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Mark Levinson No. 5909

Mark Levinson 5909

Wohlklingender Kopfschmuck

Mark Levinson 5909

Ausgerechnet Mark Levinson bringt mit dem 5909 einen Bluetooth-Kopfhörer mit ANC heraus? Ist das noch High End? Definitiv! Aber anders, als Sie denken.

Mark Levinson No. 5909

In aller Kürze:
Ein herausragender Ohrwärmer mit durchdachten (Digital)Features, die einen entscheidenden Schritt weiter gehen als beim Wettbewerb.

Mark Levinson No. 5909


Mit dem Namen „Mark Levinson“ verbindet der HiFi-Enthusiast kompromisslose Komponenten der Referenzklasse. Vor allem die Voll-, Vor- und Endverstärker des US-amerikanischen Herstellers, der schon lange zum Harman-Konzern gehört, werden geradezu kultisch verehrt. Da überrascht es schon, dass es jetzt einen Bluetooth-Kopfhörer von Mark Levinson gibt. Hätten Sie einen solchen Trend-Kopfschmuck von diesem Hersteller erwartet? Wir nicht. Umso gespannter waren wir, als sich der Mark-Levinson-typisch einfach „No. 5909“ genannte Hörer als Prüfling in der FIDELITY-Redaktion vorstellte. Denn ein Bluetooth-Kopfhörer, der diesen Namen trägt, sollte schon etwas Besonderes zu bieten haben. Für knapp 1000 Euro ist er zu haben, was absolut gesehen nicht wenig Geld ist. Für ML-Verhältnisse kommt der aufgerufene Preis indes fast einem Schnäppchenangebot gleich. Um es gleich zu klären: Das ist nicht ohne China-Fertigung machbar, was der No. 5909 nach Abnahme der ledernen Ohrpolster offenbart.

Die Verarbeitung des geschlossenen, ohrumschließenden Kopfhörers ist allerdings sehr gut. Statt auf Kunststoff setzt der Hersteller beim Skelett auf Aluminium und Stahl, die Kopf- und Ohrpolster sind aus echtem Leder, lediglich die Ohrmuscheln aus Kunststoff, der allerdings von sehr guter Qualität ist. Dynamisch schallwandlerisch tätig sind neu entwickelte 40-Millimeter-Treiber mit Beryllium-Beschichtung. Beryllium kommt bekanntlich bei einigen Edel-Hochtönern namhafter Lautsprecherhersteller zum Einsatz und verspricht im Falle des Kopfhörers eine hohe Wiedergabepräzision. An der rechten Muschel findet sich eine USB-C-Anschlussbuchse für die insgesamt drei mitgelieferten Anschlusskabel. Ein reines USB-Kabel mit USB-C-Steckern gesellt sich zu zwei unterschiedlich langen Kabeln mit USB-C-Stecker auf 3,5-mm-Stereoklinke. Genau: Der No. 5909 lässt sich auch passiv betreiben. Der Hersteller betont sogar, dass er so am besten klänge.

Mark Levinson No. 5909
Drei Anschlusskabel sowie mehrere Adapter gehören mitsamt dem stabilen Transportkoffer zum Lieferumfang.

Aktiv-Schmankerln

Gleichwohl ist er, wie einleitend schon erwähnt, mit digitaler Technik vollgepackt. Das fängt an mit der Bluetooth-Funktionalität. Obwohl er noch mit BT 5.1 arbeitet, bietet er dafür in puncto Codecs neben dem obligatorischen AAC und aptX auch Sonys LDAC, was die Datenübertragung auch in hochauflösender Qualität ermöglicht. Faktisch bis 24 Bit/96 Kilohertz, allerdings ist diese Maximalauflösung nur mit verlustbehafteter Kompression möglich. Verlustfrei ist 16 Bit/48 Kilohertz und damit makellose CD-Qualität möglich. Da LDAC seit Android 8.0 im Basiscode des Betriebssystems integriert ist, dürfen sich die User von mobilen Android-Endgeräten erfreut die Hände reiben und nach dem Kopfhörer lechzen. Die Apple-Fraktion bleibt außen vor und hat doch keinen Grund zu klagen. Denn der No. 5909 verfügt über ein weiteres, bislang noch nirgendwo bedachtes Ausstattungsschmankerl: In den Hörer ist, „class compliant“, ein USB-Audiointerface integriert. Sobald der Hörer via USB-C-Kabel beispielsweise mit einem MacBook Pro verbunden ist, wird er als Tonausgabegerät erkannt. Als solcher kann das Interface tatsächlich hochauflösendes Musikmaterial, interessanterweise gerne „Hochbit Audio“ genannt, wiedergeben. Zugegeben kabelgebunden, trotzdem ist das mehr, als Bluetooth möglich macht – egal, was die Marketingstrategen erzählen.

Mark Levinson No. 5909
Der No. 5909 wird mit Drucktasten an der linken und eine Zwei-Taster-Wippe an der rechten Ohrmuschel, wo sich auch der USB-C-Anschluss befindet, bedient. Die Bedienung über eine kostenlose App ist auch möglich.

Weiter ist der Hörer auch mit einem aktuellen adaptiven aktiven Geräuschunterdrückungssystem ausgestattet, mit ANC. Wie der lange Name sagt, ist die Stärke des ANC nicht nur manuell, sondern auch automatisch in Abhängigkeit von der momentanen Umgebung regelbar. Das geht vom leichten Dämpfen bis zum fast vollständigen Ausblenden der Umgebungsgeräusche und funktioniert bemerkenswert gut, zumal der Mark Levinson 5909 bauartbedingt ohnehin schon isoliert. Weiteren Komfort für die Dauer-Kopfhörer bietet der „Awareness-Modus“, der bestimmte Frequenzen im Gegenteil zumischt, damit der Benutzer beispielsweise Durchsagen nicht verpasst, und selbstverständlich unterstützt der Hörer auch das Telefonieren. Dafür verfügt er neben vier leistungsfähigen Außenmikrofonen über die aktuelle Beamforming-Technologie, was eine wirklich gute Sprachverständlichkeit gewährleistet.

