Jorma Audio Unity Kabelset
Das war mein erster Gedanke, nachdem ich die Anlage mit den schwedischen Energieadern verkuppelt hatte. Ungläubig lauschte ich – die Musik erstrahlte mit nie gehörter Finesse und Natürlichkeit. Wie ist so etwas möglich?
In aller Kürze:
Die Kabelserie Jorma Audio Unity hat das Potenzial, Wunder zu wirken. Mit dem angebotenen Demo-Kit kann man risikofrei probieren, ob die eigene Anlage auf ein neues Niveau gehoben wird.
Jedwede Änderung an der Kabelage meiner Anlage erfordert eine gute Portion Leidensfähigkeit. Nur unter Yoga-ähnlicher Verbiegung meines Körpers finden, mithilfe eines zweckentfremdeten Schminkspiegels und einer Taschenlampe, Stecker ihren Platz in den Gerätebuchsen. Insofern war die Frage, ob ich Lust hätte, ausgiebig auf dem Boden zu kriechen, durchaus berechtigt. Da dieses gerade während der Feiertage zum Jahreswechsel eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist, sagte ich natürlich sofort zu, als mir die Redaktion ein komplettes Jorma-Kabelset aus der Unity-Serie der schwedischen Manufaktur zum Test anbot.
Jorma Koski gründete 2001 Jorma Audio und fertigt seitdem höchstwertige Audiokabel. Koski pflegt engen Kontakt zur ebenfalls schwedischen Lautsprechermanufaktur Marten, die ausschließlich Jorma-Kabel für die Innenverdrahtung verwendet. Jan Sieveking übernahm vor kurzem den Deutschland-Vertrieb der Marten-Lautsprecher. Er erzählte mir, dass ein Großteil der Marten-Klienten früher oder später auf Jorma-Kabel umstiegen. So übernahm Marten 2016 konsequenterweise die Manufaktur. Die Philosophie hinsichtlich Entwicklung und Produktion blieb unverändert. Alle Kabel werden in Handarbeit in Schweden gefertigt.

Die Unitiy-Serie liegt im mittleren Bereich des Jorma-Portfolios, in der ausschließlich Kupfer mit dem höchsten Reinheitsgrad (8N) als Leitermaterial verwendet wird. Als Füllstoff wird Keramikfaser eingesetzt, und für die Isolierung ist transparentes PTFE (Teflon) zuständig. Die Abschirmung besteht aus verzinntem Kupfer, die äußere Hülle zum mechanischen Schutz aus PET-Geflecht. Bei der Auswahl der Stecker verlässt man sich auf Produkte von WBT, Neutrik und Oyaide. Insgesamt alles bestens bewährte Materialien von höchster Qualität, aber nichts erkennbar Exotisches.
Eingangsseitig ist auf jedem Kabel eine hölzerne Hülse aufgesteckt, die die Produktbezeichnung, Seriennummer und Laufrichtungsangabe trägt. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und schraubte das Metallschildchen ab in der Hoffnung, das Innenleben der recht großen Hartholzhülse zu entdecken. Was relativ enttäuschend war: Außer einem mit Kunststoffmasse vergossenem Bohrloch war nichts zu erkennen. Sieveking bestätigte meine Vermutung, dass es sich um Massedämpfer handelt, die Vibrationen im Kabelgefüge reduzieren sollen. Ansonsten sei das technische Know-how ein gut gehütetes Geheimnis.
Rechtzeitig vor den Festtagen (und es sollten welche werden) erreichte mich eine äußerst stabile Kunststoffbox. Ein schickes Metallschild wies auf den Inhalt hin: „JORMA Unity Home Demo Kit No. UD006“. In festen Textilbeuteln verpackt fand ich Lautsprecherkabel, Bi-Wire-Jumper, zwei NF-Verbinder mit RCA- und XLR-Steckern sowie drei Stromkabel. Ein umfangreiches Testpaket, jedoch nicht ausreichend, meine gesamten Gerätschaften damit auszustatten. Zum Einstieg installierte ich die XLR-Verbindung vom CD-Player zur Vorstufe, und nach wenigen CDs deutete sich das Dilemma an, in das ich mit den Jorma-Kabeln geraten würde.
