Looking for the English FIDELITY Magazine? Just click here!
Inklang Advanced Line 13.4 Standlautsprecher

Test Inklang Advanced Line 13.4 Standlautsprecher

Inklang Advanced Line 13.4 – Ton in Ton, Klang in Klang

Selbstbauen war gestern: Die Hamburger Lautsprechermanufaktur Inklang fertigt nach Kundenwunsch individuelle, schlanke Klangsäulen. Nicht alles kann man sich aussuchen, aber vieles.

Man kennt das ja vom Klamottenkauf: Hat man mit viel Mühe eine Hose gefunden, die gerade eben so passt, kneift das Hemd am Gastrogewölbe, der Pulli hat das falsche Muster, und wenn man genau an sich hinabschaut, müsste man die Hosenbeine vielleicht doch ein paar Zentimeter umnähen lassen. Wie ungenau angeblich objektive Messwerte wie Konfektionsgrößen doch in der Praxis einer Oberbekleidungsabteilung sind! In der Welt der Musikwiedergabe ist es nur scheinbar einfacher: Erlaubt ist zwar, was gut klingt. Doch wer gezwungen ist, auf außerhalb des Wohlklangs liegende Einflussgrößen wie Wohnkomfort oder Inneneinrichtung Rücksicht zu nehmen, fühlt sich den Zielkonflikten zwischen Funktionalität und Aussehen schnell so ratlos gegenüber wie vor dem Spiegel in der Herrenumkleide von Peek & Cloppenburg.

Inklang Advanced Line 13.4 Standlautsprecher

Als traditioneller Ausweg bleibt der Gang zum Maßschneider. Der allerdings steht nur ohnehin schon Gutbetuchten offen – egal, ob es um feinsten Zwirn oder audiophile High-End-Preziosen geht. Wie bei Herrenanzügen, die man sich mittels der sogenannten Maßkonfektion aus vorgegebenen Mustern und Stoffen auf den Leib schneidern lassen kann, gibt es nun auch bei Schallwandlern einen Ausweg: Die Hamburger Manufaktur Inklang fertigt Lautsprecher auf Kundenwunsch. Zur Auswahl stehen sieben verschiedene Modelle – vom kleinen Zweiwege-Regallautsprecher bis zum freistehenden Standschallwandler. Ein „Auswahlberater“ auf der Internetseite der Firma hilft, das richtige Modell zu finden: Wie groß ist das Wohnzimmer? Soll die Box auf einem Sideboard Platz finden oder auf einem speziellen Stativ? Welche Verstärkerleistung empfiehlt sich jeweils mindestens? Mit einem einfach zu bedienenden „Konfigurator“ lässt sich die Grundausstattung individuell anpassen: Wie wäre es mit Spikes? Oder einer Sockelplatte, wahlweise in Silber oder Schwarz? Darf es vielleicht das „Family Care Paket“ sein, mit dessen Hilfe sich die Gehäuse wirkungsvoll vom Boden entkoppeln lassen, damit der Nachwuchs in seinem Nachtschlaf nicht gestört wird, während die Eltern bei Rotwein und Kuschelrock-CDs für Geschwisterchen sorgen (oder die im Kinderzimmer gefundene Darkness Drips Forth der finnischen Death-Doom-Krawallband Hooded Menace heimlich auf jugendgefährdende Inhalte überprüfen).

Am spektakulärsten sind indes die Möglichkeiten der Farbwahl: Standardmäßig stehen sieben Varianten zwischen Schneeweiß, Muschelgrau und Anthrazitgrau zur Auswahl. Gegen einen geringen Aufpreis (sage und schreibe 72 Euro 45) stehen Violett, Petrol und Senf zur Verfügung. Wer den Look Ton in Ton mit dem Mobiliar oder der Wandfarbe abstimmen möchte, muss etwas tiefer in die Tasche greifen (dorthin, wo 217 Euro 35 sich finden), hat dann aber die freie Lackauswahl unter allen Nuancen des RAL- und NCS-Farbspektrums. Zu guter Letzt kann man die Anschlussterminals mit seinem Namen oder einem beliebigen kurzen Text versehen lassen. Die Lieferzeit beläuft sich nach Auskunft von Inklang auf etwa vier bis sechs Wochen.

Inklang Advanced Line 13.4 Standlautsprecher

Die Testexemplare erreichten das Wohnzimmer des Chronisten in einem fröhlichen Petrol – das hatte zwar jemand anders ausgesucht, setzte aber eindrucksvolle Akzente und machte sich vor der roten Wandfarbe ausgezeichnet. Der tadellose Farbauftrag verspricht Großes: Qualität nämlich. Zu Gast in der Wohnstube war das Modell 13.4 der Advanced Line, ausgestattet mit aufgemotzter Frequenzweiche und Spikes in Rändeloptik. Die Bezeichnung „Advanced Line“ ist etwas irreführend, gehören doch alle zumindest bisher erhältlichen Schallwandler zu dieser „Linie“. Die eigentliche Kategorisierung erfolgt anhand von aufsteigenden Nummern: Los geht es mit der kleinen 10er-Reihe, es folgen die 13er, an die sich die Topmodelle der 17er-Kategorie anschließen.

Die 13.4 ist der zweitgrößte Standlautsprecher von Inklang. Er bringt gut 26 Kilo auf die Waage, wirkt bei einer Höhe von etwas über einen Meter zehn dank des schmalen Antlitzes ausgesprochen elegant und wenig wuchtig. An der Front zeigen sich zwei mit 15 Zentimeter Durchmesser recht zarte Tieftöner, die einen 12-cm-Mitteltöner und einen Hochtöner mit einer 29-mm-Kalotte aus Leichtmetall einfassen. Die schlanke Front und die Abstimmung des Dreiwege-Systems sollen dafür sorgen, dass sich der Klang leicht von seinem physikalischen Ursprung löst.

