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Stenheim Reference Ultime Two

Stenheim Reference Ultime Two

Majestätische Musikmaschinen

Stenheim Reference Ultime Two

Normale Lautsprecher stehen vor unserem Hörraum Schlange, um sich auf Herz und Nieren testen zu lassen. Nicht so die Stenheim Reference Ultime Two: Sie thronen dort, wo sie thronen. Doch zum Glück gewähren sie uns eine Audienz.

Stenheim Reference Ultime Two

In aller Kürze:
Die Stenheim Reference Ultime Two reproduziert keine Musiksignale, sondern Musik an sich – dabei hört und fühlt sie sich verblüffend lebensecht an und bietet nahezu grenzenlose Pegelreserven.

Stenheim Reference Ultime Two


Die Kombination Stenheim/Dartzeel hat uns vor einer Weile schon einmal begeistert – und auch damals schon in der frisch eröffneten Villa Belvedere, dem ATR-Hörerlebnispalast in Eltville am Rhein. Zu dem Zeitpunkt galt unsere Aufmerksamkeit einer Reihe von Setups, Star der Show waren allerdings die Stenheim Alumine Five, angetrieben von den mächtigen Dartzeel-Monoblöcken NHB-468. Und so beeindruckend die Vorstellung auch war, fehlten tatsächlich noch zwei Quäntchen zum ultimativen High-End-Glück. Die Endstufen waren fabrikfrisch und somit noch völlig uneingespielt – vom Transport komplett durchgekühlt waren sie obendrein. Im Laufe der nächsten zwei Tage konnten wir die Monos mit zunehmender Akklimatisierung und Betriebsstundenzahl regelrecht aufblühen hören. Am Ende waren Jean-Pascal Panchard und Hervé Delétraz, die Köpfe hinter Stenheim und Dartzeel, mit der Performance ihrer Kleinodien zufrieden – Delétraz ließ es sich aber dennoch nicht nehmen, uns zu versichern, dass da tatsächlich noch ein bisschen mehr ginge: Die NHB-468 klängen nun wie vorgesehen, aber wer es wirklich wissen wolle, müsse ihnen um die 1000 Stunden Einspielzeit gönnen. So vergnüglich das Stelldichein in der Villa Belvedere auch war – so lange konnten wir wirklich nicht bleiben.

Stenheim Reference Ultime Two
Aus manchen Winkeln betrachtet könnte man meinen, dass die Ultime Two ein monolithischer Block ohne internes Luftvolumen ist. Tatsächlich bedient sich Stenheim Constrained-Layer-Damping-Techniken, um das Innenvolumen zu maximieren – und dennoch kommt ein Stückgewicht von 230 Kilogramm heraus.

Jetzt aber richtig

Das war vor etwa einem Jahr, die Schweizer Combo wanderte in meinem Kopf ins stetig wachsende Archiv spektakulärer audiophiler Erinnerungen, während ich meine Aufmerksamkeit anderen Komponenten widmete. Als neulich ein Anruf von ATR-CEO Markolf Heimann reinkam, war ich dennoch sofort ganz Ohr: Die Dartzeel seien nun so weit, hieß es, man lade wieder in die Villa Belvedere. Natürlich würden wir nicht nochmal eine Reise durch halb Deutschland auf uns nehmen, um eine weitere inkrementelle Verbesserung zu erleben – der eigentliche Anlass ist die Reference Ultime Two, das kleinste der vier Modelle der Reference-Serie, das laut Prospekt die klanglichen Meriten ihrer größeren Schwestern in ein kompakteres, leichter in Wohnräume zu integrierendes Format packen soll – alles relativ, versteht sich: „Klein“ heißt in diesem Fall „nur“ schulterhoch, und man sollte auch nicht den Fehler begehen, die Vollaluminiumkonstruktion der Ultime mit Leichtbau in Verbindung zu bringen. Immerhin besitzt Aluminium – auch wenn es unter Metallen als leicht durchgeht – in etwa die vierfache Dichte eines typischen Holzwerkstoffes. Die Kolosse bringen denn auch satte 230 Kilo pro Stück auf die Waage. An sich hätten wir natürlich gerne den Spieß umgedreht und das Setup einige Tage oder Wochen oder auch Monate bei uns im Hörraum wohnen lassen, doch angesichts der physischen Eckdaten sollte klar sein, wieso es allen Beteiligten einfacher schien, statt der Testgeräte einfach die Tester selbst zu bewegen.