In der zweiten Phase ersetzte ich die Verbindung vom Phono-Pre zum Vorverstärker sowie die Lautsprecherkabel. Zum Glück waren dem Testpaket Bi-Wire-Jumper beigefügt, sodass die Homogenität gewährleistet war. In der letzten Phase tauschte ich die Netzkabel aus und damit waren nun ab Netzfilter fast alle Kabel durch Testexemplare der Jorma-Unity-Serie ersetzt; einzige Ausnahme in Ermangelung eines weiteren XLR-Kabels war die Verbindung von der Vor- zur Endstufe.
Die klanglichen Auswirkungen, die sich bei steigender Qualität der Komponenten bemerkbar machen, ähneln sich, das liegt in der Natur der Sache. Oft ist eine tonale Entschlackung besonders auffällig, gut zu hören ist sie etwa bei Gesangsstimmen, deren Abbildungsgröße auf ein realistisches Maß reduziert wird. Ein weiteres Merkmal ist eine gesteigerte Räumlichkeit in Verbindung mit konturenscharfer Ortbarkeit der Schallereignisse. So weit, so gut, das ist keine neue Erkenntnis. Was mich aber ungläubig die Ohren spitzen ließ, war der Umstand, dass der Austausch meiner Kabel durch das Unity-Set all dies in einem Ausmaß verbessern würde, mit dem ich niemals gerechnet hätte.
Meine mir seit Jahren vertraute Anlage spielte jetzt auf einem neuen Niveau. Im Laufe der Zeit hatte ich sicherlich einige hervorragende Komponenten zum Test, die den Klang meiner Anlage in einzelnen Bereichen verbesserten. Eine derartige Qualitätssteigerung aller klanglichen Aspekte durch den Austausch von Kabelverbindungen habe ich jedoch noch nicht erlebt. Besonders bei akustischen Aufnahmen fing das Klangbild regelrecht an zu atmen – anders kann ich diese entspannte Natürlichkeit der Wiedergabe nicht beschreiben.
Um den oft subtilen Klangveränderungen durch den Austausch einer Komponente auf die Spur zu kommen, höre ich normalerweise eine spezielle Auswahl an Musikstücken, die einzelne Aspekte deutlich werden lassen. Dieses teilweise recht anstrengende, analytische Hören war mit den Jorma-Kabeln vollkommen überflüssig. Fast jede Aufnahme ließen die Schweden in strahlendem Licht erscheinen. Das heißt nicht, dass schlechte Produktionen zu highendigen Klangerlebnissen mutierten. Im Gegenteil, der Kontrast zwischen schlechten und guten Produktionen wurde radikal vergrößert. Nachdem ich die Silvesternacht mit Beethovens Neunter Sinfonie eingeleitet hatte (New Philharmonia Orchestra unter Seiji Ozawa), kam mir die Idee, das neue Jahr mit Frank Zappas „Muffin Man“ zu begrüßen (Bongo Fury, Zappa/Beefheart). Aus Bequemlichkeit schob ich eine seit Jahrzehnten nicht gehörte Best-of-Zappa-CD in den Player … und wurde herb enttäuscht. Das klang fad, zweidimensional, komprimiert. Also musste ich doch das aufwendigere Prozedere starten: Röhren des Phono-Pres vorglühen, Nadel und Platte von Staub befreien und die Scheibe in Rotation versetzen. Der Diamant setzte sich angesichts der angepeilten Lautstärke mit saftigem „Tchopp!“ in die Rille und beamte mich ins Armadillo World Headquarter in Austin, Texas Anno 1975. „Do you like cupcakes better?“ Nach einem Diskurs über die Vorzüge von Muffins folgt ein sich immer höher schraubendes Gitarrensolo als Steigerung zum grandiosen Finale. So energiegeladen habe ich das, zumindest von der Konserve, noch nicht erlebt. Auch die zuvor erwähnte Beethovensinfonie wurde mit ihrer ganzen prachtvollen Gewaltigkeit dargestellt. Die Tiefe des Konzertsaals, die plastische Darstellung der Instrumentengruppen und Stimmen, die dynamische Bandbreite – jedes audiophile Kriterium war aufs Beste bedient. Bei einigen Stücken wurde, offenbar durch die Mitwirkung der Jorma-Kabel, meine Aufmerksamkeit auf scheinbare Kleinigkeiten gelenkt, deren Bedeutung innerhalb der Komposition nun erkennbar wurden. Mir war bisher nie aufgefallen, dass die Streichereinsätze auf „Streets of Arklow“ (Van Morrison, Veedon Fleece) für die leicht dramatische Stimmung verantwortlich sind. Auch Van Morrisons Gesangsstil wurde durch die detailreiche Wiedergabe seiner expressiv geführten Stimme noch interessanter dargestellt und war in all seinen Facetten noch besser zu genießen.
