, dem Wärmeaustausch zugutekommen und einen kleinen Blick auf das Innenleben mit orange und grün glimmenden LEDs erlauben. Das ist schon richtig schick. Auch der haptische Eindruck (Gewicht, Anschlüsse, Drehregler) vermittelt erstklassige Qualität. Sofort ist klar: Das ist keine zusammengeschraubte Kiste mit Featuritis, sondern audiophile Ware.

Mytek Brooklyn Bridge II
Die gezielt chaotischen Lochmuster und die Oberfläche der Frontplatten, die irgendwo zwischen Hexmuster und Hammerschlagoptik angesiedelt ist, sind eindeutige Erkennungsmerkmale der Marke. Da der Streaming-DAC über eine Lautstärkeregelung verfügt, bildet er im Verbund mit dem Brooklyn Amp+ ein Komplettpaket, das nur noch Lautsprecher erfordert.

Innendrin ist das Gerät natürlich ein Computer. Der ist mit einem i5-Prozessor ausgestattet und arbeitet mit Linux. Gekühlt wird mit einem Lüfter, dessen Geschwindigkeit sich dreistufig regeln lässt und den man wirklich nicht hört, wenn man sein Ohr nicht unmittelbar ans Gerät hält. Gespeichert wird auf eine SSD mit vier Terabyte, die als wesentlicher Teil des Ready-to-play-Ansatzes der Brooklyn Bridge II im Lieferumfang inkludiert ist. Zum Wandeln kommt ein Chipsatz von ESS zum Einsatz: Der Sabre ES9028PRO, der der ESS-eigenen Hyperstream-II-Architektur folgt und mit 135 Dezibel (mono) einen sehr guten Dynamikumfang hat. Die Filtersektion spricht Mytek über eine eigene Implementierung unter der Bezeichnung „Harmonic Audio Tuning“ an, sodass man zwischen „normal“ und „warm“ wählen kann. Beim Layout des Innenlebens hat Mytek nichts dem Zufall überlassen. „Alle relevanten technischen Komponenten – Wandler, der Class-D-Pre-Amp, Kopfhörerverstärker – sind als separate Sektionen ausgeführt“, betont Dirk Brieden von Audio Trade. „Die Technik ist mittlerweile so weit, dass sich das auf engstem Raum verwirklichen lässt – und zwar highend.“

Mytek Brooklyn Bridge II
Dicht gepackt (I): Auf dem kompakten Rückenpanel findet sich eine ordentliche Suite an Anschlüssen von RCA über XLR und USB bis hin zu optischen Eingängen.

Wie eng der Raum ist, zeigt sich anschlussseitig auf der Rückseite. Hier wird es schnell voll. Zweimal Cinch/RCA für Phono und Line, zweimal S/PDIF, Toslink, USB 2, zweimal USB 3, dazu ein Ethernet-Anschluss und zwei Stummelantennen für das WLAN. Raus geht es per XLR (symmetrisch) und RCA. Bluetooth 5 für das schnelle Hören zwischendurch gibt es auch (aber das verbraucht ja äußerlich keinen Platz). Damit dürfte sich, von einer E-Gitarre einmal abgesehen, eigentlich alles anschließen lassen, was Musik macht.

Und jetzt kommt’s: Das alles geht wunderbar einfach. Wirklich. Am kompliziertesten ist die Eingabe des WLAN-Passwortes. Und dann kann es im Grunde auch schon losgehen: Bedient wird dieser Musikserver im Alltag über die Roon-App. Einstellungen lassen sich auch über die Mytek-Control-App sowie über den Touchscreen auf der Vorderseite des Geräts vornehmen. Alles, was man nicht häufiger braucht, wurde in ein übersichtlich organisiertes Menü verfrachtet, der Startscreen besteht lediglich aus einer Schaltfläche zur Quellenwahl. Und: Man möchte auch eigentlich nicht vertieft an irgendetwas herumfummeln. Denn was man hört, beansprucht umgehend die gesamte Aufmerksamkeit.

Mytek Brooklyn Bridge II
Dicht gepackt (II): In dem kompakten Kistchen den ganzen Funktionsumfang und dazu noch einen ordentlich dimensionierten Ringkerntrafo unterzubringen, darf als Kunststück gelten. Umso beachtlicher, dass der Aufbau so sauber geraten ist.

Der Brooklyn Bridge ist im Bundle mit dem Endverstärker Brooklyn Amp+ erhältlich und wurde uns so auch zum Test zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich um einen Class-D-Endverstärker in gleicher Größe und Optik, der mono gebrückt an vier Ohm zweimal 600 Watt ausliefern kann, was auch leistungshungrige Schallwandler an die Kette nehmen sollte. Wir verstehen das als Einladung, es gleich einmal ordentlich krachen zu lassen. Erinnern wir uns an den Klassiker „Smack My Bitch Up“ von The Prodigy und warten wir auf den Einsatz des Bassdrum-Sounds. Tatsächlich: Damit kann man ganze Gemäuer in Vibration versetzen. Vor allem aber fällt auf, wie detailreich der Bassbereich gezeichnet wird: Im oberen Bereich hören wir einen klar umrissenen, sehr scharfen Attack, der untenrum bis in die Tiefbässe hinein mit einem klaren tonalen Verlauf ausgestattet ist, der sehr deutlich herausgearbeitet wird.