Die Steuerung der digitalen Aktivtechnik kann an den Ohrmuscheln mittels kleiner Schalterchen geschehen. Linksseitig befinden sich Ein- und Bluetooth-Kopplungsschalter sowie ein gleichartiger für die ANC- und Awareness-Funktion. Die Lautstärke ist über eine Plus/Minus-Wippe rechtsseitig regulierbar. Die eher schlichte „Megaphone-App“ gestattet nur die ANC- und Awareness-Steuerung. Einen Klangsteller im gewohnten Sinne hat die App nicht zu bieten, lediglich die Option, die Basswiedergabe zu beeinflussen. Aus gutem Grund: Der Hörer wurde nämlich klanglich nach der sogenannten Harman-Kurve, die auf empirischen Hörforschungen beruht, abgestimmt. So klänge er überall auf der Welt und für alle Menschen, Alt und Jung, optimal. Na, das ist mal ein Wort – und speziell die Puristen, die Equalizer und DSPs im Signalweg verschmähen, spitzen schon mal die Ohren.

Mark Levinson No. 5909
Am Rechner via USB-C-Kabel angeschlossen, wird der No. 5909 dank seines integrierten USB-Audiointerface als Tonausgabegerät erkannt. So ist die Wiedergabe von HiRes-Dateien mit 24 bit/96 kHz mühelos möglich.

Raumwunderwerker

Weswegen wir direkt zur Hörpraxis mit dem No. 5909 übergehen wollen. Obwohl nicht direkt ein Leitgewicht, trägt er sich gut. Dafür sorgen die schmiegeweichen Lederpolster und der Anpassungsschaum. Lediglich Brillenträgern kann es etwas eng werden, sobald die Ohrmuscheln um die Ohren dicht gemacht haben.

Um dem ML-Hörer auf seine Klangspur zu kommen, muss er sich zunächst passiv beweisen und wird an meinen Neuzugang, den Top-Kopfhörerverstärker Violectric V281 angeschlossen und bekommt über meine Referenz-Kombi das wunderschöne Lied „Dronning Fjellrose“ des skandinavischen Hoff Ensembles vom passend zur Jahreszeit gewählten Album Quiet Winter Night in 24 bit/352,8 kHz zugespielt – und beweist sofort, wo bei Mark Levinson/Harman der audiophile Hammer hängt: Impulsverhalten und Auflösungsvermögen des tendenziell leicht warm abgestimmten Kopfhörers sind auf sehr hohem Niveau, die Raumdarstellung gehört zum Eindrucksvollsten, was ich bislang kopfhörenderweise vernommen habe. So erhebt sich die engelsgleiche Stimme der Sängerin über dem akustischen, vom einfühlsamen Flügel geführten Ensemble und wiegt sich sanft im Puls der Musik. Das Schlagzeug und der Kontrabass setzen Akzente, die Becken säuseln, die Basssaiten knarzen holzig, als sich eine gefühlvolle E-Gitarrenstimme der Sängerin zugesellt. Doch das Duett währt nicht lange, zurück zur Strophe, Schlusskadenz vom Bass, das Lied klingt in reinem Dur aus – und es ist ganz klar: Das war spitze!

Das gleiche Lied streame ich dann noch über Apple Music, der Mark Levinson 5909 schallwandelt nun aktiv – zunächst via Bluetooth, dann mittels seines USB-Audiointerfaces – und kann ebenfalls überzeugen. Er ist sogar nahe bei der Passivdarbietung mit dem Referenzgerät und summa summarum ein audiophiler Kopfschmuck in all seinen Betriebsarten.

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Technische Daten

Kopfhörer Mark Levinson No. 5909
Konzept: ohrumschließender geschlossener Aktivkopfhörer mit Bluetooth und ANC
Impedanz: 32 Ω
Bestückung: 40-mm-Treiber mit Beryllium-Beschichtung
Frequenzgang: 10 Hz bis 40 kHz
Bluetooth/Codecs: Version 5.1/aptX, AAC, LDAC
Maximale Betriebsdauer drahtlos: mindestens 29 ohne, 25 Stunden mit ANC-Betrieb
Material Ohr- und Kopfpolster: Leder
Besonderheiten: USB-Audiointerface („class compliant“), maximale Auflösung 24 bit/96 kHz
Lieferumfang: 3 Kabel (USB C auf USB C, 2 x USB C auf Miniklinke 1,25 m/4 m), Adapter 3,5/6,3-mm-Stereoklinke, Adapter USB C auf USB A, Flugzeugadapter, Poliertuch, Transportkoffer
Gewicht: 340 g
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 1000 €

Kontakt

behle & partner
Telefon +49 8031 3911600
www.harmanluxuryaudio.com

Mitspieler

USB-Interface und D/A-Wandler: AudioQuest DragonFly, Mutec MC-3+USB, Mytek Digital Stereo192-DSD DAC, Violectric HPA V280 S/PDIF
Rechner: Apple MacBook Pro 6/Apple MacBook Pro M1
Softwareplayer: Audirvana
Kopfhörer: AKG K 702 Studio
Kopfhörerverstärker: Violectric HPA V280, AudioQuest DragonFly Cobalt
Kabel: Vovox, AudioQuest, Klotz

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.