Die Frage, welche Verbindung den größten Effekt auf die Klangeigenschaften hatte, konnte ich nicht zweifelsfrei ermitteln. Die Komplexität der Möglichkeiten und deren Wechselwirkung war im Testrahmen nicht vollständig zu erfassen. Mein Eindruck war, dass die Lautsprecherkabel und die Verbindung zu den Quellgeräten den größten Unterschied machten. Danach ordneten sich die Verbindung von Vor- zur Endstufe und die Netzkabel ein. Das Jorma-Kabelset verhalf meiner Anlage während ihres Gastspiels (und es wird leider ein Gastspiel bleiben müssen) zu dem letzten Quäntchen Klangqualität, dem gewissen extra Leuchten in jeglicher Hinsicht.
Das Sammelsurium meiner Haus-und-Hof-Kabel verorte ich im mittleren Segment meines persönlichen HiFi-Kosmos. Der testweise Austausch durch erheblich teurere Strippen bewirkte manchmal Veränderungen, wenn nicht sogar subtile Verbesserungen im Klangbild. Meist waren diese Nuancen aber nicht ausreichend, um den dafür aufgerufenen Preis zu rechtfertigen. In meiner Vorstellung bedarf es höchstwertiger Komponenten, um den Effekt von passend hochpreisigem (und wirksamem) Zubehör wahrnehmen zu können. Jedenfalls bis jetzt. Das Jorma-Kabelset hat diese Vorstellung gehörig durcheinandergewirbelt. Was mich zu dem angedeuteten Dilemma führt: Kann es sein, oder besser, darf es sein, dass eine Verkabelung meine gesamte Anlage derartig verbessert? Jan Sieveking erklärte mir, dass interessierte Kunden nach Kontaktaufnahme über den Fachhändler die Kabel zu Hause ausprobieren könnten. Ein formidables Angebot, das ich allen Interessenten, die in dieser Preisklasse unterwegs sind, nur empfehlen kann. Alle anderen sollten sich gut überlegen, dieses Risiko einzugehen. Das Jorma-Demoset könnte zur Büchse der Pandora werden.
Info
Kabelset Jorma Audio Unity
Isolation der Leiter: transparentes PTFE
Leitermaterial: Kupfer mit 99,999999 % Reinheitsgrad (8N)
Leiter: Mehrfachstränge mit Füllstoff aus Keramikfasern
Crimp-Hülle: Polyolefin
Abschirmung: verzinntes Kupfer, Außenmantel: geflochtenes PET
Preise: LS-Kabel ab 4500 € (1 m), NF-Kabel ab 3300 € (1 m mit Cinch/XLR) ,Stromkabel ab 2200 € (1,5 m)
Kontakt
Sieveking Sound
28215 Bremen
kontakt@sieveking-sound.de