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Quadral Aurum Montan 9

Test Quadral Aurum Montan 9 Standlautsprecher

Quadral Aurum Montan 9 – Reifeprüfung, reloaded

Die audiophile Selbsterkenntnis geht mit der neuen Quadral Montan 9 in die nächste Runde.

Bereits in FIDELITY Nr. 9 (Ausgabe 5/2013) befassten wir uns mit der massigen Quadral Vulkan VIII R und stellten fest, dass Quadral weit mehr bietet, als Preisschild und Markenname vermuten lassen. Da jedoch der Name Quadral dank einiger Verirrungen in der Vergangenheit als „verbrannt“ – wie es Chefentwickler Sascha Reckert bezeichnet – gelten darf, mausert sich ein solch feiner Lautsprecher zu des Highenders Nagelprobe: Kann sich der verwöhnte HiFiist von seinen Vorurteilen lösen und nur mit den Ohren urteilen?

Quadral Aurum Montan 9

Diese Frage lässt sich mit der neuen Generation weit leichter positiv beantworten. Zum einen kommt die Quadral Montan 9 mit ihrer schlanken Silhouette, den klaren Linien und der tadellosen Verarbeitung absolut hochwertig daher, zum anderen ist sie in allen klanglichen Punkten nochmals deutlich besser geworden. Während die achte Generation lediglich ein Facelift bestehender Konzepte war und Sascha Reckert nur in recht eng gesetzten Grenzen agieren konnte, durfte sich der Chefentwickler diesmal so richtig austoben. Und er ließ praktisch keinen Stein auf dem anderen – bis auf drei entscheidende Bausteine der Marken-DNA: die Druckkammer vor den Bässen, das Membranmaterial (AlTiMa) und der Bändchenhochtöner.

Besagte Druckkammer ist kaum als solche zu erkennen, immerhin werden die beiden 18 Zentimeter durchmessenden Bässe kaum verdeckt. Doch auch die geringe Federsteife des (gar nicht mal so sehr) eingeschlossenen Luftvolumens vor den Membranen sorgt für eine geringe Pegelanhebung, die wiederum die Antriebseinheiten der Treiber bei hohen Dauerpegeln entlastet und somit zu deren thermischer Stabilität beiträgt. Zudem ist die Kammer so bemessen, dass der Anstieg zum oberen Grundton hin leicht zunimmt. Dies soll einen bruchlosen Übergang zum Mitteltöner garantieren. Bei der aktuellen Generation ist übrigens die Bassreflexöffnung von der Rückseite ebenfalls in die Druckkammer gewandert. Reckert verspricht sich davon weniger Laufzeitdifferenzen und somit eine sauberere Transientenwiedergabe und Raumabbildung. Immerhin kommen aus diesem Kanal Frequenzen bis über 200 Hertz, und diese Töne sind schon klar ortbar.

Quadral Aurum Montan 9

Dem darüber platzierten Mitteltöner genügen 15 Zentimeter Durchmesser, um den weiten Bereich von 320 bis 3100 Hertz abzudecken. Um Verdeckungseffekte zu vermeiden wird der Übergang zum Bass recht steil getrennt. In diesem sensiblen Band möchte Quadrals Entwicklungschef Übergänge vermeiden, die allermeisten Musikinstrumente und Stimmen sollen bruchlos wiedergegeben werden. Das trägt sicherlich auch zu der – so viel sei schon verraten – wirklich phänomenal guten Raumabbildung bei. Sascha Reckert betont, dass dies auch an den extrem geringen Toleranzen bei der Auswahl der Hochtöner liege, passende Paare seien zuvor äußerst penibel zusammengesucht und ausgemessen worden. In einer sauberen Paargleichheit liegt für ihn der Schlüssel zu präziser Abbildung. Gleichwohl hält Reckert an dieser Stelle flache, phasenunkritisch arbeitende Filter für sinnvoll, um eine exakte Ortbarkeit zu gewährleisten. Und als Entwickler, der jahrelang erstklassige Studiomonitore erdachte, muss er wissen, wovon er redet.