Es geht aber natürlich auch feinsinniger. Nehmen wir das nuancierte Gitarrenspiel von Mike Stern beim Opener „Keys“ auf dem Album Odds Or Evens, zugespielt von Tidal und CD, die wir durch den Brooklyn Bridge wandeln lassen. Sterns charakteristischer sustainreicher Gitarrensound mit der Telecaster löst sich perfekt von den Lautsprechern und durchflutet den Raum. In beiden Fällen sind die Farben leuchtend und warm, was dem mitunter etwas artifiziellen und „zu schönen“ Stern-Sound sehr gut bekommt. Von CD klingt es erwartungsgemäß leichtfüßiger, aufgeräumter und graziler – was den brillanten Beckenklängen, wie sie Anfang der 90er das Nonplusultra waren, noch einmal mehr Schimmer verleiht.

Mytek Brooklyn Bridge II

Weiter mit Vinyl: Das Gitarrenspiel auf Win This Record von David Lindley ist exquisit, reggaebedingt gibt es aber auch einige hübsche Percussion-Einsätze, zum Beispiel die Timbales in „Brother John“. Mit seiner Phonostufe stellt der Brooklyn Bridge die Percussions eindrucksvoll in den Raum, wobei das Einschwingverhalten etwas abgerundet und weich erscheint. Und tatsächlich: Mit einem externen Phonovorverstärker kann man – wenig überraschend – noch mehr an Sprungdynamik und Auflösung herausholen. Aber das sind Kleinigkeiten: Mit mehr Mitteleinsatz geht halt immer mehr. Nicht umsonst gibt es sinnvolle Setups, in denen der Phono-Preamp allein deutlich teurer ist als so eine Bridge.

Insgesamt zeigt sich der Brooklyn Bridge ungemein spielfreudig: Er liefert ein vollständiges Klangbild von Tiefbass bis zu schimmerndem „Air“, spielt über die Grundlinie nach vorne und bildet den Raum ortungsscharf dreidimensional ab. Die Dynamik ist, insbesondere in Kombination mit dem Amp+, herausragend und mitunter eine Klasse oberhalb.

Der Mytek Brooklyn Bridge II kann nicht nur viel, er kann es auch besonders gut und klingt in jeder Disziplin herausragend, nämlich warm, dies aber mit großer Liebe zu detailreicher Auflösung und – wenn man das bei dieser mitreißenden Performance sagen darf – mit der gebotenen Neutralität. Auch im traditionellen Streaming- und DAC-Betrieb macht der Brooklyn Bridge eine erstklassige Figur. Angesichts der Ausstattung und der Qualität ist ein Anschaffungspreis von – je nach Ausstattung – rund 5000 Euro nicht zu viel verlangt. Wer ein Roon-­Setup auf exzellentem Niveau betreiben möchte, für den ist der ­Brooklyn Bridge II eine wirklich naheliegende Wahl. ■

Mytek Brooklyn Bridge II

Info

Musikserver Mytek Brooklyn Bridge II

Konzept: Roon-Core-Streamer mit DAC, Kopfhörer- und Vorverstärker
Eingänge digital: WLAN/LAN, USB, Bluetooth 5, 2 x Koax (Cinch), Toslink, USB Audio
Eingänge analog: Phono-MM, Line
Ausgänge analog: Line-Out Cinch/XLR, Kopfhörer
Digitalformate: bis zu 384k, 32bit PCM, natives DSD bis zu DSD256, DXD, MQA
Besonderheiten: integrierter Roon-Core, kostenlose Roon-Lizenz (ein Jahr), Kopfhörerverstärker (500 mA), integrierte 4-TB-SSD und Apple-Fernbedienung im Lieferumfang
Ausführungen: Silber oder Schwarz
Maße (B/H/T): 22/422 cm
Gewicht: 3 kg
Garantiezeit: 2 Jahre (mit Registrierung 6 Jahre)
Preis: um 4995 €, im Bundle mit dem Leistungsverstärker Brooklyn Amp+ um 6995 €

Kontakt

ATR – Audio Trade

Villa Belvedere
Wallufer Straße 2
65343 Eltville am Rhein
Telefon +49 208 882660

www.audiotra.de

Mitspieler

CD-Player: Creek Evo 2
Netzwerkplayer/DAC: Cambridge Audio CXN, TEAC UD-701N
Verstärker: Creek Evo IA
Lautsprecher: Neat Momentum 4i, Bryston Mini A, Focal Alpha 80

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.