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Calyx M mobile player

Test Calyx M Mediaplayer

Calyx M Mediaplayer – Spielernatur

Ist es wirklich vernünftig, 1000 Euro für einen mobilen Musikspieler auszugeben, mit dem man nicht mal telefonieren kann? Auf diese berechtigte Frage gibt der Calyx M Player eine überzeugende Antwort.

Als klang-, aber auch Preis/Leistungs-orientierter HiFi-Journalist bin ich schon recht stolz darauf, in meiner 25-jährigen Praxis eine gewisse Bodenhaftung nicht verloren zu haben. Ein mobiler Player, der wie der hier vorgestellte Calyx M rund 1000 Euro kostet, fällt daher eigentlich nicht in mein klassisches Beuteschema. Vielmehr ist es technische Neugier vor dem Hintergrund, dass sich in puncto Wandlertechnik in den letzten Jahren viel Positives getan hat. Außerdem – und diese Erfahrung ist erst wenige Wochen alt – bin ich positiv überrascht von der Klangqualität einiger Kopfhörer, die speziell für den mobilen Einsatz entwickelt wurden. Daher kommt mir der schicke Calyx M also sehr gelegen und ich freue mich sogar drauf, mal ein echtes “Gadget-Geek”-Produkt zu testen.

Ein optisch und haptisch exklusiver Auftritt ist dem in Korea gefertigten Player auf jeden Fall gewiss: So kommt der Calyx M im stabilen Aluminium-Gehäuse daher, wobei das Material ein Schweizer Spezialist zuliefert, einzig diese Qualität erzielt den sanften broncefarbenen Glanz. Das kratz- und bruchfeste Sichtfenster aus Gorillaglas schützt dabei das von Samsung zugelieferte, brillante 4,65“-OLED-Farbdisplay, das mit einer Auflösung von 1280 x 720 Pixeln auch gehobene Ansprüche zufriedenstellt. Ebenso originell wie haptisch gelungen zeigt sich der seitlich angebrachte Lautstärkesteller: Ein mit starken Magneten versehener Kunststoff-Schieber gleitet sanft und passgenau in der eingefrästen Gehäusenut und bewegt dabei berührungslos einen innenliegend verbauten Inkrementalgeber mit 0,5-Dezibel-Schrittweite – ohne jegliche staub- oder schmutzdurchlässige Durchbrüche im Alu-Gehäuse. Diese elegante Lösung paart digitale Genauigkeit mit analogem Feeling und perfektem Staubschutz.
In technischer Hinsicht zeigt sich der Calyx M ebenso ambitioniert: So hört man denn, dass ein 33-köpfiges Ingenieurteam volle zwei Jahre an seiner Entwicklung arbeitete. Das Besondere an ihm ist, dass er wirklich alle relevanten Audioformate abspielt – inklusive DSD 64 und 128 sowie DXD bis hin zu 32 Bit Auflösung bei 384 Kilohertz Abtastfrequenz. Darüber hinaus ist die Tatsache verlockend, dass sich der smarte Koreaner nicht nur als mobiler Player, sondern auch als USB-D/A-Wandler am Computer betreiben lässt – selbstverständlich bei asynchroner, also jitterarmer Datenübertragung und durch DoP-Protokoll auch für DSD-Files geeignet.

Bei den Rahmendaten ahnen Digitalfans natürlich sofort, welcher DAC-Wandlerchip im Calyx M verbaut ist: der edle ES 9016 aus der Sabre-Serie vom amerikanischen Spezialisten ESS. Viel mehr Hardware-Technisches außer dem DAC-Chip, getaktet durch eine hochpräzise Zeitbasis, ist über den Calyx allerdings nicht in Erfahrung zu bringen. Und zerlegen möchte ich den kostbaren Handschmeichler aus verständlichen Gründen lieber nicht.
Seine konsequent klangorientierte Ausrichtung zeigt sich jedoch schon daran, dass drahtlose Musikübertragung via Bluetooth oder WLAN mit all ihren möglichen Nebenwirkungen für ihn gar nicht erst in Frage kam. Gehört wird ausschließlich kabelgebunden – über leider nur eine einzige 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse, deren Quellwiderstand sich zur Kopfhörer-Anpassung allerdings dreistufig umschalten lässt.
Von Haus aus bringt der Calyx M bereits 64 Gigabyte Festspeicher mit, darüber hinaus besitzt er einen SD-Card- plus einen Micro-SD-Card-Slot, wodurch sich das Speichervolumen um aktuell 256 Gigabyte plus 128 Gigabyte, insgesamt also auf satte 448 Gigabyte aufstocken lässt. Darauf könnte ich bereits die gesamte Musikbibliothek von meinem Mac mini unterbringen.
Bei soviel Speicher braucht’s natürlich eine ordentliche Musikverwaltung – und die ist beim Calyx M wirklich elegant, vor allen Dingen aber selbsterklärend gelöst: Per Stichwortsuche lässt sich der Wunschtitel dabei ebenso leicht auffinden wie durch alphabetisch organisiertes Durchscrollen der Bibliothek, wobei selbstverständlich auch die Coverbilder dargestellt werden. Der File-Transfer in den Calyx M erfolgt dabei in klassischer Drag-and-Drop-Manier: Mac-Usern steht hierfür kostenlos ein kleines Zusatzprogramm zur Verfügung, das die Verbindung zur Android-Welt absolut reibungslos bewerkstelligt.
Punktabzug gibt’s von mir allerdings für die extrem lange Boot-Phase des Calyx M: Nach fünfsekündigem Drücken der On-Taste vergeht eine gefühlte Eeeewigkeit, bevor das Display-Logo erscheint und meldet, dass er auf das Kommando reagiert hat. Wenn’s ganz dumm läuft – und das kommt durchaus vor – fährt er denn auch gleich wieder herunter, weil der Akku geladen werden will. Und hier wären wir denn auch beim zweiten Kritikpunkt beim Calyx M, fällt doch seine Akkulaufzeit mit knapp vier Stunden nicht gerade prall aus.
Dem Hörtest sei noch etwas vorangestellt: Mit einem exzellenten, für mobile Geräte gedachten 32-Ohm-Hörer, zum Bespiel dem herausragenden HiFiMan HE-400i, lässt sich bereits via handelsüblichem iPhone richtig gut Musik hören. Das ändert sich jedoch schlagartig beim Anschluss eines hochohmigen Hörers, beispielsweise dem Sennheiser HD 600: Der nämlich benötigt für die gleiche Eingangsleistung von einem Milliwatt eine rund dreimal höhere Ausgangsspannung an der Kopfhörerbuchse – die mobile Devices wie iPhone & Co. schlichtweg nicht aufbringen können mit dem Ergebnis, dass die Musik auch bei voll aufgedrehter Lautstärke viel zu leise spielt. Genau hier also trennt sich die Spreu vom Weizen: Ein wirklich guter Mobilplayer zeichnet sich also zunächst mal dadurch aus, dass er seine klanglichen Qualitäten auch an hochohmigen HiFi-Hörern bei „werkgerechter“ Lautstärke vermitteln kann.