Quadral Aurum Montan 9

Diese Kompetenz steht übrigens außer Frage und zeigt sich im persönlichen Gespräch sehr schnell. Sie glauben ja gar nicht, wie erfrischend es für einen Autor ist, wenn ein Konstrukteur jede technische Frage zu seinem Produkt beantworten kann und auch will, zudem noch Messungen sämtlicher Parameter zur Unterstützung hinzuzieht. Hier geht es dann nicht um das jahrelange Erhören der richtigen Legierung für das Kabelterminal, sondern schlicht um die mühelose Beherrschung der technischen Hausaufgaben. Erstaunlich, wie selten man derlei Kompetenz erleben darf.
Bei dem penibel selektierten Hochtöner handelt es sich übrigens auch um eine neue Evolutionsstufe des favorisierten Treibers. Er wird mittlerweile nicht mehr zugekauft, sondern bei Quadral im Hause gefertigt.
Die gesamte Abstimmung der Lautsprecher geht man in Hannover eher konservativ an: Da es ein „durchschnittliches Wohnzimmer“ nicht gibt, ist eine versuchte Anpassung an „normale“

Wohnraumgegebenheiten eine Gleichung mit zu vielen Unbekannten, demzufolge auch nicht sauber lösbar. Also werden die Lautsprecher der Serie nach alter Väter Sitte und ganz im Sinne des Profis möglichst neutral abgestimmt. Somit weiß der Kunde, was er bekommt, und kann sich und seinen Raum darauf einstellen. Einzig das größte Modell der Serie bekommt eine kleine Extraportion Bass spendiert, da die Titan meist in sehr großen Räumen wird aufspielen müssen. Bei allen anderen Modellen, so Reckert, habe er sich das „nicht getraut“. Und in der Tat kann der Frequenzschrieb, der von unter 100 Hertz bis hin zu den allerhöchsten Höhen nur leichte Wellen von lediglich ±1 Dezibel aufweist, als praktisch perfekt bezeichnet werden. Hut ab!

Quadral Aurum Montan 9

In der Praxis verhält sich die Montan 9, wie viele sauber entwickelte Lautsprecher, ziemlich unkritisch. Sie gibt eigentlich in keiner Situation die Diva, erwartet vom antreibenden Verstärker lediglich etwas Leistung und Stabilität. Ist dies nicht gewährleistet, leidet ein wenig die Präzision im Bass, denn so ganz wollen dann die unteren Register nicht in Schwung kommen. Das hört sich jetzt dramatischer an, als es tatsächlich klingt. Allerdings legen die Mittel- und Hochtonlagen der Montan 9 eine derart geschlossene Performance hin, dass jedes noch so kleine Ausscheren aus dieser Phalanx auffällt. Zumal in einem akustisch stark bearbeiteten Raum wie meinem, der keine gnädig einlullende Nachhallzeit um das Geschehen hüllt.

Der Hochtöner bündelt bauartbedingt eher vertikal – das Ergebnis sind weniger Reflexionen von Boden und Decke. Horizontal ist das Bündelungsmaß gering, weshalb man die räumliche Performance der Mitteltöner schön über die Einwinkelung der Boxen regulieren kann, ohne dabei gegen einen Höhenverlust kämpfen zu müssen. Man kann diese Lautsprecher – für Exemplare dieser Größe durchaus außergewöhnlich – übrigens auch aus nächster Nähe genießen. Selbst wenn man ein gleichseitiges Dreieck mit nur zwei Metern Kantenlänge baut, fällt die Box akustisch nicht auseinander. Der während meiner Hörsitzungen in einem 30 Quadratmeter messenden Raum favorisierte Abstand liegt dann bei guten 2,8 Metern bei einer Basisbreite von 2,2 Metern. Dabei sind die Lautsprecher so weit eingewinkelt, dass man die Innenseiten eben noch sehen kann.

Quadral Aurum Montan 9

Einige Experimente zuvor haben gezeigt, dass man fast schon unendliche Weiten genießen kann, wenn die Boxen nahezu parallel stehen, bei exakter Ausrichtung auf den Hörer aber auch eine studiomäßig präzise Abbildung der einzelnen Schallereignisse erhält, die an beste Studiomonitore erinnert. In der oben beschriebenen Aufstellung erziele ich einen idealen Kompromiss aus beiden Situationen. Getrost sparen kann man sich dabei das Austauschen der Kabelbrücken am Anschlussterminal durch vermeintlich höherwertige Modelle. Weder ich noch irgendeiner meiner Besucher konnten im Laufe des Tests einen signifikanten Unterschied feststellen.

