Zu Gast bei Revox – 77 Jahre Innovation und Traditionsbewusstsein
Im Rahmen unseres B77-Tests hatten wir Gelegenheit, das Revox Werk in Villingen zu besuchen.
Sie fragen sich, welchen B77-Test wir meinen? Den vollständigen Artikel zur wundervollen Bandmaschine finden Sie ab/seit dem 20. Juni 2025 in FIDELITY Nr. 80 – und nach Ablauf der Ausgabe (Mitte August) auch hier auf www.fidelity-online.de
Zu Gast bei Revox: Geschichtsstunde
Gleich zu Beginn unserer “Zu Gast bei Revox”-Dokumentation führte uns Marketingleiter Jürgen Imandt durchs hauseigene Werksmuseum und skizzierte die bewegte Geschichte des Unternehmens: Revox wurde 1948 von Willi Studer in der Schweiz gegründet. Die junge Marke hatte von Beginn an das Ziel, Tonbandgeräte von höchster Qualität herzustellen. Bereits 1951 brachte Studer mit dem T26 ein erstes eigenes Gerät auf den Markt, das von so exzellenter Qualität war, dass es sich schnell im Rundfunk etablierte. Mit der Einführung der 36er-Serie setzte Revox dann Maßstäbe: Drei Motoren und ein minimalistisches mechanisches Design bildeten die Grundlage für alle späteren Modelle.

Nach stattlichen 80.000 gefertigten Exemplaren übernahm ab 1967 die A77, eine Bandmaschine, die bis heute als eine der besten ihrer Art gilt. Die erste „77er“ wurde zu einem der meistverkauften Tonbandgeräte und beeindruckte gleichermaßen in Klangqualität, Zuverlässigkeit und Design. Ihr Erfolg begründete das, was man bisweilen als goldenes Zeitalter der Revox-Bandmaschinen bezeichnet. Darauf aufbauend folgte nach über einer Dekade die B77, die in den späten 1970ern als Weiterentwicklung auf den Markt kam und die Serie der Revox-Bandmaschinen vorläufig abschloss.
Revox und Multiroom
Ihre Einstellung Mitte der Achtziger verleitete das Unternehmen zu einem weiteren Meilenstein, diesmal aber auf völlig anderem Gebiet: Die Marke brachte 1983 eines der ersten Multiroom-Systeme in den Handel, zu einer Zeit, als kaum jemand an solche Technologien dachte. Revox hat das Konzept über Jahrzehnte hinweg weiterentwickelt und konnte sich als einer der führenden Anbieter etablieren. Entscheidend ist die Auslegung als „Multiuser-System“: Jedes Familienmitglied kann seine völlig eigene, personalisierte Klangerfahrung genießen.

Zu Gast bei Revox: Ab ins Hier und Jetzt
Nach der kurzweiligen Zeitreise durch die Firmengeschichte stellte uns Marketingleiter Jürgen Imandt ein bekanntes Gesicht aus der Analogszene vor: Volker Lange von Horch House. Revox hat die Tonbandspezialisten ins Unternehmen integriert, um eigene Bänder in bestmöglicher Qualität produzieren zu können. Zur Überprüfung der Ergebnisse besitzen die Villinger einen eigenen Hörraum in wohnlich-modernem Ambiente. Dort konnten wir uns einen ersten Eindruck vom späteren Testmuster der B77 MK III machen. Besonders angetan waren wir übrigens von der innovativen App-Integration und Fernbedienbarkeit der analogen Maschine.

Produktion im Haus
Anschließend ging es weiter in die Tonbandproduktion. Jeder Analogfan würde angesichts des Arsenals von Studer-A80-Bandmaschinen feuchte Augen bekommen: Die Studiolegenden kopieren Band um Band in Original-Geschwindigkeit auf Rohmaterial von RTM. Pro Monat entstehen etwa 950 Masterbandkopien aus dem ständig wachsenden Revox-Musikkatalog. Ausgeliefert werden die Bänder in klimafesten Archivboxen, wie sie in professionellen Musikarchiven verwendet werden. Anschließend führte unsere Tour durchs Lager und die Qualitätskontrolle.

Jedes einzelne Produkt wird vor der Auslieferung auf Herz und Nieren überprüft. Direkt neben dem Lager befindet sich die Produktion, die eine eigene Burn-in-Abteilung für Platinen besitzt – der Prozess verkürzt die Einspielzeit beim Kunden und garantiert volle Qualität ab der ersten Spielminute. Neben Plattenspielern und Lautsprechern (auch unsichtbare Unterputz-Varianten) erfolgt hier die Montage der B77. Aufgrund der hohen Qualitätsstandards des Unternehmens können monatlich lediglich 20 Exemplare gefertigt werden. Alles entsteht in Handarbeit, Maschinen oder Automatisierung sucht man vergeblich.
Zu Gast bei Revox: Aus alt mach neu
Eine ganz eigene Abteilung ist die Classic-Abteilung. Revox restauriert hier alte Geräte mit äußerster Sorgfalt restauriert und in den originalen Auslieferungszustand zurückversetzt. Das ist konsequent, denn die Geräte wurden von Anfang an für jahrzehntelangen Betrieb ausgelegt. Viele Besitzer lassen ihre Revox-Maschinen nach 20 bis 30 Jahren generalüberholen, denn ihr Klang und ihre Qualität sind zeitlos. Die Villinger haben tatsächlich Ersatzteile für jedes produzierte Modell vorrätig, von Knöpfen über Motoren bis hin zu ganzen Leiterplatten. Jedes restaurierte Gerät wird einer intensiven Prüfung unterzogen, damit es nicht nur technisch einwandfrei funktioniert, sondern auch optisch seinem Originalzustand entspricht. Bei der Restauration ist Revox dermaßen trittsicher, dass der Hersteller überarbeiteten Geräten eine zweijährige Garantie gibt.

Einfach zeitlos
Der Service ist aktuell so gefragt, dass man mit mindestens einem Jahr Wartezeit rechnen muss. Die Classic-Abteilung gleicht einer Werkstatt der Erinnerungen, in der sich Vergangenheit und Zukunft auf besondere Weise vereinen. Es gibt kaum ein anderes Unternehmen, das seine eigene Geschichte so aktiv pflegt und damit zeigt, dass ein großartiges Gerät niemals aus der Zeit fällt.