Der Calyx M nimmt diese Hürde mit Bravour. So läuft er auch an an meinem bewährten Studio-Profi, dem Sennheiser HD 250 linear II mit 330 Ohm Kapselimpedanz, oder meiner Mastering-Referenz Sennheiser HD 800 zu klanglicher Höchstform auf: Und das ist keineswegs übertrieben: Der Calyx M ist schlichtweg der klangbeste Mobilplayer, den ich kenne. Seine Transparenz, Offenheit, Konturenschärfe und Durchschlagkraft sind wirklich atemberaubend. Entsprechend breit ist mein Grinsen zwischen den Ohren, als ich mich den abenteuerlich-explosiven Tracks wie „Scintillating Sands“ vom spektakulär gut aufgenommenem Album Open Ancient Eyes des australischen Soundtüftlers Kalya Scintilla hingebe. Ich habe keine Zweifel, das der smarte Koreaner mit seiner Performance selbst so manchem Stand-Alone-DAC im Kopfhörer-Betrieb die Show stiehlt – was mich zu einem kleinem Experiment veranlasst: Und tatsächlich – der Kopfhörer-Ausgang meiner Avid Mbox 3 (die ich als echtes audiophiles Kleinod sehr schätze) bietet zwar noch mehr Pegelreserven, spielt aber im Bassbereich minimal weicher und insgesamt einen Hauch weniger transparent.
Und Sie ahnen sicher schon, was jetzt kommt – richtig: In der Einstellung „Impedanz > 24 Ohm“ kann der Calyx M an seiner Kopfhörerbuchse mehr als 1,23 Volt ausgeben. Das entspricht dem Studio-Standard +4dBu und reicht zum Ansteuern der meisten Aktivlautsprecher völlig aus. Sein Einsatz als USB-DAC am Rechner als Hochpegelquelle entpuppt sich denn auch als absolute Killer-Anwendung! Etwas vorsichtiger ausgedrückt, wird es so manch ausgewachsener und auch deutlich teurerer DAC gegen den Calyx M sehr, sehr schwer haben. Denn seine fantastische Klarheit, sein Detailreichtum und dynamische Sprengkraft büßen auch bei dieser Anschlussweise nichts ein. Und plötzlich entpuppt sich der zunächst als “teuer” eingeschätzte Mobilplayer mit seiner Zweitanwendung als echter Preis-/Leistungsknüller. Wünschenswert fürs nächste Firmware-Update wäre jedoch, dass sich der Calyx M im USB-Modus beim Booten des Rechners ebenfalls mit einschaltet, da man sonst den Treiber stets neu aktivieren muss.

 

Calyx M Mediaplayer

Prinzip: mobiler Digitalplayer
Anschlüsse: Micro-USB, Analog-Out 3,5-mm-Klinkenbuchse
Abspielbare Formate:AIFF, AIF, ALAC, FLAC, WAV, DSF, DFF (DSD 64, DSD 128, DoP), DXD, AAC, MP3, OGG
Gapless Play: Ja
Abtastfrequenzen: 44,1 – 384 kHz
Quantisierung: 16, 24, 32 bit
Ausgangsspannung (32Ω): 1,25 V
Quellimpedanz: 1 Ohm
Speicher: 64 GB integriert, zusätzlich SD- und Mikro-SD-Slot
Akkukapazität: 3100 mAh
Abmessungen (B/H/T): 70/135/15 mm
Gewicht: 230 g
Garantiezeit: x Jahre
Preis: 1000 Euro

 

AudioNext GmbH
Isenbergstraße 20
45130 Essen
Telefon 0201/5073950

 

www.audionext.de

www.calyxm.com

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