Quadral Aurum Montan 9

Legt man gleich zu Beginn die „falsche“ Musik auf, zum Beispiel Mezzanine von Massive Attack, kann man schon richtig Angst vor der Montan 9 bekommen. Denn ihre neutrale Abstimmung bedeutet, dass sie auch im tiefsten Bass nicht in die Knie gehen. Und wenn ganz unten im Tiefbass statt warmer Luft noch klare Information mit ordentlich Druck kommt, kann das schon überraschen. Es ist immer wieder faszinierend, wie brachial sauber und trocken präsentierte (und im Raum gemessene) 50 Hertz wirken können, wenn der Oberbass nicht aufgebläht daherkommt. Darüber eröffnet sich ein immens weiter Raum, alle künstlich erzeugten Sounds klingen satt und mit Schmelz, eine klangliche Üppigkeit definiert diese Darbietung. Es greift allerdings deutlich zu kurz, den Lautsprechern eine ungebührliche Affinität zu den unteren Lagen zu attestieren. Denn schon die nächste und völlig anders abgemischte Aufnahme, diesmal ein Klaviertrio, vermittelt ein fast gegenteiliges Bild: Die Musiker sitzen flach nebeneinander, der Bass ist eher dünn, der Flügel liebäugelt hauptsächlich mit dem Diskant und auch das Cello will keine rechte Fülle entwickeln … So geht es von Aufnahme zu Aufnahme durch alle möglichen Klanglichkeiten, Raumgrößen, Dynamiken. Damit gelingt es der Montan 9, die Musik und die Art, mit der sie aufgenommen wurde, in den Mittelpunkt zu stellen. Sie selbst hält sich größtenteils zurück, drückt der Musik praktisch keinen Stempel auf. Ganz „ohne“ geht es natürlich auch bei Quadral nicht, denn jedes eingesetzte Material besitzt prinzipbedingt gewisse klangliche Eigenschaften, und seien sie noch so gering. Die Frage ist, inwieweit der Entwickler diese Klangsignaturen für die gewünschte Gesamtabstimmung im Griff hat.

Sascha Reckert ist es mit der Montan 9 gelungen, ein enorm hohes Maß an professionellen Qualitäten eines Studiomonitors mit dem Spaß, der Üppigkeit und der Weite eines guten HiFi-Lautsprechers zu verbinden. Um damit noch einmal zum Beginn dieses Textes zurückzukommen: Noch mehr als die vorhergehende Generation ist die neue Montan 9 ein erstklassiger Lautsprecher für Musik-Enthusiasten, die sich von Vorurteilen freimachen können. Dafür erhalten sie Boxen, die, mit einem angesehenen Markennamen ausgestattet, gut und gerne das Doppelte kosten dürften, ohne dass dies kritisch gesehen würde. Darauf angesprochen, meint Reckert nur, dass die schon erwähnten Sünden der Vergangenheit daran schuld seien. Man müsse sich eben über lange Zeit konstant beweisen, um diese Scharten auszuwetzen. Und irgendwann könne man dann auch die Lautsprecher gemäß ihrer klanglichen Leistung und entsprechend des betriebenen Aufwands bepreisen. Reckert: „Noch sind wir leider nicht so weit. Noch nicht!“

Quadral Aurum Montan 9 Navigator

 

 

Lautsprecher
Quadral Aurum Montan 9
Funktionsprinzip: 3-Wege-Standlautsprecher mit Druckkammer/Bassreflexsystem
Wirkungsgrad: 87 dB/1 W/1 m
Nennimpedanz: 4 Ω
Bestückung: 2 x 18-cm-Tieftöner, 15-cm-Mitteltöner, Bändchenhochtöner
Besonderheiten: im Hause gefertigter Bändchenhochtöner, Hochtonpegel anpassbar, Bi-Wiring-Terminal mit Kabelbrücken
Ausführungen: Hochglanzlack schwarz oder weiß, Echtholzfurnier Nussbaum geölt, Lack in RAL-Farben
Maße (B/H/T): 25/111/39 cm
Gewicht: 40 kg
Garantiezeit: 10 Jahre
Paarpreis: ab 6400 €

 

Quadral GmbH & Co. KG
Am Herrenhäuser Bahnhof 26–28
30419 Hannover
Telefon 0511 79040

 

www.quadral.com

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.