Absolute Stille für besten Klang

Stenheim Reference Ultime Two
Die beeindruckende Armierung macht klar, dass Stenheim bei der Gehäusekonstruktion Nägel mit Köpfen macht. Das Rahmenwerk hält insgesamt sechs voneinander abgetrennte Kammern zusammen: eine für jeden Treiber sowie eine sechste, die die Frequenzweiche beherbergt.

Die Materialwahl kommt freilich nicht von ungefähr – bekanntlich sollen bei einem Lautsprecher ja nur die Treiber singen. Das Gehäuse kann daher im Grunde gar nicht akustisch tot genug sein – was gerade bei einem Lautsprecher vom Format einer Reference Ultime Two, deren Seitenteile jeweils einen dreiviertel Quadratmeter messen, Entwickler vor echte Herausforderungen stellt. Mit seiner vergleichsweise hohen Masse, hervorragender Steifigkeit und auch guten Dämpfungseigenschaften bringt Aluminium beste Eigenschaften mit. Doch mit einer einfachen Vollmetallkiste gibt sich Jean-Pascal Panchard nicht zufrieden: Jeder der insgesamt fünf Treiber besitzt sein eigenes Gehäuse – auch um die anderen über das angeschlossene Luftvolumen nicht zu beeinflussen –, ein sechstes beherbergt die Frequenzweiche, bei der neben dem Frequenzgang auch besonders auf einen kohärenten Phasengang Wert gelegt wurde. Zusammengehalten wird das Ganze von einer massiven Armierung ebenfalls aus Aluminiumprofilen. Und als ob das alles nicht genug wäre, wurden an den Seitenpaneelen und der Rückwand Constrained-Layer-Damping-Techniken eingesetzt. Den durch die Treiberarbeit verursachten Vibrationen lassen sich damit effektiv die Zügel anziehen, ohne sich dabei auf exzessive Wandstärken oder kubikmeterweise Dämmaterial verlassen zu müssen. Letztlich kommt so ein Gehäuse heraus, das trotz eines hohen effektiven Innenvolumens hervorragend ruhiggestellt ist.

Die Entwickler wussten auch genau, wieso sie den ganzen Aufwand treiben, schließlich geht es bei Stenheim nicht nur um die akkurate Reproduktion des Signals – das bekommen viele Lautsprecher ziemlich gut hin, doch nur wenige sind in der Lage, die Dynamik eines – gerne auch unverstärkten – Konzertes glaubhaft ins Wohnzimmer zu transportieren. Stenheim stemmt sich gegen diesen Stand der Dinge und legt demnach besonders großen Wert auf Dynamikreserven im Überfluss. Bei der Ultime Two manifestiert sich das in Gestalt von zwei 30-Zentimeter-Papierbässen sowie zwei 17er-Mitteltönern gleicher Machart, die sich symmetrisch auf der Schallwand verteilen. Wie bei Stenheim üblich, kommt bei allen Konustreibern die ebenso ungewöhnliche wie markante doppelt gefaltete Textilsicke zum Einsatz, wodurch die Chassis besonders zackig ansprechen sollen. Dank des Zusammenspiels aus Gehäusevolumen und Membranfläche kommt das Design völlig ohne Hornvorsätze aus und kann dennoch mit einer Empfindlichkeit von stattlichen 95 Dezibel aufwarten.

Stenheim Reference Ultime Two
Die fünf Treiber sind vollständig achsensymmetrisch angeordnet. Dabei ist der Abstand zwischen der Hochtonkalotte und den beiden Mitteltönern auffällig gering, was ein besonders gleichmäßiges Rundstrahlverhalten begünstigt. Der massive Aufbau sorgt zudem dafür, dass auch bei hohen Pegeln wirklich nur die Treiber zu hören sind.