Auf der Rückseite springt die Aluminiumplatte ins Auge, auf der die vergoldeten Anschlussterminals prangen. Sie erlauben Bi-Wiring und Bi-Amping und bieten Anschlussmöglichkeiten für Bananenstecker, Litze und Kabelschuhe. Darüber finden sich zwei Ausgänge für die Bassreflexrohre mit Trompetenöffnung. Die Frequenzweiche – in der Testversion die Upgrade-Version mit feineren Bauteilen – findet sich direkt hinter den Anschlussterminals in einem eigenen Gehäuseabschnitt.
Doch lassen wir schalmeiendes Gebläse beiseite und gönnen den Schallwandlern zu Beginn des Hörtests gleich ein paar streichelnde Streichereinheiten: Einigermaßen passend zum Thema „Custom-made“ ist vielleicht ein Stück Joan Armatradings vom 1995 erschienenen Album What’s Inside – schließlich gibt es die Advanced Line ja auch in vielerlei „Shapes And Sizes“, wie ein zusammen mit dem Kronos Quartet eingespieltes Stück darauf heißt. Das einleitende, auf einem leichten Tremolo endende Glissando des Violoncellos füllt den Raum, und sofort offenbart sich die Stärke in der Hochtonabbildung: Das farbenreiche Spiel von Drummer Manu Katché auf Hi-Hat und Becken zeigt sich mit großer Leuchtkraft. Auch feine spielerische Nuancen, etwa das gekonnte Abdämpfen eines lang klingenden Beckens mit der Stockspitze, werden glasklar wiedergegeben. Und zwar in jeder Sofaecke: Dank des breiten Abstrahlverhaltens ist die Aufstellung der Lautsprecher unkritisch, und der Sweetspot reicht für eine Kleinfamilie.

Das weckt Lust auf eine ungewöhnliche Art des „Boxenquälens“: nicht durch Herbeitrommeln lautstarker Bassgewitter, sondern durch ein zwar wunderschönes, zugleich aber schwer zu hörendes Album – Harvest von Neil Young. Die Panoramaeinstellungen im Mix sind nämlich in unendliche Extreme gedreht worden: Streckenweise findet sich die Snare Drum fast durchgängig links, während Bass Drum und Hi-Hat ausschließlich von rechts zu hören sind. Das ergibt ganz zweifelsohne einen sehr besonderen Sound, für den das Album unter Fans (und die sind zahlreich und von enormer Strenge!) berühmt ist, nervt aber in Wirklichkeit natürlich wie Hulle und ist in puncto Räumlichkeit eine echte Herausforderung. Die Inklang-Wandler schlagen sich hier sehr gut: Tatsächlich entsteht ein konsistenter Gesamtsound, da sich die Instrumente gut von der Schallquelle ablösen und eine sehr plastische Position auf einer imaginären Bühne einnehmen, selbst wenn diese nicht immer glaubhaft oder realistisch erscheint. Auch in der Tiefe ist das Klangbild transparent gestaffelt, ausgewogen und selbst bei unterschiedlichen Wiedergabelautstärken immer nuanciert.

Eine klare Stärke der Inklang ist die Darstellung der menschlichen Stimme. Jazz, Pop, Gospel, Belcanto – der Gesang ist präsent, lebendig und sorgt für echte Gänsehautmomente. Auch bei menschlichen Stimmen, denen alles Menschliche fremd ist, lässt sich dies erleben: Das Gurgeln und Röcheln, das die erwähnten Zombie-Metaller Hooded Menace auf dem natürlich zu Halloween erschienenen Blood For The Burning Oath/Dungeons Of The Disembodied verüben, lässt einen buchstäblich Gespenster sehen. Darüber hinaus zeigt das elfeinhalbminütige Geballer mit tiefergestimmten Gitarren, Kirchenglocken und allem, dass die 13.4 sich hinsichtlich ebenso präzisem wie druckvollem Basstiefgang weder verstecken müssen noch verstecken können: Auch mit untergeschnallten Spikes kann man damit nicht nur Kinder, sondern sogar Tote aufwecken.

High End, „custom-built“: Inklang bietet nicht nur die Option individualisierter Ausstattung, sondern befriedigt mit der 13.4 zu einem reellen Preis auch audiophile Wünsche. Die Schallwandler projizieren ein breites, differenziertes Klangbild, das jede musikalische Spielart ausgezeichnet zur Geltung bringt.

Inklang Advanced Line 13.4 Standlautsprecher Navigator

Inklang Advanced Line 13.4
Funktionsprinzip: 3-Wege-Standlautsprecher, Bassreflex
Nennimpedanz: 4 Ω
Bestückung: 2 x 15-cm-Langhub-Tieftöner, 12-cm-Mitteltöner (alle Aluminium), 2,9-cm-Hochtöner (Aluminium-Magnesium)
Besonderheiten: Built-to-Order-Produktion, Austattungsvarianten individuell nach Kundenwunsch, selbsttätige Montage im Werk unter Anleitung und mit Champagner möglich
Maße (B/H/T): 112,6/16,8/32,4 cm
Gewicht: 26 kg
Garantiezeit: 3 Jahre
Paarpreis: ab 3900 €

 

www.inklang.de

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.