Vom Detail …

Ich bin ja an sich eher der 80-dB-Typ, also lasse ich es erst mal langsam angehen. Bevor es überhaupt losgeht, wiederholt sich aber zunächst das Spielchen, bei dem sich der Tester statt der Testgeräte bewegt: Mit einer bunten Mischung an Stücken lote ich zunächst einmal die Bassbalance aus. Man hat sich bei der Aufstellung reichlich Zeit genommen, wie es sich für einen Lautsprecher dieses Kalibers gehört, doch auch wenn alles passt, schieben die 30er-Bässe so viel Tieftonenergie in den Raum, dass die Hörposition entlang der Längsachse des Raumes hier einen beträchtlichen Unterschied macht. Ich merke auch schnell, dass eine gewisse Mindestentfernung zu den Lautsprechern nötig ist – zu nah, und die Bühne fügt sich nicht richtig zusammen, scheint sich in der Tiefe nach oben aufzubauen. Bei einem Schallwandler dieser Größe ist das freilich kaum überraschend.

Was mich dann trotz allem doch verblüfft, sind die schieren Ausmaße der Abbildung. Habe ich erst einmal meinen Lieblingssitzplatz gefunden, lege ich Sufjan Stevens’ „For The Widows In Paradise, For The Fatherless in Ypsilanti“ von seinem Album Michigan ein. Mit den beiden Banjos, den präzise platzierten Stimmen von Stevens und Elin Smith, dem Chor und der weit hinten hineingemischten Trompete, die mit mächtiger Hallaufpolsterung wie ein viel größeres Instrument wirkt, bietet sich das Lied hervorragend zum Abstecken der Bühnenmaße an. Und mein erster Eindruck hat mich nicht getäuscht: Die Reference Ultime Two spielen hier eher „larger than life“ auf, füllen den Raum mit einer opulenten Atmosphäre, großzügig dimensioniert, jedoch ohne ins Unglaubwürdige zu kippen. Dennoch blasen sie eben nicht einfach alles wahllos auf. Gerade die trocken abgemischten Hauptstimmen und Banjos sitzen wie festgenagelt an ihren Positionen und lassen sich bis ins letzte Detail durchhören – der Informationsgehalt, der hier zum Vorschein kommt, ist nicht nur in Bezug auf das massige Erscheinungsbild bemerkenswert.

Stenheim Reference Ultime Two

Im zweiten Satz von Rimski-Korsakows Sheherazade („The Story of the Calendar Prince“) kann ich die Positionen von Sologeige, Fagott und Oboe exakt im Raum verorten, und auch tonal ist alles bestens im Lot. Als nicht besonders klassikaffiner Hörer gebe ich offen zu, dass es mir bisweilen schwerfällt, Holzbläser am Timbre voneinander zu unterscheiden. Hier ist allerdings alles vollkommen klar, ich muss gar nicht groß die Ohren spitzen; auch das Klarinettensolo etwas später in diesem Satz gibt keinerlei Rätsel auf. Vor allem aber wirft das Schweizer Gespann dynamische Kontraste in den Raum, wie ich sie selten gehört habe. Und zwar nicht nur über Momente hinweg, sondern auch im Großen: Die Art, wie sich das Stück vom zarten Beginn allmählich bis hin zu den fulminanten Blechbläserstürmen aufbaut, verlangt einem Wiedergabesystem das Äußerste ab. Die Ultime Two wirft alles so mühelos in den Raum und baut einen derartigen akustischen Höhenunterschied zwischen den Passagen auf, dass es einen im Sessel zusammensinken lässt.

… ins Grobe

Radikaler Programmwechsel: Ken Ishii, „Moved by Air“ (Jelly Tones): experimentelle elektronische Musik aus dem Japan der 90er. Das recht ruhige, aber sonor perkussive Stück wird von einer beträchtlichen Anzahl teils gesampelter, teils synthetischer Trommeln ebenso getragen wie von Bassinstrumenten, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Und während ich es genieße, wie locker sich der Druck im Raum aufbaut und das dichte Tief- und Grundtongewusel dennoch jederzeit stets pieksauber durchdefiniert bleibt, kommt ATR-Mitarbeiter Peter Laitenberger in den Raum und weist mich darauf hin, dass die Ultime Two auch richtig Pegel können. Höre ich etwa zu leise? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich meine üblichen 80 Dezibel zumindest zeitweise deutlich überschritten habe.

Bildergalerie
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Aber ja, der Vollständigkeit halber darf ein Belastungstest nicht fehlen. Ich greife hierfür aber doch wieder zu klassischem Material: Camille Saint-Saëns’ Dritte in c-Moll, zweiter Satz. „Das könnte jetzt unbequem werden“, denke ich mir, als ich die „Pleasure Control“, gemeinhin als Lautstärkeregler bekannt, an der Dartzeel-Vorstufe Stück für Stück immer weiter nach oben stelle – doch meine Befürchtung will und will sich nicht bewahrheiten. Der Schalldruck wird allmählich spürbar, doch anstrengend ist hier rein gar nichts. Ich blicke zu den Lautsprechern, und es kommt mir ein bisschen so vor, als könnte ich in den bogenförmigen Lichtreflexionen in den Tieftönermembranen so etwas wie ein süffisantes Lächeln erkennen. Und wie ich so darüber staune, wie geschmeidig und unangestrengt diese Brachialpegel in den Raum fließen, spüre ich einen gewissen Wellengang unter dem Sofa – was ich als Duell zwischen mir und den Schallwandlern missverstanden habe, war wohl mehr eines zwischen Letzteren und der strukturellen Integrität des Gebäudes. Ich breche das Experiment an dieser Stelle ab, weil mir am Erhalt der Villa ebenso gelegen ist wie an meinem Hörvermögen. Ich verweile noch ein wenig in einer gewissen Schockstarre auf dem Sofa lümmelnd und denke an die „390“ zurück, die kurzzeitig auf dem Wattmeter der Endstufen aufgetaucht ist. Wie ging das noch? 95 dB mal (102 durch logirgendwas) … ach, was weiß ich, das Ergebnis sind jedenfalls viel zu viele Dezibel.

Nachdem ich mich wieder gefasst habe, gehe ich in die Küche und treffe dort auf meinen Kollegen Ralf Wolff-Boenisch und Peter Laitenberger, die mich leicht entsetzt anschauen – auch bei ihnen habe der Boden gewackelt. Ich kann an dieser Stelle nur Laitenberger die Schuld an diesem Vorfall geben. Doch so beeindruckend das Schalldruckspielchen auch war, die Pegelreserven sind freilich nur von sekundärem Interesse, sind letztlich nur Mittel zum Zweck – und dieser ist, Musik nicht nur tonal und räumlich, sondern auch dynamisch glaubhaft in den Hörraum zu stellen. Und das gelingt den Stenheim Reference Ultime Two wie kaum einem anderen Schallwandler.

Stenheim Reference Ultime Two

Info

Lautsprecher Stenheim Reference Ultime Two

Konzept: passiver 3-Wege-Standlautsprecher
Bestückung: 25-mm-Hochtöner, 2 x 17-cm-Mitteltöner, 2 x 30-cm-Tieftöner
Frequenzgang: 25 Hz bis 35 kHz
Nennimpedanz: 4 Ω
Empfindlichkeit: 95 dB
Belastbarkeit: 400 W RMS, 800 W Peak
Besonderheiten: Aluminiumgehäuse, doppelt gefaltete Textilsicken an den Mittel- und Tieftönern, sechs separate Gehäusekammern (eine für jeden Treiber, eine für die Frequenzweiche), Pegelanpassung für Hoch-, Mittel- und Tiefton per Jumper am Anschlussterminal
Ausführungen: Hellgrau, Dunkelgrau; auf Wunsch Schwarz, Elfenbein, Mocca; Front und Rücken grundsätzlich Schwarz
Maße (B/H/T): 36,8/153,5/50,5 cm
Gewicht: 231 kg
Garantiezeit: 5 Jahre
Paarpreis: um 180 000 €

Kontakt

ATR – Audio-Trade Hi-Fi Vertriebsgesellschaft mbH

Schenkendorfstraße 29
45472 Mülheim an der Ruhr
Telefon +49 208-882 66 0

www.audiotra.de

Mitspieler

CD-Player: ATC CD2
Plattenspieler: Thiele TT-01 mit Tonarm TA-01
Streamer: Waversa WDAC 3T
Vorverstärker: Dartzeel NHB-18NS
Endverstärker: Dartzeel NHB-108, Dartzeel NHB-468 Monoblöcke
Rack: Solidsteel

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